Parodontologie von A bis Z. Peter Eickholz
Neutropenien
Andere das Parodont betreffende Zustände
Systemische Erkrankungen und Zustände mit Auswirkungen auf den Zahnhalteapparat
Bestimmte systemische Erkrankungen wie z. B. ein orales Plattenepithelkarzinom können den Zahnhalteapparat zerstören, ohne dass durch den oralen Biofilm induzierte Entzündungsprozesse dabei eine vorrangige Rolle spielen (Tab. 9). Die Pathogenese der parodontalen Zerstörung ist bei diesen Erkrankungen völlig anders als bei der biofilminduzierten Parodontitis.
Parodontale Abszesse und Endo-Paro-Läsionen
Parodontalabszesse (Abb. 5, Tab. 10) und Endo-Paro-Läsionen gehören neben den nekrotisierenden Parodontalerkrankungen zu den wenigen Parodontalerkrankungen, die Schmerzen verursachen. Beide Arten von Läsionen gehen mit sehr rascher Gewebezerstörung einher und erfordern deshalb unmittelbares therapeutisches Handeln. Neben Schmerzen werden als Symptome häufig Empfindlichkeit der Gingiva, Schwellung und Anhebung des Zahnes berichtet. Parodontalabszesse können bei Patienten mit unbehandelter Parodontitis oder nach Therapie, aber auch bei Patienten, die keine Parodontitis haben, auftreten (s. Tab. 10)5.
Abb. 5 Parodontalabszess, ausgehend von einer durchgängigen Furkation an Zahn 16.
Tab. 10 Parodontalabszesse (PA)5.
PA bei Parodontitis (in einer bestehenden Tasche) | Akute Exazerbation | Unbehandelte ParodontitisParodontitis, die nicht auf Therapie ansprichtUnterstützende Parodontitistherapie | |
Nach Therapie | Nach subgingivaler Instrumentierung Nach Parodontalchirurgie | ||
Nach Einnahme von Medikamenten | Systemische Antibiotika Andere Medikamente (z. B. Nifedipin) | ||
PA bei Patienten ohne Parodontitis (es muss keine Tasche bestehen) | Impaktion | Zahnseide, orthodontische elastische Bänder, Zahnstocher, Kofferdam, Popkornhülsen | |
Schädliche Gewohnheiten | Draht- oder Nagelkauen | ||
Orthodontische Faktoren | Einwirken von orthodontischen Kräften oder Kreuzbiss | ||
Gingivawucherung | |||
Veränderungen der Wurzeloberfläche | Schwere anatomische Veränderungen | Dens invaginatus, evaginatus, Odontodysplasie | |
Geringe anatomische Veränderungen | Zementwülste, Schmelzparaplasien, Furchen | ||
Iatrogene Zustände | Perforationen | ||
Schwere Wurzelbeschädigung | Riss oder Fraktur, „cracked tooth syndrome“ | ||
Externe Wurzelresorption |
Den Endo-Paro-Läsionen ist ein eigener Beitrag in diesem Buch (Beitrag 7) gewidmet14.
Mukogingivale Deformitäten und Zustände
Eine Rezession ist definiert als die apikale Verlagerung des Gingivarands (s. Abb. 3c). Daraus können Beeinträchtigungen der Ästhetik, Dentinhypersensibilität, Karies bzw. nicht kariöse zervikale Läsionen entstehen. Eine aktuelle Klassifikation unterscheidet8,15:
Rezession Typ 1 (RT1; s. Abb. 3c): gingivale Rezession ohne approximalen Attachmentverlust. Die approximale Schmelz-Zement-Grenze (SZG) ist klinisch weder mesial noch distal feststellbar.
Rezession Typ 2 (RT2): gingivale Rezession mit approximalem Attachmentverlust. Das Ausmaß des approximalen Attachmentverlusts (gemessen von der SZG zum Boden der approximalen Tasche) ist geringer bzw. gleich dem bukkalen Attachmentverlust.
Rezession Typ 3 (RT3): gingivale Rezession mit approximalem Attachmentverlust. Das Ausmaß des approximalen Attachmentverlusts (gemessen von der SZG zum Boden der approximalen Tasche) ist größer als der bukkale Attachmentverlust.
Die Identifizierbarkeit der SZG und eine Stufe zwischen Zahnhals und Schmelz können Diagnostik und Therapie von Rezessionen erschweren. Deshalb kann die Klassifikation wie folgt ergänzt werden8:
A– SZG identifizierbar, keine Stufe
A+ SZG identifizierbar, Stufe
B– SZG nicht identifizierbar, keine Stufe
B+