Vom klugen Umgang mit Gefühlen. Heinz-Peter Röhr
Soll ich mit der Seilbahn auf den Berg fahren? (Eigentlich traue ich mich nicht, ich seh das Ding schon abstürzen.)
Soll ich mit dem Vorgesetzten über einen höheren Lohn verhandeln? (Welche alten Ängste halten mich davon ab?)
Soll ich mich trauen, eine Rede zu halten? (Habe ich Angst, nicht zu genügen?)
Ich habe Angst im Gewitter …
In vielen Menschen existieren destruktive, geheime Programme (siehe den entsprechenden Abschnitt in Kapitel 7 »Das Selbstwertgefühl / Selbstwertanalyse«), dies bedeutet, dass sie Opfer bestimmter Glaubenssätze sind. Die Amygdala sendet Signale, die einschränken oder blockieren.
Während der Kindheit von Frau L. herrschten große Geldsorgen. So gab es z. B. nur Kleidung aus zweiter Hand. Als erwachsene Frau hat sich ihre materielle Situation stark verbessert, trotzdem verspürt sie eine große Hemmschwelle, wenn es darum geht, sich selbst etwas zu gönnen, und fühlt sich seltsam blockiert. Neue Kleidung muss sie erst einmal eine Zeit lang weglegen, bevor sie sich traut, sie anzuziehen. Offensichtlich spielt ihr die Amygdala einen Streich, da sie an alten Mustern festhält. Mithilfe von Amygdala-Klärung verstand Frau L., dass sie die alten Programmierungen hinter sich lassen darf.
Wer Ängste erlebt, nimmt sie auf seine Weise wahr, und zunächst spielt es für Betroffene keine Rolle, ob es sich um eine reale Gefahr handelt oder um Relikte aus einer anderen Zeit. Die Angst ist dominant und wird als Belastung empfunden. Das Problem kann wie beschrieben mit Amygdala-Klärung bearbeitet werden. Viele werden sich, insbesondere zu Beginn der Übungen, selbst die Frage stellen: Was soll ich glauben, ist die Angst berechtigt oder nicht? Ist die Situation wirklich gefährlich oder nicht? An dieser Stelle kann nur der logische, nüchterne Menschenverstand helfen. Die bekannten Denkmuster sind dominant und lassen sich eventuell nicht so schnell beiseitewischen.
Dazu der aus meiner Sicht wichtigste Hinweis: Bei der Klärung darf man sich helfen lassen! Freunde, Verwandte, Kolleginnen und auch Therapeuten/Therapeutinnen können beim Erforschen der destruktiven Muster wichtige Hinweise liefern. Oft haben sie die nötige Distanz, die zu einer realistischen Einschätzung erforderlich ist. Wer beginnt, mit Amygdala-Klärung zu arbeiten, spürt, dass es funktioniert, Ängste werden zunehmend besser bewältigt. Dies hat einen sich selbst verstärkenden Effekt, der zu mehr Selbstsicherheit führt. Die Blockaden aus der Kindheit werden nicht nur überwunden, sondern verschwinden meist dauerhaft.
Das erfolgreichste Rezept gegen unrealistische Ängste ist: Genau das zu tun, wovor man Angst hat.
Wenn dies erledigt ist, stellt sich Erleichterung ein. Man darf jetzt mit Recht stolz auf sich sein. Unsere technisierte Welt ist arm an Abenteuern. Die Bewältigung von Ängsten kann ein kostenloser Nervenkitzel und ein Abenteuer sein. Wer seine Ängste besiegt, verschafft sich ein Plus an emotionaler Stabilität. Mit Amygdala-Klärung kann die soziale Kompetenz eines Menschen deutlich verbessert werden. Viele alltägliche Ängste sind völlig überflüssig. Wer beginnt, mit dieser Methode zu arbeiten und sich traut, auf seine Ängste zuzugehen, zunächst auf die weniger starken, später dann auch auf stärkere Ängste zuzugehen, wird tatsächlich mutiger und selbstsicherer, weil er weiß, dass es lediglich die Amygdala ist, die ihm einen Streich spielt.
Die Amygdala reagiert bei jedem Menschen anders. Es ist also sinnvoll, die eigenen typischen Reaktionen zu kennen. Die Frage lautet, wann und wo, in welchen Situationen spielt mir die Amygdala einen Streich? Es ist sinnvoll, sich im Alltag nur für diese Frage zu öffnen. Mit Sicherheit sind es wiederkehrende Situationen, die auffallen. Wenn eine Situation verpasst wurde, ist das nicht weiter schlimm, denn sie wird wieder eintreten. Es ist davon auszugehen, dass die Amygdala uns viel häufiger einen Streich spielt, als uns dies bewusst ist. Auf diese Weise wird das Selbstbewusstsein gestärkt: Ich bin mir meiner selbst bewusst, weil ich die typischen Reaktionen meiner Amygdala besser verstehe und kenne! Nichts wird schneller verdrängt und vergessen als unliebsame Wahrheiten über das eigene Verhalten. Daher ist es hilfreich, die typischen Situationen schriftlich festzuhalten:
Welcher Ärger bringt mich immer wieder auf die Palme?
Welche Person ist ein rotes Tuch für mich?
Welchen Ängsten begegne ich immer wieder?
Welche Themen verursachen starke Gefühle?
Welcher Neid stellt sich immer wieder ein?
Welches geheime Programm meldet sich immer wieder?
Leide ich immer wieder unter unrealistischen Schuldgefühlen?!Wenn Sie mithilfe von Amygdala-Klärung eine Situation gut bewältigt haben, schildern Sie mir diese gerne unter www.hproehr.com. Indem Sie die Situation aufschreiben, gewinnt sie an Tiefe, das wird Ihnen helfen, in ähnlichen Situationen geschickt zu reagieren. Ich werde möglichst viele Beispiele sammeln und, natürlich anonymisiert, zur Hilfestellung veröffentlichen. Das Ziel ist, sich selbst und anderen zu helfen.
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