Trilogie des Mordens. Ulrich W. Gaertner

Trilogie des Mordens - Ulrich W. Gaertner


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der Vorgesetzte mit einem zweiten Mann in Zivil und offenem Hemdkragen zurück.

      „Das ist Kriminaloberkommissar Robert Schwerdtfeger. Er hat mit Vermisstenanzeigen zu tun.“

      „Genau so ist es.“

      Der Mann mit dem Schnauzbart blickt ebenfalls freundlich in die Welt.

      „Frau Lindholm, wollen Sie mir bitte folgen? Bei mir ist es ruhiger als bei unserem Chef. Aber trinken Sie erst Ihren Kaffee aus.“

      Lindholm nickt. Die beiden Beamten sind vor die große Wandkarte getreten und besprechen etwas.

      „Ich habe ausgetrunken, meine Herren.“

      Sie reicht dem Uniformierten die Hand.

      „Herzlichen Dank für den Kaffee. Sie haben mir etwas Ruhe zurückgegeben.“

      „Ich wünsche Ihnen viel Glück und hoffe, dass sich die Abwesenheit Ihres Mannes bald klären lässt.“

      Dabei schmunzelt er. Die Frau aus der Kanzlei hat eine sympathische Ausstrahlung. Vermutlich ist ihr Mann mal seine eigenen Wege gegangen. Das kommt selbst in den besten Familien vor. Dann geht es eine Etage höher. In einem wesentlich kleineren Raum bietet Robert Schwerdtfeger einen Stuhl an.

      „Nun erzählen Sie mir bitte die ganze Geschichte.“

      Karin Lindholm blickt auf ihre Uhr; viertel nach acht. „Um neun beginnt der Kanzleibetrieb. Ich muss mich kurz fassen.“

      Dann beginnt sie ihre Schilderung von der Tätigkeit ihres Mannes bei der großen Pharmazie-Firma „Marks“ in Frankfurt, die er nach abgebrochener Bundeswehrlaufbahn und seiner Eheschließung, angetreten hat. Als Pharmazie-Referent im Außendienst hatte er sich zum Abteilungsleiter hochgearbeitet und darüber hinaus neue zahlungskräftige Kunden für das Unternehmen gewinnen können. Am gestrigen Abend haben beide nach 21.00 Uhr telefoniert und er hatte mitgeteilt dass er in Berlin einen guten Abschluss gemacht habe und die Rückfahrt mit der Bahn antreten wolle. Gegen zwei Uhr nachts hätte er eigentlich zu Hause sein müssen; er sei aber nicht eingetroffen. Seit dem Telefonat habe sie nichts mehr von ihm gehört. Sein Handy sei ausgeschaltet, was äußerst ungewöhnlich sei.

      Oberkommissar Schwerdtfeger macht sich Notizen und stellt zwischendurch persönliche Fragen.

      „Wissen Sie, Frau Lindholm, dass Ehemänner mal für einige Tage verschwinden, ist für uns nicht ungewöhnlich. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe, die manches Mal auch im privaten Bereich liegen. Deshalb hat der Gesetzgeber hier einen Freiraum gelassen, in dem amtliche Maßnahmen zur Erforschung des Aufenthaltes nichts zu suchen haben.“

      Scharnhorst legt eine Atempause ein.

      „Wir unterscheiden bei der Polizei sehr genau zwischen Vermisst-Werden und einer Veränderung des Aufenthaltsortes. Will damit sagen, dass bei Kindern, alten, kranken Menschen oder hilfsbedürftigen Personen, die einer Gefährdung ausgesetzt sind, sofortige polizeiliche Maßnahmen greifen.“

      Schwerdtfeger blickt sein Gegenüber prüfend an.

      „Haben Sie das so weit verstanden, Frau Lindholm?“

      „Aber ich spüre, dass meinem Mann etwas passiert sein muss. Soweit ich weiß, wollte er eine größere Summe Bargeld mitbringen.“

      Panik ist plötzlich in ihrer Stimme. Der Beamte betrachtet die Frau vor sich sehr aufmerksam.

      „Davon haben Sie bisher noch gar nichts gesagt, Frau Lindholm.“

      Diese ist blass geworden.

      „Meinen Sie, es könnte sein, dass Geld eine Rolle beim Verschwinden meines Mannes spielt?“

      „Gegenfrage, Frau Lindholm. Um wie viel Geld geht es denn?“

      „Das weiß ich nicht genau“, erfolgt die leise Antwort. Tränen treten ihr in die Augen.

