Unschuldig angeklagt und verurteilt. George Kardinal Pell

Unschuldig angeklagt und verurteilt - George Kardinal Pell


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bringen, aber sie tanzte aus der Reihe, erzählte ihre Geschichte in der Öffentlichkeit, ließ (nicht zuletzt mit der Hilfe von John Major)3 die Monarchie erzittern und rächte sich an Charles.

      Sie war strahlend schön, und ich staune noch immer, wie tief und groß die Liebe und Verehrung war, die die Menschen ihr entgegengebracht haben. Die Öffentlichkeit hat ihr ihre Fehler vergeben und sie als Opfer erkannt.

      Bald nach ihrem Tod 1997 ernannte mich [Jozef] Kardinal Tomko, der Präfekt der Vatikanischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker, zum Apostolischen Visitator für die Priesterseminare von Westneuguinea und Sulawesi in Indonesien. In Nord-Sulawesi wurden die Seminaristen im ersten Jahr noch nicht im Hauptseminar in Manado untergebracht, sondern wohnten rund 20 Kilometer weiter entfernt an der Küste. Die Seminaristen – es waren viele – wohnten jeweils in Gruppen von sechs oder zehn in eigenen Häusern auf ein und derselben Anlage. Die meisten der Häuser hatten konventionelle katholische Namen, doch eines war nach Prinzessin Diana benannt. Mit etwas gekünstelter Strenge fragte ich, wie um alles in der Welt das denn geschehen sei. Der Sprecher des Grüppchens nahm die Herausforderung an und erklärte, ihr Haus sei nach der Prinzessin benannt, um die Studenten daran zu erinnern, wie leicht man auf den falschen Weg geraten kann! Ich ließ es dabei bewenden, empfahl keine Namensänderung und fand den Vorfall anrührend, aber auch bemerkenswert. Die Medien haben Fremde auf beiden Seiten des Globus zusammengebracht, die in Bann gezogen waren von der Mystik der Tradition, der Schönheit, Dianas echter und natürlicher Menschlichkeit und der Tragödie ihres Lebens und ihres Todes.

      Diana wurde mit einem Rosenkranz begraben, den ihr Butler in den Sarg gelegt hatte, und sie war Mutter Teresa begegnet, doch Nigel Boonham, der Bildhauer, dem sie für eine Statue Modell gesessen hatte, war sich sicher, dass ihre religiöse Sensibilität nicht sehr ausgeprägt gewesen war.

      Ein schöner, klarer Tag und bei beiden Hofgängen konnte ich durch das offene Dach des Hofes die Sonne sehen. Es hilft, wenn die Sonne scheint, denn regnerische Tage können die Stimmung dämpfen. Ich erinnere mich noch an meine ersten drei Wochen an der Universität Oxford im Jahr 1967. Dort habe ich knapp vier glückliche Jahre verbracht, in denen die Sonne nicht ein einziges Mal hinter den Wolken hervorkam. 1971 konnte ich mir dann schon vorstellen, in England zu leben (wenn meine Familie dort gewesen wäre). Da ich in den 1940er- und 1950er-Jahren in Ballarat aufgewachsen bin, kam ich mit den Wintern in Oxford klar, aber ich vermisste die australischen Sommer. In meinem ersten Sommer in England bin ich an einem schönen, warmen Tag nicht schwimmen gegangen, weil ich noch warten wollte, bis es ein bisschen heißer würde. Das war ein großer Fehler, denn das war der heißeste Tag des ganzen Sommers gewesen.

      Bis heute ist es mir nicht gelungen, einen Besen zu bekommen, aber Schwester Mary hat mir erklärt, dass man normalerweise beim Hofgang darum bittet, seine Zelle reinigen zu dürfen. Das hat mir niemand gesagt. So habe ich die Sache beim Hofgang nun zur Sprache gebracht und hatte am Ende einen Staubsauger, einen blau-weißen Wischer und ein Eukalyptus-Desinfektionsspray. Mit ein bisschen weniger Staub wird vielleicht meine Erkältung schneller abklingen.

      Ein paar Aussie-Rules-[Football]-Spiele habe ich abgeschaltet, weil sie entweder zu einseitig oder ein bisschen farblos waren. Trotz des ruhigen Lebens im Gefängnis muss ich gestehen, dass ich immer noch so eine Art Sport-Snob bin.

      Die Lesungen heute waren nicht so ergiebig, überhaupt nicht hilfreich für die Betrachtung. Augustinus hat einen guten Kommentar über die Samariterin und ihr hartnäckiges spirituelles Unverständnis verfasst, und die sieben Engel im Buch der Offenbarung haben ihr grimmiges Werk vollendet. Das Rätselhafte daran ist nicht nur das Ausmaß der Zerstörung – in den Jahrtausenden der Geschichte finden sich Beispiele für ähnlich furchtbare Ereignisse –, sondern die Tatsache, dass die Engel, apokalyptisch gesprochen, Gottes Werk tun.

       Gott, unser Vater, hilf uns, deine Schöpfung zu lieben und für ihre Schönheit und Fruchtbarkeit dankbar zu sein, die schon in diesem Leben alles Böse und alles Leid mehr als wettmachen. Auch wenn ich nicht glaube, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, ist mein Blick auf die Heilsgeschichte dennoch nicht mit einem Trauerflor umgeben. Hilf uns, an die Kraft deiner Liebe zu glauben.

