Die Saga von Witte Wittenson. Skalbard Odinson

Die Saga von Witte Wittenson - Skalbard Odinson


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      Enttäuscht stiegen sie zurück auf ihre Schiffe und ruderten weiter flussaufwärts.

      Doch in der nächsten Siedlung war ihr Erfolg aus denselben Gründen nicht besser. Wenigstens etwas Vieh fand man, was immerhin eine willkommene Abwechslung des Speiseplans brachte.

      Doch da man auch in der dritten und vierten Siedlung, die man überfiel, keine nennenswerte Beute machen konnte und die kälter werdenden Nächte langsam aber sicher den nahenden Winter ankündigten, deutete alles darauf hin, dass dies der erfolgloseste Raubzug aller Zeiten werden könnte.

      „Alle werden mich verspotten und über mich lachen!“, klagte Orm seinem Freund Thorjan auf dem ausgestorbenen Marktplatz der fünften und schon viele Male vorher geplünderten Siedlung. „Mein Vater wird zum ersten Mal in seinem Leben nicht lange nachdenken müssen und mich sofort nach unserer Rückkehr verstoßen.“

      Thorjan wusste nicht, wie er ihn trösten sollte und war froh, als sie von einem der anderen Wikinger unterbrochen wurden, der seinem Anführer die Gefangenen vorführen wollte. Wie auch in den anderen Siedlungen handelte es sich wieder nur um Alte, Kranke und Kinder.

      Wie üblich war es an Thorjan, die Einheimischen in ihrer Sprache zu befragen.

      Nach allen Fragen über Gold, Schmuck und sonstigen Wertsachen, die wie zu erwarten keine erfreulichen Ergebnisse brachten, stellte er auch wieder die Frage nach der Häufigkeit der Überfälle in diesem Sommer.

      Doch dieses Mal barg die Antwort eine Überraschung.

      „Dreimal von euresgleichen“, antwortete einer der Alten, „und einmal von den Männern des Herzogs Herwigs.“

      „Euer Herzog überfällt sein eigenes Volk?“, fragte Thorjan verwundert nach.

      „Er ist kein wahrer Herzog, sondern nur ein Räuber und Mörder wie ihr!“, entfuhr es dem Mann. „Doch er ist weit und breit der reichste und mächtigste Mann am Ufer der Seine, weil noch keiner von euch Heiden das Kunststück fertig gebracht hat, seine Burg zu plündern!“

      „Eine Burg voller Schätze die noch keiner geplündert hat?“

      „Vergesst es, Nordmann! Keiner kommt dort ungebeten herein! Und nun schon gar nicht mehr!“

      „Was meinst du damit?“, wollte Thorjan wissen,

      „Die Ernte ist eingebracht und in der Burg verstaut“, erklärte der Alte. „Nicht mal eine längere Belagerung braucht Herweg zu fürchten.“

      „Es gibt keine Mauer, die uns standhalten könnte!“

      „Wenn du meinst.“ Der alte Mann hob gleichgültig die Arme. „Ihr könnt ja gerne euer Glück versuchen. Acht Meilen flussaufwärts. Ihr könnt sie nicht verfehlen. Vielleicht gelingt es euch, vielleicht findet ihr einen raschen Tod. Beides würde mich glücklich machen.“

      Nachdem Thorjan Orm und den anderen von der ungeplünderten Burg erzählt hatte, fassten sie wieder neuen Mut.

      Sofort bestiegen sie die Schiffe und ruderten den Fluss hinauf. Bald sahen sie die Zinnen der Burg über den Wipfeln der am Ufer stehenden Bäume.

      „Das ist unser Ziel!“, rief Orm seinen Männern zu. „Ich schwöre bei Odin, dem Schutzherren meiner Sippe, dass ich nicht eher kehrtmachen werde, bis ich diesem Herwig das letzte Körnchen Gold unter dem Fingernagel weggekratzt habe.“

      Doch als die Schiffe um die letzte Biegung herum waren und die Burg offen vor ihnen lag, bereute Orm seine leichtfertig dahin gesprochenen Worte, denn die Burg war ganz anders, als er es erwartet hatte. Sie schien wahrlich uneinnehmbar. Statt einfacher Mauern aus übereinander geschichteten behauenen Steinen, waren die Mauern dieser Burg steil zulaufende natürliche Felswände. So massiv und unüberwindlich, dass nicht einmal eine Horde Riesen sie niederzureißen vermocht hätte. Nur in einer kleinen Spalte zwischen den Felsen waren einige Steine gemauert worden, die ein riesiges hölzernes, mit Eisen beschlagenes zweiflügeliges Tor umfassten.

