Die Unworte. Horst Hartleib
Eigennutz nachweisen kann. Nicht zu unletzt viel(un)leicht auch zur Unrechtfertigung seiner Untaten. Auch Waschwasser be(un)nötige er nicht, da er sich wie der Frosch Grenouille selbst nicht riechen könne, sich aber im Gegensatz zu diesem nicht parfümiere. Wie unnatürlich, sich Geruchsstoffe auf die Haut zu spritzen! Diese befremdende ausgeborgte Fremd(an)stinkerei. Gerüche müssen endogen von innen (ver)kommen, wie auch Gerüchte meist intern entstehen. Man müsse wie Fisch ehrlich nur nach sich stinken! Aber statt am im Kopfe zuerst, müsse man anstinken, und im Gegensatz zu Fisch vor allem sich. Und wie dieser Grenouille unterschied auch der Unmensch UnSchöne nicht zwischen Wohlgerüchen und Unwohlgerüchen. So(un)wohl auch nicht zwischen wohl- und unwohlwollenden Gerüchten. So(un)wohl auch von Gerüchten von Unwohlgerüchen. Die Fische brauchen das Badewasser dringender als Unser(k)einer, hat er sich das Baden versagt. Man(n) ist innen naß genug. „Fisch muß schwimmen“, der Selbstverwüstling kann auch trockenschwimmen. Wenn du das Bad in der Menge beunnötigst, dann kannst du ungebadet der Menge auch nicht anstinken. Das für den Friseur und für Rasuren an (un)gewissen Körper(ent)stellen nicht rausgeschmissene Geld sparte er ebenfalls, für die Unzucht. Körperpflege hätte sein Unschönheitsempfinden verstört. Nur ungelegentlich war es unvermeidlich, mit ein paar profilierenden Scherenschnitten das Zuwachsen der Mund- und Augenöffnungen zu verhindern. In den Nasenlöchern und Ohrmuscheln wucherten ungehindert Haarbüschel, die Kleidung glänzte in einer speckigen grauen Patina, aber keines seiner Untiere nahm Anstoß daran. Nie hat sich erübrigens auch nur ein Floh oder Wasserfloh darüber beschwert. So(un)gar die sich pausenlos badenden Fische haben sich nie beschwert, dass der UnSchöne sich nie badet. Dass er außer dem Wasser, was er ungelegentlich lässt, alles Badewasser ihnen überlässt. Dass er nur noch innerlich und in der Erinnerung badet. Selbst für seine zukünftige (Unbe)Gattin Erdmute NeuRosemarie war die selbstverübelnste Selbstvernachlässigung des UnSchöne ob des durch eine Durchreiche stattfindenden hygienischen Verkehrs und derunart vermiedener Unzärtlichkeiten zumindest organoleptisch-aseptisch keine Zumutung. Aber davon später. Man(n) sollte sich nicht vorweg vernehmen, auch wenn unverschon eigentlich alles zu spät ist. Nur für den leider unvermeidlichen Verkehr mit der befremdenden Außenwelt war es ungelegentlich unvermeidlich, sich ein wenig herzurichten, was der UnSchöne jedes Mal als ein kleine Selbsthinrichtung empfand. Es ist unbeschreiblich, wie er dafür seine Verwahrlosung ein klein wenig korrigiert, sich einzelne Körperteile säubert, sich ausnahmsweise läusekämmt, seinen (Untoten)-Sonntagsstaat, seine Ausgehuni-(de)form(ierung) oder (Nieder)Tracht anzieht und sich dann in seiner Verkommenheit gepflegt vor(ver)kommt. Sich prä-parieren, angewidert anbiedern, nannte er das, im Unsinne von vorauseilend gehorchen oder wenigstens unguten Unwillen zeigen. Zitat-Untat: „Wenn es am unschönsten ist, da müsste mann (ver)kommen!