Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband!. Ilka Hauck
dann fällt es mir auf. Ich habe vergessen, mir von meinem Professor ein wichtiges Dokument aushändigen zu lassen. An dem Tag, an dem er es ausgegeben hat, war ich nicht in der Vorlesung, weil ich in der Nacht einen Albtraum hatte und kaum aus den Augen schauen konnte. Mist. Und jetzt sitze ich hier und mir fehlt dieses Papier, ohne das ich die Arbeit nicht erledigen kann. Ich greife nach dem Handy und versuche es erneut bei Jess. Sie muss diese Kopie haben, vielleicht hat sie ihre Arbeit bereits fertig und kann mir die Unterlagen leihen. Wieder die Mailbox. Wo steckt sie nur? Ich überlege kurz, dann beschließe ich, zu ihr hochzugehen und nachzusehen. Bei der Gelegenheit kann ich ihr auch erzählen, dass der Typ gefasst wurde, der die Mädchen überfallen hat. Wenn sie schon schläft oder nicht da ist, habe ich Pech. Ich sprinte die Treppe hoch, betrete das Stockwerk und überlege. Liegt Jessicas Zimmer auf der linken oder der rechten Seite? Ich war erst ein Mal hier und dank meines hervorragenden Orientierungssinnes kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Ich gehe langsam weiter und sehe mich um. Als ein merkwürdiges Geräusch zu mir durchdringt, bleibe ich irritiert stehen. Was war das? Kein Mensch ist auf dem Flur zu sehen, nur dieses eigenartige Geräusch ist erneut zu hören. Ich sehe mich um und bemerke eine Tür, die einen Spalt weit offen steht. Vorsichtig trete ich einen Schritt näher. Dann wird mir klar, was ich da gerade mitbekomme, und ich wende mich verlegen ab. Meine Güte, da hatten es zwei aber eilig. Ich will gerade hastig weitergehen, als ich eine Stimme höre. Mitten in der Bewegung halte ich erschrocken inne. Ob ich will oder nicht, ich muss wie gebannt auf diese Stimme lauschen, denn ich kenne sie. Obwohl ich mich so dagegen gewehrt habe, hat sich dieser Tonfall tief in mein Herz gebrannt. Samtig. Sexy.
Gott, nein! Nein, nein, nein! Nicht er. Ich schnappe nach Luft. Ohne nachzudenken drehe ich mich um, und drücke die Tür ein Stück auf. Ich spähe vorsichtig um die Ecke und mir schießt das Blut in die Wangen. Verdammter Scheißkerl! Ich merke, wie sich meine Hände zu Fäusten ballen. Und obwohl ich es nicht will, starre ich mit hämmerndem Herzen auf das Bild, das sich mir da bietet. Auf Danny und das Mädchen, das offensichtlich dieses Zimmer bewohnt. Ich kenne sie nicht, ist auch nicht nötig. Dafür höre ich sie. Beide. Und sehe sie. Danny liegt auf ihr, in mehr als eindeutiger Position. Sein Adoniskörper schimmert im fahlen Mondlicht, seine Haare sind verwuschelt. Ich fühle, wie mein Hals trocken wird. Das schwarzhaarige Mädchen windet sich unter ihm, krallt sich in seine Schultern. Stößt immer wieder kleine, spitze Schreie aus, während er sie nimmt. Gott, ich muss hier raus, bevor ich auch anfange zu schreien. Oder zu kotzen. Oder beides. Stattdessen bleibe ich wie angewurzelt stehen und starre wie gebannt auf Danny. Seine Bewegungen sind geschmeidig, voller Anmut. Mein Herz hämmert und ich möchte ihn schlagen. Ihn wegzerren von ihr. Dabei weiß ich genau, dass er machen kann, was er will. Dass es mich nichts angeht, weil wir kein Paar sind. Aber Gott, ich dachte …
Ich starre ihn an und es tut weh. Es tut so weh, dass mir übel wird. Ich blinzele, schlucke, versuche, meine zitternden Beine zu beherrschen. Ich atme tief durch, dann endlich schaffe ich es, mich umzudrehen und davonzulaufen. Wie von Teufeln gehetzt renne ich die Treppen hinunter. Knalle meine Zimmertür hinter mir zu und bleibe schwer atmend stehen.
Heiße Tränen schießen mir in die Augen.
„Arschloch.“
Ich drehe mich einmal um mich selbst, dann greife ich mir das nächstbeste Buch, schmeiße es quer durchs Zimmer, sodass es an die Wand knallt.
„Moreno, du dämliches Arschloch.“
Ich wische mir wütend über die Augen. So weit kommt es noch, dass ich wegen dem Wichser heulen werde. Der kann mir so was von den Buckel runterrutschen. Wenn ich jemals drauf und dran war, mich von ihm einwickeln zu lassen, dann ist das jetzt vorbei. Sein blödes Gelaber kann er sich in Zukunft sparen. Der soll mich bloß in Ruhe lassen und sich seinen Betthäschen widmen. Davon hat er ja schließlich mehr als genug. Mir ist das doch scheißegal.
