Greifen und BeGreifen. Sally Goddard Blythe

Greifen und BeGreifen - Sally Goddard Blythe


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Schreiben beeinflussen wird.

      3. Sprachschwierigkeiten; die durch die Babkin-Reaktion bedingte fortgesetzte Beziehung zwischen Handbewegungen und Mundbewegungen wird die Entwicklung unabhängiger Muskelkontrolle an der Mundvorderseite verhindern, was sich wiederum auf die Artikulation auswirken wird.

      4. Die Handfläche bleibt eventuell überempfindlich für taktile Reize.

      5. Schreiben und Zeichnen werden von Mundbewegungen begleitet.

      Ein Palmar-Reflex, der über das Alter von vier bis fünf Monaten hinaus beibehalten wird, wird die manuelle Geschicklichkeit und sogar die Fähigkeit zu jeglicher manueller Betätigung behindern. Die Handschrift wird betroffen sein, da das Kind nicht in der Lage sein wird, auf reife Art einen Stift zu halten. Das Sprechen wird eventuell ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, da die fortgesetzte Beziehung zwischen Handbewegungen und Mundbewegungen die Entwicklung der unabhängigen Kontrolle über die Muskeln an der Vorderseite des Mundes verhindern kann. Eine undeutliche Aussprache ist vielleicht nur eine von mehreren Folgen.

      André-Thomas und seine Mitarbeiter (1954) fanden heraus, dass es möglich sei, durch Stimulation des Palmar-Reflexes den Moro-Reflex zu hemmen. Wenn der Moro-Reflex durch eine plötzliche Veränderung der Kopfhaltung aktiviert wird, strecken sich Arme, Hände und Finger. Wenn zuerst der Palmar-Reflex aktiviert wird, indem ein Gegenstand in die Handfläche nur einer Hand gelegt wird, läuft die Moro-Reaktion lediglich auf der Armseite mit der geöffneten Hand ab. Wenn in beide Hände zugleich jeweils ein Gegenstand gelegt wird, scheint die Moro-Reaktion auf beiden Armseiten gehemmt zu werden. Unbewusst nutzen wir manchmal diesen Effekt: Wenn wir vor einer unangenehmen oder schwierigen Aufgabe stehen oder uns innerlich auf einen kurzzeitigen schmerzhaften Stimulus (etwa eine Injektion) vorbereiten, öffnen und schließen wir häufig unsere Hände. Kleine Knetbälle zum Stressabbau mögen aus demselben Grund effektiv sein. Diese Beobachtungen sind ein Hinweis darauf, dass frühe Reflexe in zwei Richtungen wirken: entweder in einer Kettenreaktion nacheinander oder derart, dass ein Reflex einen anderen hemmt. Auf diesen Mechanismen bauen die Behandlungsprogramme zur Reflexausreifung und -hemmung auf.

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      Entstehung: 18. Schwangerschaftswoche.

      Bei der Geburt: Vollständig vorhanden.

      Hemmung: Etwa 6 Monate nach der Geburt.

      Kopfbewegungen des Babys zu einer Seite führen zu einem gleichzeitigen reflexhaften Ausstrecken eines Armes und eines Beines zu der Seite, in die es den Kopf dreht, außerdem zu einer Beugung der okzipitalen Gliedmaßen.

      Okzipitale Gliedmaßen sind Arm und Bein auf der Hinterhauptseite.

      Der Asymmetrische Tonische Nackenreflex spielt vom Zeitpunkt seines Erscheinens im Mutterleib bis zum Alter von ungefähr sechs Monaten nach der Geburt eine aktive Rolle. Während der Zeit im Mutterleib sollte er Bewegungen bahnen (Mütter spüren dann Stöße oder Tritte), den Muskeltonus entwickeln und vestibuläre Stimulation bieten.

      Im Mutterleib hilft der Asymmetrische Tonische Nackenreflex Bewegungen zu unterstützen, wodurch das Gleichgewichtssystem und die vermehrte Bildung neuraler Verbindungen angeregt werden.

      Zu dem Zeitpunkt, zu dem der Fötus bereit für die Geburt ist, sollte der Reflex vollständig entwickelt sein, so dass er seine Rolle beim Geburtsprozess einnehmen kann. Die Wehen sollten erst einsetzen, wenn der Fötus ausgereift ist, denn dann können sich Mutter und Baby als Partner gemeinsam durch den Geburtsvorgang arbeiten. Wenn das zweite Stadium der Wehen erreicht ist, sollte das Baby mithelfen sich im Rhythmus der Wehen der Mutter durch den Geburtskanal nach unten zu arbeiten. Man geht davon aus, dass der ATNR zusammen mit dem Halsstellreflex auf den Körper und zusammen mit dem Spinalen Galantreflex den Schultern und Hüften des Kindes im Geburtsprozess die notwendige Flexibilität und Beweglichkeit verleiht. Die aktive Teilnahme des Kindes dabei hängt vom Vorhandensein eines vollständig entwickelten ATNR ab. Der Geburtsprozess wiederum verstärkt den Asymmetrischen Tonischen Nackenreflex (und weitere Reflexe), so dass sie für die ersten Lebensmonate fest etabliert und aktiv sind.

