Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts. William Bengston
gehabt hatte – aber als Putzhilfe …?
Meine Mutter betrachtete meinen neuen Job eher insofern mit Skepsis, als sie mich noch nie mit einem Staubwedel in der Hand gesehen hatte. Ihre größte Sorge allerdings resultierte aus dem Glauben, dass Ben verrückt sei. Aber auch wenn ich mich manchmal fragte, ob die Sorgen meiner Eltern womöglich berechtigt waren, überwog stets mein inneres Gefühl, dass ich genau das Richtige tat. Ben hatte Charisma und wie alle, die dies besitzen, polarisierte er die Menschen. Es gab solche, die seiner Faszination erlagen, und andere, die das nicht nachvollziehen konnten – und beide Fraktionen bemitleideten einander. Weder meine Familie noch meine Freunde mochten Ben und den Einfluss, den er auf mich ausübte, und ich wiederum konnte ihnen diesen nicht plausibel machen.
Was den Job als Putzhilfe betraf, stellte ich bald fest, dass Ben eine recht „entspannte“ Einstellung zum Thema Zeit hatte. Wenn er „morgens“ sagte, konnte das einen beliebigen Zeitpunkt zwischen neun Uhr früh und drei Uhr nachmittags bedeuten. In der Regel trudelte ich kurz vor 12 bei ihm ein. Wenn ich Glück hatte, war er bereits aufgestanden, und irgendwann machten wir uns dann auf den Weg zu einem Haus und begannen mit unserer Arbeit. Unsere Gesprächsthemen reichten von bestimmten Aspekten der Readings, die er nun regelmäßig durchführte, bis hin zu Politik und Kosmologie. Er schien mich gerne um sich zu haben – zum einen, weil ich über mehr Allgemeinbildung verfügte als er, und zum anderen, weil mein Interesse an seinen merkwürdigen Fähigkeiten ihn hoffen ließ, dass wir gemeinsam die richtigen Antworten finden würden. Oder zumindest die richtigen Fragen. Auch meine mangelnden Fähigkeiten als Putzhilfe schienen Ben nicht abzuschrecken. Zwar verlor er wegen meiner Mitarbeit die meisten seiner Kunden, aber das passierte genau zu dem Zeitpunkt, da er selbst allmählich die Lust an dieser Arbeit verlor.
Einige der Freizeitaktivitäten, die ich durch Ben kennenlernte, waren mir ebenso fremd wie das Putzen. Da waren zum Beispiel die Pferderennen, ein Sport, für den er sich begeisterte. Nachdem er sich jahrelang damit beschäftigt hatte, glaubte Ben ein mathematisches System entwickelt zu haben, das absolut sicher war: Zwar würde man auch damit vielleicht bei einigen Rennen oder sogar während eines kompletten Renntages verlieren, nicht jedoch eine ganze Woche lang. Wenn man zwei Dollar einsetze, das System konsequent durchhalte und den Einsatz stetig erhöhe, sei man am Ende der Woche um mindestens 20 Dollar reicher.
Ich bin kein Spieler. Spielen macht mir einfach keinen Spaß, auch nicht, wenn ich gewinne. Es war der mathematische Aspekt von Bens System, der mich faszinierte. Nachdem ich die Rennprogramme von acht zurückliegenden Wochen überprüft hatte, stellte ich fest, dass er offensichtlich recht hatte. Das System beinhaltete allerdings gewisse Einschränkungen bezüglich der Rennen, auf die man wetten konnte. Ich übernahm den rechnerischen Part und fand beispielsweise heraus, dass wir auf das dritte Pferd im vierten Rennen wetten sollten. Das Problem war, dass einer von uns meist mit irgendwelchen Gründen daherkam, warum das in diesem Fall keine gute Idee war: Es hatte vielleicht nur „drei Beine“ – das hieß, dass es noch nie gewonnen hatte – oder der Jockey schien nicht recht zu wissen, wo vorne und hinten war … Also setzten wir nicht auf dieses Pferd und natürlich gewann es prompt. Keiner von uns beiden wurde aus Schaden klug. Stets schafften wir es, uns selbst so weit zu sabotieren, dass am Ende der Woche zwar das System gewann, wir aber Geld verloren hatten.
Durch unsere Freundschaft gelang es mir, Ben zu Dingen zu überreden, die er eigentlich ablehnte. Unter anderem ließ er sich von mir in mehrere parapsychologische Labors schleifen, in denen seine übersinnlichen Fähigkeiten getestet wurden. Zu Anfang weigerte er sich, weil er meinte, dass solche Tests völlig bedeutungslos seien. Auf meine Frage, wie er dies wissen könne, bekam ich zur Antwort: „Glaub‘ mir, ich weiß es.“ Als Ben schließlich doch einwilligte, tat er dies nur unter bestimmten Bedingungen: „Erstens möchte ich nicht an Maschinen angeschlossen werden und zweitens müssen sie über jeden Gegenstand, den sie mir geben, eine Menge wissen.“
Unsere erste Station war die altehrwürdige American Society for Psychical Research (ASPR) mit Sitz in Manhattan. Diese Gesellschaft wurde 1885 von Koryphäen wie dem Harvard-Psychologen William James gegründet, um das damals populäre Phänomen des Mediumismus zu untersuchen. In den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelte sie sich im Sinne der wissenschaftlichen Ausrichtung des Pioniers J. B. Rhine weiter. Der Botaniker Rhine interessierte sich für außersinnliche Wahrnehmung (ASW), die er definierte als die Fähigkeit, Informationen auf andere Weise als über die fünf bekannten Sinne zu erlangen. Er prägte auch den Begriff „Parapsychologie“, um die Untersuchung dieses Phänomens zu beschreiben.
