Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman. Sissi Merz

Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman - Sissi Merz


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Kaffee getrunken; bei deiner Schwägerin. Und von ihr stammt auch der Strudel.«

      »So? Bedeutet das, die Tina und du, ihr habt euren Plan in die Tat umgesetzt und stellt einen Almkäse her?«

      »Noch net wirklich. Aber ich würde gerne etwas mit dir besprechen, Max, das mit dem Sennhüttel zusammenhängt.«

      »Aha, dann nur heraus mit der Sprache. Ich höre dir zu.«

      Anna gab sich einen Ruck und berichtete, was Tina ihr anvertraut hatte. Schließlich endete sie mit der Feststellung: »Die Tina will dem Mann Zeit lassen, sein Gedächtnis wiederzufinden, das ist meiner Meinung nach aber recht leichtsinnig. Solange wir net sicher sein können, dass er nicht der Bankräuber ist, jedenfalls.«

      Max hatte sich alles genau angehört und nickte nun. »Ich kann dir nicht widersprechen. Aber ich verstehe auch die Tina, sie will dem Mann helfen, das ist so ihre Art.«

      »Und was sollen wir nun machen? Gib du uns halt einen Rat.«

      »Schwer zu sagen. Wenn ihr wollt, steige ich mal auffi zum Hüttel und untersuche ihn. Vielleicht finden wir zusammen einen Anhaltspunkt, was seine Identität betrifft. Und ich finde, ihr solltet den Lukas einweihen. Hinter seinem Rücken eine solche Sache durchzuziehen, das ist net recht. Schließlich gehört das Hüttel zu seinem Hof. Und wenn da was auf ihn zukommt, muss er wenigstens Bescheid wissen.«

      Anna seufzte leise. »Ich habe auch kein gutes Gefühl bei dieser Geschichte. Aber ich wollte der Tina keine Vorschriften machen. Schließlich ist es ihre Entscheidung.«

      *

      Dr. Julia Bruckner hatte ihre Runde durch den großen Krankensaal beendet und kehrte ins Ärztebüro zurück. Es ging auf Mitternacht zu, die schöne Ärztin war abgespannt, spürte die Müdigkeit eines langen Tages.

      »Machen Sie Feierabend, Julia, ich löse Sie ab«, schlug da Tom Kennedy von der Tür her vor. »Die Lage entspannt sich allmählich. Seit zwei Tagen sind keine neuen Fieberfälle aufgetaucht. Wir können also hoffen.«

      »Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Das ist nicht die erste Fieberwelle, die ich hier erlebe. Wenn mal eine Woche ohne weitere Neuerkrankungen vergangen ist, dürfen wir anfangen zu hoffen«, stellte sie klar. »Aber Sie haben recht, es ist zumindest ein kleiner Lichtblick.«

      »Trinken Sie noch einen Kaffee mit mir?«

      »Lieber nicht, dann kann ich nicht schlafen. Außerdem muss ich noch nach der Kollegin Sörensen sehen.«

      »Sie hat mal wieder auf stur geschaltet.« Tom setzte sich hinter den Schreibtisch. »Ich habe heute versucht, vernünftig mit ihr zu reden; sinnlos. Vielleicht ist sie ja zu Ihnen ehrlich. Aber ich scheine es mit ihr verdorben zu haben.«

      Julia lächelte flüchtig. »Die Frau ist unberechenbar. Ich werde trotzdem versuchen, offen mit ihr zu sprechen.«

      »Na, dann viel Glück«, murmelte der Schotte ironisch.

      Dr. Bruckner verließ die Ordonanz und folgte dem schmalen Gang, der zu den Privaträumen der Ärzte führte. Knapp eine Woche war nun vergangen, seit Dr. Sörensen in der Medikamentenkammer zusammengebrochen war. Ihr Zustand hatte sich in der Zwischenzeit stabilisiert, doch sie war noch längst nicht gesund. Julia hatte sich um sie gekümmert, was die Kranke dankbar hingenommen hatte. Als sie nun aber an Grete Sörensens Bett trat, bat diese: »Schicken Sie mir doch eine Schwester, ich möchte Ihnen nicht noch zusätzliche Arbeit machen, wo ich schon ausfalle.«

      »Wie fühlen Sie sich? Gelenkschmerzen? Übelkeit?« Dr. Bruckner ging nicht auf ihre Worte ein, sie hatte es sich angewöhnt, den persönlichen Kontakt zu der Kollegin auf ein Minimum zu beschränken. Während sie die Kranke untersuchte, erklärte diese: »Es geht mir schon wieder leidlich, das Fieber ist runter. In den nächsten Tagen kann ich wieder arbeiten.«