      „Am Telefon hat er gesagt, dass wir uns nun wegen unserer Schulden keine Sorgen machen müssen.“

      Der Kriminalbeamte schluckt. Verdammt noch mal, was verschweigt die Frau denn noch?

      „Wir haben eine Hypothek von 150.000 DM auf unser, mein Haus aufgenommen, um seine Schulden zu bezahlen.“

      Ehe Schwerdtfeger sie unterbrechen kann, folgt die Erklärung.

      „Es waren Spielschulden und Behandlungskosten in zwei Psychiatrischen Einrichtungen in Niedersachsen und Hamburg“

      In Erinnerung daran fängt Lindholm an zu zittern und tupft sich den Schweiß von der Stirn. Nachdenklich betrachtet der Ermittler sie. Die Frau tut ihm leid. Vorsichtig und mit ruhiger Stimme stellt er die letzten Fragen.

      „Frau Lindholm, bevor wir unterbrechen, würde ich gern wissen, von wem ihr Mann das Geld bekommen hat?

      „Das weiß ich eben nicht. Das Geld sollte die Provision für einen Großauftrag meines Mannes sein, den er für seinen Chef erledigt hat.“

      „Kennen Sie den Mann oder wissen Sie, wo er wohnt?“

      „Das ist es ja, ich weiß es nicht. Hans-Georg spricht immer voll Bewunderung von seinem Chef, den er „Captain“ nennt. Ich weiß nur, dass mein Mann sich mit ihm in einem Hotel treffen wollte. Den Namen hatte er mir nicht gesagt, nur erklärt, Den brauchst du nicht wissen, wegen der Steuer und so.“

      Der Beamte wird plötzlich sehr aufmerksam.

      „Mit anderen Worten, Frau Lindholm. Es wurde vermutlich Schwarzgeld übergeben. Das müssten Sie als Kanzleivorsteherin doch wohl einschätzen können.“

      Diese erstarrt.

      „Woher wissen Sie das, ich meine von meiner Tätigkeit?“

      „Von meinem Chef. Die Kanzlei Schubert & Schubert kennt doch hier jeder.“

      Der Beamte legt seine Unterlagen auf den Schreibtisch.

      „Ich hol’ uns noch mal Kaffee. Ich glaube, den haben wir beide nötig, Frau Lindholm.“

      Er verlässt das Zimmer; die Tür bleibt halb geöffnet. Um Karin Lindholm herum beginnt sich alles zu drehen. Sie greift in die Handtasche und steckt sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund. Der scharfe Geschmack hilft. Wenig später ist der Beamte mit Kaffee und einem Glas Wasser zurück.

      „Bitte, bedienen Sie sich.“

      Hastig greift sie zum Glas.

      „Besser so? Also, ich mache Ihnen folgenden Vorschlag. Ich nehme jetzt eine Vermisstenanzeige auf, mit den Daten Ihres Mannes sowie seiner Personenbeschreibung. Dann speichere ich alles in einer bundesweiten Fahndungsdatei zur Aufenthaltsermittlung.“ Schwerdtfeger hält ein, damit sein Gegenüber folgen kann.

      „Mehr kann ich im Moment nicht für Sie tun. Und ich muss Ihnen sagen, dass ich auch damit gezögert hätte, wenn Sie mir nicht das mit dem Geld gesagt hätten.“

      „Und wenn mein Mann gefunden wird, bringt ihn die Polizei nach Hause?“

      „Nein. Nach Dienstanweisung werden Sie von seinem Aufenthalt in Kenntnis gesetzt und müssen selbst die Initiative ergreifen, ich meine, Kontakt zu ihm aufnehmen. Nur, wenn Ihr Mann aus irgendwelchen Gründen bei seinem Aufgreifen hilflos wäre, müssten sich die Behörden um ihn kümmern.“

      Der Kriminaloberkommissar steht auf und geht zu einem Schreibtisch, auf dem ein Bildschirm matt grün leuchtet.

      „Setzen Sie Sie doch bitte hier herüber. Dann brauchen wir beide nicht so laut sprechen.“

      Lindholm nimmt den neuen Platz ein. Sie hat sich wieder gefangen und bemüht sich, stark zu sein.

      „Wichtige Frage, bevor ich anfange: Haben Sie zufällig ein Lichtbild von Ihrem Mannes dabei, Frau Lindholm?“

      Diese entnimmt ihrer Handtasche ein farbiges Passbild ihres Mannes. Ein schlankes Gesicht mit einem sympathischen Lächeln blickt Schwerdtfeger an.

      „Ich habe mir schon gedacht, dass


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