Unschuldig angeklagt und verurteilt. George Kardinal Pell

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Stadt Babylon fällt, eine Stätte der Dämonen und eine Zuflucht für jeden unreinen Geist. Im Himmel ist ein Krieg ausgebrochen: »Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen«, und derselbe feuerrote Drachen »mit sieben Köpfen und zehn Hörnern« versucht vergeblich, das Kind der mit der Sonne bekleideten Frau zu vernichten, das »alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird« (Offb 12).

      Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil soll ein Atheist angeblich erklärt haben, dass das einzige christliche Dogma, das er akzeptieren würde, die Lehre von der Erbsünde sei, die besagt, dass jedes menschliche Herz ebenso wie die Strukturen der Gesellschaft mit Fehlern behaftet und für das Böse anfällig sind, während wir gleichzeitig nach dem Guten und Schönen streben.

      Die »Kulturkriege« der englischsprachigen Völker, die wir gerade verlieren, sind keine Erfindung der neueren Zeit. Das Buch der Offenbarung wurde fast 1 900 Jahre vor der Erfindung der empfängnisverhütenden Pille geschrieben. Die meisten von uns wünschen sich ein ruhiges Leben, manchen von uns ist das nicht vergönnt, aber jeder muss sich für die eine und gegen die andere Seite entscheiden. Ohne Kampf geht es nicht.

       Herr Jesus, hilf uns allen, uns für deinen Vater zu entscheiden, indem wir dir und deinen Lehren in Gemeinschaft mit dir folgen und das Wahre, Gute und Schöne wählen.

       Samstag, 30. März 2019

      Das Paket mit den »88« Briefen ist, wie versprochen, eingetroffen. Ich habe sie nicht gezählt, weil ich mich an die Schwierigkeiten erinnere, die König David ertragen musste, als er sein Volk zählen ließ, und Gott dadurch erzürnte. Ich weiß nicht genau, was damals eigentlich das Problem war, aber ich denke, es muss etwas mit Davids übertriebenem Stolz zu tun gehabt haben und damit, dass er sich nicht auf Gottes Vorsehung, sondern auf sich selbst verlassen wollte. Ich habe bis jetzt noch nicht in den Kommentaren nach einer fundierteren Erklärung gesucht.

      Alle Briefe sind schön, ein starker und willkommener Trost. Viele greifen die fastenzeitlichen und österlichen Themen auf und wenden sie auf meine Lage an. Einige zitierten Francis Kardinal George, den verstorbenen großen Erzbischof von Chicago, der vorhergesagt hatte, dass das Leid der Bischöfe im Verlauf von drei Generationen immer schlimmer und erst danach Besserung eintreten würde. Um seine düsteren Vorhersagen zu verteidigen, hat er mir gegenüber einmal angemerkt, dass die meisten Kommentatoren die Erholung auf der vierten Stufe ignorieren würden, die Rückkehr zu besseren Zeiten mithilfe der christlichen Lehre.

      Präsident Trump ist leider ein bisschen barbarisch, aber in dem einen oder anderen wichtigen Punkt ist er »unser« (christlicher) Barbar. Seine beiden Ernennungen von Richtern für den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten werden den Vormarsch des Säkularismus verlangsamen, denn der Oberste Gerichtshof hat sehr viel mehr Möglichkeiten, die Gesellschaft zu formen, als der Oberste Gerichtshof hier bei uns in Australien. Ich halte das australische System, in dem das Parlament mehr Entscheidungen trifft, für besser. Um dieses lokale Gleichgewicht zu schützen, war ich gegen eine australische Bill of Rights15, die den Interpretationen der Gerichte größere Entscheidungsgewalt gegeben hätte. Parlamentarier kann man abwählen, Richter nicht.

      Nicht einer der Briefschreiber hat sich im Hinblick auf die Opfer der Pädophilie-Krise feindselig geäußert, und genauso sollte es auch sein. Eine ganze Reihe erkennt an, dass die Opfer und das Ansehen der Kirche furchtbaren Schaden erlitten haben.

