Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts. William Bengston

Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts - William Bengston


Скачать книгу
ihnen unvorstellbar, selbst wenn sie pro forma verzweifelt nach Heilung und Linderung suchten – und zwar nicht nur, um ihre Mitmenschen zufriedenzustellen, sondern auch, um die Farce vor sich selbst aufrechtzuerhalten.

      Besonders überrascht war ich, als ein ausgesprochen intelligenter Freund von mir die gleiche befremdliche Reaktion zeigte. Walter war ein Studienkollege, mit dem ich manchmal zusammen lernte. Als ich eines Tages in der Unibibliothek saß, kam er an Krücken auf mich zu. Eine Woche zuvor hatte er plötzlich einen stechenden Schmerz im rechten Bein verspürt, der sich stetig verschlimmerte. Die beiden Ärzte, die er aufsuchte – der eine Chiropraktiker, der andere Neurologe – konnten ihm nicht helfen. Während wir uns unterhielten, traten Tränen in seine Augen. „Die Schmerzen sind kaum auszuhalten. Ich würde mir am liebsten das Bein abhacken.“

      Walter stammte aus Nigeria, wo die Männer eher als Machos gelten, und war normalerweise ein Meister der Untertreibung. Als ich ihm von Ben berichtete, trat er sofort instinktiv einen Schritt zurück, fiel dabei fast über seine Krücken und meinte: „Das ist ja völlig verrückt!“ Ich wusste mittlerweile, dass Argumentieren keinen Sinn hatte, also sagte ich nur: „Na gut, wie du willst.“ Walter arbeitete gerade an seinem dritten Doktortitel und ich fand, dass das mindestens ebenso verrückt war. Ich wünschte ihm noch viel Spaß mit seinen Schmerzen und wollte gerade gehen, als er mir eilig hinterhergehumpelt kam: „Warte mal! Kann dein Freund mir wirklich helfen?“ – „Was hast du schon zu verlieren?“

      Ich rief also Ben an. Da er gerade mitten in einem Healing war, lud er uns ein, gleich vorbeizukommen. Je mehr ich Walter auf der Fahrt über Ben erzählte, umso stiller wurde er. Ben behandelte gerade einen Klienten, der an Krebs erkrankt und erstmalig zu ihm gekommen war. Eine weitere Frau wartete auf ihre dritte Sitzung wegen rheumatischer Arthritis – eine für Ben stets problematische Erkrankung. Als Ben mit dem Krebserkrankten fertig war, forderte er Walter auf, sich auf den Stuhl zu setzen. Dieser protestierte zunächst, dass er ja noch gar nicht an der Reihe sei, setzte sich dann aber brav hin.

      Ben ging wie immer vor, bis seine Hände an einer Stelle etwa acht Zentimeter über Walters Knie anhielten. Während alle anderen im Raum Anwesenden sich unterhielten, beschäftigte er sich rund zwanzig Minuten lang mit Walter, um ihn dann zu fragen, wie sein Bein sich anfühle. Walter schaute ihn unbewegt an und sagte: „Kein Kommentar.“

      Ben, der sich davon nicht weiter beeindrucken ließ, bat ihn, zu warten, bis er der Frau mit der Arthritis geholfen habe. Ich beobachtete, wie Walter das Bein vorsichtig aufsetzte und dann langsam zu seinem Stuhl zurückging. Er vermied jeden Augenkontakt mit mir, während er sein Bein massierte und es immer wieder hob und senkte. Nach etwa fünf Minuten sagte Ben zu ihm, dass er sein Bein noch einmal „bearbeiten“ werde, falls die Schmerzen noch vorhanden seien. „Ich weiß nie voher, wie lange ein Healing dauern wird.“ Von Walter kam erneut nur ein knappes „Kein Kommentar“. – „Wir sind hier nicht auf einer Pressekonferenz“, sagte ich verärgert. „Wie fühlt sich dein Bein denn nun an?“

      Beinahe unglücklich sah Walter zunächst zu mir und dann zu Ben herüber. Dann blickte er wieder mich an. „Ich versuche die ganze Zeit zu verstehen, was passiert ist. Etwa fünf Minuten, nachdem Ben seine Hand auf mein Bein gelegt hatte, waren die Schmerzen verschwunden.“ Und dann fügte er verlegen hinzu: „Ich habe versucht, sie wieder zurückzuholen.“

      Ben, der immer noch die Arthritispatientin behandelte, nickte nur. Mir hingegen platzte fast der Kragen und ich sagte ihm, dass ein wenig Dankbarkeit ja wohl das Mindeste wäre. Während Ben mich mit einer Handbewegung aufforderte, mich zu beruhigen, ging Walter ganz normal und ohne Krücken durch den Raum. „Natürlich bin ich dankbar, aber ich bin auch verwirrt. Ich bin in einer Stammesgesellschaft aufgewachsen, die an Magie und Medizinmänner glaubt, und habe mich von diesen Dingen freigemacht“, versuchte Walter zu erklären.