      „Bei den Göttern“, fluchte Orm, „das ist keine normale Burg, das ist Hrimthurs Werk. Wie sollen wir dort hinein gelangen?“

      „Das Tor steht noch auf!“, rief einer der Männer. „Vielleicht haben sie uns noch nicht bemerkt. Wenn wir uns eilen…“

      „Unsinn!“, unterbrach ihn Orm. „Siehst du nicht die Männer auf der Mauer über dem Tor? Sie haben uns genauso gut gesehen, wie wir sie.“

      „Doch warum schließen sie das Tor nicht?“, fragte sich Thorjan laut.

      „Seht!“, rief ein anderer der Männer und zeigte auf den Waldrand zu ihrer Rechten.

      Zwei Reiter und annähernd zehn Männer zu Fuß brachen aus dem Wald hervor und rannten so schnell sie konnten auf das Tor zu.

      „Wer ist das?“, fragte einer der Wikinger.

      „Mir scheint, sie waren auf der Jagd!“, meinte Orm. „Schneidet ihnen den Weg ab, vielleicht können sie uns noch nützlich sein.“

      Sofort setzten sich die Nordmänner in Bewegung.

      Natürlich gelang es ihnen nicht, die Reiter einzuholen, doch die Läufer konnten ohne große Mühe vor den Toren abgefangen und eingekesselt werden.

      Schnell stellte sich heraus, dass es nur ein paar Jagdhelfer ohne besonderen Wert waren. Hätte man die Reiter erwischt, hätte man wahrlich einen Grund zur Freude gehabt, denn einer davon, so verrieten die Jagdhelfer Thorjan, war der Sohn des Herzogs persönlich gewesen.

      „Der hätte uns wenigstens Lösegeld eingebracht“, wetterte Orm, „aber so haben wir gar nichts. Für ihre Jagdhelfer würden sie uns nicht mal ein paar Eier geben.“

      „Abwarten!“, unterbrach ihn Thorjan. „Vielleicht sind sie uns doch nützlich. Sie beschrieben ihren Herrn als äußerst hochmütig und eitel!“

      „Wie sollte uns das nützen?“, wollte Orm wissen.

      „Nun. Ganz einfach…“, lächelte Thorjan und erklärte Orm seinen Plan.

      Kurze Zeit später stand der Anführer der Nordmänner allein und in voller Bewaffnung und Rüstung einen Speerwurf weit entfernt vor den Toren der herzoglichen Burg und rief mit fester lauter Stimme nach dem Herzogssohn.

      „Was bist du für ein Feigling, dass du vor uns davon reitest und deine Getreuen jämmerlich im Stich lässt?! Wärst du ein Däne, würde dein Vater dich von der höchsten Zinne seiner Burg stoßen und dir angewidert hinterher spucken! Wenn du einen letzten Funken Ehre besäßest, würdest du herauskommen und versuchen, deine Männer in einem ehrlichen Zweikampf gegen mich auszulösen!“

      Wie es Thorjan, der zusammen mit den anderen Nordmännern nur einige Schritte entfernt vom Ufer die Begebenheiten aus der Ferne beobachtete, vorausgesagt hatte, öffnete sich kurz darauf das Tor der Burg und einer der Reiter, die vorhin noch vor ihnen geflohen waren, trabte langsam hoch zu Ross daraus hervor und stellte sich Orm gegenüber.

      „Ich bin Hermann der Starke, der Sohn des Herzogs. Niemand nennt mich einen Feigling und lebt weiter!“

      „Dann steig ab und komm her und kämpfe!“, rief ihm Orm mit seinem Schwert winkend zu.

      „Von Mann zu Tier?“, spottete Hermann. „Das bist du wohl kaum wert, Abschaum. Lieber von Tier zu Tier. Mein Pferd soll dich in Fetzten trampeln!“

      Und mit ein paar Tritten in die Seite spornte er sein Pferd an und stürmte auf Orm los.

      Der Nordmann, der nicht mit einem fairen Kampf gerechnet hatte, wartete den Vorstoß mit kühlem Kopf ab. Erst im letzten Augenblick sprang er vor den todbringenden Hufen zur Seite und stach mit seinem Schwert nach dem Pferd, sodass dessen Bauch durch die Vorwärtsbewegung von vorne bis hinten aufgeschlitzt wurde und es tödlich verletzt wie ein Stein zu Boden sank, wodurch es seinen Reiter einige Fuß weit nach vorne schleuderte. Sofort rannte Orm auf den Herzogssohn zu und hielt ihm sein Schwert an den Hals.

      Im Tor der Burg zeigten sich ein paar weitere Reiter, doch


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