      Eine hochrangige ehemalige Politikerin hat mir erklärt, dass die Royal Commission, die mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs bei Kindern befasst ist, den Beweis erbracht habe, dass sich das Problem nicht auf Katholiken beschränke, wie sie lange Zeit geglaubt habe. Doch die öffentliche Meinung will nicht begreifen, dass – traurig, aber wahr – über 95 Prozent der Fälle von sexuellem Missbrauch außerhalb von Institutionen geschehen.

      Ein Schreiber hat eine Seite oder sogar mehr darüber verfasst, wie schrecklich es ist, wenn ein Angeklagter vorgibt, unschuldig zu sein, um die Unterstützung der öffentlichen Meinung zu erhalten. Er wisse aber, dass das auf mich nicht zutreffe, fügte er hinzu. Ich stimme völlig mit ihm überein: Eine solche Täuschung wäre beinahe noch schlimmer als das eigentliche Verbrechen.

      Es gelang mir, zweimal Hofgang zu bekommen und Margaret und Chris Meney anzurufen. Am Abend haben nicht nur ein oder zwei Vögel gesungen, sondern ein kleiner Vogel flatterte sogar zwischen den Gittern über dem Hof herum. Der offene Raum wird von zwei Reihen von Gitterstäben bedeckt, die eine quer, die andere längs, und dazwischen befindet sich ein Muster aus interessanten Metallbändern, ein Netz mit rechteckigen Maschen. Ich bin nicht sicher, ob ein kleiner Vogel hindurchpasst, aber dieser hier, etwa so groß wie ein Spatz und mit braunem bis hellorangefarbenem Gefieder, hüpfte dort herum. Ich scheuchte ihn weg und sagte ihm, dass wir ihm wahrscheinlich nicht wieder zur Freiheit verhelfen könnten, wenn er hereinkäme.

      Die Mutter eines vortrefflichen jungen Priesters hat mir einen schönen Brief geschrieben, in dem sie G. K. Chesterton zitiert, einen katholischen englischen Schriftsteller, brillant, schrullig und provokativ: »Wir, die wir das Blut Gottes trinken, wandeln frohgemut im Dunkeln.« Ich bin nicht völlig im Dunkeln, und ich bin nicht sicher, wie viele Menschen sich in einer solchen Situation ihren frohen Mut bewahren. Doch der Satz hat mich auf jeden Fall dazu gebracht, innezuhalten und nachzudenken.

      G. K. Chesterton hatte nach seinem Tod einen besseren Ruf als sein Zeitgenosse Hilaire Belloc16, und das lag nicht nur an seinen Father-Brown-Krimis. Eine seltsame Fügung hat es gewollt, dass Elizabeth Anscombe, eine der größten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts, die einen Lehrstuhl in Oxford innehatte, als ich dort Student war, zum katholischen Glauben konvertierte, nachdem sie die Geschichten über Father Brown gelesen hatte. Sie war vermutlich die beeindruckendste Intellektuelle, der ich je begegnet bin, und wir jungen christlichen Studenten in Oxford, die wir uns für die Welt der Ideen interessierten, fühlten uns dank ihres Mutes und ihres brillanten Verstandes größer und stärker. Wegen der Atombombenabwürfe auf Japan sprach sie sich dagegen aus, dass Präsident Truman die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford verliehen wurde. Während der Zeremonie kniete sie vor aller Augen draußen vor dem Sheldonian Theatre und betete den Rosenkranz.

       Gott, unser Vater, gewähre all unseren Verantwortungsträgern des öffentlichen Lebens und insbesondere dem Heiligen Vater, den Kardinälen und den Bischöfen die Gabe der Weisheit, Klugheit und Beharrlichkeit, aber schenke ihnen vor allem Mut, denn daran fehlt es meistens. Möge Jesus selbst unser Vorbild sein.

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