      Der Asymmetrische Tonische Nackenreflex stellt nicht nur eine Hilfe beim Geburtsvorgang dar, sondern wird durch diesen auch verstärkt. Das mag ein Grund dafür sein, dass für Kinder, die durch einen Kaiserschnitt auf die Welt gebracht werden, ein größeres Risiko für Entwicklungsverzögerungen besteht. Während der Neugeborenenphase sichert der Asymmetrische Tonische Nackenreflex, dass die Luftröhre frei zum Atmen ist, wenn das Kind auf dem Bauch liegt. Er verstärkt den Streckmuskeltonus, wobei er jeweils eine Seite des Körpers trainiert und so die Grundlage für spätere gezielte Greif- und Streckbewegungen bildet.

      Es ist mehr als wahrscheinlich, dass bestimmte Reflexe für das Überleben in den ersten Lebensmonaten von entscheidender Bedeutung sind und dass ein zu schwach entwickelter Moro-Reflex und Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex am plötzlichen Kindstod beteiligt sind – der Moro-Reflex, weil er einen sofortigen Aktivierungsmechanismus bereitstellen sollte, und der ATNR, weil er sicherstellen soll, dass das Baby in Bauchlage den Kopf zur Seite zu drehen kann. (Goddard 1989, 1990, 1991)

      DeMyer (1980) beschreibt den Reflex so:

      „… die erste Augen-Hand-Koordination, die stattfindet. Sie ist zu dem Zeitpunkt, an dem die visuelle Fixierung naher Gegenstände sich entwickelt, vorhanden, und es scheint, als ob das Nervensystem dafür sorgt, dass der richtige Arm in Richtung auf den angepeilten Gegenstand ausgestreckt wird. Indem die Hand den Gegenstand berührt, werden die Grundlagen des Bewusstseins für die Entfernung (Armeslänge) sowie der Koordination von Augen und Händen gelegt.“ (zitiert nach Holt, 1991)

      Mit ungefähr sechs Monaten sollte der Asymmetrische Tonische Nackenreflex seine Aufgabe erfüllt haben; das sich entwickelnde Gehirn sollte jetzt weitere Bewegungsmuster ermöglichen, die auch die Hemmung dieses Reflexes enthalten und dazu beitragen, dass das Kind komplexere Fertigkeiten entwickelt. Das Fortbestehen des Reflexes würde zahlreiche Funktionen beeinträchtigen. Es ist zum Beispiel unmöglich, in einer fließenden Kreuzmusterbewegung auf dem Bauch zu kriechen, wenn der Asymmetrische Tonische Nackenreflex fortbesteht. Kriechen und Krabbeln sind wichtig für die weitere Entwicklung der Koordination von Händen und Augen sowie für die Integration vestibulärer Information mit anderen Sinneswahrnehmungen. Die Myelinisation des Zentralen Nervensystems (ZNS) wird als Folge von Bewegungserfahrungen verstärkt.

      Ein Kind, das den Asymmetrischen Tonischen Nackenreflex noch besitzt, wenn es laufen lernt, wird unter Umständen Gleichgewichtsschwierigkeiten haben. Eine Bewegung des Kopfes nach rechts oder links wird eine Streckung der Gliedmaßen auf der jeweiligen Körperseite zur Folge haben und so das Gleichgewichtszentrum durcheinander bringen und homolaterale Bewegungen bewirken.

      Wenn das Kind läuft und die linke Hand nach vorn schwingt, während der linke Fuß sich nach vorn bewegt und ebenso die rechte Hand gleichzeitig mit dem rechten Fuß bewegt, wird das Ergebnis ein roboterhafter Gang sein. Dieser Gang wird andere Kinder bemerken lassen, dass hier etwas anders ist, und das Kind wird leicht zum Ziel für Hänseleien. Beim Sport werden Übungen, wie das Werfen oder Kicken eines Balls, schwerfällig und unbeholfen erscheinen.

      Der fortbestehende Reflex wird zu Schwierigkeiten dabei führen, die Mittellinie des Körpers von einer Seite auf die andere zu überkreuzen, so dass dem Kind der Übergang vom einfachen Greifen eines Gegenstandes zur Handhabung mit beiden Händen nicht gelingt. Auch ist es möglich, dass sich keine Präferenz für eine Hand, ein Bein oder ein Ohr etabliert; wenn es keine dominante Seite gibt, wird immer ein gewisses Moment des Zögerns in den Bewegungen des Kindes zurückbleiben. Gazzaniga (1973) vertrat die Auffassung, dass die Unilateralität von Hirnfunktionen wichtig sei, um eine zentrale Organisationsstelle im Gehirn für die Verarbeitung hereinkommender Informationen zu haben. Ein Kind, das keine eindeutige Seitigkeit entwickelt hat, kann sich zum Beispiel nicht entscheiden, mit welcher Hand es einen Hammer, einen Bleistift oder einen Ball aufnehmen soll. Da diese Wahl nicht automatisiert wird, muss jede Bewegung bewusst gemacht werden. Dieses wird sich zu einer unnötigen Stressursache


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