NOLA Knights: Hers to Tame. Rhenna Morgan
Soldaten. Kurzes, unordentliches braunes Haar und ein großer, schlaksiger Körper, der zu viele Stunden hinter einem Computer gesessen und vergessen hatte, zu essen. Er war erst fünfundzwanzig gewesen und hatte im Gegensatz zu den meisten seiner Männer eine kindliche Unschuld an sich gehabt. Ein albernes Lächeln zierte normalerweise sein Gesicht, aber heute Nacht war dieses Lächeln verschwunden, sein Mund war schlaff und seine Hülle ohne Leben. „Oder eine Frau als Ablenkung.“
Kevins Laptop stand geöffnet auf dem Schreibtisch, die Vorderkante war exakt horizontal zur Schreibtischkante ausgerichtet.
Seltsam.
Bei Kevin konnte man sich darauf verlassen, dass alles seinen perfekten Platz hatte, doch sein Laptop war niemals außerhalb seiner Reichweite.
Kir drehte sich zu Mikey und Reggie um, die an der Tür warteten. „Wurde etwas bewegt?“
Reggie zuckte mit dem Kopf in Richtung der anderen Seite des Bettes. „Nur das Papier auf dem Boden. Ich habe es runtergeworfen, als ich den Puls gefühlt habe. Alles andere war genauso wie jetzt.“
Kir umrundete das Bett. Dort befand sich ein einfaches Blatt Kopierpapier, das zuvor mehrfach gefaltet gewesen war. Es lag mit der bedruckten Seite auf dem Holzboden. Kir ergriff eine Ecke davon und drehte es um.
Alfonsis Untergang stand als Überschrift am Kopf des Papiers, nur noch getoppt von der namentlichen Erwähnung des Fernsehsenders, der die Bildrechte besaß, und dem Namen der Reporterin, die den Artikel verfasst hatte – Cassie McClintock. Das Foto war ein Schnappschuss von Sergei, der gerade eine Straße in einer Wohngegend entlanglief. Er warf einen Blick über seine Schulter, als ob er geahnt hätte, dass eine Kamera auf ihn gerichtet gewesen war. Die Qualität des Bildes war bestenfalls pixelig, aber das Stirnrunzeln auf Sergeis Gesicht zeigte deutlich, dass er zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht gerade in bester Stimmung gewesen war.
Kir kannte den Artikel sehr gut. Er hatte die dazugehörige Sendung gesehen und Cassies gedruckten Text mehrfach gelesen.
Roman studierte das Papier über Kirs Schulter hinweg. „Eine Nachricht.“
„Scheint so“, erwiderte Kir. „Und noch dazu nicht gerade subtil.“ Er legte das Papier vorsichtig auf den Schreibtisch, zog den Stuhl aus dem Weg und fuhr mit den Fingern über das Mauspad des Laptops, um den Bildschirm zu aktivieren. Sein junger Soldat war einer der enthusiastischsten und kreativsten Hacker gewesen, den er seit langer Zeit gesehen hatte. Kir hatte sogar gegenüber Sergeis Bruder aus Dallas, Knox Torren, angedeutet, dass Kevin ihm irgendwann den Rang ablaufen könnte. Um diese Ansage wahr zu machen, war Kir mehr als bereit gewesen, jeden technischen Wunsch zu finanzieren, den er gehabt hatte. Die einzigen Sachen, die nicht verhandelbar gewesen waren, waren vollständige Kenntnis aller Passwörter, der Infrastruktur und Datenspeicherung.
Mikey trat näher an Roman heran. „Was für eine Nachricht?“
„Jemand weiß, dass wir für Alfonsi verantwortlich sind“, antwortete Roman. „Wer auch immer die sind … sie sind nicht glücklich darüber.“
„Da kommen nicht viele infrage“, murmelte Reggie von der Tür aus.
„Mehr, als du vielleicht denkst.“ Kir überprüfte ein Verzeichnis nach dem nächsten und jedes davon war leer. „Alfonsi hatte einige Nebengeschäfte. Unsere direkte Konkurrenz und die, die er erpresst hat, haben sich sicherlich gefreut, als er verschwunden ist, aber die, die auf seiner Gehaltsliste standen, nicht so sehr.“
„Wonach suchst du?“, fragte Roman.
