Iron Man. Tony Iommi
Dad denken?
Zum ersten Mal „besaß“ ich Drogen, nachdem ich zuvor nur drei Mal gekifft hatte. Wir versuchten den Beamten zu verklickern, dass uns die Koffer nicht gehörten, doch das wussten sie schon längst, da sie den Dealer beschattet hatten, der sie unweigerlich zu unserem Haus führte. Sie verhafteten ihn, wollten aber auch uns was anhängen: „Wenn ihr uns nicht verratet, was hier vor sich geht … die ganzen Drogen waren in eurem Besitz!“
Die Polizei setzte uns mächtig unter Druck und ängstigte uns zu Tode. Wir wurden getrennt und einzeln vernommen. Was sagten wohl die anderen? Eine verflucht schräge Situation!
In den Zeitungen verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, denn es war ein Skandal riesigen Ausmaßes: „Rockband mit Drogen festgenommen!“ Die Meldung wurde sogar landesweit verbreitet und erreichte somit unweigerlich Birmingham. Klar, dass meine Eltern davon erfuhren. Ich kann mir lebhaft das Geläster der Nachbarn vorstellen: „Dass dieser Iommi-Junge ein Drogensüchtiger ist – nein, das hätten wir ja nie gedacht.“
Ich rief Mum an. Sie schäumte vor Wut, weinte, schrie und brüllte: „Du hast Schande über unser Haus gebracht.“
Ein gewisser Sergeant Carlton hatte uns hochgenommen. Er fand schnell heraus, dass wir nicht die harten Schwerverbrecher waren, nach denen sie fahndeten, und half uns aus dem ganzen Schlamassel.
Der Hauptgrund für die Auflösung von Mythology lag in dem Drogen-Fiasko. Es wurde zunehmend schwieriger, Gigs zu bekommen, und so machten Bill und ich uns auf den Weg nach Birmingham. Ich musste wieder bei meinen Eltern einziehen. Es war verdammt peinlich, doch ich wusste nicht, wo ich sonst hätte unterkommen können.
Bill wollte mit mir zusammen eine neue Band ins Leben rufen, und so sahen wir uns nach einem Sänger um. In einem Musikgeschäft entdeckten wir einen Zettel an der Pinwand: „Ozzy Zig will auftreten. Besitze eine PA.“
Ich meinte zu Bill: „Ich kenne einen Ozzy, aber der kann es nicht sein.“
Wir fuhren zu der angegebenen Adresse und klopften an die Tür. Seine Mutter öffnete uns: „Ist Ozzy da?“
„Ja, einen Moment, bitte.“
Sie drehte sich um und brüllte in den Hausflur: „John, es ist für dich.“
Und dann erschien Ozzy im Türrahmen und ich flüsterte Bill ins Ohr: „Vergiss es. Ich kenne den Typen.“
12: The Polka Tulk Blues Band
„Was meinst du?“, fragte Bill Ward.
„Ich kenne ihn aus der Schule. So weit ich weiß, kann er nicht singen.“
Ich nehme an, dass Ozzy ähnlich geschockt war. Ich hatte ihn seit der Schulzeit nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich kannte er mich nur als den üblen Schläger vom Schulhof. Ozzy war ein Jahr jünger und in eine Klasse unter mir gegangen. Er war immer mit seinem Freund Jimmy Phillips zusammen gewesen. Albert und ich hatten damals keinen Kontakt zu den beiden gehabt.
Bill und ich unterhielten uns ein bisschen mit Ozzy, und verzogen uns dann so schnell wie möglich: „Okay, dann alles Gute.“
Wir rauschten ab und vergaßen ihn. Einige Tage später kam Bill zu Besuch. Mum schmierte ihm natürlich ein Sandwich. Plötzlich tauchten Ozzy und Geezer auf, die einen Drummer suchten. Ich sagte: „Bill spielt Schlagzeug, und wir wollen zusammenbleiben. Aber wenn Bill unbedingt bei euch einsteigen will, ist das in Ordnung.“
Bill beteuerte schnell: „Nein, nein, ich will weiter mit Tony Musik machen.“
Ich antwortete: „Warum versuchen wir es nicht zusammen? Lasst uns erst proben und es dann entscheiden.“
Kurz darauf trafen wir uns im Proberaum. Ozzys Freund Jimmy Phillips kam auch und spielte Slide-Gitarre, und irgend so ein Typ quäkte auf seinem Saxophon. Geezer spielte eigentlich Gitarre, wollte aber unbedingt auf einen Bass umsteigen. Ärgerlicherweise besaß er kein Instrument und auch kein Geld, um sich einen Bass anzuschaffen. Für die Probe stimmte er die Fender Telecaster einfach tiefer, um die Bass-Parts halbwegs zu simulieren. Ich fand das völlig durchgeknallt. Zu meiner Erleichterung lieh er sich später von seiner alten Band einen Höfner-Bass. Er hatte nur drei Saiten, was aber nicht weiter störte, da Geezer sowieso nur auf einer rumhantierte.
