Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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habe doch gesagt …“, setzte Struzzo brüllend an.

      „Don Marcello!“ schrie der Rabengesichtige. „Es hilft alles nichts! Wir werden angegriffen! Von zwei Seiten!“

      Struzzo eilte mit seinem Rechtsberater auf den Wehrgang der Umfassungsmauer, um sich selbst zu überzeugen.

      Von See her näherte sich die Schebecke der verfluchten Britenhunde.

      Und auf dem Landweg marschierte eine Truppe heran, die an ihrer Kleidung nur zu deutlich zu erkennen war. Der Mann an der Spitze war ein beleibter, aber erstaunlich beweglicher Bursche.

      Don Cesare di Montepulciano.

      Die Anstrengung des Fußmarsches schien ihm jedenfalls nicht zuviel zu sein. Vielleicht lag es auch an der Wut, die ihn vorantrieb.

      Außer Reichweite der Geschütze des Castello gab Don Cesare di Montepulciano seinen Männern das Zeichen zum Halten. Auf seinen Befehl hin versammelten sie sich hinter einem Waldstück am Wegesrand, wo sie – von den Bäumen geschützt – von der Burganlage aus nicht zu sehen waren.

      Don Cesare hatte sechzig Männer zusammengeschart.

      Jeder einzelne war mit Muskete, Pistole und Säbel bewaffnet. Eine Truppe, auf die man stolz sein konnte. In ihrem Kampfesmut waren diese Männer aus der Toskana unübertroffen.

      Don Cesare ließ sie einen Halbkreis bilden.

      „Wir sind kurz vor dem Ziel!“ rief er mit bebender Stimme. Sein Zorn auf den verfluchten Hund Struzzo hatte sich noch immer nicht gelegt und war eher stärker geworden. Die richtige Ausgangsbasis, um den Kerl ein für allemal zu besiegen. „Struzzo ist in die Enge getrieben worden, und er dürfte sich auch so fühlen. Halten wir uns eins vor Augen, Männer: Es ist endgültig genug damit, wie er sich aufführt. Er hat in Cagliari nicht alle Rechte für sich gepachtet. Das dürfen wir nicht länger zulassen. Uns gehört die Zukunft! Wir werden den lächerlichen Figuren in diesem erbärmlichen Land zeigen, was Kultur ist. Dafür müssen wir kämpfen.“

      Die Männer stimmten Bravorufe an.

      Don Cesare bedankte sich mit gönnerhaften Handbewegungen.

      „Wir dürfen aber nicht unvorsichtig werden“, fuhr er fort. „Das Castello des Don Marcello Struzzo ist schwer einzunehmen – vor allem wegen der Geschütze. Zwei Stück befinden sich am Haupttor, links und rechts, wie ihr wißt. Je ein weiteres auf den Wehrtürmen an der Südseite und an der Nordseite. Die Unterführer sollten jetzt Stoßtrupps einteilen, deren Aufgabe es sein wird, gleich während der ersten Angriffswelle die Geschützstellungen zu vernichten.“

      Die Taktik war bereits vor dem Abmarsch gründlich erörtert worden.

      Don Cesare ordnete eine halbstündige Pause an. Er hatte Zeit, sich zu dem geschlossenen Wagen zu begeben, der am Schluß der Kolonne mitgeführt wurde. Er öffnete die Tür und zog sich schnaufend auf die weichen Sitzpolster. Die Schwarzhaarige, die ihn verführerisch lächelnd erwartete, war fast noch ein Kind. Aber ihr Körper, den sie lediglich mit einem Gewand aus feiner Seide verhüllte, war der einer reifen Frau.

      Sie öffnete das Gewand, wie Don Cesare es erwartete. Vor dem Kampf, das wußte sie, brauchte er sie und ihre berauschende Sinnlichkeit. Er legte seinen Gurt mit den Waffen ab. Er war ein schwergewichtiger Mann, mittelblond, von immer wieder überraschender Kraft und Ausdauer.

      Doch die Freude vor dem Gefecht sollte ihm nicht gegönnt werden.

      Kanonendonner rollte plötzlich heran, von See her.

      Als Don Cesare die Wagentür aufstieß, war einer seiner Unterführer bereits zur Stelle.

      „Schicken Sie einen Spähtrupp los“, befahl Montepulciano. „Ich will wissen, was sich da abspielt.“

      Die Männer waren rasch wieder zur Stelle, nachdem sie das Castello in sicherer Entfernung umgangen hatten. Auf diese Weise erfuhr Don Cesare, daß draußen vor der Küste eine Schebecke das Feuer auf Struzzos Zweimaster eröffnet hatte.

