Craving Rose. Nicole Jacquelyn

Craving Rose - Nicole Jacquelyn


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kannte diese Straßen. Ich hatte auf ihnen fahren gelernt. Ich drückte das Gaspedal ganz durch und verringerte die Geschwindigkeit kaum, als ich um die erste Ecke bog. Die Reifen quietschten, als ich das Auto geraderichtete, aber ich wurde nicht langsamer.

      Meine Hände rutschten über das Lenkrad. Sie waren glitschig von dem Blut, das meinen Arm herunterlief. Ich blinzelte gegen den Schweiß und die Tränen an, die in meinen Augen brannten. Ich beugte mich vor und nahm die nächste Kurve zu schnell, trat aber trotzdem nicht auf die Bremse. Ich schleuderte etwas, fuhr dennoch weiter. Ich sah nach beiden Seiten und überfuhr erst ein Stoppschild, dann ein weiteres.

      „Oh, Gott“, betete ich und wünschte mir, dass das Auto schneller fahren könnte. „Bitte. Bitte.“

      Jede Sekunde, die es dauerte, zum Anwesen zu kommen, war pure Qual, und als ich die vertraute Abzweigung und das Tor sah, das die Zufahrt versperrte, schluchzte ich vor Erleichterung. Ich war fast da.

      Ich glitt auf den Kiesweg und sah die Anwärter, die das Tor bewachten, kaum an, bevor ich durch es hindurchbrach. Der große Riegel krachte auf die Windschutzscheibe, als das ganze Tor gegen das Auto flog. Es blieb einen Moment hängen, bevor es vom Auto gerissen wurde. Innerhalb von Sekunden war ich auf dem Vorhof, stellte die Gangschaltung auf Parken und fiel aus dem Auto.

      „Was zur Hölle?“, schrie jemand, und eine Welle von Männern flutete auf mich zu.

      „Rose?“, schrie mein Vater mit dröhnender Stimme und rannte auf mich zu. „Gott sei Dank!“

      „Daddy!“, rief ich und stolperte auf ihn zu.

      „Ich habe dich“, sagte er, als er mich erreichte und mich eng an sich zog. „Es ist alles in Ordnung. Ich habe dich.“

      „Ich habe ihn dagelassen“, schluchzte ich. Das Gewicht dieser Wahrheit war so schwer, dass ich es kaum ertragen konnte. „Wir müssen zurück. Wir müssen jetzt fahren.“

      Kapitel 1

       Rose

      Ich stand an der Arbeitsplatte und beobachtete, wie der Mann, den ich liebte, einen Rucksack voll Kleidung auf seine Schulter schob.

      „Du hast gesagt, dass du mich liebst“, brachte ich erstickt hervor und starrte Copper verwirrt an. „Was tust du?“

      „Ich liebe dich ja auch.“

      „Nein, tust du nicht.“

      „Doch.“

      Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. „Das tut man einem Menschen, den man liebt, nicht an. Man macht nicht einfach Schluss.“

      „Es funktioniert einfach nicht“, antwortete er und lehnte sich gegen den Türrahmen.

      „Ich weiß, dass wir nicht gut miteinander klargekommen sind, ich …“

      „Wir passen nicht zueinander“, unterbrach er mich ausdruckslos.

      „Das ist Blödsinn“, erwiderte ich. Angst ließ meine Stimme zittern. „Das ist keine echte Liebe. Wenn man eine Verpflichtung eingeht, schlägt man sich durch. Man findet eine Möglichkeit, schwierige Zeiten zu überstehen.“

      „Ich will keine schwierigen Zeiten“, sagte er ausdruckslos. „Das Leben ist einfach zu kurz.“

      „Dann lass uns darüber reden“, stotterte ich. „Wir schaffen es, dass es nicht mehr schwierig ist.“

      „Du bist herablassend“, sagte er frustriert. „Du denkst, dass du besser als alle anderen bist. Du sprichst mit mir, als wäre ich weniger wert als du.“

      „Ich denke nicht, dass du weniger wert bist als ich“, sagte ich erschrocken. Tränen traten in meine Augen.