      »Daran sollten Sie nicht mal denken. Erinnern Sie sich noch daran, als Tom eine ähnliche Erkrankung hatte? Er ist zu früh aufgestanden und musste danach etwas länger liegen. Also seien Sie bitte vernünftig und stehen Sie erst auf, wenn ich es Ihnen erlaube.« Julia wandte sich zum Gehen, Grete bat: »Warten Sie noch einen Moment, ich möchte Ihnen etwas sagen. Es… tut mir leid, ich weiß, es war meine eigene Schuld, dass ich erkrankt bin. Aber ich versichere Ihnen, dass ich nicht süchtig bin! Seit ich hier liege, habe ich kein Valium mehr genommen.«

      Julia trat wieder an das Bett der Kollegin und schaute sie ernst an. »Sie haben mich schon einmal belogen, was diese Sache angeht. Wieso sollte ich Ihnen nun glauben?«

      »Weil ich die Wahrheit sage. Ich bin nicht süchtig!«

      »Das haben Sie auch behauptet, als Sie Valium aus der Medikammer gestohlen haben. Ich kann mir nicht helfen, Grete, aber ich glaube, Sie belügen sich selbst. Sie zeigen das klassische Verhalten eines Süchtigen. Und dazu gehört auch, dass Sie die Sache vor sich selbst herunterspielen und nicht zugeben wollen. So ist es doch, oder irre ich mich?«

      »Es ist nur Toms Schuld«, behauptete sie da überraschend. »Hätte er mich nicht gezwungen, diese lächerliche Therapie mit ihm zu machen, dann wäre es niemals dazu gekommen!«

      »Wie meinen Sie das? Hat der Kollege Kennedy Ihnen vielleicht Valium verschrieben?«

      »Natürlich nicht. Aber wir haben meine ganze Vergangenheit aufgearbeitet, auch die Zeit in der Klinik, als ich zum ersten mal

      Probleme mit dem Einschlafen und Abschalten hatte und deshalb zu Valium gegriffen habe. Ich… habe diese ganze miese Phase meines Lebens noch einmal durchmachen müssen.«

      »Aber das ist doch kein Grund, Fehler von früher zu wiederholen, im Gegenteil. Sie hätten stolz auf sich sein müssen, weil Sie es geschafft haben, diese Sucht hinter sich zu lassen.« Die schöne Ärztin zögerte. »Oder war es vielleicht ganz anders? Haben Sie die Sucht gar nicht überwunden?«

      »Ich möchte nicht darüber reden«, wich Dr. Sörensen ihr aus. »Ich bin sehr müde und muss jetzt schlafen.«

      »Verstecken Sie sich nicht hinter Ihrem Zustand, geben Sie mir Antwort. Als Sie nach Holy Spirit gekommen sind, hatten Sie da ein Suchtproblem?«

      »Nein, hatte ich nicht! Und jetzt gehen Sie endlich!« Die junge Dänin starrte ihre Kollegin so abweisend an, dass diese freiwillig das Feld räumte. Es war, wie Tom Kennedy gesagt hatte; Grete schaltete mal wieder auf stur. Während Julia zu ihren eigenen Räumen ging, fragte sie sich, ob es ihr wohl jemals gelingen würde, ein ehrliches und aufrichtiges Gespräch mit Dr. Sörensen zu führen. So langsam bezweifelte sie es…

      *

      »Vater, kannst vielleicht den Rest der Sprechstunde übernehmen? Ich muss zu einem Notfall.«

      Josef Brinkmeier war sofort einverstanden. »Kein Problem, das mache ich doch gern. Fahr nur, ich kümmere mich um alles.«

      Max warf seinem Vater einen dankbaren Blick zu, dann verließ er eilig das Doktorhaus. Als Josef gleich darauf die Praxis betrat, ließ Christel Brenner ihn wissen: »Es sind nur noch drei Patienten da. Die wirst gewiss schaffen, Doktor, gelt?«

      »Hältst mich vielleicht für einen Mummelgreis, der das Stethoskop nimmer halten kann?«, knurrte der ärgerlich. »Ich kann allerweil noch meine Pflicht erfüllen, wirst schon sehen.«

      »Nix für ungut, Doktor«, lenkte die altgediente Sprechstundenhilfe da ein. »Ich meine es doch nur gut. Aber einer, der schon mal ein Herzkasperl hatte, soll auf sich achten, das hast doch deinen Patienten auch immer gesagt.«

      Brinkmeier senior bedachte Christel mit einem leicht strafenden Blick und bat dann: »Schick halt den Nächsten rein.«

      Max war derweil auf dem Weg zum Kloster St. Bartholomä, das noch ein Kinderheim und ein katholisches Internat beherbergte. Die Mutter Oberin hatte ihn verständigt, weil eine Schülerin über seltsame Schmerzen und Beschwerden klagte.

      Schwester Maria-Roberta erwartete den jungen Landarzt bereits. Sie schätzte ihn, denn er betreute die Waisen des Kinderheims mit großem Engagement. Max drückte ihr die Hand und wollte wissen: »Was ist denn los? Gibt es


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