Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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zuzulächeln, als er auf die Schaluppe übersteigen mußte. Nerven schien er keine zu haben.

      Sie mußten Segel setzen und mit dem Pulk in den Hafen von Gibraltar segeln.

      „Diesmal sitzen wir in dem größten Misthaufen, den es je gab“, sagte der Profos erbittert. „Und das Schlimmste daran ist, daß wir ihm nicht helfen können. Wir können gar nichts tun.“

      „Jetzt noch nicht“, sagte Hasard mit steinernem Gesicht. „Aber ihr habt mich damals bei den Dons rausgehauen, als ich vor dem Erschießungskommando stand, und wir werden einen Weg finden, Don Juan herauszuhauen. Und wenn wir dieses ganze verdammte Land umkrempeln! Irgendwie gibt es immer einen Weg.“

      „Wenn es dann nur nicht zu spät ist“, murmelte Ben düster. „Die Dons scheinen es verdammt eilig zu haben, ihn vom Leben zum Tode zu befördern.“

      „Sie werden ihn erst verhören“, erwiderte Hasard, „und das geht alles nicht von heute auf morgen. Für uns ist im Augenblick wichtiger, daß uns niemand erkennt, sonst sind wir alle geliefert. Also, Kopf hoch und nicht verzagen.“

      Das taten sie auch nicht, aber ihre Stimmung war gedrückt …

      ENDE

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       1.

      Niemand hatte für die Schönheit der Landschaft einen Blick übrig.

      An der Südspitze von Spanien erhob sich zwischen der Bahia de Algeciras und dem Mittelmeer ein fast tausenddreihundert Yards breiter und mehr als vierhundert Yards hoher nach Norden und Osten steil abfallender Kalkfelsen, eine der „Säulen des Herkules“, nur durch einen breiten Schwemmlandstreifen mit dem Festland verbunden.

      Auf dem Felsen tummelten sich Affen, Magoten genannt. Es gab sie schon, seit die Mauren die Stadt gegründet hatten, und es würde sie noch in Ewigkeiten geben.

      Im Westen ging es durch die Estrecho de Gibraltar, wo der Atlantik das Wasser ins Mittelmeer drückte, wo es die starke West-Ost-Strömung an der Oberfläche und die untergelagerte schwächere Gegenströmung gab.

      Dieser Weg war den Arwenacks allerdings versperrt. Sie wollten nach England segeln, doch daraus wurde vorerst nichts.

      Trotz allem hatten sie noch Glück, denn zu ihrer allergrößten Verblüffung hatte keiner der zahlreichen Dons den Seewolf erkannt, sonst wäre längst die Hölle losgewesen.

      Vielleicht lag es daran, daß Hasard einen Bart trug, einen schwarzen Bart mit glitzernden Silberfäden. Auch sein Haar war an den Schläfen ergraut und schimmerte silbern.

      Den Dons hatte vorerst genügt, daß er sich als Virgil Senona, Kauffahrer und Kapitän aus Cádiz ausgegeben hatte. Aber für die Spanier und ganz besonders den Generalkapitän De Salamanca, gab es noch einige „Ungereimtheiten“, deshalb mußten sie unter schwerer Bewachung den Hafen von Gibraltar anlaufen.

      Immer wenn Hasard aufblickte, sah er die zahlreichen Seesoldaten an Bord der Kriegsgaleonen, die schweren Geschütze, deren dunkle Schlünde auf sie gerichtet waren, und hin und wieder den überlegen grinsenden Generalkapitän auf dem Achterdeck der „El Lucifero“, dem es eine Genugtuung war, Don Juan de Alcazar gefangen zu haben.

      Carberry blickte in hilfloser Wut zurück, wenn die Spanier herübergrinsten. Sie taten es höhnisch und überlegen, und überlegen waren sie auch.

      „Diesmal haben sie uns endgültig“, sagte er zu Ferris Tucker, der mit mißmutigem Gesicht an Deck stand. „Möchte bloß wissen, wie wir aus dieser Situation wieder mit heilen Knochen herausgelangen.“

      „Für uns gibt es ganz sicher einen Weg“, meinte Ferris, „solange die Dons nicht merken, wer da in ihrer Mitte segelt. Aber für Juan sieht es verdammt schlecht aus.“

      „Ich weiß. Ich habe auch mit allem gerechnet, nur nicht damit, daß es ausgerechnet Juan erwischt. Wenn ich das vorher geahnt hätte, dann wären die Halunken auf dem Bumboot von mir persönlich zu den Fischen geschickt worden. Aber jetzt hilft alles Lamentieren nicht.“

