100 Traumhäuser. Wolfgang Bachmann

100 Traumhäuser - Wolfgang Bachmann


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       Wohnfläche (m2):

      85–170

       Grundstücksgröße (m2):

      5.000

       Bauweise: Massivbauweise, Beton, Holzbauweise

       Fertigstellung: 2017

      Haus mit Seeblick

      Form follows function und feiert den Ausblick.

      Stephan Rauch gehört zu den jüngeren Architekten in diesem Buch: Er gewann den BDA-Architekturpreis „max40 Junge Architekten 2016“ und ist momentan nominiert für den DAM Preis 2021. Zwei Häuser des Architekten, der während seiner Studienzeit drei Jahre als Journalist beim Bayerischen Fernsehen – vor allem bei der Serie „Traumhäuser“ – arbeitete, wurden für „100 Traumhäuser“ ausgewählt. Dies hier liegt in Wartaweil, einem der insgesamt sechs Ortsteile von Herrsching, etwa 40 Kilometer südwestlich von München am Ammersee unterhalb des Klosters Andechs. Das schmale, sich Richtung See aufweitende Grundstück liegt am Hang. Schon die Organisation der Baustelle forderte alle am Bau Beteiligten heraus. Das Baufeld war durch den Bebauungsplan vorgegeben und ließ keinen Gestaltungsspielraum. Fest stand zudem, dass die Bauherren – natürlich – den See im Blick behalten wollten. Stephan Rauch entwickelte einen längs geteilten Baukörper mit einer schmalen Nutzspange im Norden und einer Wohnspange im Süden, der sich von Ost nach West zum See streckt. Das Hanggefälle fängt das Gebäude durch drei jeweils einen halben Meter versetzte Bodenstufen auf. Die Dachscheibe verbleibt auf einer Höhe, die Räume staffeln sich daher und erreichen ihren „Höhepunkt“ im großzügig aufgeglasten Wohnzimmer. Doch selbst vom Schlafzimmer aus fällt der Blick auf den See: Es ist durch eine Glaswand, die bei Bedarf durch einen Vorhang geschlossen werden kann, von der in der Mitte des Hauses liegenden Küche getrennt, die offen in den Wohnraum übergeht. Die gesamte Länge des Hauses bleibt dadurch erlebbar. Ein durchgehendes Einbaumöbel teilt in Nord- und Südbereich. Es funktioniert als Schrank, Regal, Wand oder Durchgang und sorgt für ausreichend Stauräume, sodass das schlichte, kompakte Haus nicht nur außen, sondern auch innen schön aufgeräumt wirkt.

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       Oben: Das in Holzständerbauweise gefertigte Gebäude wurde mit zweifach schwarz lasierter Nut-Federbrettschalung verkleidet.

       Unten links: Das hölzerne Einbaumöbel verläuft von Ost nach West und trennt in Nord und Süd. Es ist Wand, Schrank, Regal und Durchgang.

       Unten rechts: Selbst vom Bett fällt der Blick auf den See: Die Schlafzimmerwand besteht aus Glas. Bei Bedarf kann sie mit einem Vorhang geschlossen werden.

       LAGEPLAN

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       ERDGESCHOSS

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       MASSSTAB M 1:400

       1EINGANG

       2CARPORT

       3SCHLAFEN

       4KOCHEN/ESSEN

       5WOHNEN

       6ARBEITEN

       7BAD

       8WERKEN

       9WC

       10TECHNIK

       LÄNGSSCHNITT

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       Standort: Herrsching am Ammersee

       Planungsbüro: studioRAUCH

       Anzahl der Bewohner:

      2–3

       Wohnfläche (m2):

      136

       Grundstücksgröße (m2):

      2.729

       Zusätzliche Nutzfläche (m2): 4

       Bauweise: Holzständerbauweise auf massiver Bodenplatte

       Energiestandard: EnEV

       Fertigstellung: 2016

      Kunst im Bau

      Einfachheit ist kein konstruierter Minimalismus, der auf komplexen Details beruht, sondern Wertigkeit.

      Die Vita des Künstlers Leo Schötz lautet komprimiert: „Geboren 1963 in Bad Kötzting, Studium der Kunstgeschichte an der Universität Regensburg, Studium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Heinz Butz und Prof. Horst Sauerbruch, 1991 mit Staatsexamen abgeschlossen. 2015/2016 Atelierneubau im Bayerischen Wald.“ Der Bayerische Wald meint hier ein Wiesengrundstück zwischen Pulling und Blaibach. Die Bedingungen für eine gedeihende Baukultur scheinen dort ausgesprochen gut zu sein. Der kleine Ort Blaibach ist durch das von Peter Haimerl gebaute Konzerthaus auch jenseits von Niederbayern ein Begriff. Für den Neubau des Atelier- und Wohngebäudes für Leo Schötz allerdings zeichnen Stephan und Nina Fabi aus Regensburg verantwortlich, zwei frühere Künstlerateliers des Büros waren dem Maler bekannt. Wiese, Wald, der Fluss Regen und eine Straße waren mit ihren linearen geografischen Strukturen formgebend für den schmalen, langgestreckten Baukörper mit 27 Metern Länge und 7,50 Metern Breite. Sein Satteldach verdankt er der Bautradition. Vom hohen architektonischen Anspruch kündet die rostrote Haut aus Cortenstahl, die den Baukörper überzieht, vom Dach bis über die Fassaden. Rau ist auch der Charme, den das Haus im Inneren entwickelt. Eiche wurde mit Rohstahl und Grobspanplatten mit Sichtbetonwänden, -decken und partiell auch Betonböden kombiniert. Vieles davon wurde in Eigenleistung erbracht, denn das Budget war so klein, dass die Architekten anfangs Bedenken hatten, überhaupt ein entsprechendes Haus realisieren zu können. Der Besucher wird über einen Fußweg zum Gebäude geleitet, der zum rückwärtig gelegenen Eingang führt. Von dort erreicht er das Atelier, vorbei an einer eingestellten Funktionsbox, die die Garderobe, das WC, Teeküche und Bilderlager birgt. Auf der Ostseite schließt sich der Wohn- und Gästebereich des Malers an. Der zweigeschossige Hauptraum für Kochen, Essen und Wohnen bildet das Zentrum, dahinter befinden sich Schlafraum und Bad. Die Galerie im Obergeschoss wird zum Brückenschlag zwischen Arbeiten und Wohnen.

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       Von wegen Provinz: Die Gemeinde Blaibach und das Landratsamt Cham kennen, schätzen und fördern den Wert qualitativ hochwertiger Architektur.

       Als Künstler war der Bauherr ein vollwertiges Mitglied des Entwurfsteams. Er brachte sich ein, baute Modelle und arbeitete mit Schülern. Vieles wurde in Eigenleistung gefertigt. Die Details wurden daher auf das handwerkliche Können des Bauherrn und seiner Helfer abgestimmt.

       Unten: Eiche, Rohstahl, Sichtbeton und Grobspanplatten in den Innenräumen entsprechen dem authentisch-rauen Charakter der Außenhaut.

       LAGEPLAN

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