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bald nach Thar Jath reisen. Die Proben müssen jetzt von einem Experten genommen werden, damit keine Zweifel an der Beweiskraft der Wasserproben aufkommen. Akribisch werden Formulare für Entnahmeprotokolle vorbereitet.

      Mithilfe der GPS-Daten der Probennahmen vom Februar legen wir fest, wo wir nun Proben sammeln wollen: Wir möchten weitere Trinkwasserbrunnen, Sumpfwasser und Prozesswasser in oder an der CPF beproben. Zusätzlich begeben wir uns auf die Suche nach den Abfallgruben, die uns ein Ölarbeiter im Februar beschrieben hatte.

      Am 12. November landen wir wieder auf einer holprigen Buschpiste im Südsudan. Dieses Mal begleitet uns eine Korrespondentin der Deutschen Presse Agentur (»dpa«). Unser Arbeitsgebiet befindet sich nördlich der Stadt Leer und erstreckt sich etwa 75 Kilometer nach Norden. Der Weiße Nil ist die geografische und hydrogeologische Grenze des Arbeitsgebiets im Osten. Die erste Probe wird etwa 55 Kilometer vom Nil entfernt genommen. Insgesamt werden Proben aus zwölf Brunnen und sieben Proben aus Oberflächengewässern entnommen, wobei bei einigen Oberflächengewässern nur vermutet werden kann, dass sie Altlasten enthalten. Vier der Oberflächengewässer liegen in unmittelbarer Nähe der CPF von Thar Jath.58 Bei einigen Brunnen werden Klagen von Anwohnern über das Wasser zum Anlass für die Beprobung genommen. Die Handpumpen selbst werden auch einer Begutachtung unterzogen, wobei sich herausstellt, dass sie alle indischer Bauart sind, gegen Einträge von außen abgedichtet und von einem Betonsockel eingefasst. Eine direkte Kontamination von oben am Brunnen selbst scheint so ausgeschlossen. Die Ergebnisse zeigen eine ansteigende Versalzung der Brunnen in ausgeprägter Ost-West-Richtung.

      Die Analyse der an den beiden Trinkwasserpumpen in Rier am 14. November 2008 genommenen Proben ergibt einen Gesamtsalzgehalt von 6420 bzw. 6170 Milligramm pro Liter Wasser (mg/l). Die US-Umweltschutzbehörde EPA setzt 500 mg/l als Grenzwert an. Diese Proben überschreiten den EPA-Grenzwert somit um das 12-Fache. Ein Salzgehalt dieses Maßstabs entzieht dem Körper Wasser. Diese Dehydration kann zu einer tödlichen Gefahr werden. Um bei einer Dehydration zu überleben, muss dem Körper unverzüglich sauberes Wasser zugeführt werden. Die Wasserproben in Rier enthielten auch Strontium-Anteile und in einer Probe Blei sowie Spuren von Cadmium.

      Aber woher soll dieses saubere Wasser kommen? Viele Einwohner von Rier, insgesamt rund 5000 Menschen, gehen in den Sumpf und trinken die modrig stinkende Brühe. Diese sei besser als das Salzwasser aus dem Brunnen, meinen sie. »Das Wasser schmeckt salzig, und der Hals schmerzt davon«, sagt eine Einwohnerin in Rier. »Man bekommt Hautausschläge davon und Durchfall«, berichtet die Mutter dreier Kinder weiter.

      Manchmal kommt auch ein Wasser-Tanklastwagen vorbei – von den Ölfirmen bezahlt. Der Lkw kann 20 000 Liter Wasser laden. 20 000 Liter für 5000 Menschen, oft seltener als einmal pro Woche. 4 Liter für einen Menschen in einer Woche, und das bei vierzig Grad im Schatten. Wenn der Tanklaster kommt, bricht deshalb unter den Menschen Streit aus. Eine Frau zeigt auf eine Narbe auf ihrem Unterkiefer und erzählt: »Hier hab ich einen Schlag abbekommen, als ich am Tanklaster Wasser haben wollte. Da wird richtig gekämpft.« Jeder will für seine Familie, für sich etwas von dem kostbaren Nass bekommen. Da wird gerauft, getreten und geschlagen – ein Schreckensbild, von der Ölindustrie in Szene gesetzt.

      Doch die beiden Brunnen in Rier sind nicht die einzigen Problemfälle. Alle zwölf Brunnen, die wir beprobt haben, sind belastet, fünf davon so schwer, dass sie geschlossen oder saniert werden müssen. Es handelt sich dabei um die beiden Brunnen in Rier, den Brunnen bei Mar und die Brunnen in Bouw und Duar.

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