Der Krummbacher und der Katzengusti. Karl Friedrich Kurz
wieder ein Stücklein? Wir könnten’s am End’ wieder nehmen!“
Sie nahmen’s also wieder, sobald der Hertmann rennen konnte; war er müde, dann setzten sie sich und verkürzten einander die Zeit durch allerlei Reden.
Der Katzengusti wurde immer vergnügter, im Verhältnis, wie des Hertmanns Ärger zunahm. Als zufällig der Garzam-Juli mit einer alten Kuh von Rosenach heraufkam, meinte er:
„Juli, könntest den Hertmann ein Stück weit auf der Ruh reiten lassen. Er ist müd’ und kann nimmer laufen.“
Der Hertmann aber schrie:
„Halt ihn! Halt ihn! Er hat gestohlen oben in Krummbach!“
Was kaum einer von den Bauern in der Umgebung getan, das tat der Garzam-Juli. Er liess die Kuh stehen und sprang auf den Katzengusti los. Der war nun jämmerlich dran: auf einer Seite den Schlund, auf der andern jache Feldwände; die Strasse hinauf rückte der Schlächter an, und die Strasse hinunter stürmte der Hertmann, den plötzlich wieder neuer Mut beseelte. In wenigen Augenblicken waren beide bei ihm angelangt und gingen mit grosser Eile an seine Festnahme. Der Landjäger Hertmann holte mit seiner dicken Faust zu einem wuchtigen Schlage aus — er war erbittert, und der Garzam-Juli schwang seinen Treiberstecken — dem machte es eben Freude, drauf zu hauen.
Der Katzengusti, der zwischen diesen dräuenden Gefahren stand, tat das, was wahrscheinlich jeder an seiner Stelle getan hätte. Er duckte sich, so schnell er nur konnte, nieder und machte sich um vieles kleiner als er war. Die Folge hiervon war, dass die ihm zugedachten Hiebe ihr Ziel vollständig verfehlten, dergestalt, dass des Landjägers Faust mit grossem Nachdruck auf des Garzam-Juli Nase fiel und der Treiberstock des letzteren des Hertmanns schönes Käppi einschlug. Alle beide empfanden diese gegenseitige Leistung nicht als Wohltat, vielmehr ergrimmten sie darob.
„Du Esel!“ brüllte der Juli. „Du Ochs!“ der Landjäger. Gleichzeitig wiederholten sie das Verfahren — welches das erstemal nur ganz zufällig war — diesmal mit Absicht. Sie schlugen mit grossem Eifer eine Zeitlang aufeinander los, als hätten sie kein grösseres Verlangen gehabt, und vergassen darüber ganz, dass sie den Katzengusti verhaften wollten.
Und der Katzengusti blieb natürlich nicht stehen, bis sie wieder auf diese anfängliche Absicht zurückgekommen, um später beiden Gewittern gleichzeitig als Blitzableiter zu dienen, sondern er lief, was er konnte, den Weg hinunter. Dabei murmelte er einmal über das andere:
„Wart’ nur, Garzam, wir sehen uns wieder, dann rechnen wir ab.“
Als der Schlächter und der Landjäger ihr Mütchen aneinander gekühlt, hielten sie inne und sahen sich mit einiger Verwunderung an. Wie dies ja bei den meisten Händeln so ist, wusste im Grunde keiner von ihnen, warum er den andern verdroschen hatte. Die bejahrte Kuh, die als einzige Zeugin dabeigestanden, schien dies auch nicht zu wissen, obschon sie ihre grossen Ohren stellte und die Augen weit aufriss.
Als der Garzam-Juli sie wieder beim Strick nahm, folgte sie ihm geduldig. Und beide verliessen den Landjäger, der unter mancherlei Tönen des Unwillens sein Käppi wieder zurechtbog und die verrutschte Uniform in Ordnung brachte.
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