      PS: Kartya [Gracer] und Paul [Galbally] haben mich am Vormittag besucht und Schwester Mary war am Nachmittag da. Mary hat gesagt, es sei zwei Wochen her, dass sie mich zuletzt besuchen konnte, und wir haben verabredet, dass sie immer dienstags um 13.00 Uhr kommt.

       Montag, 25. März 2019

      Keinen der anderen Häftlinge habe ich je zu Gesicht bekommen, und wir sind zu zwölft in Trakt 8. Alle in Einzelhaft. Ich weiß nicht, wer die anderen sind, auch wenn einer von ihnen vermutlich Gargasoulas und einer vielleicht ein muslimischer Terrorist ist. Zumindest ein paar sind geistesgestört.

      Heute Morgen während meines halbstündigen Hofgangs war der Häftling im Hof nebenan sehr aufgebracht. Er hat laut und obszön geflucht, während er mit einem Freund oder Berater sprach – seinem Anwalt vielleicht –, dessen Stimme ich nicht verstehen oder jedenfalls nicht deutlich hören konnte.

      Später, als ich nach dem Besuch meiner Nichte Georgie auf dem Rückweg in meine Zelle war, zog eine Wachmannschaft im Gemeinschaftsraum gerade weiße Uniformen an. Sie hatten einen Deutschen Schäferhund bei sich. Ich dachte, es wäre irgendeine Übung. Als ich wieder in meiner Zelle war, fragte ich, was denn los sei, und bekam zu hören, dass ich das schon noch erfahren würde.

      Später stellte sich heraus, dass ein Häftling sich geweigert hatte, seine Zelle zu verlassen, und dass man die Wachmannschaft gerufen hatte, damit sie ihn mithilfe von Gas herausholten. Irgendwann gab der Hund ein merkwürdiges Jaulen von sich, Stimmen wurden laut und es gab so etwas wie ein Gerangel. Hauptwachtmeister H. fragte durch die kleine Klappe in meiner Tür, ob bei mir alles in Ordnung sei. Da ich nicht wusste, was vor sich ging, antwortete ich, natürlich sei bei mir alles in Ordnung.

      Als ich einige Zeit danach versuchte, eine Nachricht unter meiner Tür in den Flur durchzuschieben, stellte ich fest, dass die Öffnung unter der Tür blockiert war – offensichtlich wegen des Gases, wie mir inzwischen klar geworden war. Und das war es dann. Der Häftling war verlegt worden, wie man mir sagte. Kein lautes Geschrei mehr. Keine Obszönitäten.

      Bisher hatten sich beinahe jeden Abend zwei Häftlinge – einer von ihnen nicht weit von mir – in breitestem australischem Englisch, aber manchmal auch in einer fremden Sprache gegenseitig angebrüllt.

      Heute Abend hat es noch kein derartiges Wortgefecht gegeben und auch keine muslimischen Gebete. Vielleicht war der zwangsweise verlegte Gast der muslimische Terrorist.

      Ich habe eine nette Stunde mit Georgie verbracht, die aus Bendigo hergekommen ist. Margaret schlägt sich im Krankenhaus in Bendigo offenbar ganz wacker, und Georgie hat mir sehr ans Herz gelegt, ein Tagebuch zu führen, um mit meiner Lage fertigzuwerden und mit meinen Gefühlen umzugehen. Ich konnte ihr berichten, dass ich schon damit begonnen habe. Sie wollte Näheres über meinen Tagesablauf wissen.

      Ich muss ein kleines Versäumnis bekennen: Jedem Präsenzbesuch geht eine Leibesvisitation voraus, eine entwürdigende Prozedur. Heute war ein neuer Wachmann da, dem ich noch nie begegnet bin. Er war sehr energisch und befahl mir unter anderem, meine Socken auszuziehen. Als Nächstes sagte er, ich solle aufhören, mir die Socken auszuziehen. Entnervt warf ich ein, dass er mir doch gerade vor einer Minute befohlen habe, die blöden Dinger auszuziehen.

      Weitere Worte fielen nicht. Er war eher jung, förmlich, vielleicht ein bisschen abweisend, aber nicht bösartig, glaube ich, und als ich ging, habe ich mich bei ihm bedankt. Weniger als ein Sturm im Wasserglas, und doch …

      Heute ist ein Stapel Briefe aus Galballys Kanzlei angekommen, allesamt ermutigend, viele nehmen Bezug auf das österliche Thema des Erlöserleidens Jesu.

      Bei anderen ist das Spektrum größer. Ein Häftling hat mehrere lange, anspruchsvolle Botschaften voller Zuspruch, nützlicher Ratschläge und interessanter Kleinigkeiten verfasst. Er wies auch darauf hin, dass er sich nicht an einem Gespräch mit einigen Mithäftlingen über meine Situation beteiligt hatte, und zitierte ein chinesisches Sprichwort: »Versuche nicht, einem Schwein das Singen beizubringen. Du verschwendest deine Zeit


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