Don't tell me to relax. Ralph De La Rosa
und Weise
Emotionale Intelligenz im Kontext aktiver Traumatisierung und Unterdrückung
Unterschwellige Voreingenommenheit besser verstehen
10.Die Neuropsychologie der Identitätspolitik
Warum es wichtig ist, dich als das anzunehmen, was du bist
ÜBUNGEN
Herzatmung
Unbewusste Voreingenommenheit neu »verdrahten«
Darüber nachdenken, woher wir kommen: Versöhnung, Dankbarkeit und Blick nach vorn
TEIL 4 EINE ZEIT, UM DINGE ZU KLÄREN
11.Wenn jemand auf dich losgeht
Das Geschenk der Böswilligkeit eines anderen Menschen nicht annehmen
Schwierige Gespräche bewältigen
13.Mit Social-Media-Kritk umgehen
Vom gewohnheitsmäßigen zum bewussten Vorgehen
14.Schuldgefühle wegen eigener Privilegien abbauen
ÜBUNGEN
Urteilsvermögen entwickeln
Liebende Güte für all deine inneren Kinder
EINLEITUNG: IN EINER BRENNENDEN WELT AUFWACHEN
Wenn du fällst … stürz dich hinab.«
Joseph Campbell
SAMSARA DAVANALA NADA LIDA LOKAH. »In dieser Welt gefangen zu sein ist, als würde man in einem Waldbrand schlafen.« Das waren während meines kurzen Ausflugs in das vedische Mönchtum allmorgendlich die ersten Worte, die mir von den Lippen kamen. Um vier Uhr morgens versammelten wir uns, erfrischt nach einer kalten Dusche, im Tempelraum, um die Mangal Aarthi (Skt. »glückverheißende Zeremonie«) zu singen. Bemerkenswerterweise beginnt dieses feierliche, andächtige Ritual mit einem sehr düsteren Eingeständnis: Die Waldbrände der Krisen (seien sie persönlich oder global) sind nicht nur ein ureigener Teil des Lebens, sondern sind so zur Normalität geworden, dass wir darin einschlafen können. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein glühender Funken auf unserem Kopfkissen landet.
Dennoch ist die Mangal-Aarthi-Zeremonie bei Weitem kein Manifest des Zynismus. Die oben zitierte Strophe soll ein Gefühl der Dringlichkeit hervorrufen, das befreiend wirkt. In ihm schwingt die Bedeutung mit: »Angesichts dessen dürfen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir müssen aufstehen. Wir müssen den Weg nach Hause finden. Wir müssen dafür sorgen, dass niemand auf der Strecke bleibt. Wir dürfen das nicht auf morgen verschieben.« Es ist ein Aufruf, uns dem Leben zu stellen, so wie es jetzt ist; ein notwendiger Tritt in den Allerwertesten, der eine verschlafene Menschheit aufrüttelt. Er weist uns auf eine geheime Wahrheit der alten Yogis und Meditierenden hin: dass die Schwierigkeiten und Katastrophen des Lebens zu einem endlosen Quell der Inspiration werden können, wenn wir wissen, wie wir ihnen begegnen können. Schon die damaligen »Oldschooler« wussten, dass es ein Tor zur Freiheit gibt, das sich öffnet, wenn wir uns unserer Bedrängnis und ihren Ursachen zuwenden, statt sie nicht sehen zu wollen. Ebenso wussten sie, dass dies keine religiöse oder an eine bestimmte Konfession gebundene Wahrheit ist, sondern eine universelle, die für uns alle gilt.
Der Andachtsgesang – oder Kirtan – spricht im weiteren Verlauf von einem »Ozean der Barmherzigkeit«, der die Feuersbrunst der leidenden Welt zu löschen vermag. Es heißt darin, dass uns ein solcher Segen nur durch die Kraft kluger Selbsterforschung in Verbindung mit mutigem, mitfühlendem Handeln zuteilwerden kann. Der Ozean der Barmherzigkeit bildet sich durch unsere Bereitschaft, einen besseren Zustand zu verkörpern – einen tieferen, einen kühn von Herzen kommenden, einen menschlichen, der gleichzeitig kämpferisch und liebevoll ist. Er wird dadurch manifest, dass wir für genau diesen Weg in der Welt einstehen und ihn umsetzen. In der zitierten Strophe wird Meditation zudem als waches, bewusstes Leben dargestellt; nicht als eine Reihe von Techniken zum Stressabbau, sondern als eine ganzheitliche Herangehensweise an das Leben – eine, die unsere Reaktion auf schlimmste Situationen beeinflussen kann. Meditation wird darin als eine Form betrachtet, sich auf Katastrophen vorzubereiten.
Die Katastrophe, liebe Freund*innen, ist jetzt da!
»ALS WÜRDE MAN IN EINEM WALDBRAND SCHLAFEN« – die verstörende Ehrlichkeit dieses Satzes schätze ich heute mehr denn je. Unsere Welt brennt, durch den ungeheuren Machtmissbrauch wird sie direkt vor unseren Augen verwüstet. 2019 gab es bis zum Zeitpunkt, da ich dies schreibe und etwa drei Viertel des Jahres hinter uns liegen, in den Vereinigten Staaten mehr Massenschießereien, als ein Jahr Tage hat.1 Klimakatastrophen, die alle Rekorde brechen, folgen in immer kürzeren Abständen aufeinander, während zum Beispiel die US-Umweltschutzbehörde zunehmend zurechtgestutzt wird. Ungefähr 15.000 Kinder illegaler Immigrant*innen hocken in etwa 200 gewinnorientierten Gefangenenlagern in den USA unter unhygienischen, menschenunwürdigen Bedingungen – allein, traumatisiert und von ihren Lieben getrennt – in überfüllten Käfigen. Weiße Nationalisten offen rassistischer Organisationen sind nicht nur aus ihren Löchern hervorgekrochen, sondern werden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten auf Twitter zitiert und als »sehr gute Menschen« bezeichnet. Geringverdiener und Mittelschichtfamilien haben weiterhin hart zu kämpfen, während Gewalt, Polizeibrutalität und Drogenabhängigkeit in verarmten Vierteln, in denen der Anteil der schwarzen und Latino-Bevölkerung unverhältnismäßig hoch ist, rapide zunehmen.
Die Seifenblasen sind geplatzt, die Masken gefallen. Aus unserem Schlummer aufgerüttelt, müssen wir nun herausfinden, wie wir mit einer noch nie dagewesenen bedrückenden Situation umgehen. Unser limbisches System pumpt bei jedem Unglück, von