Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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in der Halle, wurde noch gekämpft.

      An der Vorderseite des Anwesens versiegten die Schüsse.

      Blacky hob die Hände und wich bis zum Fenster zurück. Am Rand seines Blickfelds konnte er sehen, daß da keine triumphierend brüllenden Horden waren, die auf den Hof des Palazzo vordrangen. Montepulcianos und Struzzos Kerle hatten sich gegenseitig niedergemetzelt. Die wenigen, die am Leben geblieben waren, hatten offenbar die Gunst der Stunde erkannt und sich für immer abgesetzt.

      Und Don Cesare mußte in einem günstigen Moment von der Seite des Haupthauses her eingedrungen sein. Seine ursprüngliche Absicht war es wohl gewesen, den Hausherrn als Geisel zu nehmen. Jetzt blieb ihm nur Blacky, um sich gegen die Engländer durchzusetzen.

      „Sie schaffen es nicht“, sagte Blacky und versuchte, äußerlich ruhig zu bleiben. „Meine Freunde werden jeden Moment hier sein.“

      „Reines Wunschdenken“, entgegnete Don Cesare grinsend. „Außerdem werde ich mich freuen, sie zu sehen, denn sie werden miterleben, wie ich dich töte.“

      Blacky blickte über seine Schulter.

      „Sie werden nicht einmal eine Kugel aus dem Lauf kriegen“, sagte er.

      Don Cesare di Montepulciano lachte schallend.

      „Du glaubst, auf diesen uralten Trick falle ich herein? Mein Gott, für was hältst du mich, daß du annimmst, ich wäre so einfältig!“

      Er krümmte den Zeigefinger.

      Es krachte tief und wummernd. Das typische Schußgeräusch des Drehlings.

      Blacky hatte sich vorsorglich zu Boden fallen lassen.

      Er verspürte keinen Einschuß, und er hörte keine Kugel, die irgendwo in die Wand klatschte.

      Statt dessen vernahm er das schwere Fallgeräusch eines menschlichen Körpers.

      Blacky rappelte sich auf.

      Don Cesare di Montepulciano lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich. Der Drehling war ihm aus der Hand gefallen.

      Hasard hob die Waffe auf, die der seinen so sehr ähnelte.

      „Er hat die Kugel nicht aus dem Lauf gekriegt, Blacky.“

      Der breitschultrige Engländer nickte und lächelte. „Ich muß mich schon wieder bedanken. Verdammt, das ist jetzt das zweite Mal, daß du im letzten Augenblick …“

      Der Seewolf winkte ab.

      Sie verließen den Palazzo.

      Die Streitmächte der beiden Dons hatten sich gegenseitig aufgerieben. Für die Arwenacks bestand kein Anlaß, sich länger am Schauplatz des blutigen Geschehens aufzuhalten. Sie kehrten auf die Schebecke zurück und nahmen Kurs auf den Hafen von Cagliari. Denn dorthin mußten sie noch einmal. Zum einen mußten sie endlich die Positionen auf ihrer Vorratsliste abhaken. Und zum anderen gab es niemanden an Bord, der Blacky nicht jenen letzten Besuch gönnte, ohne den er die Stadt unmöglich verlassen konnte.

      Dunkelheit hatte sich über die Stadt gesenkt. Die Abendluft war mild, und überall in Cagliari hielten sich die Menschen im Freien auf. Einige feierten überschwenglich, andere verbrachten die Stunden zwischen Tag und Morgen in aller Stille bei einer Flasche Wein.

      Aus dem Hof des kleinen Hauses drangen die, lärmenden Stimmen bis in die Kammer hinauf. Blacky konnte Gigliola ohne Nachdenken sagen, wem jede einzelne Stimme gehörte. Edwin Carberry, Ferris Tucker, Batuti …

      Porfirio Nócciolo hatte sich nicht davon abbringen lassen, die Arwenacks für den Abend einzuladen. Er hatte zwei Schweine am Spieß gebraten und eine Batterie von Weinfässern auf dem Hof aufbauen lassen.

      Der Seewolf hatte schließlich zugestimmt.

      Die Menschen in Cagliari waren von einer doppelten Geißel befreit. Und gerade Vater und Tochter Nócciolo hatten Grund, sich darüber zu freuen.

