Iron Man. Tony Iommi

Iron Man - Tony Iommi


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die Regeln.

      Ich folgte keinen bestehenden Gesetzen, sondern stellte meine eigenen Regeln auf.

      Cover-Versionen standen bei uns an erster Stelle – ein paar Nummern der Shadows, einige Beatles-Songs und ein wenig von den Stones. Eigentlich alles Stücke aus den Top 20. Man musste damals die Pop-Songs bringen, sonst wurde man nicht engagiert. The Rest erkämpften sich zu der Zeit einen lokalen Bekanntheitsgrad. Wir traten im Midland Red Club auf, der im Midland Red Bus Depot lag. Es war ein geselliger Schuppen, in dem sich die arbeitende Bevölkerung traf. Jede Woche spielte dort eine Band. Wir wechselten uns meist mit John Bonhams Gruppe ab, doch der wurde schnell gefeuert, weil er ständig zu laut auf sein Set eindrosch. Dann schlich er sich in eine andere Formation, aus der man ihn aus dem gleichen Grund warf. Auf seinen Schlagzeugkoffern standen die ganzen Bands, in denen er schon gespielt hatte. Allerdings waren alle Namen durchgestrichen! Die Beschriftungen wurden kleiner und kleiner, damit sie noch Platz auf den eigentlich riesigen Cases fanden. Das fand alles vor der Zeit der großen PA-Anlagen statt, in der man die Drums noch nicht verstärkte. Er spielte sie rein akustisch! Es war unglaublich, mit welcher Kraft und Energie er die Felle bearbeitete. Es glich einem ohrenbetäubenden Gewitter.

      Nach der Auflösung der Rockin’ Chevrolets war ich noch eine ganze Weile mit Alan Merdediths Schwester Margareth zusammen. Mich plagte eine ständige Eifersucht. Zudem weckte meine Freundin den Beschützerinstinkt in mir. An einem Abend stand ich mit The Rest auf der Bühne und sah, wie sie von einem Kerl belästigt wurde. Ich legte die Gitarre auf den Boden, sprang vom Podest, ging zu dem Typen und prügelte ihn aus dem Laden. Dann ging’s wieder auf die Bühne und ich spielte weiter, als wenn nichts gewesen wäre. Was man nicht alles für die Frauen macht …

      Einmal spazierten wir durch Aston. Ich ging aufs Klo und sie wartete draußen. Als ich wieder rauskam wurde sie von einer Gang dumm angemacht. Ich sah rot und schnappte mir den Arsch, der direkt neben ihr stand und – Bäng – hatte er eine sitzen. Glücklicherweise wichen die anderen zurück. Ich war damals so drauf und prügelte mich überall. Doch mit den Jahren wurde ich ruhiger. Wenigstens etwas.

      Die Beziehung mit Margareth überdauerte The Rest. Wir trennten uns, weil der Bassist heiratete und sich für ein bürgerliches Leben entschied. The Rest waren, platt gesagt, eine kleine Band, die sich gut in den Clubs geschlagen hatte. Damals ahnte ich nicht, dass das genau der Stoff war, aus dem Legenden entstehen – oder Mythology.

      Später, als ich schon mit Sabbath spielte, ging ich mit Margareths jüngerer Schwester Linda aus. Es fühlte sich recht seltsam an, in das selbe Haus zu gehen und eine andere Frau abzuholen. Ich saß oft draußen in meinem Wagen und wartete auf Linda, während ein anderer mit seinem Auto Margareth abholte.

      Linda und ich trennten uns kurz nach der ersten Europa-Tournee. Ich kam zurück und erklärte ihr, dass diese Erfahrung meine Augen geöffnet und ich ein völlig anderes Leben kennen gelernt hatte, das ich aus Birmingham nicht kannte.

      9: Mein letzter Job

      Nach der Schulzeit erwartete man von mir, mich dem Heer der Arbeiter anzuschließen. Ein Freund von Dad, dem eine Klempnerei gehörte, besorgte mir den ersten Job. Ich arbeitete auf einer Baustelle, hielt aber nicht lange durch, da ich nicht schwindelfrei bin.

      Die nächste Karrierestation meines Arbeitslebens war ein Fließband-Job. Dort produzierte ich Schellen, die beim Anschließen von Gummidichtungen benötigt wurden. Man wurde nur nach der Stückzahl bezahlt. Doch wenn man schnell malochte, riss man sich die Hände auf. Ich dachte nur: Mit diesen Händen sollst du noch spielen? Klar, dass ich mich so schnell wie möglich verzog.

