Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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mit einer Suche ansetzen könnten. Ich schlage auch vor, wir schleppen die toten Biester dann bis zu einer bestimmten Schlucht, die wir beim Hinweg passierten, und stürzen sie da hinunter …“ Er verstummte, weil ihn Hasard angrinste. „Ist was, Sir?“

      „Nein, nein! Ich stellte nur eben fest, daß wir beide den gleichen Gedanken hatten. Mir war die Schlucht auch eingefallen. Was ist mit Blutspuren bis dorthin?“

      Jetzt grinste Batuti. „Ganz einfach, Sir. Wir verstopfen ihre Wunden mit Erde und Moos, das ist alles.“

      „Das ist alles“, wiederholte Hasard. „Ich wäre nicht darauf gekommen. Gut, daß du dabei bist, du alter Schurke!“

      Sie lachten sich beide an, ein weißer und ein schwarzer Mann, und dieser schwarze Mann verehrte seinen Kapitän, hatte der ihn doch einst davor bewahrt, auf einem spanischen Sklavenmarkt verkauft zu werden. Seitdem gehörte der schwarze Mann zur verschworenen Gemeinschaft der Arwenacks. Für seinen Kapitän würde er sich totschlagen lassen.

      Nach kaum zwanzig Schritten auf dem Dschungelpfad, der zu den Rodungen führte, fanden sie, was sie suchten – eine alte, breitstämmige Eiche mit schenkelstarken Unterästen. Die Eiche stand unmittelbar an dem Pfad und war bequem zu ersteigen, wenn man sich zu den Unterästen aufgeschwungen hatte.

      Das war kein Problem. Hasard wählte die eine Seite, Batuti die andere. Sie behinderten sich nicht. Batuti hatte ein gutes Auge für die mögliche Sprunghöhe dieser Tiere, die von Menschen darauf abgerichtet waren, Menschen zu jagen und zu töten. Hasard dachte in diesem Moment daran, als Batuti einen Querast als Standort wählte, der sich etwas mehr als sechs Fuß über dem Boden befand.

      Er dachte: Wie pervers muß das Gehirn dessen sein, der die Hunde die Menschenjagd lehrt? Die Teufelei dieser Lehre konnte dem Hund nicht bekannt sein, er folgte seinem Jagdinstinkt, er war unschuldig, so unschuldig ein Tier nur sein kann. Es kannte nicht den Unterschied von Gut und Böse.

      Waren jene schon des Teufels, von denen die Hunde abgerichtet wurden, so galt das in gleichem Maße für sogenannte Menschen, die sich dieser Hunde bedienten und sehr genau wußten, was passierte, wenn sie die Tiere von der Leine oder Kette freigaben zur Jagd auf den Bruder Mensch.

      Das Schuldkonto des Pieter Hendrik Beeveren und seiner Trabanten wuchs. Es hatte keine Grenze.

      Hasard fand auf seiner Seite einen Ast auf fast gleicher Höhe mit Batuti. Wenn er die Knie beugte, konnte er mit der linken Hand einen etwas höheren Ast packen und sich festhalten. Das war wichtig für einen festen Stand, den er beim Zuschlagen oder Stechen mit dem Entermesser brauchte. Er konnte sich auch jederzeit auf den höheren Ast zurückziehen, falls das erforderlich werden sollte.

      Bei Batuti drüben verhielt es sich ähnlich.

      Das Warten begann. Mitternacht mußte vorbei sein. Über den Plantagen lag Mondschein. Hierher drang er nicht durch, aber die Dunkelheit war trotzdem nicht total. Für das, was sie tun mußten, war es hell genug.

      Hasard hatte das Entermesser gezogen. Es lag gut in der Hand. Die Klinge war haarscharf geschliffen.

      „Psst!“ wisperte Batuti.

      Es war soweit. Über den Weg durch die Plantagen hetzten sie heran, zwei längliche Schatten. Noch folgte ihnen niemand. Für die Zweibeiner waren diese Vierbeiner zu schnell. Ihr Hecheln war zu hören. Die Schatten wurden größer, das Hecheln lauter.

      Batuti beugte sich vor, wartete ein paar Momente und ließ sein Halstuch nach unten segeln. Es schwebte fast genau vor den Hundeschnauzen zu Boden. Sich aufbäumend, stoppten sie ihren Lauf, warfen sich herum und beschnupperten das Ding.

      Batuti zischte scharf.

      Der eine Bluthund reagierte regelrecht aus dem Stand. Er schnellte hoch, den Fang zum Zuschnappen geöffnet. Es sah aus, als grinse er. Batutis Messer fuhr ihm in die Kehle bis zum Heft. Der Gambia-Mann kippte das Messer, der Hund rutschte röchelnd von der Klinge, schlug unten auf und verendete zuckend.

