Seewölfe Paket 9. Roy Palmer

Seewölfe Paket 9 - Roy Palmer


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weil unsere Feuerwaffen naß und damit unbrauchbar werden würden.“

      „So ein Mist“, flüsterte Dan. „Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die ganze Bucht zu umrunden, was?“

      „So sieht es leider aus.“

      Hasard wollte noch mehr sagen verharrte aber plötzlich und hielt seinen Begleiter am Arm fest. Dan wurde sofort klar, warum. Von Osten drangen jetzt tatsächlich wieder Geräusche herüber. Männerstimmen waren es diesmal. Sie redeten durcheinander und schienen etwas zu beratschlagen.

      „Spanier“, sagte der Seewolf. „Sie sind drüben, am gegenüberliegenden Buchtufer.“

      „Sag bloß, das sind die Leute von der Galeone, und sie haben das Mädchen aufgestöbert und bringen es zurück an Bord.“

      „Noch wissen wir’s nicht, Dan.“

      Das Mädchen begann wieder zu schreien, gellend, wie in panischer Todesangst.

      Hasard warf sich herum und lief zu den Männern im Dickicht zurück.

      „Vorwärts“, zischte er ihnen zu. „Wir laufen so schnell wie möglich um die Bucht und kaufen uns die Kerle, die drüben, auf der anderen Seite, das Mädchen geschnappt zu haben scheinen. Es würde zu lange dauern, die Boote zum Übersetzen über den Kanal herzuholen – wer weiß, was diese Halunken bis dahin alles mit ihr unternommen haben.“

      Shane, Ferris, Smoky und die anderen sechs erhoben sich fast gleichzeitig. Sie wären alle wie die Teufel losgestürmt, wenn Dan nicht plötzlich einen unterdrückten Warnlaut ausgestoßen hätte.

      Er hatte seine guten Gründe dafür, wie sich gleich herausstellen sollte. Hasard, der sich sofort wieder hinter einen der struppigen Büsche duckte, wandte den Kopf und sah eine Bewegung in der Passage, die selbst bei dieser Dunkelheit deutlich genug zu erkennen und auszulegen war.

      Ein Schiff segelte vor dem Nordwind in die Bucht!

      Ihr Kapitän war so klug gewesen, dem Beispiel der Männer der „Isabella“ zu folgen – er hatte ebenfalls das Licht der Hecklaterne gelöscht. Dennoch fiel es Dan O’Flynn, der dem Schiff am nächsten kauerte, nicht schwer, diesen Dreimaster als die spanische Galeone wiederzuerkennen, der sie vor der nördlichen Küste von Sao Miguel dicht auf den Pelz gerückt waren.

      Das Schreien des Mädchens hatte schlagartig wieder ausgesetzt.

      Reglos hockten der Seewolf und seine Männer da und verfolgten das Einlaufen der spanischen Galeone in die Inselbucht. Sie konnten die leise Stimme eines Seemanns vernehmen, der die Wassertiefe auslotete – und, richtig, sie reichte aus, um ein Schiff dieser Größenordnung durchzulassen, und die Bucht schien tatsächlich ein natürlicher Hafen zu sein, wie Hasard vermutet hatte.

      Sobald die Galeone vorbei war und keine Gefahr mehr bestand, daß sie von der Besatzung entdeckt wurden, rappelten sich die Männer der „Isabella“ auf. Ein Wink von Hasard, und sie begannen zu laufen, am Ufer des Kanals und dann der Bucht entlang nach Süden.

      Dan hatte sich neben Hasard gebracht. „Ich habe den Namen des Schiffes diesmal lesen können“, teilte er gedämpft mit. „‚Gran Duque de Almeria‘ – ein schöner Name, nicht wahr?“

      „Ich fürchte, eine Auseinandersetzung mit diesem ‚Großherzog von Almeria‘ läßt sich nicht vermeiden“, gab der Seewolf gedämpft zurück. „Was der sich hier leistet, geht mir allmählich gründlich gegen den Strich.“

      „Meinst du, er läßt das Mädchen töten?“

      „Ich will gar nicht daran denken, Dan.“

      „Vielleicht kommen wir schon zu spät.“

      „Wir müssen wenigstens versuchen, sie herauszuhauen, ganz egal, wer sie nun ist und was sie ausgefressen hat“, entgegnete der Seewolf. Es war schon immer sein starker Drang gewesen, den Schwächeren zu helfen. Wie er auf See stets dem beistand, der das Recht auf seiner Seite, aber die geringeren Mittel hatte, so verspürte er hier, in dieser Nacht, den unnachgiebigen Willen, es zu verhindern, daß eine Horde von Kerlen auf gemeinste Weise über ein einziges weibliches Wesen herfiel.

