Backstagepass. Peter O. Bischoff
feierte.
Lets Go To San Francisco (Flowerpot Men, Gesang Neil Landon)
Als ich 1979 in den USA Urlaub machte, suchte ich den größten Plattenladen von San Francisco, Tower Records, auf. Wer hatte dort just an dem Tag Autogrammstunde? Nicht zu glauben: Nana Mouskouri! Mit Magical Mystery Tour unterm Arm verließ ich den Laden. Vor dem Airport hatte ich noch das unerwartete Vergnügen, Herman Brood nebst Crew zu treffen. Die hievten gerade ihre Anlage ins Auto für die US Tour.
Big Yellow Taxi (Joni Mitchell)
Pat Metheny, Jaco Pastorious, Michael Brecker, Don Elias, Lyle Mays. Was für eine Besetzung! Das war die Begleitband von Joni Mitchell, die ich 1979 in San Francisco bewundern durfte. Ich machte Urlaub in Santa Cruz, 30 Autominuten von San Francisco entfernt. Das Konzertticket kaufte ich in einem Plattenladen, die das Ding direkt am PC ausdruckten. 1979 gab es bei uns in good old Germany noch keine PCs. Ich dann mit Mietwagen nach SF und das Civic gesucht, wo das Konzert stattfinden sollte.
Eine Stunde vor Einlass standen da außer mir nur 10 Leute. Unglaublich. Nach und nach gesellten sich dann doch einige mehr dazu, kein Wunder bei dem sonnigen Wetter.
Die wenigen stellten sich ziemlich entspannt an und pflegten Smalltalk. Das war mir schon an der Greyhoundstation aufgefallen: In der Reihe anstellen und sich mit Fremden unterhalten.
American Way of Life?
Im Vorprogramm sang die Acapella-Gruppe The Persuasions Soul und Gospel. Die absolvierte zwischendrin noch einen Gastauftritt bei Joni. Unglaubliche Stimmen! Ich hatte vergessen, meine Brille einzustecken. Trug also Sonnenbrille. So‘n Typ mit Sonnenbrille im Konzert, ich kam mir komisch vor, wo‘s außerdem noch ziemlich dunkel war. Und ich auch noch stark weitsichtig. Trotzdem gelang es mir, noch ein paar gute Fotos zu schießen, die nicht zu dunkel waren.
Pat Metheny, Joni Mitchell und Jaco Pastorious
Einen Konzertmitschnitt von dieser Tour gab es im darauf folgenden Jahr auch als Doppel LP. Am beeindruckendsten fand ich damals Jacos Bass-Solo. Er spielte mit sich selbst im Quartett und machte schlussendlich einen Salto mitsamt Bass über seine Effektgeräte.
Mit Joni Mitchells Musikverlag hatte ich Jahre später zu tun, weil Carolin Fortenbacher eine deutsche Version von „Both Sides Now“ aufnehmen wollte, und das genehmigt werden musste. Leider sagte der Verlag in Jonis Namen ab. Es gab eine Version aus den 1960ern, danach hat sie nie wieder einer zugestimmt. Ihre Songs sind inzwischen weltweit hundertfach gecovert worden, aber Bearbeitungen lehnt sie nach wie vor kategorisch ab. Frank Peterson, Carolins Produzent, wollte sich nicht damit abfinden und versuchte alles Mögliche, um an sie ranzukommen. Aber Frau Mitchell ist weder über Handy noch über E-mail zu erreichen. Aussichtslos.
Es blieb dabei: Die Version kam nicht mit auf Carolins Album.
Joni Mitchell
Hamburg ‘75 War Das Gemütlich (Gottfried & Lonzo)
Bei der Fabrik wurde ich im September 1979 von Klaus Tubbesing eingearbeitet, Hamburger Urgestein der Musikszene. Der stellte mir auch den Programmmacher vom Onkel Pö, Andreas Kiel, vor. Mit Andreas sollte ich später, als er für Francis Day & Hunter (heute EMI Publishing) arbeitete, noch sehr viel geschäftlich zu tun haben.
Honky Tonky Show (Udo Lindenberg)
Die Wiedereröffnungsveranstaltung nach dem Brand war gigantisch. Drei Tage Party mit allen, die in Hummel Hummel, Mors Mors Rang und Namen hatten. Udo Lindenberg, Inga Rumpf, Hannes Bauer, Vince Weber... Am Abend wurde in letzter Minute aufgemacht. Kurz vor 20 Uhr hängte ich die letzte Tür ein. Der Architekt hatte mit den Kieselsteinen vorm Eingang ziemlich falsch gelegen. Jeder von den tausend Leuten drinnen hatte mindestens einen mit rein genommen, so dass die Steine nun in der Halle und nicht davor lagen.
