Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts. William Bengston
an der heißen Stelle zu arbeiten.“
„Und wieso konntest du meinen Rücken und die Schnittwunde meiner Freundin sofort in Ordnung bringen, Marks Fuß aber nicht?“
„Nun, das Gefühl in meiner Hand ließ nach und ich hatte den Eindruck, dass Mark nicht mehr Energie aufnehmen konnte. Ich bin sicher, dass sein Problem durch weitere Sitzungen vollständig behoben werden kann.“ Und so war es auch. Nach fünf weiteren Healings konnte Mark seinen Knöchel wieder vollständig bewegen.
Marks „Fall“ erwies sich als richtungweisend: Ben legte seine Hände auf die Schultern eines Klienten, manchmal auch auf den Solarplexus. Nach ein paar Minuten suchte er dann nach heißen Punkten. Meistens, aber nicht immer, stimmten diese mit den Bereichen überein, in denen der Klient Beschwerden hatte. In jedem Fall konzentrierte Ben sich dann auf diese Stellen.
Die meisten Healings dauerten 30 bis 60 Minuten, manche auch länger, je nach der Schwere des Symptoms. Je bekannter Ben wurde, umso mehr ähnelte sein Wohnzimmer dem Wartezimmer eines Arztes, nur dass er dort auch arbeitete. Er ging von einem zum anderen und behandelte manchmal fünfzehn Personen in einer Sitzung.
Erstaunliche Dinge spielten sich vor meinen Augen ab. Ohne biblisch klingen zu wollen, wurde ich doch Zeuge, wie Blinde einen Teil ihrer Sehkraft wiedererlangten, wie Taube wieder hören und Lahme wieder gehen konnten, ganz abgesehen von einigen Krebsheilungen, die die Ärzte kurzerhand als Spontanremissionen abtaten.
Sofortheilungen wie diejenige, die ich selbst erfahren hatte, waren eher selten, auch wenn sich bei den meisten Healings sofort eine sichtbare Wirkung einstellte. Manchmal verschlimmerte sich der Zustand der Betroffenen zunächst, speziell bei schmerzhaften Krankheiten. Wenngleich mich dies anfangs beunruhigte, sah Ben es als einen notwendigen Teil des größeren Heilungsprozesses an. Meistens mussten die Erkrankten mehrmals kommen, um wieder ganz gesund zu werden, und manchmal reichte auch das nicht aus. Ich kann mich an eine Frau in den Vierzigern erinnern, die an rheumatischer Arthritis litt und von Ben wochenlang betreut wurde. Zwar konnte er die Schmerzen etwas lindern und ihre verkrümmten Finger ein wenig begradigen, aber heilen konnte er sie nicht.
Im Laufe der Zeit stellte ich fest, dass es einen Zusammenhang gab zwischen der Länge des Zeitraums, den ein Gebrechen bereits bestand, und der Anzahl der Healings, die erforderlich waren. Während jemand, der erst kürzlich bei einem Unfall erblindet war, relativ schnell das Augenlicht wiedererlangen konnte, erlebte ein Mensch, der im Laufe der Jahre aufgrund von Diabetes erblindet war, eher eine graduelle Verbesserung, die mit einem geringeren Bedarf an Insulin einherging.
Ähnlich war es bei Krankheiten, die man als „naturgegeben“ bezeichnen könnte. So ist beispielsweise Myopie oder Kurzsichtigkeit keine Krankheit des Augapfels, sondern ein Problem, das durch seine Form entsteht. Als Ben meine Kurzsichtigkeit behandelte, verbesserte sich meine Sehstärke zunächst nur so weit, dass ich Probleme mit meinen damaligen Brillengläsern bekam. Da meine Augen noch viele weitere Healings benötigt hätten, sah ich eine längere Zeitspanne vor mir, in der ich weder mit Brille noch ohne Brille würde sehen können. Ich hätte mir natürlich zwischendurch immer wieder neue Gläser verschreiben lassen können, aber auch das erschien mir nicht besonders praktisch. Also ließ ich es gut sein und meine Augen passten sich wieder an die alte Brille an.
Meine Erfahrung erwies sich als typisch. Ben stellte sich zwischenzeitlich vor, wie spaßig es wohl sei, einen Optiker mit Zugriff auf eine unbegrenzte Anzahl unterschiedlicher Linsen zu behandeln. Gleichwohl beschloss er, sich selbst zu behandeln, sodass er seine Lesebrille wenig später nicht mehr benötigte.