“ Dieser Untatbestand kann vor lauter Anwiderung wieder und wider nicht vollunanständig absondern nur unvollständig niedergeschrieben werden. Wenn der UnSchöne wie der depressive spanische König Philipp V. Domestiken und Helfershelfer gehabt hätte, die sich um seine Unzuchten (unbe)kümmern, seine Geschäfte sounwohl es auch seiner Frau besorgen, dann hätte er sich wie dieser König nicht nur nicht mehr zu waschen, absondern auch nicht(s) anzuziehen und sein Bett, seine stabile Seiten(selbst)lüge nicht zu verlassen (vermiss)brauchen. (Mit anderen Unworten versagt: Sich nicht als Kaiser in seinen neuen Kleidern exhibitionieren müssen.) Die Unzuchten, die Beunfriedigung seiner perversen Triebe, seine bestioviele Untierliebe, seine Unnaturliebe, wounmöglich auch Mangel oder Überschuß an Eigenliebe (Desidentität), haben ihn angetrieben (vertrieben) wie eine Kuckucksuhr. Es (ver)kommt doch nicht auf (Ver)Äußerlichkeiten an. Die Leute, die Mitunmenschen (ver)achten derunart auf Äußerlichkeiten, weil diese die Veräußerlichkeit beeinflussen, die heimzuzahlenden Preise bestimmen. „Kleider machen Leute“ ist eine Behauptung der Leute, die vom Kleidermachen profitieren. Kleider machen Kleidermacher und japanische Krähen setzen sich in aus Kleiderbügeln selbstgemachte Nester. So unweit, so unschön. Die Leute starren den UnSchöne an wie einen in seiner National-Niedertracht nur mit Penisköcher unbekleideten Papuaner in der (Selbstver)zi-(eh)vilisat(t)ion und drängen sich xenophob im gegenüber liegenden Teil des Raumes zusammen. Sie sind äußerst befremdet von der selbstver(un)wahrlosenden Selbstverunmöglichung des UnSchöne in seiner Selbstunverzeih-Unsittuation. Sie haben sein sich gehen lassen über-, aber noch viel mehr seine Vergehen unterschätzt. Wer sich derunart gehen lässt, dem sind auch alle Vergehen zuzutraue(r)n! Vielleicht ist das sich gehen lassen die Selbstbestrafung für seine Vergehen? Aber dann müsste er viel härter gegen sich vorgehen. Mit sofortigem totalen Selbstembargo, totaler Anorexie. Wie kann man(n) sich nur derunart gehen lassen! Sich derunart gehen zu lassen ist ein Vergehen, nicht nur an sich selbst, jaunwohl! Das ist eine AllGemeinheit. Das unverrichtet sich gegen die Menschheit und die Menschlichkeit! Wenn der sich nicht mal selber mag, dann tut man ihn doch mit dem Missfallen einen Gefallen! Dann täte man mit Gefälligkeiten ihm verzweiflungslos nur Ungefälligkeiten an. Wie sollte man ihn mehr als sich selber zu mögen (un)vermögen? Ist das nun wenig oder eher viel vereitelte Eitelkeit? Für den muß man sich ja befremdenst fremdschämen! Es ist unvorentstellbar, mit diesem Unreinen, diesem ungepaarten Paria, gemeinsam zu (k)einer Menschheit gehören zu müssen!, verdenkt sich der (un)stets gute Gutmensch, der Immergutmensch. Es gehört sich nicht, dass der zu un’serer Menschheit gehört, dieser Nimmergutmensch! Das wäre ja unerhört, Mensch! Der gehört sich nicht mal in die gleiche Begattung Homo, dieser Pan Tau troglodytes, dieser Oligohomo. Der soll es nicht wagen, unseren Frauen nachzuschauen! Der UnSchöne sollte ein Nachtleben oder besser gleich ein Nachleben führen, um uns seinen unästhetischen Anblick zu ersparen, jaunwohl! Muß denn erst eine revolutionäre