      „So ist es“, erwiderte Ferris ruhig. „Wir können froh sein, daß sie Hasard nicht erkannt haben. Ich sehe das so: Wenn sie Juan haben und uns nicht erkennen, können wir vermutlich wieder weitersegeln. Von da an haben wir die Möglichkeit, etwas für ihn zu tun. Haben sie uns aber alle, dann sind die letzten Segel gesetzt. Wir hätten nicht mehr die geringste Chance. Wir dürfen uns jetzt nur nicht verraten und müssen einen kühlen Kopf behalten sowie die Ruhe bewahren.“

      Der Profos knurrte etwas, das Ferris nicht verstand. Sie unterhielten sich leise im Flüsterton und ganz unauffällig. Auch die anderen benahmen sich so, als hätten sie nichts zu verbergen. Sie gaben sich eher empört, daß man sie so behandelte.

      Ferris warf einen Blick zu Hasard.

      Der Seewolf gab sich ganz den Anschein, als ginge ihn das alles nichts an. Sehr ruhig, ausgeglichen und gelassen wirkte er. Nur wer ihn näher kannte, der wußte, wie es in ihm aussah und wie seine Gedanken ständig um einen Punkt kreisten: Er überlegte seine weiteren Schritte und schätzte kühl die Lage ab.

      Sie bewegten sich inmitten eines Pulks spanischer Schiffe, die sie von allen Seiten umklammerten. Pete Ballie, der am Ruder stand, hatte alle Hände voll zu tun, die Schebecke so zu segeln, daß sie nicht an die Bordwände der wesentlich langsameren und schwerfälligeren Kriegsgaleonen stieß.

      Trotz der üblen Lage, in der sie sich befanden, war Hasard noch heilfroh, daß die Spanier sie zwangen, den Hafen von Gibraltar anzulaufen.

      So bestand wenigstens die Aussicht, möglicherweise etwas darüber zu erfahren, wohin sie Don Juan brachten, auch wenn es nur ein kleiner Anhaltspunkt war.

      Andererseits war es höllisch riskant, gerade diesen Hafen anzulaufen, denn die Gefahr der Entdeckung wurde immer größer.

      So ähnlich mochte auch Ben Brighton denken, der die Stirn in Falten gelegt hatte und zur Hafeneinfahrt blickte. Er sah die Einfahrt gar nicht, er fixierte lediglich einen imaginären Punkt davor.

      Die Unterhaltung an Bord der Schebecke wurde nur noch auf Spanisch geführt, damit die Dons keinen fremden Brocken aufschnappten und noch mißtrauischer wurden.

      Hasard blickte aus den Augenwinkeln zu Old O’Flynn. Der Alte stand da wie aus Eisen gegossen, und in seinem Blick lag soviel Hochnäsigkeit, wie der Seewolf sie an ihm noch nie gesehen hatte. Wie ein spanischer Grande stand er da in seiner weißen Halskrause und dem kaschierten Holzbein, das unter dem Gewand nicht zu erkennen war. Sie hatten es dementsprechend ausgepolstert.

      Old O’Flynn schien über alles erhaben zu sein. Er sah hochmütig und hoheitsvoll über die Dons hinweg, die ihn heimlich musterten und nicht einzuordnen vermochten.

      Der Blick des Seewolfs kehrte zu den Schiffen zurück. Da waren drei große Brocken, die unglaublich stark armiert waren. Das Flaggschiff des Generalkapitäns, die „El Lucifero“, dann die „Nuestra Señora de Flores“ und schließlich der große Brocken „Virginidad“.

      Jungfräulichkeit, dachte Hasard, das paßt zu diesem Feuerspucker wie die Faust aufs Auge.

      Eine grobe Stimme riß ihn aus seinen Betrachtungen.

      Der Teniente von der Schaluppe brüllte: „Sie legen dort an der Pier an, Steuerbordseite! Dort vertäuen Sie! Keiner verläßt das Schiff!“

      „Verstanden“, sagte Hasard ruhig.

      Die „El Lucifero“ nahm Kurs auf eine lange hölzerne Pier, die „Virginidad“ vertäute dicht dahinter, und die „Nuestra Señora de Flores“ ging dicht hinter der Hafeneinfahrt vor Anker. Mit ihrer Breite versperrte sie den größten Teil der Einfahrt.

      Karavellen und Schaluppen nahmen ebenfalls Kurs auf die kleineren Piers, wo sie vertäuten.

      Die Seewölfe


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