Stollentod. Anett Steiner

Stollentod - Anett Steiner


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in Pöhla bei Schwarzenberg ein neues Bergwerk entstehen und dort wieder Zinn und Wolfram gefördert werden sollte, zeigte er Interesse für das Projekt, für das Geldgeber gesucht wurden. Eigentlich wollte er umfangreiche Anleihen der Sächsischen Mineralienförderung AG für die Lagerstätte Pöhla-Globenstein zeichnen, doch dann landete ein ganz anderes, sehr verlockendes und vielversprechendes Angebot auf seinem Schreibtisch. Für dieses Projekt entschied er sich schließlich und investierte sowohl Geld als auch Energie. Jetzt nahm die Sache mehr und mehr Gestalt an, allein die bürokratischen Hürden bremsten ihn ein wenig aus, aber es war hoffentlich nur eine Frage der Zeit, bis es ihm gelang, alle relevanten Auflagen zu erfüllen. Ihm und seinem stillen Hauptteilhaber und Ideengeber, der nicht öffentlich in Erscheinung treten wollte. Mit Hilfe einiger weiterer, kleinerer Teilhaber, die er von früher kannte und deren Geld unter anderem auch schon in Lausitzer Tagebauen steckte, hatte er die Firma Brunner-ERZ gegründet. Deren Anteile waren zwar weitestgehend unwesentlich, aber niemand konnte zum jetzigen Zeitpunkt absehen, in welche Richtung die finanzielle Entwicklung gehen würde. Er arbeitete bereits an einem Plan zum Auswechseln seines Hauptteilhabers, denn keine böse Überraschung sollte ihn ausbremsen können, er wollte für alle Eventualitäten gewappnet sein.

      Brunners Firma hatte Grundstücke gekauft und gepachtet, Material beschafft, Maschinen geleast, sogar schon Arbeitsverträge geschlossen, die ersten Mitarbeiter steckten in den Startlöchern, denn Personal rekrutierte man nicht von heute auf morgen, bei dieser Ressource musste man längerfristig planen. Jetzt erwartete er täglich die Genehmigung für seine neue Förderstätte am Ehrenfriedersdorfer Sauwald.

      In gleichem Maße widmete er sich seinem Interesse an der Vergangenheit, vor allem weil seine Pläne für die Zukunft zwischenzeitlich gezwungenermaßen ruhen mussten. Nur zu gern verlor er sich in den alten Geschichten über Bergleute, Berggeister und Grubenunglücke. All das faszinierte ihn, ohne dass er genau hätten sagen können, warum. Es war wohl der Zauber des Mystischen, der Hauch des Unheimlichen und Geheimnisvollen. Die Geschichte von der langen Schicht am Sauberg kannte er mittlerweile samt aller kursierenden Variationen auswendig. Je weiter er sich in alte Aufzeichnungen und historische Berichte vertiefte, desto klarer wurde ihm, wie gefährlich die Arbeit unter Tage in den vergangenen Jahrhunderten gewesen war, wie hart und entbehrungsvoll das Leben der Bergleute – die all das wohl nur auf sich nahmen, um frei zu sein in einer Zeit, da vielerorts Leibeigenschaft die Gesellschaft beherrschte.

      Ein denkmalgeschütztes Haus in Ehrenfriedersdorf sollte als Firmensitz dienen, er hatte es weitestgehend sanieren lassen und dort erst gestern die Geschäftsräume untergebracht, seine Wohnung sollte folgen. Den Umzug würde er in Kürze organisieren, im Moment ließ er es sich noch in Schönfeld gutgehen, wo er seit drei Jahren eine möblierte Ferienwohnung als Dauerwohnsitz mietete und nutzte. Er war überzeugt, hier im Erzgebirge nicht nur sein geschäftliches Glück, sondern auch den Schatz seines Lebens zu finden. Er entschied sich, den Abend zu nutzen, um sein neues Büro weiter zu organisieren und einzurichten. Er war ein Einzelgänger, den Abend mit Freunden in der Kneipe zu verbringen, war ihm fremd. Und die Frau fürs Leben, die suchte er auch noch. Aber immer schön eines nach dem anderen, dachte er. Ich bin doch erst Mitte vierzig, das beste im Leben kommt noch!

      *

      Emilie Voigt nestelte nervös an einer Strähne ihres blonden Haares, die ihr lose ins Gesicht hing. Die ehemalige Geologin hatte verfrüht in den Ruhestand gehen müssen, dafür aber eine ansehnliche Abfindung kassiert, die sie milde mit den Umständen stimmte. Ihr Beamtenstatus hatte sie zur teuersten Lehrkraft in einem Kollektiv selbständiger Dozenten werden lassen, man hatte ihr den Ruhestand nahegelegt. Aber da sie weder körperlich noch geistig auf dem absteigenden Ast saß, intensivierte sie ihr Engagement für die Umwelt und fand so wieder eine Aufgabe, ihre Tage zu füllen. Trotz ihrer dreiundsechzig Jahre war sie eine sehr attraktive Frau, die viel jünger wirkte. Emilie Voigt war schlank, fit und agil, besuchte dreimal in der Woche ein Fitnessstudio. Ihr blondiertes Haar kaschierte die grauen Strähnen und fiel ihr in das nahezu faltenfreie Gesicht. Wohlwollend musterte sie sich allmorgendlich im Spiegel. Ihr gefiel, was sie sah.

      An diesem Morgen traktierte sie die unschuldigen Tasten ihres Computers mit wenig Feingefühl, der Inhalt der Website von SMF, den sie wieder und wieder las, blieb davon unbeeindruckt derselbe. Auch wenn sie es nicht gut fand, dort stand es immer noch: Das Unternehmen Sächsische Mineralienförderung AG war auf erhebliche Mengen von werthaltigem Wolfram- und Fluoriterz gestoßen. Sie wusste, dass dies unweigerlich zu einer Ausweitung des Abbaubetriebes führen würde und dabei interessierte es niemanden, dass sie selbst absolut gegen eine Ausweitung des Bergbaus oder neue Schachtverläufe war. Allerdings würde genau das in Pöhla passieren.

      Sie griff nach dem Telefon, um sich abzulenken. Im Moment begleitete sie als Mentorin die Doktorarbeit eines ihrer Lieblingsstudenten damals in der Bergakademie Freiberg. Matthias Ullmann bekleidete seit kurzem selbst ein Lehramt an der Universität, hatte seine Dissertation fast fertig verfasst. Grundlage seiner Arbeit war eine Theorie, die von Emilie stammte, die sie im Grunde aber gemeinsam erarbeitet hatten und die bis zu diesem Zeitpunkt geheim war. Und gerade weil sich ihre Neigungen in bestimmten Bereichen der Geologie ähnelten, telefonierten sie und philosophierten über die Zusammenhänge von geologischen Gegebenheiten und speziellen Bodenschätzen. Sie selbst hatte dazu ein Gutachten über das ehemalige Abbaugebiet in Ehrenfriedersdorf vorgelegt, den Rest musste Matthias selbst erledigen, ein Doktortitel war schließlich kein Geschenk, sondern wollte hart erarbeitet werden. Jedenfalls war sie überzeugt, dass sich vor allem in der Nähe von Wolfram- und Fluoriterzvorkommen noch ganz andere Dinge finden ließen und in der Vergangenheit auch gefunden worden waren. Hinweise darauf lieferten alte Aufzeichnungen, Beweise gab es nicht. Das überließ sie Matthias. Seine Nummer war in Emilies Handy gespeichert.

      Sie rief ihn an und als er sich meldete, erhellte sich ihr Gesicht.

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