Seewölfe Paket 7. Roy Palmer

Seewölfe Paket 7 - Roy Palmer


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Segel drohte ihn jeden Augenblick umkippen zu lassen. Das wollte der Don nicht riskieren, denn dann gab es ein Chaos an Deck.

      Auf dem Spanier arbeiteten sie wie besessen mit Äxten, Beilen und schweren Schiffshauern, bis der schwere Mast endlich, von allem Beiwerk befreit, über Bord ging.

      Blake verpaßte dem angeschlagenen Don einen Siebzehnpfünder direkt ins Heck. Ein Teil der Galerie flog unter ohrenbetäubendem Krachen auseinander, und eine schwere Drehbasse löste sich. Mit Getöse verschwand sie in dem unteren Deck.

      Ellen gab seinem Rudergänger mit den Händen Befehle. Sie durften nicht in den Bereich seiner Breitseite segeln, und so ging die „Black Pearl“ wieder in den Wind.

      Es wurden lange und zeitraubende Manöver, den Havaristen immer wieder anzusegeln, aber es lohnte sich für sie.

      Jeder Schuß saß, meist im Heck, in das jetzt schwallartig Wasser einbrach und sich ins Innere ergoß.

      Nach knapp zwei Stunden war der Spanier achterlastig und begann sich hilflos zu drehen.

      Ellens Restmannschaft schuftete wie verrückt. Verbissen, wütend voller Zorn hieben sie ihre todbringenden Zähne immer und immer wieder in den Spanier, der langsam tiefer sackte.

      Pulverschleim hatte sich auf ihre schweißtriefenden Gesichter gelegt und ließ sie schwarz und rußig erscheinen. Die Knochen taten ihnen weh, sie waren kaputt und fertig, aber sie gaben nicht auf. Ellen hatte sich vorgenommen, diesen Spanier zu versenken, und so half er beim Mannen der Kugeln, schleppte selbst Pulver herbei, bediente die Wischer, gab zwischendurch Kommandos und beharkte den Spanier immer wieder aus den günstigsten Positionen.

      Er war allerdings so fair, nicht weiterzufeuern, als er sah, wie drüben ein großes Boot zu Wasser gelassen wurde.

      Er stand nur neben der verrußten Kanone und grinste. Dabei sah er schrecklich aus mit seinem ausgemergelten Gesicht, den kaum noch sichtbaren Augen und der blutenden Wange.

      Die Spanier gaben auf, nachdem sich der Kampf fast vier Stunden in die Länge gezogen hatte.

      Bevor etwa sechzehn Männer in das Boot gingen, jagte einer von ihnen ein Faß mit Schießpulver in die Luft. Danach sprang er ins Boot, das mit achterlichem Wind in Richtung Süden davonsegelte.

      Das spanische Schiff brannte jetzt und lag achterlastig immer weiter absackend in der ruhigen See.

      „Diese Schweine“, sagte Blake gepreßt. „Sie haben den Kahn nur in Brand gesteckt, damit wir nichts mehr holen können. Man sollte ihnen eins in das verdammte Boot jagen.“

      „Ja, zu holen gibt es nichts mehr“, sagte Ellen, „Proviant, Wasser, alles geht mit dem Kahn unter. Dabei hätten wir es so dringend brauchen können. Aber sie werden uns ihre verdammten Roteiros aushändigen, sonst, bei Gott, schieße ich die Dons restlos zusammen. Wintham spricht doch Spanisch, oder?“

      „Ja, sehr gut sogar.“

      Kurz darauf lief die „Black Pearl“ an dem sinkenden Spanier vorbei, ging auf Südkurs und nahm die Verfolgung des Bootes auf.

      Hinter ihnen stiegen schwarze Qualmwolken in den blauen Himmel. Es war unmöglich geworden, das Deck des brennenden Spaniers auch nur zu betreten. Außerdem ging er jetzt auf Tiefe und verschwand langsam und majestätisch in den Fluten.

      Nicht lange, und sie hatten das große Beiboot eingeholt. Die Stückpforten waren immer noch hoch, und die schwarzen Schlünde der Siebzehnpfünder drohten auf das kleine Boot, das sich wie verloren in der Weite des Meeres ausnahm.

      Ellen sah, daß fünf oder sechs Dons ihre Musketen hoben. Sofort ließ er zur Warnung einen Schuß dicht über ihre Köpfe abfeuern. Da senkten sie die Waffen.

      Wintham stand furchtlos am Schanzkleid und zeigte mit dem Finger auf den spanischen Kapitän.