      Der Untergrund begann etwas anzusteigen und wurde uneben. Der Sand ging in erdigen, bald lehmigen Boden über, die Buschgrenze schob sich dicht an das Wasser der Bucht heran.

      Dan gab plötzlich ein Handzeichen, daß er wieder etwas gesehen hätte. Auch diesmal reagierten Hasard und die anderen neun prompt. Sie kauerten sich hin und brauchten nach Deckung nicht erst zu suchen. Die Büsche boten ihnen genügend Schutz. Dan wies in südliche Richtung, bevor auch er sich endgültig niederließ.

      Die spanische Galeone war zur Buchtmitte hin verschwunden und jetzt kaum noch zu sehen. Das Schiff, das sich aus südlicher Richtung dicht am Ufer dahingleitend den Seewölfen näherte, konnte also unmöglich mit der „Gran Duque de Almeria“ identisch sein, zumal die Galeone nie so schnell hätte wenden können.

      Nein, es war ein viel kleineres Fahrzeug, wie sich jetzt herausstellte. Die Konturen eines Großsegels und einer Fock an einem einzigen Mast schälten sich aus dem Dunkel. Hasard und seine Männer stellten fest, daß sie eine Schaluppe vor sich hatten.

      Nah, sehr nah schob sie sich an ihrem Versteck vorbei. Vier Mann auf den Duchten bewegten die Riemen, um bei dem Manöver zu helfen, das der Rest der Besatzung gerade durchführte: Aus Südosten kommend, kreuzte die Schaluppe gegen den Nordwind und ging soeben über Stag, um nach Nordosten zu laufen. Das Überwechseln auf den anderen Bug geschah erst in allerletzter Sekunde, so daß es aussah, als müsse die Schaluppe am Ufer auf Grund laufen. Gerade noch rechtzeitig zogen die Insassen ihr Gefährt herum, und in diesem Augenblick waren sie den Beobachtern an Land so dicht, daß diese die getuschelten Worte verstehen konnten, die in der Schaluppe gewechselt wurden.

      „Klar bei Brassen, Josefe“, raunte der eine. „Wir laufen jetzt gleich genau auf die ‚Gran Duque‘ zu. Das wird ein Fest!“

      „Ja, wir fallen wie ein Gespenst der Nacht über sie her, ehe der Narr von einem Kapitän überhaupt merkt, was gespielt wird. Der Kahn ist so gut wie unser, El Grullo.“

      „Wie schön laut das Weibsbild doch geschrien hat! Ohne ihre Mithilfe hätten wir die Galeone nie in die Bucht ’reingekriegt.“

      „Stimmt, das war ein feiner Trick von Barbante.“

      „He, ihr zwei“, zischte ein dritter. „Wollt ihr wohl still sein? Die Burschen an Bord der Galeone hören uns noch und kriegen spitz, was gespielt wird.“

      Augenblicklich verstummten die Stimmen.

      Die Schaluppe hatte gewendet und drehte den Seewölfen jetzt ihr Heck zu. Sie tauchte in den düsteren Schleiern der Nacht unter.

      „Verdammt“, flüsterte Dan O’Flynn. „Wie redliche spanische Seeleute sahen die nicht aus. Das sind Piraten der übelsten Sorte, sage ich.“

      „Mir geht allmählich ein Licht auf“, versetzte der Seewolf. „Bob, komm mal her und hör zu. He, Bob, wo steckst du?“

      Bob Grey schob sich neben ihn. „Hier, Sir. Ich schätze, ich soll zur ‚Isabella‘ zurückkehren und Ben Brighton und den anderen melden, wie die Dinge hier inzwischen stehen.“

      „Ja. Die Piraten haben das Mädchen gefangengenommen und nutzen sie als Geisel gegen die Spanier von der ‚Gran Duque‘ aus. Wir dürfen es nicht zulassen, daß hier ein Gemetzel geschieht. Ben soll sofort mit unsrer alten Lady ankerauf gehen, die Passage ansteuern und ebenfalls in die Bucht einlaufen. Du gehst mit an Bord, klar?“

      „In Ordnung, Sir.“

      „Dann schieb ab, Bob.“

      Bob entfernte sich. Hasard erhob sich und sagte zu den anderen Männern: „So, und wir laufen weiter und versuchen, das Mädchen zu befreien. Noch hat keiner spitzgekriegt, daß wir hier herumstöbern. Diesen Trumpf müssen wir ausnutzen und entsprechend ausspielen.“

      Don José Manuel Ramos hatte zuerst Luis Benavente und die anderen sieben Männer der


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