Es war auch der Abend, als Udo L. am Notausgang Einlass wollte und der Ordner ihn fragte, wer er denn sein und ob er überhaupt auf der Gästeliste stehe. Darauf Udo „Ich bin Udo Lindenberg“, der Ordner knallte uns Udo mit den Worten „Haha und ich bin Otto“ frech die Tür vor der Nase zu. Später wurde er von einem mitfühlenden anderen Ordner dann reingelassen.
Mit dem Soundmann dieses Abends, Bernd Gutt, war Udo immer auf Tour. Die beiden habe ich später mal mit meinem alten Mercedes (200/8) vom Logo ins Zwick gefahren. Nachdem Udo sich dort verabschiedet hatte, fand Bernd an Udos Platz eine Pistole, was er mit den Worten „Da wird wohl jemand gleich etwas vermissen“ kommentierte. Und richtig: wenig später tauchte Udo wieder auf. Das war die Zeit nach dem Attentat auf John Lennon.
Manche Stars plagte damals die Paranoia.
Man kann nicht alle kennen...
In der Fabrik fiel mir beim Soundcheck am Nachmittag ein Typ mit Skateboard unangenehm auf. Als ich ihn hinaus befördern wollte, erklärte mir Bernie: „Das ist Ulli, der Soundmann von den Scorpions, lass mal.“ Peinlich, peinlich. Bernie war mit der Assistentin von Udo, Gabi Blitz, liiert. Ohne Gabi war Udo hilflos wie ein Heuler in der Düne. Wie kam er nur, wenn er nicht auf Tour war, ohne sie klar? Gabi jobbte sonst im Zwick hinterm Tresen. Zusammen mit Jaquie waren sie ein unschlagbares Gute-Laune-Team. Nach Gabis tragischem Tod Mitte der 80er setzte Udo Lindenberg ihr mit „Hinterm Horizont“ (Zwei wie Blitz und Donner) ein musikalisches Denkmal. Sein erster Single-Hit.
Kurze Zeit später traf ich Udo im Flughafen Fuhlsbüttel. Auf dem Weg zur Maschine gab er etliche Autogramme und fragte die Stewardess, ob noch Platz in der 1. Klasse sei. Bei Pan Am gab‘s sowas noch. Man hatte ihm Holzklasse gebucht. „Los, rein da.“ sagte er zu mir. „Dem Horizont entgegen, Alter!“ Während des Fluges nach Berlin spielte er mir neue Songs auf seinem Walkman vor und nannte mir den Grund seiner Reise: Immer auf der Suche nach neuen Abenteuern, der einsame Wolf. Man könnte in der Richtung noch mehr und genauer erzählen, doch wie heisst es so schön? Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit...
Blaue Augen (Ideal)
In Berlin traf ich dann Conny Konzack (Kant Kino), den damaligen Manager, der zu jener Zeit noch völlig unbekannten Band Ideal (mit Annette Humpe). Ich verpflichtete Ideal für ein Konzert. Alle hielten das für verrückt, so eine total unbekannte Band aus Berlin mit einer Garantiegage von 1500,- DM zu buchen.
Die LP von Ideal lief aber auf 45er Geschwindigkeit (Singles). Kollege Mike aus der Fabrik gab sie mir am nächsten Tag zurück und meinte, dass die komisch klänge. Er hatte sie auf 33 abgehört. Bei halber Geschwindigkeit klang alles natürlich etwas tiefer. Wir schmunzelten: So hätte die Band bestimmt keinen Auftritt bekommen.
Vor dem Soundcheck musste der Drummer Hansi Behrend noch zum Ohrenarzt. Er hörte nichts mehr, beide Ohren waren verstopft. Annette Humpe rutschte während des Konzerts mit ihrer Orgel immer weiter weg von der Bühnenkante, weil die Fans bedrohlich nahe kamen. Die Fabrik mit 1500 Leuten völlig überfüllt. Wir mussten sogar 500 Leute wegschicken. Rappeldicke voll. Die Punks purzelten schon auf die Bühne, als Annette mit ihrer Orgel Reißaus nahm und nach hinten floh. Wir hatten nur einen Ordner an der Bühne: Larry 150 kg, gemütlich aber bestimmt. Ich war Zeuge, als er sich einen vorlauten Punk packte, sich auf ihn drauf setzte und erst wieder aufstand, als der kleine Rowdy Ruhe gab.
Unweit von der Fabrik liegt der Spritzenplatz, damalige Punkhochburg. Die beehrten uns gerne mal. Auch bei Nicht-Punkkonzerten. Als ich bei einem ausverkauften Reggaekonzert den Bühneneingang zu schließen versuchte, wurde mein Arm lang und länger, weil auf der anderen Seite zehn von diesen unerziebaren Anarcho-Irokesen zogen. Schwupp waren sie drin und auch nicht mehr zu fassen. Punks, das musste ich noch lernen, waren kein wirklich unangenehmes Publikum. Mit denen konnte man reden, selbst verdiente und angemessene Prügel waren für sie okay. Was aber machte man mit erwachsenen Leuten wie z.B. Rentnern oder Lehrern, wenn die nicht so wie der Veranstalter wollten?
Man