Er überprüfte das letzte Verzeichnis, verließ die DOS-Eingabeaufforderung und sah seinen alten Freund an. „Wer auch immer hier war, hat nicht nur eine Nachricht hinterlassen. Sie wollten Informationen.“
„Woran erkennst du das?“
„Weil Kevin eine Fehleingabesicherung auf seinem Laptop hatte. Bei mehr als vier falschen Anmeldeversuchen werden alle darauf gespeicherten Daten sowie alle Verbindungen zu unseren freigegebenen Laufwerken zerstört. Auf diesem Gerät befindet sich nichts.“ Neben dem Laptop lag das Foto von Sergei, und der finstere Gesichtsausdruck seines pakhan spiegelte genau in diesem Moment wahrscheinlich Kirs eigenen wider.
Alfonsis Untergang.
Kir konzentrierte sich auf den Namen der Autorin darüber
Cassie McClintock.
Weil er auf den Text vor ihm fokussiert war und seine Gedanken zu kreisen begannen, bemerkte er nicht, dass Roman näher gekommen war, bis dessen Stimme direkt hinter ihm erklang. „Was denkst du?“
Dass er Kevins Mörder nicht schnell genug finden könnte. Dass er, wenn er ihn gefunden hätte, auf grausame Weise dafür bezahlen lassen würde.
Und dass der Tod zwar einen seiner eigenen Leute genommen hatte, aber auch ein Werkzeug geliefert hatte, um Rache zu üben.
Er drehte sich so, dass sich Kevins Leichnam in seine Erinnerung einprägen konnte. Dass der kupferne Biss von so viel Blut sich selbst in seine Lungen einprägte. „Ich denke, der schnellste Weg, um herauszufinden, wer ein Motiv haben könnte, besteht darin, mit der Person zu sprechen, die bereits den Großteil der Vorarbeit geleistet hat.“
Kapitel 4
Was zur Hölle war nur mit ihr los? Es war überhaupt nicht ihre Art, während ihrer Sequenzen zwischen den Wettervorhersagen oder Sportnews zu den Nachrichten so eilig überzuwechseln, aber sie war abgelenkt und das schätzten ihre Kollegen nicht besonders. Es war so schlimm gewesen, dass ihr Redakteur sie beim Verlassen des Sets abgefangen und gefragt hatte, ob irgendetwas nicht mit ihr stimmte.
Auf der positiven Seite hatte er jedoch nicht erwähnt, dass sie drei verschiedene Namen, die sie unzählige Male zuvor richtig ausgesprochen hatte, dieses Mal völlig verhunzt hatte.
Sie ging den Flur entlang zu ihrem Schreibtisch in der Redaktion. Das harte Aufprallen ihrer Absätze zeigte ungefähr so viel Gnade für den befleckten Betonboden, wie sie sich selbst für ihre heutigen Leistung beimaß.
Gott, in der Nachrichtenredaktion war es heute heiß. Wenn sie gewusst hätte, dass es so stickig werden würde, hätte sie auf das eisblaue Kostüm verzichtet und lieber etwas Leichteres gewählt. Und was war das für ein Geruch? Sie hätte schwören können, dass schon wieder jemand über Nacht irgendwo ein Thunfischsandwich liegen gelassen hatte.
Eine übermäßig fröhliche Stimme tönte den Gang entlang. „Hey, Cassie! Warte.“
Fuck!
Fuck! Fuck! Fuck!
So verlockend es war, Lizbet und ihr gefaktes „Lass uns beste Freunde sein“-Getue zu ignorieren, verlangsamte Cassie ihre Schritte, setzte ein professionelles Lächeln auf und drehte sich zu ihr um. „Hey, Mädel. Wie geht’s?“
„Nun ja, ich wollte dich gerade dasselbe fragen.“ Lizbets Lächeln war perfekt – eine ideale Mischung aus Besorgnis und Freundlichkeit –, aber in ihren braunen Augen stand definitiv Kalkül. Sie wurde langsamer, als sie näher kam. „Du hast heute am Set etwas wütend gewirkt. Ist alles okay?“
Ding. Stichelei, die erste.
Cassie winkte ab und kicherte. „Oh ja. Es geht mir gut. Ich war nur ein wenig abgelenkt. Es gibt eine neue Story, an der ich arbeite, und mir sind einige frische Ansätze dazu durch den Kopf gegangen. Schlechtes Timing, aber du kennst das ja, man weiß nie, wann einem gute Ideen kommen.“
„Das ist wahr.“ Lizbet neigte ihren Kopf gerade so weit, dass die Spitzen ihres Bobs die perfekt geschminkten Lippen umspielten. Während Cassie ein solch intensives Rot nicht stand, konnte Lizbet es tragen, und das tat sie häufig. Sie hätte schwören können, dass die Hälfte der Angestellten darüber fantasierten, wie diese Lippenstiftabdrücke auf einigen sehr speziellen Körperpartien wohl aussehen würden. „Falls du jemanden für ein Brainstorming brauchst,