Bei keinem von Bens erfolgreichen Healings war es erforderlich, dass Heiler oder Klient oder beide an etwas Bestimmtes glaubten. Viele Menschen, die bereits bei Gesundbetern oder Geistheilern gewesen waren, fragten, ob sie an etwas Spezielles glauben müssten; das verneinte Ben stets. Es erschien uns im Gegenteil so zu sein, dass bei vergleichbaren Fällen diejenigen Menschen am schnellsten Heilung erfuhren, die am wenigsten daran glaubten. Ben und ich wandelten daher den Satz „Dein Glaube hat dich geheilt“ im Scherz um in: „Dein Unglaube hat dich geheilt.“ Bens Lieblingsklienten waren diejenigen, die ihn gleich mit einem Satz wie diesem begrüßten: „Ich persönlich halte das ja für absoluten Müll, aber ich weiß nicht, an wen sonst ich mich noch wenden soll …“
Ich erinnere mich gerne an einen ganz besonderen „Fall“: Nicholas war damals Anfang oder Mitte zwanzig und hatte sein Leben lang davon geträumt, Nationalgardist zu werden. Die Mindestgröße hierfür lag allerdings bei 1,72 Meter und Nicholas lag mit etwas über 1,70 Meter knapp darunter. Ben und ich behandelten ihn mehrere Male, bis er eines Tages ganz aufgeregt zu uns kam: Er war Nationalgardist geworden! Ob wir ihm nun zu den zusätzlichen knapp zwei Zentimetern verholfen hatten oder ob er es schaffte, den für die Musterung zuständigen Beamten auszutricksen, das werden wir wohl nie erfahren.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten gab es bei Ben keine guten oder schlechten Tage. Ob eine Sitzung erfolgreich war, das hing von dem behandelten Problem ab und nicht davon, wie er sich fühlte. War er zu Beginn der Arbeit auch manchmal mürrisch, so heiterte sich seine Stimmung bei der Arbeit stets auf. Auch schien er gegen jede Form von Ablenkung immun zu sein. Er konnte der einen Person heilende Energie zukommen lassen, während er sich mit einer anderen unterhielt. Und er behauptete sogar, dass diese Art von „Nebenbeschäftigung“ seine Heilungsfähigkeit verbessere.
Wie bereits an dem Brief aus Dallas deutlich geworden war, konnte Ben auch „Fernheilungen“ durchführen, die wir lieber als „Healing in Abwesenheit“ bezeichneten. Allerdings laugte ihn dies stark aus. Wenn er etwa einen Gegenstand, der einem woanders lebenden Klienten gehörte, unter sein Kopfkissen legte, erwachte er am nächsten Morgen völlig erschöpft.
Von Zeit zu Zeit kam es auch zu unerwarteten Fehlschlägen. Ein Klient, der wegen einer schweren Krankheit zu Ben kam, bat ihn beispielsweise: „Da ich sowieso gerade hier bin, könnten Sie vielleicht auch meine Warze behandeln?“ Aber Ben konnte weder Warzen zum Verschwinden bringen noch einen gewöhnlichen Schnupfen heilen, wenngleich bei Letzterem zumindest eine zeitweilige Besserung der verstopften Nase möglich war.
Spektakuläre Erfolge erzielte Ben vor allem bei einer großen Bandbreite an Krebserkrankungen, bei denen seine Arbeit zumindest als eine Art Diagnoseinstrument diente: Wenn eine Geschwulst sofort auf die Behandlung reagierte, war sie bösartig. Passierte dies nicht, war sie wahrscheinlich gutartig. Die beste Aussicht auf Heilung hatten Fälle, in denen aggressiver Krebs bei jungen Menschen auftrat, die noch keinerlei Bestrahlungen oder Chemotherapie erhalten hatten. Bestrahlungen und Chemotherapie stellen einen großen Eingriff in den Körper dar, da sie sowohl gesunde als auch kranke Zellen zerstören. Da Krebszellen sich jedoch schneller vermehren als gesunde Zellen, liegt die Hoffnung bei diesen Behandlungsmethoden darin, dass Krebszellen schneller betroffen sind und auch schneller absterben. Bens Healings schienen im Gegensatz dazu das Wachstum der gesunden Zellen zu fördern.
Ben war noch nicht lange als Heiler tätig, als bereits die ersten der merkwürdigen psychologischen Reaktionen auftraten, die er vorhergesehen hatte: Wenn sie zur Behandlung kamen, wollten die meisten Leute erst einmal vorab wissen, wie lange diese dauern würde. Viele, die sich zum ersten Mal in die von ihnen als „Hokuspokus“ betrachtete Welt des Heilens mit Handauflegen begaben, erwarteten sozusagen als Beweis eine sofortige Heilung – ganz im Gegensatz zu den frustrierend langen Behandlungen, die sie im konventionellen Gesundheitssystem ohne Murren in Kauf nahmen. Ein Mann, der an Leukämie erkrankt war, regte sich darüber auf, dass Ben ihn nicht in einer einzigen Sitzung geheilt hatte. Wenn Ben die Zahl seiner Blutkörperchen innerhalb einer Woche um 40 Prozent in die Höhe treiben könne, müsse es doch wohl auch möglich sein, ihn gleich ganz zu heilen, damit er nicht noch einmal kommen müsse …
Es erstaunte mich immer wieder, dass rund die Hälfte der Klienten, die nicht innerhalb einer Sitzung geheilt werden konnten, kein weiteres Mal zu uns kamen, und zwar selbst solche, die bei Allergien, Schmerzen, kräftezehrenden Krebssymptomen, Diabetes oder Arthritis eine deutliche Linderung ihrer Symptome erlebt hatten. Während ich mich darüber aufregte, sah Ben das Ganze philosophisch: Er hatte es schließlich vorausgesehen. Ich kam letztlich zu dem gleichen Schluss wie er: Manche Menschen wollten