Wir spielten hauptsächlich Blues-Nummern sowie ein paar eigene Songs und nannten uns The Polka Tulk Blues Band. Jimmy und ich versuchten, einige Gigs an Land zu ziehen. Wir saßen in unserem Wohnzimmer, und das Telefon stand wie immer auf den Vorratskisten. Ich bat ihn: „Jimmy, ruf doch mal diese Agentur an. Spotlight Entertainment – das hört sich interessant an.“
Jimmy schnappte sich den Hörer, wählte die Nummer und kicherte sich einen ab: „Könnte ich bitte mit Mister Spotlight sprechen?“
Wir bogen uns vor Lachen, und das war’s erst mal – ein komplettes Desaster. Ich erinnerte mich an Monica Lynton, die Bookerin von Mythology: „Hey, wir haben eine neue Band, gib uns doch eine Chance.“
„Okay, aber wenn ihr unbedingt Blues spielen wollt, müsst ihr auch einige Songs aus den Top 20 im Programm haben, sonst kann ich das nicht an den Mann bringen.“
„Okay, okay.“
So ging’s also nach Egremont, einem kleinen Kaff in der Nähe von Carlisle. Dort traten wir in der Toe Bar auf. In der Pause kam ein bulliger Schotte auf mich zu und meckerte: „Euer Sänger ist total scheiße.“
„Oh, okay. Danke für die Kritik.“
Wir müssen wie ein ziemlich verrückter Haufen ausgesehen haben. Ich trug meinen langen Ledermantel, Bill seine Stinkeklamotten und Ozzy hatte sich den Kopf kahl rasiert. Geezer hüllte sich in ein Hippie-Outfit. Es war so ein langes Indianerkleid – Peace und Love, Mann, und so weiter. Ich fand das ganz schön schräg: ein Typ in einem Kleid. Worauf hatte ich mich hier nur eingelassen?
Geezer traf sich mit einem Mädchen aus unserer Straße, und ich sah ihn manchmal an unserem Haus vorbeigehen. Ich begegnete ihm noch häufiger mit seiner Gruppe Rare Breed, die in verschiedenen Clubs auftrat. Da er oft auf einem LSD-Trip war, machte er den Eindruck, als würde er permanent die Wände hoch kriechen. Ich dachte, er wäre ein Vollidiot. Nach einem Gig im Globe Hotel in Carlisle drang dort ein durchgeknallter Schläger ein, der schon einige Polizisten umgehauen und einen ihrer Hunde getötet hatte. Wir luden gerade unser Equipment ein. Geezer schlenderte die Treppe in seinem Hippie-Dress runter, mit einigen Gitarren unter den Armen. Dieser Typ ging voll auf ihn los und stieß dabei animalische Laute aus: „Du – ooh, aah, rrrar.“
Geezer brachte nur ein „Hä?“ über die Lippen, ließ die Gitarren fallen und schrie: „Schlag mich nicht, Mann. Ich bin ein friedlicher Typ.“
Und dann rannte er. Es war unglaublich. Dieser ausgerastete, grobschlächtige Riese, der Geezer verfolgte, und Geezer, der in seinem Kaftan verzweifelt versuchte, sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen – was für ein Bild! Die Polizei benötigte mehrere Beamte, um den Typen zu packen und in den Knast zu verfrachten. Meine Güte – was für ein aufsehenerregender Start für eine neue Band!
Schon bald wurde uns klar, dass Jimmy Phillips und dieser Saxophon-Typ gehen mussten. Bei einem Solo wollte jeder den Part spielen. Streitigkeiten waren unvermeidbar. Außerdem fehlte den beiden der nötige Ernst, was besonders mich ärgerte. Ich traf mich insgeheim mit Bill, Geezer und Ozzy und beklagte mich: „Weder der Sax-Mann noch Jimmy Phillips bringen es.“
„Und was sollen wir machen?“
Wir wollten die beiden nicht direkt feuern und damit ihre Gefühle verletzen, und erzählten ihnen, dass die Band sich auflöst. Nach einer kurzen Pause machten wir vier uns wieder ans Werk.
Die ersten Gigs liefen mies. Die Band war noch nicht mal so gut wie Mythology, aber ich sagte mir: „Das wird schon mit der Zeit.“
Ich konnte das Potenzial erkennen, denn die Kombination der Charaktere hatte was: Da war ein Typ, den ich noch aus der Schulzeit kannte und mit dem ich damals nichts anfangen konnte; Geezer kam wahrscheinlich