Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts. William Bengston

Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts - William Bengston


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zu wissen, dass es der Auspuff war? Was fühlte und dachte er, wenn er seine Vorhersagen machte? – Mit der unvermeidlichen Zigarette in der Hand antwortete Ben: „Wenn ich einen Gegenstand in der Hand halte, überkommt mich der Drang, etwas dazu zu sagen, aber ich weiß im Vorhinein nie, was es sein wird. Bei deiner Geldbörse dachte ich an ein Auto und Probleme. Wenn ich sie länger in der Hand gehalten hätte, wäre mir vielleicht der Auspuff eingefallen, vielleicht aber auch nicht.“

      Diese Art des Austauschs bestimmte unsere Beziehung für den Rest des Sommers. Ich verbrachte meine Pausen damit, Ben Gegenstände von Freunden in die Hand zu drücken und ihn dann zu den Antworten, die stets korrekt waren, zu befragen. Meine Neugier war geweckt und mein Interesse schmeichelte ihm. Außerdem half ich ihm dabei, ein Mysterium zu erforschen, dem er selbst ratlos gegenüberstand.

      Von Zeit zu Zeit gab Ben mir spontane Readings. Er blickte dabei wie gewohnt ins Leere, aber ohne einen Gegenstand in der Hand zu halten. „Du hast das Gefühl, anders zu sein, und ich glaube, das ist auch so. Du spürst ebenfalls Dinge, die du eigentlich nicht wissen kannst. Und du glaubst, dass niemand dich so ganz verstehen kann.“

      Ich wechselte das Thema. „Was halten deine Freunde von deinen Fähigkeiten?“ – „Die meisten halten das Ganze für einen Witz. Einige sagen auch, sie hätten schon immer gewusst, dass ich anders bin.“ Da Ben seine Fähigkeiten erst so spät entdeckt hatte, gerieten wir ins Spekulieren, wie viele andere Leute wohl ebenso „verdreht“ waren, ohne es zu ahnen. Eine Rettungsschwimmerin – ich nenne sie hier Amelia – stammte aus einer katholischen, irischstämmigen Großfamilie, die in meiner Nachbarschaft lebte. Schon als Kind hatte ich mir immer vorgestellt, dass ihre ausgesprochen sympathische Mutter heimlich eine Hexe war, die sich enorm bemühte, ein normales Leben zu führen. Die Kinder waren allesamt künstlerisch veranlagt und feinfühlig. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie übersinnliche Fähigkeiten hatten. Vor allem war mir ein Erlebnis in Erinnerung geblieben, bei dem Amelia mit Tarotkarten herumgespielt hatte.

      Ben führte mit Amelia eine hypnotische Rückführung durch – etwas, was ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte –, und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie zwei Jahre alt war. Es war faszinierend zu beobachten, wie ihre Stimme und ihre Gestik sich veränderten. Sie beschrieb unter anderem, dass sie sich verlaufen habe, und da ich mich in unserer gemeinsamen Nachbarschaft natürlich gut auskannte, wusste ich genau, wo sie war, auch wenn sie es nicht wusste.

      Danach war Amelia so aufgewühlt, dass sie nichts mehr mit Ben zu tun haben wollte – wie ich später noch feststellen sollte, eine durchaus nicht unübliche Reaktion auf die verblüffende Genauigkeit seiner Angaben. Wann immer wir von da an auf diese Reaktion trafen, nannten wir sie den „Amelia-Effekt“. Damals verstörte mich diese Reaktion sehr und das geht mir auch heute noch manchmal so, auch wenn sie für mich nicht mehr überraschend kommt. Waren die Leute wirklich nicht an diesen Fähigkeiten interessiert oder fürchteten sie das, was Bens Gabe suggerierte? Spürten sie in sich etwas Ähnliches, vor dem sie instinktiv zurückschreckten? Man könnte natürlich auch die umgekehrte Frage stellen: Warum war ich so fasziniert von diesen Fähigkeiten? War Ben die Antwort auf eine innere Sehnsucht, der ich mir nur vage bewusst war?

      Es waren jedoch nicht nur Bens übersinnliche Fähigkeiten, die mich im Sommer des Jahres 1971 überraschten. Auch sein Privatleben war eher ungewöhnlich und seine „berufliche“ Tätigkeit ebenso. „Ich bin eine Art Putzhilfe“, erzählte er mir. Übersetzt bedeutete dies, dass er zusammen mit einem Partner Häuser putzte – einer der vielen Jobs, die sich zufällig ergeben hatten, darunter Tätigkeiten als Arbeiter, Handelsvertreter, halbprofessioneller Basketballspieler oder professioneller Sänger. Keine Arbeit hielt er mehr als sechs Monate durch. Er verdiente gerade genug Geld, um die Miete für die Wohnung, die er mit seiner Frau und den beiden Kindern bewohnte, bezahlen, ein klappriges Auto fahren und seine drei Packungen Zigaretten am Tag finanzieren zu können.

