Die Saga von Witte Wittenson. Skalbard Odinson

Die Saga von Witte Wittenson - Skalbard Odinson


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Schwert an seinen Hals.

      Mit vor Hass funkelnden Augen sah der junge Mann zu dem Dänen auf.

      „Was ist los?“, spukte er förmlich vor Orms Füße. „Bring es zu Ende, Bastard!“

      „Nicht doch“, entgegnete der Wikinger beinahe sanft. „Du bringst uns sicher ein hübsches Lösegeld!“

      „Niemals!“, schrie ihn der junge Mann an und stemmte seinen Oberkörper so ruckartig und heftig in die Höhe, dass ihm Orms Klinge tief in den Hals fuhr.

      Langsam rutschte der Körper an der Klinge des überraschten Wikingeranführers wieder hinab und sank tot zu Boden.

      „Bei Odin! Was sollte das jetzt?!“, fluchte Orm und schaute Rat suchend in Thorjans Gesicht.

      Doch auch dieser konnte nur fassungslos mit den Schultern zucken.

      „Vielleicht bezahlen sie auch für den Toten Lösegeld. Sicher wollen sie nicht, dass wir ihn an die Hunde verfüttern, oder so!“, meinte einer der Männer.

      „Das Pferd ist auch hin!“, meinte ein anderer. „Schade drum. Sah kräftig aus.“

      „Moment mal!“, fand Thorjan endlich seine Sprache zurück. „Das Pferd bringt mich da auf einen Einfall.“

      „Ein totes Pferd?“, wunderte sich Orm.

      „Genau. Es erinnert mich an eine Geschichte, die ich auf einer meiner Reisen gehört habe“, begann Thorjan zu erzählen. „Sie handelt von einigen Männern, Seefahrer wie wir, die eine Stadt über viele Winter belagerten, aber nicht fähig waren, sie einzunehmen. Die Mauern waren zu hoch und zu dick. Einer der Männer, sein Name war Odisson oder so ähnlich, hatte die Eingebung, ein großes hölzernes Pferd zu bauen. Sie ließen es am Strand zurück, als sie so taten, als würden sie aufgeben und heimwärts segeln. Doch in Wirklichkeit warteten sie nur in der nächsten Bucht, bis die Belagerten das Pferd in ihre Stadt gezogen hatten. Was diese nämlich nicht wussten, war, dass das Pferd innen hohl war und sich einige der Belagerer in seinem Bauch versteckt hatten. Des Nachts schlichen sie heraus und öffneten die Tore für die anderen Männer, die inzwischen zurückgekehrt waren. So fiel die Burg durch eine List.“

      Orm schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf. „Sehr unwahrscheinlich. Warum sollten sie dieses Pferd in ihre Stadt gezogen haben?“

      „Wegen der Götter!“, antwortete Thorjan. „Beide Seiten glaubten an dieselben Götter. Die Belagerten glaubten, die anderen hätten dieses Pferd ihrem Meeresgott gebaut, um für eine sichere Heimreise zu bitten. Sie dachten, wenn sie es in ihre Stadt, genauer gesagt in den Tempel dieses Gottes, ziehen, dann würde die Gunst auf sie übergehen.“

      „Warum baut man einem Meeresgott ein Pferd?“, wollte einer der Männer wissen.

      „Ihr Meeresgott war auch der Gott der Pferde!“, erklärte Thorjan.

      „Ein seltsames Volk“, erwiderte der Kämpfer. „Njörd würde uns für verrückt halten und uns ertränken, wenn wir ihm ein Pferd schnitzen würden!“

      Viele Männer stimmten mit lautem Gelächter zu.

      „Schluss jetzt!“, unterbrach sie Orm ärgerlich. „Was willst du uns vorschlagen, Thorjan? Das wir in den Wald gehen sollen um ein Holzpferd zu bauen?“

      „Nein. Das würden sie bestimmt nicht in ihre Burg ziehen. Im Gegenteil. Es würde mich nicht wundern, wenn sie diese Geschichte auch kennen und den Braten riechen würden.“

      „Außerdem sind es Christen“, warf jemand ein. „Die würden bestimmt nichts anfassen, was unseren Göttern geweiht ist.“

      „Vielleicht könnten wir uns in ein paar Bierfässern verstecken“, meinte ein anderer grinsend. „Die würden sie bestimmt in ihre Burg holen!“

      „Unsinn!“, widersprach Orm. „Diese Saufbolde würden sie sofort anzapfen und uns entdecken.“

      „Oder falsch herum aufstellen, sodass man darin ertrinken würde“, wandte Thorjan ein. „Nein. Mir schwebt etwas anderes vor. Ich brauche nur einen mutigen Freiwilligen, der in die Burg eindringen muss.“

      „Wenn jemandem der Ruhm gebührt, die Festung alleine zu nehmen, dann mir!“, bestimmte Orm, bevor sich jemand anderes dafür zur Verfügung stellen konnte.

