Politische Justiz. Otto Kirchheimer
und ausländischen Strafrechts. Vorarbeiten zur deutschen Strafrechtsreform. Besonderer Teil, Band I, Berlin, 1906, S. 587.
31 Justus Olshausen {Senatspräsident am Reichsgericht}, Kommentar zum Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich {zuerst 1879 - 1883}, Band I, 8., umgearbeitete Auflage, Berlin, 1909, Teil II, Abschnitt 2, Erläuterungen zu § 95, S. 405.
32 Der Justizminister der österreichischen Monarchie, der renommierte Strafrechtslehrer Julius Glaser, Kleine Schriften zum Strafrecht, 2., umgestaltete Auflage, Wien, 1883, S. 805 f., meinte allen Ernstes, Majestätsbeleidigungsverbrechen dürften – ähnlich wie Gotteslästerungsdelikte – nicht als politische Straftaten angesehen werden und müssten demnach der Zuständigkeit der Schwurgerichte entzogen bleiben.
33 Vergleiche Friedrich Meinecke: Die Idee der Staatsräson in der neueren Geschichte, Zweites Buch, München/Berlin, 1924, Fünftes Kapitel: »Friedrich der Große«.
34 Besonders anschaulich ist die Zweideutigkeit einer Situation, in der die alten Werte zerfallen und neue Werte sich noch nicht durchgesetzt haben, von Ernst B. Haas: The Uniting of Europe. Political, Social and Economic Forces, 1950 - 1957, Stanford (Californien), 1958, insbesondere S. 352 ff., herausgearbeitet worden.
35 Morton Grodzins: The Loyal and the Disloyal: Social Boundaries of Patriotism and Treason, Chicago, 1956; namentlich in Kapitel 2 (S. 20-39) werden die Komponenten der nationalen Treuehaltungen untersucht.
36 Eine Zusammenstellung amtlicher deutscher Urkunden aus dieser versunkenen Zeit ist vor einigen Jahren in der DDR veröffentlicht worden: Walter Nissen: »Quellenmaterial«, in: Leo Stern (Hg.): Die Auswirkungen der ersten Russischen Revolution von 1905 -1907 auf Deutschland, Bd. 2/I der Reihe: Archivalische Forschungen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung {Ost-} Berlin, 1954, S. 204-222, 262-277.
37 Verordnung Nr. 60-529 vom 4. Juni 1960 in: Journal Officiel de la République Française, Jahrgang 92, S. 5107-5119 (Nr. 132, 8. Juni 1960). Über die weite Auslegung der einschlägigen Begriffe in der Rechtsprechung der Militärgerichte siehe Pinto: La Liberté … (siehe oben Anmerkung 29), und die umfangreiche polemische Literatur um den Fall Henri Martin, zum Beispiel Jean-Paul Sartre und andere: L‘Affaire Henri Martin, 8. Auflage, Paris, 1953. Die mangelnde Präzision der Beschuldigungen und die Abgabe allzu vieler Fälle an die Militärgerichte kritisiert Émile Garçon: Code pénal annoté, Neubearbeitung von Marcel Rousselet, Maurice Patin und Marc Ancel, Band I, Paris, 1952, Buch III, Kapitel I, Art. 76, Nr. 126-130, S. 317 f.
38 Vergleiche Pierre Achille Papadatos: Le Délit politique. Contribution à l’étude des crimes contre l’État, jur. Diss., Genf, 1954, Kapitel III, S. 142-166, wo die neuere Staatsschutzgesetzgebung vor allem der Schweiz und Griechenlands ausführlich behandelt wird.
39 Die jüngste französische Ad-hoc-Gesetzgebung, die erweiternde Auslegung alt vertrauter Begriffe (zum Beispiel Gefährdung der Gebietsintegrität) und ihr mehrdeutiger Gebrauch in Rechtsprechung und Verwaltungspraxis werden neuerdings in einem instruktiven vergleichenden Handbuch der staatsbürgerlichen Freiheiten durchleuchtet, dessen Material sich auf Frankreich, die Vereinigten Staaten und die Bundesrepublik Deutschland erstreckt: Frede Castberg: Freedom of Speech in the West, A Comparative Study of Public Law in France, the United States and Germany, New York, 1960.
40 Näheres darüber weiter unten in Kapitel V.
41 Einer scharfen, aber erfolglosen Kritik wurde diese Praxis vom Hamburger Straf rechtslehrer Moritz Liepmann: Kommunistenprozesse. Ein Rechtsgutachten, München, 1928, unterzogen.
42 Siehe weiter unten Kapitel IV.
43 Über die Ansichten, die im 19. Jahrhundert als klassisch galten, siehe Joseph Ortolan: Eléments de Droit pénal, 5. Auflage, Neubearbeitung von Albert Desjardins, Band 1, Paris, 1886, Teil 2, Titel III, Kapitel II, Nrn. 707 ff., S. 308 ff.
44 Über einschlägige Probleme siehe weiter unten Kapitel VI, Abschnitt 4.
45 Diesen Wandel beschreibt Marc Ancel: »Le crime politique et le droit pénal du XXe siècle«, in: Revue d’Histoire Politique et Constitutionelle, Jahrgang 2, S. 87-104 (Nr. 1, Januar/März 1938).
46 Vergleiche die vorsichtige Kritik von Garçon: Code pénal …, (siehe oben Anmerkung 37), Band I, Buch III, »Généralités«, Nr. 163, S. 265. Erst in der Verordnung vom 4. Juni 1960, Art. 18 und 19, ist die Unterscheidung zwischen der détention genannten politischen und der réclusion genannten kriminellen Haftstrafe wiederhergestellt worden. Wie es in der Praxis mit der politischen Haft aussieht, kann man an einer Unterredung des Le Monde-Gerichtsberichterstatters Jean-Marc Théolleyre mit Justizminister Foyer entnehmen: »Une déclaration au Monde de M. Jean Foyer sur les condition de détention des ›activistes‹«, in: Le Monde, Jahrgang 19, Nr. 5508, 3. Oktober 1962, S. 4, Sp. 1-3.
47 Bei der Bundestagsberatung der neuen Gesetzgebung gegen politische Gegner (Strafrechtsänderungsgesetz) wurde das Problem von einem Redner wenigstens berührt: Hans Ewers (DP) in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949, Stenographische Berichte, Band 8, S. 6481 (160. Sitzung vom 11. Juli 1951). Da heißt es: »Der reine Überzeugungstäter ist kein gemeiner Verbrecher, er mag ganz rechts oder links stehen. Hat er aus reiner Überzeugung gehandelt, so ist ihm mit Mitteln eines kriminalen Strafvollzugs nicht beizukommen …« Einen Widerhall gab es im Bundestag nicht. Seitdem haben allerdings Rechtsanwälte, die sich der Opfer der neuen Politik annehmen, ihre Stimmen erhoben: Gustav W. Heinemann und Diether Posser: »Kritische Bemerkungen zum politischen Strafrecht in der Bundesrepublik«, in: Neue Juristische Wochenschrift, Jahrgang 12, S. 121-127 (Heft 4, 23. Januar 1959), üben Kritik sowohl an der Gesetzgebung als auch an der Rechtsprechung.
48 Bei der zweiten Lesung des (ersten) Strafrechtsänderungsgesetzes wurde das im Bun destagsplenum sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, insbesondere von einem der Be richterstatter des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht, dem CDU-Abgeordneten Prof. Dr. Eduard Wahl; siehe Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949, Stenographische Berichte, Band 8, S. 6504 (158. Sitzung vom 9.