      Don Cesare war überzeugt, einen Glückstag erwischt zu haben.

      Mehr als unverhoffte Verbündete konnte er sich nicht wünschen.

      Er würde erst Struzzo und sein elendes Pack vernichten – und danach die Engländer, die sich in Cagliari so großspurig aufgespielt hatten.

      Die Struzzo-Crew auf dem Zweimaster hatte offenbar nicht damit gerechnet, daß die Schebecke einen Angriff riskieren würde.

      Deshalb waren die Kerle um Minuten zu spät ankerauf gegangen – in jenem Moment, als nicht mehr der leiseste Zweifel bestanden hatte, daß die Engländer tatsächlich das Wahnwitzige vorhatten.

      Al Conroy hatte sie bereits mit der ersten Backbordbreitseite erwischt und ihnen im Vorbeirauschen noch eine Drehbassenladung in die Ruderanlage verpaßt.

      Als die Schebecke wieder davonrauschte, blitzte Mündungsfeuer aus den beiden Geschützstellungen oberhalb der Steilküste auf.

      Die Geschosse lagen um fünfzig Yards zu kurz.

      Hasard ließ erneut Kurs auf den Zweimaster nehmen, der nun manövrierunfähig war. Im Beidrehen gab er den Feuerbefehl.

      Sekunden später wummerte die Steuerbordbreitseite.

      Batuti und Big Old Shane jagten Pulverpfeile von den Bogensehnen.

      Die Siebzehnpfünder der Schebecke hämmerten den Zweimaster in Stücke. An Bord gab es keine Überlebenden.

      Krachend detonierten die Pulverpfeile in den Geschützstellungen.

      Keine weiteren Mündungsblitze zuckten dort oben auf. Die Geschützmannschaften hatten vorerst an ihrer Überraschung zu kauen.

      Der Seewolf ließ die Segel wegnehmen. Pete Ballie manövrierte den Dreimaster so nahe an die Klippen vor der Steilküste heran, wie es ohne allzu großes Risiko möglich war. Unterdessen war Ferris Tucker auf dem Achterdeck mit Feuereifer dabei, seine Höllenflaschenabschußkanone aufzubauen. Al Conroy unterstützte ihn und bereitete die Ladungen und Lunten vor.

      „Werft Anker!“ befahl Hasard mit klirrender Stimme. „Fiert Beiboot!“

      Ben Brighton hatte sich auf das Hauptdeck begeben und überwachte das Austeilen von Waffen und Munition. Die ersten acht Mann besetzten das Beiboot. Sobald sie es geschafft hatten, das am Anlieger vertäute Beiboot des Zweimasters zu erreichen, konnte ein Pendelverkehr eingerichtet werden.

      „Höllenflaschen klar zum Einsatz!“ brüllte Ferris Tucker.

      „Dann setzt sie ein“, entgegnete Hasard.

      Während die Männer in der Jolle mit kraftvollen Schlägen zum Ufer strebten, hatte Al Conroy die genau berechnete Lunte der ersten Höllenflasche gezündet. Behutsam legte er die mit Pulver, gehacktem Blei, Eisensplittern und rostigen Nägeln gefüllte Flasche in das Katapult.

      Die Felswand der Steilküste war an dieser Stelle etwa hundert Fuß hoch. Noch einmal in gleicher Höhe ragte darüber rechter Hand der Turm auf, von dem Blacky berichtet hatte. Eine der Geschützstellungen befand sich in unmittelbarer Nähe des Turms, die zweite hundert Yards weiter südlich, an der dortigen Ecke des Anwesens.

      Ferris Tucker überprüfte ein letztes Mal den eingestellten Winkel, dann löste er die Abschußkanone aus.

      Zwischen den Geschützstellungen, hinter den Zinnen des Wehrgangs, tauchten Silhouetten auf, die Musketenläufe herausschoben. Von den Pulverpfeilen ließen sie sich nicht mehr beeindrucken.

      Die Höllenflasche schnellte ihnen entgegen, ohne daß sie begriffen, was es war.

      Batuti und Big Old Shane gingen zu Brandpfeilen über, die sie in höherem Bogen hinter die Umfassungsmauer schossen. Irgendwo dort mußte es brennbare Ziele geben.

      Ferris Tuckers Schußwinkel stimmte bis auf den Zoll genau.

      Mit brüllender Detonation flog die Höllenflasche etwa zehn Yards links von der Geschützstellung beim Turm auseinander. Zwei Fliegen mit einer


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