Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland

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Ihr Mann mag alles vergessen haben aber ich, ich kann es nicht vergessen!", zischte er. "Niemals!"

      "Ach, so ist das", murmelte Katja, so als ob sie verstanden hätte, was er meinte.

      Er nickte leicht.

      "Ja, so ist das!", fauchte er.

      Sie nahm einen erneuten Anlauf, denn um keinen Preis wollte sie das Gespräch abreißen lassen. Aus den Augenwinkeln heraus blickte sie zur Uhr. Thomas musste jeden Moment kommen.

      "Sie sind ein Ossi, nicht wahr?", fragte sie. "Ich meine, ich wollte sagen, also... Ein Bürger aus den fünf neuen Bundesländern?"

      Kopfschütteln.

      "Nein. Ich war noch nie dort."

      "Was?"

      "Ihr Mann scheint Ihnen nicht alles gesagt zu haben."

      "Sind Sie kein Ex-Stasi-Mann?"

      "Ich?"

      "Ja, sicher!"

      Er lachte. "Nein, ich bestimmt nicht", murmelte er dann kopfschüttelnd.

      Katja war wie vor den Kopf gestoßen.

      "Aber..."

      "Ich möchte, dass Sie sich Folgendes vorstellen!" forderte er und wieder vibrierte seine Stimme. Er atmete schneller, als er leise fortfuhr: "Ein kleiner Junge, vielleicht vier Jahre alt, betritt die Wohnung seiner Eltern. Er kommt vom Spielen, den Ball hat er noch unter dem Arm. Er ist hingefallen und hat das Knie blutig und nur deshalb ist er jetzt hier." Er schnappte nach Luft und machte eine Pause. Dann schluckte er. "Können Sie mir folgen?"

      "Ja", sagte Katja fast tonlos. "Erzählen Sie mir, wie es weitergeht..."

      "Der Junge kommt in die Wohnung. Die Tür steht auf. Er sieht seine Eltern, beide liegen auf dem Boden tot. Und daneben steht ein großer Mann mit einer sehr langen Pistole. Er sieht den Jungen an und der Junge sieht ihn an. Dann geht der Mann an ihm vorbei, verlässt die Wohnung und verschwindet."

      Das Schweigen, das dann den Raum erfüllte war unangenehm und drückend. Und im Hintergrund ging immer noch die Uhr.

      Unablässig ging das Pendel hin und her. Katja dachte unwillkürlich an ein Fallbeil.

      "Der Junge - das waren Sie?", fragte sie.

      Er nickte.

      "Sie dürfen dreimal raten, wer der Mann mit der Pistole war!"

      Katja hob die Augenbrauen.

      "Thomas?

      "Ja."

      "Sie... Sie täuschen sich bestimmt!"

      "Nein, ich täusche mich nicht", erklärte er. "Ich habe Jahre gebraucht, um herauszufinden, was damals geschehen ist. Aber seit es die Mauer nicht mehr gibt, ist alles etwas leichter geworden... Der Mann auf dem ersten Foto, das war der Stasi-Offizier, von dem Ihr Mann seine Aufträge erhielt!"

      "Aufträge?", erkundigte sie sich und ihre Augen wurden schmal dabei.

      "Ja, insgesamt sieben", bestätigte er. "Sieben Menschen, die er umgebracht hat. Politische Gegner, die in den Westen geflohen waren, Überläufer, was weiß ich... Missliebige eben.“

      "Das wusste ich nicht."

      "Sie haben geglaubt, dass Ihr Mann nur ein paar Panzer fotografiert hat, was? Nein, er hatte ganz spezielle Aufgaben. Aber er wird dafür bezahlen!"

      "Mein Gott... Können wir uns nicht irgendwie einigen? Ich meine..."

      Der Helm hob sich ein wenig. Katja blickte in ihr eigenes Spiegelbild.

      "Einigen?", fragte er höhnisch.

      "Geld, vielleicht. Unsere Firma geht gut, da..."

      "Vergessen Sie's!"

      "Wie, bitte?"