      „Du zeigst mir die kalte Schulter, wenn du sauer bist. Und wenn ich etwas dazu sage, rührst du mich eine Woche nicht mehr an.“ Er schnaubte. „Ich habe dir gesagt, dass du Sex nicht als Waffe benutzen sollst, doch natürlich weist du mich ab, wenn du wegen irgendetwas sauer bist.“

      „Das ist doch kein Grund“, brachte ich hervor, und meine Wangen wurden heiß. „Das ist ein Mythos, der von Männern aufrechterhalten wird. Frauen möchten, dass man sich auch außerhalb des Betts um sie kümmert, und wenn das nicht passiert, haben sie eben kein Interesse an Sex.“

      „Dreh es, wie immer du willst“, sagte er spöttisch. „Ich habe dir gesagt, dass du diesen Scheiß lassen sollst, und du hast es trotzdem gemacht. Also bin ich hier fertig.“

      „So war das überhaupt nicht“, widersprach ich. Frustration ließ meine Stimme beben.

      „Du bist gemein“, sagte er ausdruckslos. „Du bist ein gemeiner Mensch.“

      „Bitte“, sagte ich und hasste mich für meinen flehenden Ton. Ich war doch nicht gemein, oder? Sarkastisch, ja. Aber gemein? Ich schluckte hart. „Bitte. Wenn du mich liebst, dann können wir das klären.“

      „Es gibt nichts zu klären“, erwiderte er. Er schob die Hände in die Taschen.

      „Ich dachte, wir würden heiraten“, flüsterte ich erbärmlich.

      „Du glaubst wirklich, dass du einen Antrag verdienst?“, fragte er ungläubig. Die Worte waren so schrecklich und schockierend, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.

      „Dann sag nicht, dass du mich liebst. Hör auf, das zu sagen“, sagte ich mit brechender Stimme. Er wandte sich von mir ab. „Denn das tust du nicht.“

      „Sag mir nicht, wie ich mich fühlen soll, zur Hölle“, schnappte er und machte sich nicht einmal die Mühe, mich dabei anzusehen. „Und ich sage, was immer ich will, verflucht.“

      Es wäre einfacher gewesen, wenn er die Tür hinter sich zugeknallt hätte, als er ging. Dann hätte ich mir vormachen können, dass er sich beruhigen und später zurückkommen würde. Das leise Klicken des Türriegels war unendlich schlimmer. Es sagte mir, dass er ganz ruhig war – und mit mir fertig.

      Mir entschlüpfte ein leicht hysterisches Lachen, und ich schlug schnell die Hand über den Mund. Was zur Hölle war gerade passiert? Was war bloß geschehen?

      Himmel, ich dachte, ich würde ihn heiraten.

      Ich schnappte nach Luft, als mir die volle Bedeutung der Situation klar wurde. Er war weg. Und tief in mir wusste ich, dass er nicht zurückkommen würde. Ich stützte mich auf der Arbeitsplatte ab und atmete mühsam durch.

      Ich würde ihn nie wieder berühren können. Ich würde nie wieder aufwachen und ihn neben mir finden. Er würde mich nie wieder über einen Raum hinweg heimlich anlächeln, als dächte er an einen Witz, den nur wir beide kennen. Ich würde nie wieder seine Lieblingsgerichte kochen und etwas über seinen Tag hören. Er würde nie wieder flüstern, dass er mich liebt und mir einen Abschiedskuss geben, bevor er zur Arbeit ging.

      Ich schloss die Augen, als meine Brust sich verengte. Oh, Gott, ich dachte, dass wir heiraten würden, und er mochte mich nicht einmal.

      Ich ließ die Tränen über meine Wangen laufen und auf die Arbeitsplatte tropfen, während ich mich immer wieder eine Idiotin schalt. Wieder einmal hatte ich den Versprechungen von jemandem geglaubt, der mein Vertrauen nicht verdiente, und wieder einmal hatte ich mir die Finger verbrannt.

      Ich hatte gewusst, dass es keine gute Idee war, mich auf ihn einzulassen. Ich hatte gewusst, dass mir wieder das Herz gebrochen werden würde, trotzdem hatte ich mich hineingestürzt. Ich konnte das trügerische ‚sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende’ einfach nicht aufgeben. Es fühlte sich immer so an, als wäre es gerade außerhalb meiner Reichweite.

      Ich stieß mich von der Arbeitsplatte ab und wischte mir die Tränen vom Gesicht. Ich würde nicht zerbrechen. Das würde ich nicht zulassen. Jedenfalls nicht mitten in der Küche.

      Ich nahm die Sachen, die ich auf einen Stuhl gelegt hatte, als Copper seine Bombe platzen ließ, und ging ins Badezimmer,


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