Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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abführten, da sah Hasard, daß es in seinen schiefergrauen Augen aufblitzte. Don Juan deutete eine leichte Verbeugung an.

      „Ich hoffe, Sie werden keine weiteren Schwierigkeiten wegen mir haben, Capitán Senona. Entschuldigen Sie bitte die Ungelegenheiten, die ich Ihnen bereitete. Sie kennen die Zusammenhänge nicht.“

      „Mir ist bisher alles sehr rätselhaft“, erwiderte der Seewolf zweideutig. Er verkniff es sich, Don Juan zuzublinzeln.

      Als er draußen war, griff Don Miguel zum Weinglas und trank einen langen Schluck. Die Verärgerung wich nur langsam von ihm.

      „Verräter“, sagte er verächtlich. Dann erhob er sich und ging ein paar Schritte auf und ab. Die Hände hielt er dabei auf dem Rücken verschränkt.

      „Ich möchte Sie bitten, noch auf ein halbes Stündchen mein Gast zu sein, Don Alonso“, sagte er. „Ihrer Weiterreise steht natürlich nichts mehr im Wege, aber ich würde gern noch ein wenig mit Ihnen unter vier Augen plaudern.“

      Old Donegal horchte in sich hinein, doch da war nichts, was sein Mißtrauen hervorrief. Don Miguel hatte sich beeindrucken und durch sein sicheres Auftreten völlig überrumpeln lassen.

      „Aber gern, Don Miguel.“

      Hasard fühlte, daß die beiden „Adligen“ gern unter sich sein wollten. Er war in der erlauchten Runde also überflüssig. Für den Generalkapitän war er nur ein kleiner Seemann, ein Mann vom Schlage der Gewöhnlichen, denn er hatte keinen Titel vorzuweisen.

      Der Seewolf erhob sich ebenfalls.

      „Dann darf ich mich zurückziehen, Señores?“

      Der Generalkapitän erlaubte es gnädigerweise. Er wußte und ahnte nicht, welch einmalige Gelegenheit er soeben verpaßte, den berüchtigten El Lobo del Mar zu fangen.

      „Sobald Don Alonso an Bord ist, können Sie weitersegeln“, sagte er.

      „Verbindlichen Dank, Señor Generalkapitän.“

      Nur zwei Läufer begleiteten den Seewolf bis zur Stelling. Sie drehten sich nicht einmal um, als er über die Pier ging.

      Hasard hätte sich kranklachen können, als er über die Stelling an Bord der Schebecke ging.

      Die Augen aller Arwenacks waren gespannt auf ihn gerichtet.

      „Gibt es Ärger?“ fragte Ben Brighton besorgt.

      „Nicht den geringsten. Wir sind im besten Einvernehmen auseinandergegangen. Sobald Don Alonso an Bord ist, steht unserer Weiterfahrt nichts mehr im Wege.“

      „Wie bitte?“ Ben glaubte, sich verhört zu haben. „Was tut er denn dort noch?“

      „Der Generalkapitän hat ihn noch zu einem Plauderstündchen eingeladen. Die Señores wollten unter sich sein, wie das bei erlauchten Herren so üblich ist. Da stört der Pöbel nur, und so hat man mich huldvoll entlassen.“

      Ben Brighton schluckte sichtbar. Dan O’Flynn riß überrascht die Augen auf.

      „Es hat alles geklappt, niemand ist mißtrauisch geworden?“

      „Nicht im geringsten“, erwiderte Hasard. „Ich bin selbst verblüfft und erstaunt. Donegal hat sich mit einer Selbstverständlichkeit und Frechheit durchgesetzt, daß es mir glatt die Sprache verschlug.“

      Er wollte noch etwas hinzufügen, doch da erschien auf der Pier ein anderer Teniente, der zielstrebig auf den Corporal zuging, dessen Kerle das Schiff bewachten.

      Die beiden redeten gestenreich miteinander, wobei der Teniente ein paarmal auf die Schebecke zeigte.

      „Die ziehen die Bewacher ab“, meinte Big Old Shane.

      Er behielt recht mit seiner Vermutung. Der Corporal salutierte und blaffte seine Kerle an.

      „Kommando zurück an Bord!“ brüllte er.

      Die Musketen wurden geschultert, der Corporal stellte sich an die Spitze der Seesoldaten und marschierte los. Die anderen folgten ihm im Gleichschritt. Das Kommando kehrte an Bord des Flaggschiffes zurück und verschwand.

