Sternentage. Frank Westermann

Sternentage - Frank Westermann


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Gestalt war seltsam verzerrt, schwankte hin und her und schien sich ständig zu verändern.

      Eine Sinnestäuschung! schoss es mir durch den Kopf, dann ertönte ein grässlicher Schrei und das Licht änderte seine Farbe in ein dunkles Lila.

      Panikerfüllt rannte ich raus und warf die Tür hinter mir zu. Zitternd stand ich eine Weile davor. Was hatte das alles zu bedeuten?

      Dann schlug ich automatisch den Weg zu unserer Kabine ein und hatte sie fast erreicht, als sich die schummrige Gangbeleuchtung in ein milchiges Gelb wandelte. Was das bedeutete, wusste ich: Alarm! Und ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass ich derjenige war, der ihn ausgelöst hatte, auch wenn ich gar nicht wusste, was vorgefallen war.

      Lucky stürzte aus der Kabine, bevor ich eintreten konnte.

      »Was ist denn los?« rief er mir zu, als er mich so versteinert dastehen sah.

      »Ich glaube ...«, stammelte ich, »… sie sind hinter mir her.«

      »Was? Warum?«

      Ich zuckte hilflos mit den Schultern. »Das weiß ich ja selbst nicht.«

      Lucky schaute von einem Ende des Ganges zum anderen.

      »Mensch, wir können hier nicht rumstehen, bis die Kurzos auftauchen. Wer weiß, was die vorhaben. Und hier werden sie dich zuerst suchen.«

      »Aber ich hab nichts getan. Ich kann doch erklären ....«

      Lucky rüttelte mich am Arm.

      »Weißt du nicht, was das ist?« Er deutete auf das Licht. «Das ist kein einfacher Alarm. Das bedeutet sowas wie Großfahndung! Wir müssen uns verstecken!«

      »Aber wieso?«

      »Ist doch egal … Schnell, wir rennen zum nächsten Hangar. Da werden sie uns nicht gleich vermuten.«

      Er zog mich mit sich und wir rannten los. Plötzlich dröhnten Lautsprecher los. Eine kurze Durchsage, die unsere Übersetzer folgendermaßen Wiedergaben:

      »Die beiden Fremden sind aufzuspüren und in Gewahrsam zu nehmen!«

      »Da haben wir den Salat!« rief Lucky mir im Laufen zu.

      Ich verstand immer noch nichts, nur dass es richtig war wegzulaufen, immer weiter die endlosen Gänge entlang, vorbei an bizarren Maschinen und irreführenden Spiegelungen, unzählige Rutschen hinab bis in eine Gegend, in die ich noch nie vorgedrungen war. Aber Lucky kannte sich anscheinend aus, sonst hätte er nicht gewusst, wie man diese ganzen »Fallen« umgehen konnte, und wir wären bestimmt nicht lebend ans Ziel gelangt. In einer Nische blieb er stehen.

      »Nur … kurz … ausruhen«, keuchte er.

      Ich nickte, dankbar für die Atempause.

      »Wahrscheinlich suchen sie dich erst im Archiv, wo du oft gewesen bist«, vermutete Lucky. «Bis jetzt sind wir ja niemandem begegnet. Aber erzähl mal, was passiert ist.«

      Ich schilderte ihm kurz mein Erlebnis.

      »Merkwürdige Sache«, murmelte er. «Aber mir kommt da etwas bekannt vor. Ich krieg's jetzt aber nicht zusammen. Auf jeden Fall ist es gefährlich für uns.«

      »Du sprichst in Rätseln.«

      »Lass uns weitergehen«, drängte er. »Wir haben's eh gleich geschafft.«

      »Sag mir lieber, was du da im Hangar willst.«

      »Zuerst war's nur eine fixe Idee, aber jetzt glaube ich, dass es besser ist, wenn wir uns ein Beiboot schnappen und abhauen.«

      Mir blieb der Mund offen stehen. »Sag mal, spinnst du?«

      Lucky kam nicht dazu, mir zu antworten, denn wir hörten plötzlich hinter uns das charakteristische Gehopse und Getrappel der Kurzos. Wir rannten wieder los und bogen um die nächste Ecke.