      Niemand hatte auf Blacky und Gigliola geachtet, als die beiden sich zurückgezogen hatten.

      „Hör mal!“ hauchte Gigliola und schmiegte sich an Blacky. „Kennst du diese Stimme?“

      Blacky brauchte nicht lange die Ohren zu spitzen.

      Denn die Stimme übertönte die meisten anderen. „Du kannst es mir glauben, Hasard, dem Tabak gehört die Zukunft! Laß uns einen Vertrag schließen. Du wirst mein Handelsagent in England und sorgst dafür, daß ich den Tabak kriege, den ich hier absetzen kann. Ich werde das Monopol für Sardinien haben! Kein Don Marcello kann mich jetzt noch daran hindern! Natürlich beteilige ich dich am Gewinn und …“

      Blacky stand auf und schloß das Fenster.

      Dann kehrte er zu der hübschen jungen Frau zurück, die ihn mit ausgebreiteten Armen erwartete …

      ENDE

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       1.

      Mit versteinert wirkendem Gesicht lauschte der Fischer Domingo Calafuria dem Grölen und Lachen der Piraten. Er ballte die Hände zu Fäusten und biß die Zähne aufeinander. Es fiel ihm schwer, seine Wut und Ohnmacht zu beherrschen.

      Rodrigo, sein Sohn, hockte neben ihm auf dem Boden. Er hatte die Knie an den Leib gezogen und hielt die Beine mit den Händen umklammert. Der Haß verzerrte seine Züge.

      Asuncion, die Frau des Fischers, und Pamela, Rodrigos Schwester, hatten sich auf einem der primitiven Nachtlager ausgestreckt. Asuncion bewegte einen Rosenkranz zwischen ihren Fingern und betete leise. Das Mädchen weinte verhalten vor sich hin.

      „Diese Teufel“, flüsterte Domingo Calafuria. „Wenn sie doch alle sterben würden.“

      „Den Gefallen werden sie uns nicht tun“, murmelte Rodrigo. „Seit zwei Wochen haben sie unser Dorf besetzt und erfreuen sich bester Gesundheit.“

      „Sie wohnen in unseren Häusern, essen unsere Nahrung, trinken unseren Wein, schänden unsere Frauen“, sagte Domingo. „Sie schlagen uns, wenn wir uns auflehnen. Sie töten uns, wenn ihnen danach ist.“

      „So ist es Pablo ergangen“, sagte Rodrigo. „Er stach einen der Hunde mit seinem Messer nieder, dann versuchte er, Olivaro zu erledigen. Aber Olivaro war schneller. Seine Klinge traf Pablo ins Herz.“

      „Hör doch endlich auf“, sagte Pamela. Sie wandte den Männern ihr tränennasses Gesicht zu. „Ich kann es nicht mehr ertragen. Lieber will auch ich sterben.“

      „Rede keinen Unsinn“, sagte ihr Bruder. „Bislang haben sie uns verschont.“

      Asuncion Calafuria unterbrach ihr Gebet.

      „Sie tun es sicherlich nicht aus purer Nächstenliebe“, erwiderte sie gedämpft. „Wenn sie wieder eins ihrer sündigen Feste feiern, werden sie auch uns holen.“

      „Lieber sterbe ich“, sagte Pamela noch einmal.

      „Es gibt nur einen Weg“, murmelte Rodrigo. „Wir müssen uns befreien und fliehen.“

      „Wie willst du das anstellen?“ fragte seih Vater.

      „Mir fällt schon noch etwas ein.“

      „Urbano hat es versucht“, gab Pamela zu bedenken. „Urbano ist ein mutiger Mann. Sie haben ihn gefaßt und halb totgeschlagen. Er ringt noch immer mit dem Tod.“

      Sie schwiegen und lauschten dem Wind, der mit zunehmender Kraft über die Dächer der Häuser orgelte. Das Rauschen der See war deutlich zu vernehmen. Draußen braute sich ein schwerer Sturm zusammen.

      Domingo wußte, daß es ein Orkan werden würde. Er war in diesem Dorf geboren und aufgewachsen und hatte schon mit vier Jahren auf den Planken gestanden. Er spürte die See mit jeder Faser seiner Nerven und hatte einen unterschwelligen


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