Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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in der Hütte umschaute.

      Kein anderer Feind war zu sehen.

      Die erste Partie in dem gefährlichen Spiel um Tod und Leben war gewonnen.

       3.

      Hasard und seine Mannen hatten sich im Laderaum der schwankenden Schebecke versammelt. An Oberdeck hielten Bill und weitere drei Kameraden Wache. Immerhin war damit zu rechnen, daß eventuell auftauchende Schnapphähne es sich in den Kopf setzten, das Schiff anzugreifen. Vorläufig aber blieb alles ruhig.

      Der Seewolf hatte die improvisierten Instandsetzungsarbeiten kontrolliert, die von Ferris und dessen Helfern vorgenommen worden waren. Die Lecks waren einigermaßen gut abgedichtet, es mußte nur noch alle zwei bis drei Glasen gelenzt werden. Sinken konnte die Schebecke nicht – was weiter geschah, würde sich nach Hellwerden finden.

      Hasard spendierte ein Fäßchen Rum. Die Becher wurden gefüllt, die Mannen tranken. Sie ließen ihren Kapitän hochleben, und sie gratulierten sich selbst dazu, daß sie dem Teufel noch einmal von der Schippe gesprungen waren.

      „Das war wirklich knapp“, sagte Ben Brighton. „Die Schebecke ist ein solides Schiff, aber diesem Sturm hätte sie nicht standgehalten.“

      „Man sollte das Mittelmeer nicht unterschätzen“, sagte Big Old Shane. „Schon viele haben es für einen Ententeich gehalten. Aber diese See kann höllisch tückisch und gefährlich sein.“

      Carberry lachte grollend. „Ich habe früher mal so gedacht, Shane. Aber dann haben wir alle den Gänsetümpel ja so richtig kennengelernt. Und ob der’s in sich hat!“

      „Dabei haben wir es wirklich nicht mehr weit bis zur Meerenge von Gibraltar“, sagte Blacky. „Aber die Wasserdämonen scheinen was dagegen zu haben, daß wir England so bald wie möglich erreichen.“

      „Meinst du das ernst, oder ist das wieder so ein blöder Witz?“ zischte Old O’Flynn.

      „Es ist mein voller Ernst“, erwiderte Blacky.

      „Jedenfalls können wir auch im Atlantik noch auf einiges gefaßt sein“, sagte Hasard. „Um diese Jahreszeit toben da auch die übelsten Stürme. Und vergeßt nicht, daß wir durch die Biskaya müssen.“

      „Daran denke ich ständig“, sagte Ferris grinsend. „Nun ja, unser Schiffchen wird auf eine harte Probe gestellt, wenn das so weitergeht. Aber das soll wohl so sein.“

      „Seid mal still“, sagte Old O’Flynn plötzlich. „Hört ihr das?“

      „Klar“, entgegnete Roger Brighton. „Der Wind pfeift, und die Wogen rauschen. Was anderes hören wir ja seit Stunden nicht mehr.“

      „Das meine ich nicht“, sagte der Alte.

      „Sondern?“ fragte Shane.

      Old O’Flynn schnitt eine verkniffene Miene. „Wenn ihr mich ausreden laßt und nicht dauernd unterbrecht – zur Hölle, das waren Schüsse! Musketenschüsse! Nicht weit von hier!“

      „Unsinn“, sagte Smoky. „Ich habe nichts mitgekriegt.“

      „Dann solltest du deine Löffel mal vom Kutscher untersuchen lassen“, sagte der Alte giftig.

      Smoky leerte seine Muck und grinste spöttisch. „Das hast du ja wohl noch nötiger als ich.“

      „Meine Ohren funktionieren bestens“, sagte Old O’Flynn.

      „Bist du sicher, Donegal? Ich habe auch keine Schüsse gehört“, sagte der Seewolf.

      „Ich auch nicht“, pflichtete Ben ihm bei.

      Auch die anderen Mannen hatten nichts vernommen.

      „Aus welcher Richtung hörtest du die Schüsse?“ wollte Dan O’Flynn von seinem Vater wissen.

      „Von Westen.“

      „Ich frage mal die Posten, ob sie was bemerkt haben“, sagte Ben.

      Er enterte nach oben und rief Bill und den anderen ein paar Worte zu. Bill antwortete. Was er schrie, war unten nicht zu verstehen.