      „Das ist ja ein Ding“, sagte Hasard andächtig. „In der Höhle des Löwen ist man wahrhaftig am sichersten aufgehoben.“

      „Mir ist das alles nicht geheuer“, knurrte der Profos. „Das geht zu glatt und zu einfach. Ich habe dauernd das Gefühl, daß wir gleich in die nächste Falle Segeln.“

      „Glaube ich nicht, Ed“, sagte Hasard. „Wenn sie auch nur den leisesten Verdacht hätten, dann wäre hier längst die Hölle los. Mich hätte man sofort in Ketten weggebracht – und euch ebenfalls. Nein, nein, dieser Don hat sich von Donegal ganz einfach übertölpeln lassen. Frechheit siegt ja bekanntlich.“

      Carberry sah sich immer wieder unbehaglich um und blickte auch zu den Kriegsgaleonen mit ihren schweren Stücken. Dort tat sich jedoch absolut nichts. Nur ein paar spanische Seesoldaten gingen Wache.

      „So langsam glaube ich es auch“, murmelte er. „Sollen wir das Schiff inzwischen seeklar machen, Sir?“

      „Ja, denn sobald Donegal an Bord ist, segeln wir los, aber nicht in auffallender Eile, sondern ganz gemütlich. Ich bin selbst froh, wenn wir diese kleine Armada hinter uns gelassen haben. Sehr wohl fühle ich mich in meiner Haut auch nicht.“

      Hasard berichtete kurz, was sich in der Kapitänskammer des Don Miguel zugetragen hatte.

      „Man wird Juan also vermutlich nach Cádiz bringen“, sagte Dan, nachdem Hasard geendet hatte. „Fragt sich nur, ob die Kriegsgaleonen ihm Geleit geben. Sie können ihn ja auch auf dem Landweg dorthin bringen.“

      „Mal sehen, was Donegal erfahren hat. Der hat dem Kerl das Blaue vom Himmel herabgelogen, ohne rot zu werden. Madrid sei zu gefährlich, sagte er, und vor Sevilla warnte er ausdrücklich, weil es da angeblich bestechliche Richter gäbe. Der alte Bursche hat sofort erkannt, daß Cádiz der beste Ort ist, um Juan zu helfen.“

      „Diese Rolle habe ich meinem Alten gar nicht zugetraut“, sagte Dan. „Sonst baut er doch meistens Mist.“

      „Diesmal ist er über sich selbst hinausgewachsen.“

      „Was ist denn jetzt schon wieder los?“ fragte Ben. „Wollen die etwa zu uns? Kleiner Freundschaftsbesuch, wie?“

      Vom Flaggschiff enterten sechs Seesoldaten ab. Jeder von ihnen trug eine größere Holzkiste.

      „Die wollen wirklich zu uns“, sagte Hasard grinsend. „Donegal hat dem Generalkapitän ein paar Flaschen erlesenen Wein abgeluchst. Ich nehme an, der wird jetzt an Bord gebracht.“

      „Ein Wunder, daß er ihm nicht auch noch das Flaggschiff abgeschwatzt hat“, meinte der Profos verblüfft. „Dieser Generalkapitän scheint total bescheuert zu sein.“

      „Er ist kein Dummkopf“, widersprach Hasard. „Er war nur von Donegal unglaublich beeindruckt und fiel auf seine adligen Titel herein.“

      Der Corporal, der vorhin mit seinen Kerlen die Schebecke bewacht hatte, ging dem Trupp voraus. Vor der Stelling blieb er stehen und nahm Haltung an.

      „Melde, daß der ehrenwerte Señor Generalkapitän, Don Miguel de Salamanca, den Auftrag gegeben hat, diese sechs Kisten zu überbringen. Sie sind für den hochlöblichen Sohn des Herzogs von Alba bestimmt. Ich habe die Ehre, Señor.“

      „Ich bedanke mich im Namen von Don Alonso Alvarez de Toledo“, sagte der Seewolf ernst und feierlich. „Bitte, bringen Sie die Kisten an Bord.“

      „Kisten an Bord bringen!“ befahl der Corporal wichtigtuerisch. „Auf den Planken absetzen.“

      „Wo denn sonst“, raunte der Profos Smoky zu. „Auf dem Flaggenstock ist ja zuwenig Platz.“

      „Vorsichtig, verdammt!“ brüllte der Corporal, obwohl die Kerle die Kisten ohnehin schon wie rohe Eier behandelten.

      Die Kisten wurden abgesetzt. Die


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