      „Werft eure Roteiros in die Kuhl!“ befahl er auf Spanisch. „Wenn das geschehen ist, könnt ihr segeln, wohin ihr wollt. Wenn nicht, versenken wir euch!“

      „Die Roteiros sind an Bord!“ rief der Spanier zurück und hob bedauernd die Schultern.

      Ellen verstand die meisten Worte, aber er selbst sprach kaum spanisch, meist verstand er auch nur den Sinn.

      „Einen Schuß vor den Bug!“ befahl er.

      Sie hatten noch zwei Segel aufgegeit, um nicht an dem Boot vorbeizusegeln, das weitaus wendiger als die „Black Pearl“ war. Jetzt stimmte die Geschwindigkeit fast überein.

      Ein Schuß löste sich, fuhr donnernd in die See und überschüttete die Insassen mit einem Wasserschwall.

      „Der nächste Schuß sitzt genau mittschiffs!“ rief Wintham. „Überlegen Sie es sich, ob Sie das Leben Ihrer Leute riskieren, Capitan. Entweder ihr segelt ohne Roteiros, oder ihr werdet nie mehr segeln.“

      Drüben bat man sich Bedenkzeit aus.

      Der Spanier wollte einen Bogen schlagen und davonlaufen, aber Blake feuerte aus seiner Muskete und zauberte mit dem Schuß ein kleines Loch in das Segel.

      Der Capitan fluchte, beschimpfte die Engländer als eine Horde erpresserischer Halunken und behauptete, er hätte nur eine einzige Karte, aber keine Roteiros.

      Blake feuerte aus einer zweiten Muskete das nächste Loch in das Segel, und als sich Winthams Hand nach unten senkte, um die Lunte ans Zündkraut zu drücken, gab der Spanier auf.

      Sie segelten dichter heran. Ellen sah, daß der Capitan ein kleines dünnes Buch in den Händen hielt.

      „Wenn wir euch das gegeben haben, schießt ihr uns zusammen“, sagte er laut.

      „Euer Leben schert uns einen Dreck!“ brüllte Wintham. „Wir wollen nur die Roteiros, nichts anderes. Wirf das Ding herüber, Amigo, ehe wir es uns anders überlegen!“

      „Werfen Sie es nicht ins Wasser, Senor Capitan!“ rief einer der Spanier beschwörend. „Die lausigen Engländer versenken uns.“

      Der Capitan hätte lieber sein Leben gegeben als das Roteiro ausgerechnet einem Engländer zu überlassen, aber er hatte keine andere Wahl, wenn er nicht riskieren wollte, von der eigenen Mannschaft zerrissen zu werden. Nie trennte sich jemand von diesen Roteiros freiwillig, weil sie das Geheimste enthielten, nämlich die geographische Länge, die so schwer zu berechnen war und ohne die die meisten Schiffe einfach ins Blaue fuhren. Aber die Spanier hatten schon vor den Portugiesen diesen Trick beherrscht – und die hielten ihn streng geheim.

      Ellen traute sich zu, nach den Unterlagen die geographische Länge zu berechnen. Franics Drake beispielsweise beherrschte diese Kunst des Navigierens ebenfalls, aber der hatte schließlich auch schon die ganze Welt umsegelt.

      Dicht vor seinen Füßen landete das Buch. Es war in feines Leder gebunden. Der Navigator hatte Seite um Seite fein säuberlich hineingeklebt.

      Ellen warf nur einen kurzen Blick hinein, dann nickte er und sah Wintham an.

      „Laß sie weitersegeln!“

      „Muchas gracias, Senor“, sagte Wintham höhnisch. „Ich werde auf dem Altar meines Herzens ewig ein Licht für Sie brennen lassen. Vaya con Dios!“

      Haßerfüllte Augen sahen ihn an, als er sich verbeugte. Der spanische Capitan dachte in diesem Moment an den merkwürdigen Priester, vor dem er sich ebenso höhnisch verbeugt hatte.

      Die „Black Pearl“ segelte weiter, beschädigt, angeschlagen wie ein krankes Tier, lief sie vorerst auf Ostkurs weiter.

      Den zersplitterten Besan kappten sie, er trug das Lateinersegel nicht mehr.

      Anschließend wurde der im Gefecht gefallene Mann der See übergeben.

      Fisher lag Blut spuckend unter der Nagelbank, wo er sich hingeschleppt hatte, und röchelte, als Ellen ihn anfaßte. Er hatte ihn überhaupt nicht gesehen und entdeckte ihn erst jetzt.

      Wintham und der Kapitän sahen sich an, stumm, verzweifelt, dann schüttelte Ellen den Kopf.

      Sie


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