      „Nein Orm!“, lehnte Thorjan ab. „Du bist leider zu dick!“

      „Zu….. was?“, Orm lief rot an vor Wut.

      „Nein, entschuldige“, beeilte sich Thorjan zu berichtigen. „Nicht zu dick, sondern zu groß und zu kräftig!“

      „Das war noch nie ein Hindernis!“, wandte Orm immer noch wütend ein.

      „Das glaube ich gern, aber was ich suche, ist ein kleiner Mann, mit nicht allzu breit gebauten Schultern!“

      „Oh!“, nickte Orm verstehend. „Von dieser Sorte habe ich leider nur einen Mann in meinem Gefolge… Dich!“

      „Ich wusste es!“, seufzte Thorjan und rollte mit den Augen. „Also gut. Ich mache es selbst.“

      „Und was genau ist jetzt der Plan?“, wollte Orm wissen.

      „Hab Geduld mein Freund. Zuerst sollten wir mal den toten Jungen und das Pferd zum Schiff bringen.“

      Während einige der Männer die Leichen zum Flussufer trugen, erklärte Thorjan seinem Freund sein Vorhaben. Orm war begeistert und entsetzt gleichzeitig. Allerdings zweifelte er auch ein wenig an der Durchführbarkeit.

      „Keine Sorge!“, wandte Thorjan ein. „Alles, was ich brauche, ist ein Ledersack, ein scharfes Messer und ein Schilfrohr!“

      Noch am selben Tag setzte man den Plan in die Tat um und bei Sonnenuntergang stand Orm wieder in voller Rüstung vor den Toren der Burg und begehrte mit lauter Stimme den Herzog zu sprechen.

      Als Herwig auf der Mauer erschien, grüßte ihn Orm nach alter Sitte mit erhobenem Schwert.

      „Was willst du, verfilzter Heide?“, blaffte ihn der alte Mann an.

      „Der Herbst geht zu Ende und ich muss heimwärts segeln. Doch du sollst wissen, dass ich im nächsten Sommer wieder kommen werde und dann wird deine Burg fallen.“

      „Du bist gekommen, um mir das zu sagen?“, wunderte sich der Herzog.

      „Das, und dass ich dir deinen Sohn überlasse!“, er winkte ein paar Männer herbei, die den Toten und sein ebenfalls erschlagenes Pferd vor die Tore der Burg legten.

      „Wenn du mich fragst“, höhnte Orm, „solltest du das Pferd ehrenvoller begraben als den Jungen, denn nur mit dem Pferd habe ich gekämpft. Der Feigling hat sich selbst getötet.“

      Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, drehte sich der Nordmann um und begleitete seine Männer zurück zum Schiff.

      Er war noch nicht dort angekommen, als sich die Tore der Burg bereits öffneten und ein Ochsenkarren herausgefahren kam, auf den ein paar Männer den toten Herzogssohn legten. Das tote Pferd wurde mit einem starken Seil an den Karren gebunden und so zurück in die Burg geschleift.

      „Was geschieht nun?“, wollte einer der Wikinger wissen, der an Orms Seite lief. „Wenn Thorjan mit den Bräuchen dieser Gegend richtig vertraut ist, wird man den Jungen bald mit seinem Pferd und in voller Rüstung begraben. Allerdings werden sie ihn erst in ihrer Kirche aufbahren, damit sich das Volk von ihm verabschieden kann.“

      „Du meinst, er wird nicht verbrannt.“

      „Das hoffe ich“, antwortet Orm, „…für Thorjan!“ Das hoffte er natürlich wirklich, dennoch konnte er sich ein derbes Grinsen nicht verkneifen.

      Doch den Plan weiter befolgend, gab er den Männern den Befehl, sofort die Schiffe zu besteigen, die Ruderbänke zu bemannen und hinter die nächste Flussbiegung zu rudern.

      In der Burg geschah nun genau das, was Thorjan der Weitgereiste vorausgesagt hatte. Hermanns Leiche wurde


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