      Ben kehrte zu den Kameraden im Laderaum zurück.

      „Die Wachen haben nichts gehört“, erklärte er.

      „Ich bin aber ganz sicher“, beharrte der Alte. „Das waren Schüsse.“

      „Vielleicht war’s ’ne Vision“, meinte Batuti, der schwarze Herkules aus Gambia.

      „Paßt mal gut auf“, sagte Old Donegal Daniel O’Flynn ernst. „Ich bin nach wie vor ganz richtig im Kopf, und ich habe noch alle Tassen dort, wo sie hingehören. Also, unterlaßt diese Anspielungen, klar?“

      Der Kutscher griff ein.

      „Du hast Batuti mißverstanden“, sagte er. „Du weißt doch, in Gambia glauben die Menschen an Magie. Batuti meint, es könnte sich um eins deiner Gesichter handeln.“

      „Nein, es ist Tatsache.“

      „Wir warten erst einmal ab“, sagte der Seewolf einlenkend. „Heute nacht können wir sowieso nichts unternehmen, Donegal. Ich werde den Teufel tun und jetzt einen Trupp an Land schicken, der die Küste abforscht.“

      „Das würde ich auch nicht tun“, sagte der Alte. „Angenommen, es handelt sich bei den Musketenschützen um Schnapphähne. Wir würden ihnen glatt in die Arme laufen.“

      „Morgen früh sehen wir weiter“, sagte der Seewolf. „Wir suchen den Strand ab. Vielleicht finden wir noch Spuren.“

      „Wenn der Sturm nicht alles fortgeblasen hat“, wandte Stenmark ein.

      „Schon möglich“, erwiderte Hasard. „Wir werden sehen.“

      „Wer ist so blöd und ballert mitten in der Nacht in der Gegend herum, dazu noch bei schwerem Wetter?“ fragte Paddy Rogers. Es war bekannt, daß er nicht der schnellste Denker war.

      „Piraten“, erwiderte sein bester Freund Jack Finnegan.

      „Welchen Grund sollten sie dazu haben?“ fragte Paddy.

      „Na, sie könnten beispielsweise auf Beute gestoßen sein“, meinte Higgy. „Arme Teufel, die in Seenot geraten sind und in einer Bucht Schutz suchen.“

      „Pfui“, sagte Paddy. „So eine Gemeinheit.“

      „Wir müssen auf jeden Fall vorsichtig sein“, sagte Hasard. „Ben, schick noch zwei Wachen nach oben. Alle sechs sollen die Augen und Ohren offenhalten. Um vier Uhr werden sie abgelöst, und um acht Uhr ist wieder Wachwechsel.“

      Ben wählte Piet Straaten und Jan Ranse. Die beiden enterten nach oben auf und verstärkten die Ausguckwachen. Hasard und die Mannen tranken noch ein wenig Rum, dann legten sie sich schlafen. Die ganze Zeit über mußte der Seewolf darüber nachdenken, was wohl an der Küste vorgefallen sein mochte. Hatten tatsächlich Piraten ein Schiff überfallen? Gab es da draußen etwa jemanden, der Hilfe und Beistand brauchte?

      Erst der Morgen würde vielleicht die Antwort auf die Fragen bringen. Hasard fiel es nicht leicht, bis dahin auszuharren – und seinen Kameraden ging es genauso. Der Sturm indessen schien nicht abklingen zu wollen. Er heulte und orgelte weiterhin mit unveränderter Gewalt über die Küste.

      Kapitän Burl Ives packte Farah Acton bei den Schultern und redete beschwörend auf sie ein. Das Mädchen zitterte am ganzen Leib. Der Tod ihres Vaters hatte sie wie ein schwerer Hieb getroffen. Noch stand sie unter der Einwirkung des Schocks – und das würde auch noch einige Zeit so bleiben.

      Trotzdem gelang es Ives, dem Mädchen das Wichtigste auseinanderzusetzen: daß er von jetzt an als ihr Vater auftrat. Es ging um Farahs Leben, um ihre Ehre. Olivaro würde, sobald er von Ives die Schatulle ausgehändigt erhielt, zumindest für einige Zeit seine Kerle an der Kandare halten und ihnen verbieten, daß sie über das Mädchen herfielen.

      Farah


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