Big Ideas. Das Film-Buch. John Farndon
und Dinge zu verwandeln, sie verschwinden und wieder auftauchen zu lassen. Auch war er technisch äußerst innovativ. Méliès schrieb, führte Regie und spielte in über 500 Filmen mit. Er war wegbereitend für die Genres Science-Fiction, Horror und Abenteuer.
Wichtige Filme
1896 Le manoir du diable
1902 Die Reise zum Mond
1904 Voyage à travers l’impossible
1912 Die Entdeckung des Nordpols
Ebenfalls sehenswert: L‘homme à la tête en caoutchouc (1901)
AUS DER EWIG SCHAUKELNDEN WIEGE
INTOLERANZ / 1916
IM KONTEXT
GENRE
Historisches Epos
REGIE
D. W. Griffith
DREHBUCH
D. W. Griffith, Anita Loos
STARS
Vera Lewis, Ralph Lewis, Constance Talmadge, Lillian Gish, Mae Marsh, Robert Harron
FRÜHER
1914 Der italienische Regisseur Giovanni Pastrone dreht Cabiria, eines der ersten Epen in Spielfilmlänge.
1915 Griffiths Geburt einer Nation ist der erste US-Spielfilm. Wegen seines rassistischen Inhalts ist er umstritten.
SPÄTER
1931 Griffiths letzter Film, Der Kampf (sein zweiter Tonfilm), wird ein Kassenflop. Er erzählt halb biografisch vom Kampf gegen den Alkohol.
Intoleranz gehört mit seinen epischen Dimensionen, aufwendigen Szenenbildern und unzähligen Statisten zu den einflussreichsten Filmen aller Zeiten. Es kommen Techniken wie Kamerafahrten und Nahaufnahmen zum Einsatz. Damit war Regisseur D. W. Griffith zwar nicht der Erste, aber er nutzte sie so meisterlich, dass er oft als Vater des modernen Films gilt.
Intoleranz war von Anfang an umstritten. Griffiths Vorgängerfilm, der erst The Clansman, dann Die Geburt einer Nation hieß, war der erste US-Spielfilm, dessen innovative Techniken jene von Intoleranz vorbereiteten. Obwohl viele seinen Rassismus verurteilten, weil er Sklaverei und den Ku-Klux-Klan verherrlichte, wurde er ein Kassenschlager.
Sein kommerzieller Erfolg finanzierte Tausende Statisten für Intoleranz, der jedoch ebenso hohe Verluste einfuhr wie Die Geburt einer Nation Gewinne. Manche Kritiker sahen Intoleranz als Wiedergutmachung für den Vorgängerfilm, doch weder seine Ambitionen noch seine Dimensionen wirken als solche.
Drama in vier Teilen
Vier Geschichten über Intoleranz aus drei Jahrtausenden sind im Film ineinander verwoben, jede in einem anderen Farbstich. Verbunden werden sie durch das allgegenwärtige Bild einer Mutter, gespielt von Lillian Gish, die eine Wiege als Sinnbild für die kommenden und gehenden Generationen schaukelt. Der Untertitel »Aus der ewig schaukelnden Wiege« suggeriert, dass sich nichts verändert.
Der zentrale Hof in Babylon wurde in Form eines maßstabsgetreuen Sets nachgebaut. Über 3000 Statisten wurden für Belsazars Orgie herangezogen.
Die erste Geschichte erzählt den Konflikt beim Untergang des alten Babylon, angeheizt durch die intoleranten Anhänger zweier einander bekämpfender Religionen. Die zweite thematisiert, wie Christus nach der Hochzeit zu Kana durch Intoleranz in den Tod getrieben wird. Die dritte handelt vom Massaker der Katholiken an den Hugenotten am St. Bartholomäustag in Frankreich 1572. Der letzte Teil zeigt zwei junge Liebende im Konflikt zwischen skrupellosen Kapitalisten und moralisierend streikenden Arbeitern. Dabei steht Griffith aufseiten der Liebenden, die von der Art Sozialreformer gejagt werden, die gegen Die Geburt einer Nation protestiert hatten.
Der Wechsel zwischen den vier Handlungssträngen erfolgt immer schneller, je näher der Höhepunkt rückt. Antike Streitwagen der einen Geschichte treffen auf rasende Züge und Autos einer anderen. Dieser Effekt wurde fast nur im Schnitt erzielt, da Griffith die Episoden chronologisch drehte. Manche Kritiker empfinden den Effekt als fast symphonisch, andere als ermüdend. Sicher ist, dass diese Schnitttechnik enorm einflussreich wurde.
Weitere technische Innovationen des Werks, für uns heute selbstverständlich, sind Szenenübergänge und Ausblenden. Wohl am bedeutendsten war die Nahaufnahme. Die Ganzkörperaufnahmen älterer Filme erforderten einen übertriebenen, pantomimischen Schauspielstil, doch wie Griffith sagte: »Die Nahaufnahme ermöglichte uns echte Schauspielkunst, Zurückhaltung, Darstellung, die das echte Leben zeigt.«
Jesus trägt in der biblischen Geschichte des Films sein Kreuz durch eine johlende Menge.
D. W. Griffith Regisseur
David Llewelyn Wark Griffith wurde 1875 auf einer Farm in Kentucky geboren. Im Alter von zehn Jahren verlor er seinen Vater. Die Familie lebte in Armut. Nach Jahren der Arbeit an Theatern erhielt Griffith 1908 eine kleine Filmrolle. Bald drehte er selbst, u. a. einige der ersten Hollywoodfilme überhaupt. Er gründete seine eigene Firma, um Die Geburt einer Nation zu realisieren, dessen Rassismus Proteste und Unruhen im Land hervorrief. Griffith schuf rund 500 Filme, wobei seine Karriere nach Intoleranz bergab ging. Er starb 1948.
Wichtige Filme
1909 A Corner in Wheat
1915 Die Geburt einer Nation
1916 Intoleranz
1919 Eine Blüte gebrochen
Ebenfalls sehenswert: Cleopatra (1917)