      Der andere Bluthund wurde nahezu rasend. Er wirbelte im Sprung hoch, prallte jedoch gegen den Stamm, und da stieß Hasard zu. Die Klinge drang von oben durch die Schulter bis zum Herzen vor. Mit einem schwachen Jaulton flog der Bluthund auf einen Strauch, wurde abgefedert und landete am Boden. Dort streckte er sich.

      „Alles klar, Sir.“ Batutis Stimme klang erleichtert. „Wir haben es geschafft.“

      Sie sprangen nach unten. Batuti hob sein Halstuch auf und steckte es ein. Hasard stieß beide Tiere mit dem Stiefel an. Sie rührten sich nicht. Er spähte zu den Plantagen. Die Kerle waren noch nicht zu sehen. Gut so.

      Batuti rupfte bereits abseits des Pfades Moos aus dem Boden und stopfte es in die Kehlwunde des einen Tieres. Ebenso verfuhr er mit dem anderen Tier. Dann schnürten sie die Hinterläufe der beiden Hunde zusammen, und Hasard zog mit beiden Hunden im Schlepp los, während Batuti aufmerksam den Kampfplatz absuchte, verräterische Spuren beseitigte und über das Blut, das aus der Kehlwunde geflossen war, abgefallenes Blattwerk häufte. Er tat das geschickt und sorgfältig und mit der Routine eines Mannes, der seine Kindheit und Jugend im Urwald von Gambia verbracht hatte.

      Dann folgte er Hasard. Als er abzog, sah er immer noch keine Verfolger.

      Etwa zehn Minuten später erreichten sie die Steilschlucht, an welcher der Pfad vorbeiführte. Mit Schwung beförderten sie die beiden toten Tiere in die Tiefe. Sie durchbrachen das mannshohe, wildwuchernde Buschwerk dort unten und verschwanden. Über ihnen schlossen sich die Zweige.

      Die beiden Männer eilten nordwärts.

       7.

      Hasard ging auf Nummer Sicher. Er hatte die paar Stunden bis zum Morgen geschlafen und brach mit Sam Roskill und Matt Davies noch einmal auf, um sie als Posten einzuweisen. Sie sollten ein Versteck in der Nähe des Platzes, wo gerodet wurde, beziehen und die Kerle beobachten, beziehungsweise die Schneise bewachen, die zur Bucht führte, jene Schneise, die sie gestern abend geschlagen hatten, als sie zum Kastell aufgebrochen waren.

      Es war nicht nötig, den beiden äußerste Vorsicht einzuschärfen. Sobald die geringste Gefahr im Verzug war, sollten sie sich sofort zurückziehen. Gegen Mittag würden Stenmark und Blacky die beiden ablösen.

      Hasard klopfte ihnen auf die Schulter und kehrte durch die Schneise zur Bucht und auf Dans Schaluppe zurück. Die acht befreiten Badjao-Frauen befanden sich auf Don Juans Schaluppe und hatten sich dort eingerichtet, freundlich betreut von der Mannschaft, die sie mit Essen und Trinken versorgte.

      Es konnte gegammelt werden, aber es war die Ruhe vor dem Sturm. Hasard schaltete wieder ab und packte sich achtern auf die Planken. Gegen vier Uhr nachmittags wollte er geweckt werden.

      Er duselte ein – und wurde nach zwei Stunden geweckt. Sam Roskill war erschienen und meldete, bisher sei noch kein Rodungstrupp samt Bewachung aufgetaucht. Und er fügte als Witz hinzu, vielleicht sei heute bei den Mijnheers ein Feiertag.

      Hasard fand das keineswegs witzig.

      Waren die Kerle mißtrauisch geworden, so mißtrauisch, daß sie ihre Gefangenen unter Verschluß hielten, nachdem in der Nacht die acht „Weiber“ verschwunden waren – und mit ihnen ein gewisser Cornelis?

      Das fehlte gerade noch und würde alle Pläne über den Haufen werfen. Verdammt, er mußte die Gefangenen befreien. Er konnte das Kastell erst angreifen, wenn diese Menschen außer Gefahr waren – außerhalb des Kastells, denn das würden die Culverinen der „Santa Barbara“ in einen Trümmerhaufen verwandeln.

      Was jetzt? Um diese Zeit gestern waren die Gefangenen längst bei der Fronarbeit gewesen.

      Hasard beriet sich mit Dan O’Flynn und Don Juan, der herübergepullt war. Auch die Mannen nahmen an der Beratung teil. Sam Roskill wartete, bis eine Entscheidung gefallen war.

      Sie fiel sehr schnell.

      Dan O’Flynn schlug vor, einen Zwei-Mann-Spähtrupp zum Kastell vorzuschicken und die Lage peilen zu lassen.

      Und


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