      »Schnell, hier rein!«

      Lucky schubste mich durch eine Tür in eine kleine Kammer. »Das ist eine Art Waffendepot«, stieß er hervor.

      »Aber ich will doch niemanden erschießen«, wehrte ich ab.

      »Ich auch nicht. Hier, nimm !«

      Er gab mir ein paar kugelförmige Gegenstände und steckte sich auch welche in die Taschen. Langsam kehrte mein bewusstes Denken zurück. Ich spähte nach draußen.

      »Die Luft ist rein. Sie sind vorbeigelaufen.«

      »Gut. Ein paar Meter müssen wir noch durchhalten.«

      Wir stürmten hinaus und weiter ging's. Doch schon bald waren die Kurzos wieder hinter uns. Ich drehte mich kurz um. Sie hatten uns bereits entdeckt und schwenkten drohend ein paar waffenähnliche Geräte. Kurz darauf fauchte ein heißer Strahl über unsere Köpfe. Daraufhin schmiss Lucky zwei von den Kugeln in die Richtung unserer Verfolger. Die Kugeln zerplatzten und die Umgebung wurde sofort in ein grelles Licht getaucht.

      »Sie verlieren dadurch die Orientierung«, erklärte Lucky.

      »Mann, du kennst dich ja aus.«

      »Das ist manchmal wichtiger, als im Archiv rumzuwühlen.«

      Ich schluckte das runter. Wir entwischten also den Kurzos ein weiteres Mal und mussten noch zweimal die Kugeln einsetzen, bis wir ein riesiges Schott erreichten.

      Lucky bediente fachmännisch die Öffnungsautomatik und vor uns erstreckte sich eine riesige Halle, in der zwei linsenförmige, blaue Gebilde lagerten. Das Schott schloss sich hinter uns.

      »Kalt ist es hier«, sagte ich fröstelnd.

      Die Halle wirkte total ernüchternd, nur nach technischen Gesichtspunkten ausgestattet.

      »Das sind zwei Beiboote«, erklärte Lucky. »Sie werden normalerweise zu Erkundungsflügen benutzt.«

      »Und in so einem Ding sollen wir fliehen?«

      Ich schauderte bei dieser Aussicht.

      »Ich denke, uns bleibt nichts anderes übrig. Oder weißt du etwas Besseres?«

      »Leider nicht. Aber für Selbstmordkommandos bin ich nicht in Stimmung heute.«

      »Wir müssen's halt versuchen. Ein paar Simulationsflüge habe ich damit schon hinter mir.«

      »Also dann rein in die gute Stube, bevor die Kurzos auf die Idee kommen, hier rumzuschnüffeln.«

      Wir gingen auf die rechte Linse zu. Das Ding musste ungefähr 15 Meter lang und 8 Meter breit sein. Lucky öffnete ein Einstiegsluke. Er musste sich wirklich ausführlich damit beschäftigt haben.

      »Komm schon!« forderte er mich auf. »Oder willst du da Wurzeln schlagen?«

      »Nein, danke. Aber es kommt alles einen Tick zu überraschend.«

      Lucky führte mich ins Innere des Bootes in einen Raum mit einer eindrucksvollen Zahl an technischen Instrumenten, Knöpfen, Hebeln, Schaltern, Skalen, Bildschirmen usw.

      »Aha, der Pilotenstand«, vermutete ich.

      »Richtig, und stehen müssen wir hier tatsächlich. Eine blöde Angewohnheit der Kurzos.«

      »Tja, aber … ich vermute, es dauert zu lange, bis du mir einen Einführungskurs gegeben hast.«

      »Wenn's klappt, geht alles automatisch.«

      »Oh, ja dann.«

      Ich lehnte mich erschöpft an das Instrumentenpult, während Lucky vorsichtig einige Schaltungen vornahm.

      »Was passiert jetzt?« fragte ich heiser.

      »Ich hoffe, dass jetzt draußen das Warnlicht aufleuchtet und sich dann das Dach dieser Halle öffnet, nachdem die Luft abgesaugt ist.«

      »Das heißt, die Kurzos können dann nicht mehr rein.«

      »Genau.


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