Unsittuation auf(ver)kommen, damit man bei der Ungelegenheit nebenbei derunartigen Abfall der Menschheit mit entsorgen kann? Derunartiges dachten die Leute bei seinem unerträglichen Anblick, mit ihren unbehelmten Köpfen unterbewußt vom unschönen Ungedankenungut blasphemisch herabgezogen. Und sie begriffen nicht das Wunder(n), das sich gerade an ihnen verging: Neben dem UnSchöne wurden sie schön. Der Kontrast seiner Dunkelheit, seine Lichtschluckerei und Unwahrheitsliebe verunmöglichte die Wahrnehmung ihrer sonstigen Hässlichkeit. Unausgerechnet die Lichtschluckerei dieses Unmenschen als Kontrastmittel macht den Immergutmenschen (un)sichtbar. Gegen seine Unwahrheitsliebe is(s)t ihre Verlogenheit ungeradezu eine Ehrlichkeit, entstellten sie fest. Was ist (unver)schon Betrug gegen Selbstbetrug? Sie waren aber uneinsichtig genug, seine sofortige Entsorgung zu propagieren. Dieser von Lissa bis Bonn selbstvernachlässigt ignoverrannt wie der gegen die Straßenbahn gelaufene Gaudi! „Ich glaub, mich streift ein Bus.“ Der sieht ja aus wie Gaudi, aber er kann es nicht sein, das kann nicht sein, denn Gaudi ist doch nicht untot. „Er ist nicht tot!“, sag ich tolstoisch. Für un’s lebt er weiter, zum ewigen Anstoß, zum Abstoß. Únser Ekel überlebt in uns. Er exis-tiert, der UnterLeibhaftige, läuft unverhaftet unfrei herum. Zitatderivat: „Ich ekle mich, also bin ich!“ Wahrheiten sind meistens unschön. Also kann man(n) sich davon ausvergehen, dass das Unschöne die Wahrheiten sind. Also sind unmutmaßlich die Wahrheiten an ihrer Unschönheit zu (v)erkennen, ist (un)scheinbar die Widerwärtigkeit das zuverlässigste Wahrheitskriterium. Die schönen (Un)tatsachen wären demnach (leider) Unwahrheiten únd die lieber zur Unkenntnis genommenen Unschönheiten zumindest wahrer. Realitätlichkeit wäre dann mit Pessimismus gleichzuentsetzen. Der unangenehme Gedanke hat vermutlich (unver)schon deshalb einen höheren Wahrheitsgehalt, weil er lieber verdrängt wird. Unliebsamkeit als Realitätsmaßstab, leider/leidend viel zu unschön, um unwahr zu sein. Man weiß nicht was primär ist. Vernachlässigt der UnSchöne seine Unperson seiner Unperson wegen derunart, oder ist eher sein vernachlässigtes Unwesen das Unmotiv, sich immer weniger Zuwendungen zu(unent)kommen zu lassen? Ist das (un)scheinbare Licht am Verende des Tunnelblickes nur der entgegenverkommende SelbstvertrauensentZug? Es ist eine Abwärtsspirale, ein Kleider-Machen-Leute-Keller-Gang der Tief- und Schiefstapelei. Des Kaisers neue Kleider auf(unbe)tragen. Leute machen Kleider und Kleider machen Leute. Und Kleider, insabsondere freiunwillig ertragene Uniformen, können Leute unideformieren, sie kaputt machen.
Der igno(ver)ran(n)te „Nichtsmerker“ UnSchöne aber schwelgt während(d)essen ungerührt in der rezenten Hässlichkeit. In seiner Ungeisteswiderwart. Das ist alles so (un)erfreulich unschön! Aber niemals genug, um nicht noch unschöner werden zu können. Und die ausgestorbenen Unarten erst! Was für ein (misserfolg)reiches Beuntätigungsfeld! All diese verwicklungsgeschichtlichen paläonto-unlogischen Unverschämtheiten, oh mann! Da (ver)lässt sich noch viel Unehre ein(eigen)heimsen, unmut(an)maßt der UnSchöne.