      Irgendwann einmal hatte Ben einen Abschluss am Emory and Henry College in Virginia gemacht. Er hatte außerdem im Zweiten Weltkrieg bei der amerikanischen Armee gedient, wo er zum ersten Mal zu ahnen begann, dass er womöglich anders war als andere. Als ein Lastwagen, auf dem er saß, über eine Mine fuhr und explodierte, erlebte er, dass er wie in Zeitlupe in die Luft flog, einen Rückwärtssalto machte und sicher auf beiden Füßen landete – um ihn herum ein einziges Blutbad. Instinktiv wusste er, dass seine Rettung nicht normal gewesen war.

      Den ganzen August des Jahres 1971 hindurch nahm meine Bewunderung für Bens Fähigkeiten zu. Als das Schwimmbad Anfang September seine Pforten schloss, hatte ich ein Gefühl von Verlust und Leere – zum einen, weil unsere Beziehung sich wahrscheinlich dem Ende zuneigte, und zum anderen, weil ich immer noch keinen Plan hatte, was ich mit meinem Leben anfangen wollte.

      Völlig überraschend bot Ben mir einen Job an – offensichtlich hatte sein Putzpartner gerade die Mitarbeit beendet. Ich sagte zu. Und so nahm mein Lebenslauf die unerwartete Wendung, dass auch ich zur „Putzhilfe“ wurde.

      Etwa zur gleichen Zeit beschloss ich, im Januar mit einem Magisterstudium in Soziologie an der St. John’s University in New York zu beginnen. Menschen, speziell Eltern, haben in der Regel mehr Verständnis für das exzentrische Verhalten eines Studenten als für das eines überqualifizierten Gelegenheitsarbeiters. Außerdem wusste ich wirklich nicht, was ich sonst mit meinem Leben anfangen sollte. Nachdem ich kurz mit Psychologie als Studienfach geliebäugelt hatte, fiel die Entscheidung für Soziologie. Das Verhalten von Gruppen erschien mir interessanter und wichtiger als die Frage, wie einzelne Menschen ihr Leben führen.

       2. Zwischen Putzjob und Parapsychologie

      Wenn wir ehrlich sind, dann stellen wir fest, dass wir häufig bereits Argumente gegen eine neue Idee entwickeln, noch bevor man sie uns vollständig dargestellt hat.

      WILFRED TROTTER (britischer Neurochirurg)

      Ich war keine besonders gute Putzhilfe – auch nicht nach Bens fünfminütigem „Intensivkurs“. Wir einigten uns schließlich darauf, dass die „schweren“ Arbeiten in Bad und Küche in sein Ressort fielen, während ich das Staubwischen und Staubsaugen übernahm. Immerhin: Der Coup mit dem Putzjob gab mir die Möglichkeit, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, während meine Bewerbung an der Hochschule als Besänftigung für all jene diente, die mehr von mir erwarteten – zumal ich als hochbegabt galt.

      Von meinem persönlicher Hintergrund her gesehen war ich weder für das Paranormale noch für die Arbeit als Putzhilfe prädestiniert. Ich wurde 1950 in New York geboren, als zweites von drei Kindern. Meine Schwester Lynn ist drei Jahre älter als ich, mein Bruder Rob sechs Jahre jünger. Mein Vater Earl arbeitete als Buchhalter oder Rechnungsprüfer für Kaufhäuser und Werbeagenturen, während meine Mutter Norma, wie es damals üblich war, sich um Haushalt und Familie kümmerte. Finanziell gesehen ging es uns gut, auch wenn man uns sicherlich nicht als reich bezeichnen konnte.

      Meine Erziehung war den damaligen Maßstäben nach ziemlich locker. Douglaston, ein Bezirk im äußersten Osten von New York, war ein freundliches Ober- bis Mittelklasseidyll. Niemand schloss seine Haustür ab und man konnte nahezu bei jedem nach Belieben ein- und ausgehen. Hervorragende Leistungen wurden als selbstverständlich betrachtet. Unsere Halbinsel an der Little Neck Bay auf Long Island hat Weltklassesportler wie den Tennisstar John McEnroe und überdurchschnittlich viele erfolgreiche Berufssportler hervorgebracht – ebenso wie eine große Zahl von Menschen, die sich umbrachten oder an einer Überdosis von Drogen starben.

      Zwar übten meine Eltern weder Druck auf uns Kinder aus, noch waren sie materialistisch eingestellt, aber mein offensichtlicher Mangel an erkennbarem Ehrgeiz brachte selbst sie an die Grenzen ihrer Toleranz. Immer häufiger fragte mein Vater mich freundlich, wohin das denn führen solle. Mit gespieltem Erstaunen fragte ich zurück, warum er Bens unglaubliche Fähigkeiten nicht für ebenso aufregend hielt wie ich. Aber auch wenn mein Vater kein großes Interesse für diese Dinge zeigte, stellte er dennoch nie mein Recht in Frage, mich damit zu beschäftigen. Für ihn, der während der großen Weltwirtschaftskrise geboren


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