      „Walter sieht sich als Intellektuellen“, meinte Ben vertraulich zu mir. „Er ist zu einem Jünger des rationalen Denkens geworden. Ich stelle für ihn so etwas dar wie seine Stammesvergangenheit, die ihn einholt.“

      Auf der Fahrt nach Hause sagte Walter kein einziges Wort. Jedes Mal, wenn ich versuchte, ein Gespräch anzufangen, nickte er nur. Als ich ihn zu Hause absetzte, gab er mir höflich die Hand. „Vielen Dank. Ich weiß deine Hilfe zu schätzen.“ – Wir lernten nie wieder zusammen. Wenn wir uns zufällig trafen, war er freundlich, aber bei Fragen nach seinem Bein wurde sein Gesicht ausdruckslos: der „Walter-Effekt“!

      Als ich später mit Ben über Walters Fall sprach, erklärte er: „Wenn du verstehst, welches Problem Walter mit dem Heilen durch Handauflegen hat, wirst du auch verstehen, warum Wissenschaftler und Mediziner sich niemals dafür erwärmen werden.“ Natürlich glaubte ich ihm nicht. Warum sollten Fachleute, denen doch sicherlich daran gelegen war, das Leid ihrer Patienten zu lindern, eine Methode verwerfen, die derart wirkungsvoll, kostensparend und frei von Nebenwirkungen war?

      Hier wartete eine weitere Lektion auf mich und unglücklicherweise sollte ich bald reichlich Gelegenheit haben, sie zu lernen. Bei einem Fall nach dem anderen konnte ich beobachten, wie Ärzte Bens Healings, deren Wirksamkeit sie an ihren eigenen Röntgenbildern, Computertomografien oder Blutuntersuchungen ablesen konnten, als Spontanremissionen abtaten. Keiner hatte Interesse daran, mehr darüber zu erfahren. Keiner wollte herausfinden, ob da mehr am Werk war als der reine Zufall. Und keiner zeigte Interesse am Gesamtbild der Erfahrungen, die wir täglich sammelten. Zwar ist es richtig, dass Krebs sich spontan zurückbilden kann, aber ein Arzt kann schon froh sein, wenn er in seiner Laufbahn einen solchen Fall zu Gesicht bekommt, während wir Dutzende hintereinander erlebten. Wenn Ben nur eine bestimmte Krebsart hätte heilen können, dann hätten wir zumindest berechnen können, wie die Chancen für eine Remission standen, aber er heilte sie alle. Sein spektakulärer Erfolg war der beste Beweis gegen ihn.

      Nehmen wir beispielsweise Nancys Fall. Bei ihr war eine Operation angesetzt, bei der ein brandiger Fuß entfernt werden sollte. Zwei Tage nach Bens Healing war der Wundbrand verschwunden. Ihr Arzt war regelrecht erschüttert. Bei Wundbrand gibt es keine Remission, und als Nancy fragte, ob er den Mann kennenlernen wolle, der sie geheilt habe, lehnte er ab: „Wenn ich solche ‚Heilungen‘ akzeptiere, dann kann ich meine medizinische Ausbildung an den Nagel hängen. Was ich hier gesehen habe, ist schlichtweg unmöglich.“ Im Gegensatz zu den meisten Ärzten war er allerdings großmütig genug, um hinzuzufügen: „Ich möchte Ihren Heiler zwar nicht kennenlernen, aber ganz unter uns würde ich Ihnen raten, weiterhin lieber ihn zu konsultieren als mich.“

      Bei wenigstens einem Fall erwies sich die Aussage eines Arztes, dass Bens Heilungen „zu schön“ seien, „um wahr zu sein“ als tragisch: Lillian war eine OP-Schwester, die ich über eine ihrer Kolleginnen kannte. Wenngleich die Arbeit, die sie verrichtete, viele Menschen hart und zynisch werden ließ, war Lillian eine außergewöhnlich freundliche, stille und mitfühlende Person. Ihr lag etwas an den Patienten.

      Drei Jahre zuvor waren präkanzeröse Läsionen aus Lillians Brust entfernt worden. Die Operation verlief ohne Komplikationen. Bei einer Nachuntersuchung zeigte sich allerdings, dass der Krebs mittlerweile ihren gesamten Körper mit aller Gewalt heimgesucht hatte. Er war praktisch überall. Das Atmen fiel ihr schwer, sie war appetitlos und ermüdete schnell. Man gab ihr bestenfalls noch ein paar Monate. Auf Bitte eines Freundes stellte ich Ben und Lillian einander vor. Wenngleich dieser Freund Ben gegenüber misstrauisch war, der ja keinerlei Ausbildungen auf diesem Gebiet vorweisen konnte, war er ängstlich um Lillian besorgt, die erst 22 Jahre alt war.

      Ben sagte alle seine anderen Termine ab, damit er sich einen Tag lang ganz auf Lillian konzentrieren konnte. „Mein Krebs hat sich auf alle lebenswichtigen Organe ausgebreitet“, erklärte sie ihm ruhig und nüchtern. „In zwei Tagen habe ich einen Termin bei einem Onkologen, aber sowohl mein Chirurg als auch mein Internist haben mir bereits gesagt, dass nicht viel Grund zur Hoffnung besteht.“

      Ben nickte nur. „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Er arbeitete mit Lillian zwei Stunden lang. Danach schien ihr das Atmen leichter zu fallen. Als sie ging, hörte ich, wie sie zu ihrem Mann sagte, dass sie Hunger habe.

      Als Lillian am nächsten Tag wiederkam, war die Veränderung deutlich zu erkennen. Anstatt zu schnaufen, kam sie leichten


Скачать книгу