In den 1930er-Jahren richtete Rhine das erste parapsychologische Labor Amerikas ein, um außersinnliche Wahrnehmungen anhand genau berechneter statistischer Wahrscheinlichkeiten zu „messen“. In seinem berühmtesten Test forderte er die Versuchsteilnehmer auf, die Kartenabfolge in einem Stapel von Karten zu erraten, die in einem zufälligen Verfahren gemischt wurden und die mit fünf verschiedenen Symbolen markiert waren. Dabei lag die Trefferquote so weit über der statistischen Wahrscheinlichkeit, dass dies stark auf das Vorhandensein übersinnlicher Fähigkeiten hindeutete.
Bens Termin war auf zehn Uhr an einem Morgen im Oktober festgelegt worden. Da er sonst nie so früh aufstand, war er die ganze Zugfahrt über schlecht gelaunt. Die ASPR hat ihren Sitz in einem wunderschönen vierstöckigen Sandsteinhaus, in der Nähe des Central Park in Manhattan. Dort kamen wir zunächst in ein Labor voller Apparate und Maschinen in allen Formen und Größen. Als er mein Interesse bemerkte, zeigte einer der Techniker auf einen kleinen Apparat: „Das ist ein automatisches Gerät zum Testen von Hellsichtigkeit. Von einem Zufallsgenerator gesteuert leuchtet immer wieder irgendeine von vier Lampen auf und die Versuchsperson versucht vorherzusagen, welche Lampe es sein wird. Das Gerät zeichnet automatisch auf, wie oft die Person richtig und falsch liegt.“
Er zeigte auf ein weiteres Gerät: „Damit führen wir Psychokinesetests durch, also die Einwirkung des Geistes auf Materie. Im Gerät befindet sich ein winziges Stück radioaktiven Materials, das gemäß den Gesetzen der Quantenphysik zerfällt, während die Testperson versucht, diesen Vorgang zu verlangsamen oder zu beschleunigen.“ An diesem Punkt mischte Ben sich ein: „Das kann ich.“ Ich drehte mich zu ihm um und sagte: „Ich dachte, du wolltest nicht an Maschinen angeschlossen werden?“ – „Will ich auch nicht. Ich habe nur gesagt, dass ich das kann.“
Trotz seiner Abneigung gegen „Maschinen“ willigte Ben ein, an einen Elektroenzephalografen (EEG) angeschlossen zu werden, da dieses Gerät keine Fähigkeiten testen, sondern lediglich seine Gehirnwellen überwachen würde. Dank meiner Lektüre parapsychologischer Literatur wusste ich, dass das normale Wachbewusstsein Beta-Gehirnwellen von 15 oder mehr Zyklen pro Sekunde erzeugt. „Alpha“ ist in diesem Kontext ein entspannter Zustand von sieben bis dreizehn Zyklen, „Theta“ liegt bei vier bis sieben Zyklen und „Delta“ (tiefer, traumloser Schlaf) bei eineinhalb bis vier Zyklen. Damals ging man davon aus, dass übersinnliche Erfahrungen im Alpha-Zustand stattfanden und mystische Erfahrungen im Theta-Zustand.
Ben sollte von Karlis Osis getestet werden, dem damaligen Direktor des ASPR. Als ich den Termin mit Osis vereinbarte, klärte ich ihn über Bens wichtigste Bedingung auf: dass er lediglich anhand eines Gegenstands mit einer gut dokumentierten „Geschichte“ getestet werden wollte. Da Reproduzierbarkeit eines der wichtigsten Probleme bei der ASW-Forschung ist, beeindruckte Osis die Nachdrücklichkeit, mit der ich behauptete, dass Ben unter allen Umständen immer zu 100 Prozent richtig lag. Zweifellos hatte er zuvor schon Hunderte solcher Behauptungen gehört, die sich unter Testbedingungen dann doch als falsch erwiesen.
Die Fragen, die Osis Ben stellte, während dieser von einem technischen Assistenten an das EEG-Gerät angeschlossen wurde, waren eher höflich desinteressiert und machten deutlich, dass auch er auf einem Gebiet, das mehr als jedes andere zur Skepsis einlud, allmählich zum Skeptiker wurde. Dann gab er Ben einen braunen Kasten, der etwa 30 mal 30 Zentimeter maß und keinerlei Hinweis auf den darin enthaltenen Gegenstand gab.
Ben blickte auf die mir mittlerweile vertraute Weise ins Leere und erklärte: „Dies ist ein Geschenk, das bereits durch viele Hände gegangen ist. Ich sehe Berge und ein kleines Dorf in Südamerika. In Peru. Der Gegenstand wurde