      "So etwas lässt sich nicht mit Geld regeln. Das ist ausgeschlossen. Ich sehe jede Nacht diesen Mann vor mir, mit seiner Pistole. Können Sie sich vorstellen, wie das ist? Können Sie das?"

      "Wahrscheinlich nicht", gab Katja zu und dachte gleichzeitig fieberhaft nach. "Wenn Sie so sehr von der Schuld meines Mannes überzeugt sind - weshalb gehen Sie dann nicht zur Polizei, anstatt hier mit einer Pistole aufzutauchen?“

      Er schüttelte den Kopf.

      Sein Ton wurde bitter.

      "Das ich nicht lache! Wissen Sie, wie viel man auf die Erinnerung eines Vierjährigen gibt? Nein, das würde nur im Sande verlaufen. Ihr Mann war Profi. Er hat seine Sache gut gemacht. Es dürfte schwer sein, heute noch Beweise beizubringen, die ein Gericht akzeptieren könnte!" Er machte eine Pause. Dann fragte er unvermittelt: "Ist Ihr Mann eigentlich bewaffnet?"

      "Nein", sagte Katja.

      "Soll ich das glauben?"

      "Glauben Sie, was Sie wollen! Er hat eine Pistole. Aber nicht bei sich. Soll ich sie Ihnen zeigen?"

      Der Mann zögerte und schien einen Moment lang nachdenken zu müssen.

      Dann nickte er schließlich langsam, aber bestimmt.

      "Ja."

      Er fuchtelte mit der Pistole hin und her. Katja erhob sich vorsichtig.

      "Seien Sie ja vorsichtig mit dem Ding, hören Sie?", murmelte sie.

      "Lassen Sie das ruhig meine Sorge sein! Wo ist die Waffe?"

      "In der Küche."

      "Versuchen Sie keine Tricks, ja? Es würde Ihnen schlecht bekommen!"

      Er ließ Katja vor sich her gehen.

      "Werden Sie mich nicht ohnehin töten?", fragte sie, als sie die Küche erreicht hatten.

      "Warum sollte ich?"

      Plötzlich klang Katjas Stimme sehr stark und bestimmt.

      "Das sagen Sie nur, um mir Hoffnung zu machen!", stellte sie kühl fest.

      "Ich sage, weil es die Wahrheit ist. Außerdem habe ich einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Ihr Mann hat den Tod verdient, sogar mehr als das! Aber sie haben damit nichts zu tun."

      "Aber ich wäre eine Zeugin."

      "Wirklich?" Er lachte. "Was wissen Sie von mir? Nichts. Ihr Mann war Profi, aber ich werde nicht weniger geschickt vorgehen. Wo ist jetzt die verdammte Pistole?

      Katja öffnete eine Schublade. "Hier!", sagte sie.

      "Finger weg!", fauchte er. „Das ist ein ziemlich altes Ding, was?"

      Da klang so etwas wie Zweifel mit und deshalb beeilte sich Katja zu sagen: "Er hat sie auch ziemlich lange nicht mehr gebraucht!"

      Er wandte den Kopf zu ihr. Vielleicht musterte er sie.

      Katja sah den blicklosen Helm fest an und hoffte, dass man ihr glaubte.

      "Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen, was?", kam es ihr kalt entgegen.

      "Das würde ich nie wagen!"

      "Ach, nein?"

      "Nicht solange Sie mit Ihrer Waffe vor meinem Gesicht herumfuchteln!"

      Er nahm die Waffe in die Linke und hielt sie Katja entgegen.

      "Das ist eine Sportpistole!", stellte er fest. "Ich will ja nicht bestreiten, dass man damit nicht auch jemanden umbringen kann, aber..."

      Er richtete den Lauf auf Katja und bohrte in dann schmerzhaft in ihren Hals. Vielleicht fünf volle Sekunden lang machte er das. Katja wagte nicht einmal zu schlucken.

      Dann nahm er das Eisen wieder weg und schüttelte den Kopf.

      "Sie haben gefragt, ob Thomas eine Waffe bei hat", sagte sie dann so ruhig sie eben konnte. "Und ich habe Sie Ihnen jetzt gezeigt. Mehr


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