Ich versuche, mir das alles einzureden, doch es klappt nicht. Die Tränen fließen ungehindert weiter und ich lasse mich aufs Bett fallen. Es fühlt sich so falsch an. Als ob er mich betrogen hätte. Dabei hat er das genau genommen gar nicht. Oder doch? Verdammt, Danny, warum? Du hast doch gesagt, du lässt mir die Zeit, die ich brauche. Konntest du echt nicht so lange warten, sondern musstest die nächstbeste Tussi vögeln?
Unruhig erhebe ich mich, trete ans Fenster und starre hinaus in die Dunkelheit. Sehe mein Spiegelbild in der Scheibe. Mein Gesicht sieht unglücklich, enttäuscht und unendlich traurig aus. Meine Augen schwimmen in Tränen und ich höre förmlich die Stimme in meinem Kopf, die flüstert: Habe ich dir nicht gleich gesagt, dass es genau so kommen wird? Was hast du erwartet? Dass dieser Typ sich ernsthaft für dich interessiert? Dich gernhat? Sich vielleicht sogar in dich verliebt? Hast du wirklich geglaubt, ihm vertrauen zu können? Tja, Kleine, du kannst niemandem vertrauen, das hast du doch in jahrelanger schmerzlicher Erfahrung gelernt. Und doch bist du so dumm und glaubst an ein Märchen mit Happy End. Selbst schuld.
Ich hebe die Hand und schlage gegen die Scheibe.
Tränen laufen über meine Wangen, und ich sehe Danny vor mir, wie er dieses Mädchen nimmt. Höre sein Stöhnen. Es vermischt sich mit dem Lächeln auf seinem Gesicht, wenn er mich ansieht. Es tut höllisch weh.
War alles nur eine Lüge? Alles, was er mir gesagt hat? Was wir zusammen erlebt haben? Dieses Wochenende mit ihm, es war so schön, dass ich wirklich dachte, wir könnten eine Chance haben. Ich bin so eine blöde, naive Kuh.
Ich lasse mich wieder aufs Bett fallen, ziehe mir die Decke über den Kopf und versuche, diese Bilder loszuwerden, die sich in meinen Kopf und mein Herz gebrannt haben. Irgendwann bin ich so erschöpft vom Weinen, dass ich einschlafe. Das Letzte, was ich vor mir sehe, sind dunkle Schokoladenaugen, die mich mit einem spöttischen Funkeln ansehen.
27
DANNY
Ich starre an die Decke des Zimmers. Neben mir liegt Sue. Ihr Atem geht heftig. Ich merke, wie ihre Hand nach mir tastet, und weiß, ich sollte sie jetzt in den Arm nehmen. Das sollte ich, denn wir hatten gerade Sex miteinander. Stattdessen richte ich mich auf und angele nach meiner Jeans neben dem Bett. Verflucht, wo sind meine Kippen? Es ist nicht gestattet, auf den Zimmern zu rauchen, aber das interessiert mich gerade einen Scheiß. Endlich finde ich, was ich suche, und zünde mir eine Zigarette an.
„Danny?“
„Hm?“
Sie rutscht näher zu mir, ihre Hand berührt meinen Rücken. Es ist mir unangenehm. Dieser ganze Abend war so was von für die Tonne. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich nehme einen tiefen Zug. Inhaliere das Zeug in meine Lungen.
„Ist alles okay? Willst du was trinken?“
Sue klingt arglos. Nett. Ist sie sicher auch. Ich habe keine Ahnung, ich kenne sie kaum. Mit einer Hand fahre ich mir unruhig durch die Haare.
„Nein, lass mal. Ich muss los.“
Ich weiß, ich bin gerade ein Idiot. Aber ich kann nicht länger hierbleiben.
„Jetzt schon?“
Sie klingt enttäuscht.
„Ja, sorry. Muss noch lernen.“
Sie weiß ebenso gut wie ich, dass ich lüge. Aber sie sagt nichts dazu. Stattdessen lässt sie sich in die Kissen fallen und sieht mich an. Sie ist hübsch. Willig. Und was mache ich? Ich kann nicht schnell genug hier rauskommen.
„Hat es dir nicht gefallen?“
Was? Ernsthaft jetzt? Oh Scheiße, nein. Keine Diskussion über die Qualität des Sexes.
Ich hebe den Kopf und sehe sie an. Mir ist klar, dass ich sie verletze.
„War okay“, sage ich kühl. Sie zuckt zusammen. Das ist sicher nicht das, was sie hören wollte.
„Okay?“, fragt sie gedehnt.
„Klar. Was hast du erwartet?“
Sie geht mir plötzlich tierisch auf die Nerven. Bin ich ihr Freund oder was? Wir kannten uns bis vor ein paar Stunden nicht mal näher. Tun wir im Übrigen immer noch nicht. Ich lehne