      Anschließend fand ich eine Anstellung bei Yardley’s, einem großen Musikgeschäft, das im Stadtzentrum lag. Dort trafen sich alle Musiker, und die Angestellten protzten mit ihren Fähigkeiten, um die Instrumente schneller abzusetzen. Ich dachte mir: „Prima, ich werde also Gitarren vorführen und den Kunden die jeweiligen Sound-Möglichkeiten demonstrieren.“

      Aber statt dessen sollte ich Schaufenster dekorieren und die Drumsets und Gitarren putzen. Hey, wann darf ich mich endlich hinsetzen und Gitarre spielen? Dann wurde in dem Laden eingebrochen. Der Verdacht fiel schnell auf mich, da ich erst seit kurzem dort arbeitete. Ich wurde verhört und sie blieben misstrauisch, bis man endlich den Dieb fasste. Ich mochte den Job nicht, da ich nur Hilfsarbeiten machen musste. Außerdem empfand ich das Verhalten nach dem Einbruch als reichlich unfair. Ich zog also weiter und suchte mir einen anderen Broterwerb.

      Dass ich immer wieder die Jobs an den Nagel hängte, kam bei meiner Familie natürlich nicht gut an. Meine Eltern meckerten dauernd: „Wann suchst du dir endlich einen ordentlichen Beruf, anstatt dauernd Gitarre zu spielen!?“

      Nach Yardley’s malochte ich als Schweißer, wobei ich bekanntlich die Finger verlor. Nachdem die Hand wieder geheilt war, arbeitete ich bei B&D Schreibmaschinen. Ich musste einen Anzug tragen und zu verschiedenen Firmen fahren, um dort vor Ort den Wartungsservice durchzuführen. Beim Reparieren der Schreibmaschinen lag jedes Mal der ganze Tisch voller Schrauben – ein heilloses Chaos. Wo ist diese oder jene Schraube? Hey, da sind ja noch zwei Schrauben übrig geblieben! Mein Gott!

      Ich mochte den Job aber, weil man dabei eine Menge Frauen kennen lernte. So lange ich die Schreibmaschinen instandsetzte, hatten sie nichts zu tun und quasselten unentwegt. Mir blieb gar nichts anderes übrig als mitzureden. Ich kam wohl gut an, denn ständig riefen Frauen bei der Auftragsannahme an und behaupteten, ihre Schreibmaschine wäre schon wieder defekt. Der Prokurist warf dann ein Auge auf mich: „Du warst erst vor einigen Tagen in der Firma. Hast du die Maschinen nicht repariert?“ „Doch, und zwar anständig!“

      „Meine Güte, du sollst da schon wieder hinkommen, weil irgendwas nicht funktioniert. Los, mach dich auf die Socken.“

      Natürlich waren die Schreibmaschinen gut in Schuss, aber da ich mich so nett mit den Frauen unterhalten hatte, hofften sie, ich würde sie zu einem Date einladen. Der Job machte mir endlich Spaß, aber ich schmiss ihn hin, da viel zu viele Gigs mit The Rest anstanden und ich immer zu spät zur Arbeit kam.

      Und dann musste ich mich nie mehr nach einem anderen Job umsehen.

      10: Wie drei Engel einmal den Heavy Metal retteten

      Nachdem ich den Führerschein in der Tasche hatte, ich muss ungefähr 19 gewesen sein, legte ich mir einen MGB-Sportwagen zu. Ich arbeitete viel, aber das ganze Geld ging für den Wagen drauf. Meine Mutter war dagegen, weil ich mit dem Ding wie ein Wilder raste. Und tatsächlich baute ich auch einen Unfall.

      Ich fuhr eine vierspurige Schnellstraße entlang und überholte einen anderen Wagen, in dem ein attraktives Mädchen saß. Und plötzlich – Bäng! Ich war wohl über einen scharfen Gegenstand gefahren, denn zwei Reifen platzten, wodurch ich von der Fahrbahn geschleudert wurde. Ich flog im hohen Bogen auf eine Baumreihe zu und sah wie die Kotflügel durch die Luft wirbelten. Der Unfall schien sich in Zeitlupe abzuspielen. Es klingt verrückt, aber ich sah wie drei engelhafte Wesen herabschwebten, eins auf der linken und zwei auf der rechten Seite. Ich dachte nur noch: „Das war’s jetzt wohl.“

      Der Wagen knallte an einen Baum, überschlug sich, und ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, roch ich Benzin und betete, dass der MGB nicht in lichterlohen Flammen aufgeht. Es war ein Cabriolet ohne Sicherheitsbügel und lag auf der Oberseite, doch es gelang mir rauszukriechen und unter großen Mühen bis zur Straße zu robben. Ich hatte eine Gehirnerschütterung und wusste nicht, was vor sich ging. Ein Typ nahm mich mit, und ich flehte ihn an: „Erzähl bloß nichts meinen Eltern, bitte nicht!“

      Als nächstes erinnere ich mich daran, wie ich im Krankenhausbett lag und Mum mich anschnauzte: „Du bescheuerter Idiot! Wie konntest du nur! Du hättest dir niemals den Wagen kaufen sollen.“

      Verdammter Mist!

      Jeder, der das Schrottauto sah, schüttelte ungläubig den Kopf: „Eigentlich müsstest du tot sein.“ Sie brachten das Wrack auf einem Anhänger zu unserem Haus. Mum sah es und brach in Tränen aus. Sogar die Leute vom Abschleppdienst wunderten sich: „Wie bist du da nur rausgekommen?“

      „Ich


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