100 Traumhäuser. Wolfgang Bachmann
mit lauter unterschiedlichen Einfamilienhäusern. Ausgangspunkt für den Entwurf war die Idee, das gesamte Grundstück, auch die Außenräume, mit einer Bebauung zu definieren, die gesamte Parzelle also in das Architekturkonzept einzubeziehen.
Das ganz an die Nordkante gerückte Haus reicht dadurch scheinbar ringsum bis an die Grundstücksgrenzen. Dies wurde erreicht mit unterschiedlich hohen Gartenmauern, die die vom Rasterformat der Schaltafeln gezeichneten Betonfassaden als Polygon fortsetzen. Von außen sieht es aus, als faltete sich diese labyrinthisch geknickte Einfriedung schließlich zu einem kompakten schiefwinkligen Baukörper. Er verformt sich gemäß den gewünschten Bezügen zur Landschaft. Die innen von breiten Fensterzargen gerahmten „Durchbrüche“ in den zweischaligen, kerngedämmten Betonwänden orientieren sich zu den Alpengipfeln.
Besucher betreten das Haus über einen kurzen Wohnweg in einer Nische an der Nordseite, die Familie über den Eingang beim Carport. Hinter der Diele empfangen auf gleichem Niveau die Küche und der Essplatz mit einer langen Bank, deren Rückenlehne ist die betonierte Podestkante des höher gelegenen Wohnraums.
In Gegenrichtung erschließen einige Stufen eine Arbeitsbühne, die vom Elternzimmer mit eigenem Bad flankiert wird. Dieses Zwischengeschoss reicht bereits bis unter das Dach, von hier bieten sich „Sichtkorridore“ durch das Haus. Der weitere Treppenlauf endet auf einer Spielfläche vor den beiden Kinderzimmern, die sich ein zweites Bad teilen.
Innen und außen zeigt sich der Sichtbeton unverputzt. Seine plastischen Eigenschaften ermöglichten die Ausführung der vielfältigen dreidimensionalen Details. Der Beton inspirierte die Architekten zu Form und Maßstab des Gebäudes. Die Inneneinrichtung wurde in Eichenholz ausgeführt, um eine wohnlich-häusliche Dimension zu erreichen.
Zur Wärmeerzeugung für Heizung und Warmwasser reichen ein Pelletofen und einige Quadratmeter Sonnenkollektoren. Hinzu kommt eine mechanische Lüftung.
Oben links: Die Fensterzargen sind innen mit einem Stufenfalz angeschlagen, das verhindert Wärmebrücken und lässt das Haus von außen massiv und monolithisch erscheinen.
Oben rechts: Die Split-Level-Bauweise spart Verkehrsfläche. Der plastisch zu modellierende Beton inspirierte zu der „Wohnhöhle“ mit ihren vielfältigen Raumbeziehungen.
Unten links: Abweisend und bergend: Die Mauer sorgt für Geborgenheit im Hof. Die Fassade ist von den Schaltafeln wie mit Paketschnüren gezeichnet.
Unten rechts: Küche und Essplatz liegen auf einem Niveau, die Rückenlehne der Sitzbank stößt an die Kante des höher gelegenen Wohnraums.
LAGEPLAN
OBERGESCHOSS
ERDGESCHOSS
MASSSTAB M 1:400
1ZUGANG
2BAD/WC
3KOCHEN/ESSEN
4WOHNEN
5ARBEITEN
6ELTERN
7KIND
8SPIELEN
9CARPORT
10SITZPLATZ
SCHNITT
Standort: Conthey (CH)
Planungsbüro: savioz fabrizzi architectes
Anzahl der Bewohner:
4
Wohnfläche (m2):
210
Grundstücksgröße (m2):
759
Zusätzliche Nutzfläche (m2): 400
Heizwärmebedarf: 47, 8 kWh/m2a
Energiestandard: SIA 380/1 2009
Fertigstellung: 2014
Ein klassisches Steinhaus
„Gute Architektur macht viel Arbeit“, resümieren Petra und Paul Kahlfeldt ihre in Proportion und Erscheinungsbild stets klassischen Bauten.
Ein Haus, dessen Grundrisse sich wie ein Ornament einprägen. Und als Bekenntnis gelten, dass es in der Baukunst keinen Fortschritt geben kann, sondern nur eine Entwicklung unseres Denkens. So steht dieses Anwesen als Manifest gegen die zufällige Pluralität der Gegenwartsarchitektur, die von immer neuen Theorien gestützt wird und durch das Talent der Ingenieure Halt findet.
Dieses Haus wurde mit einer zweischaligen Fassade gebaut. Die äußere Hülle ist aus 14 Zentimeter dicken Crailsheimer Muschelkalk-Steinen geschichtet. Sie ist selbsttragend, lagert auf einem eigenen Fundament und wird nur am Dachrand gesichert. Nach einer dünnen Luftschicht folgt eine Foamglas-Dämmung, das tragende Mauerwerk ist aus Kalksandsteinen errichtet. In die Öffnungen sind Eichenholzfenster oder -türen eingesetzt, oder sie sind als blinde Vertiefungen verschlossen und rhythmisieren die Fassade. Alle gliedernden Profile und Gesimse sind aus dem Block gearbeitet und bilden so ein homogenes Materialgefüge. Die ruhige Textur des Muschelkalks verbindet die Teile zu einem Ganzen von strenger, herber Einfachheit.
Zum Garten löst sich das Volumen in Stützen und Balken auf; sie bilden Loggien, Terrassen, Balkone oder umschreiben großzügig verglaste Räume. Jedes Material übernimmt die Funktion, die es leisten kann. Das geneigte Dach aus Eifel-Schiefer endet an den seitlichen Terrassen, hier setzt sich die Schräge als senkrechte Außenwand fort, sodass die Gartenfront dreigeschossig erscheint. Auf dem Flachdach liegen Solarkollektoren, außerdem ist zeitgenössische Energiespartechnik installiert, die Fußbodenheizung und Kühldecken versorgt.
Den Haupteingang markiert ein Portal mit kantigen Pfeilern und schwerem Architrav. Außerdem gibt es an den Schmalseiten jeweils einen Zugang für die Anlieferung und zum Garten. Gleichartige Räume, die sich emblematisch um eine zentrale Halle ordnen, stehen als Salons für das gesellschaftliche Leben zur Verfügung. Im Obergeschoss liegen Schlafräume mit Ankleiden und Bädern.
Oben: In der Gartenansicht löst sich das schatullenartige Gebäude in offene Strukturen auf. Balkone, Terrassen und Loggien nähern sich dem von großen Bäumen gesäumten Garten.
Unten links: Die Eingangsseite wirkt hermetisch. Die Öffnungen lassen ihre Bedeutung deutlich erkennen.
Unten rechts: Wohnhalle mit Sitzgruppe zum Garten: Das Erdgeschoss verfügt über Aufenthaltsräume, für die das altmodische Wort „Salon“ wieder angebracht ist.
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