Phalansterium. Matthias Falke

Phalansterium - Matthias Falke


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getobt hatte. Es würde noch eine Weile dauern, bis man die Bahnen, die für eine solche Einrichtung in Frage kamen, so weit gesäubert hatte, dass man mit dem Bau beginnen konnte. Einstweilen mussten auch Transitpassagiere die Einrichtung am Boden anfliegen, um dort umzusteigen.

      Der Laya, der unsere Papiere prüfte, war ein Beamter des alten Regimes. Er legte unsere IDs auf seinen Schirm und studierte die Daten, als müsse er eine Expertise darüber verfassen.

      »Jennifer Ash und Frank Norton«, knurrte er. Sein Dialekt war fast nicht zu verstehen.

      »So ist es«, sagte ich munter.

      »Offiziere der Union?«

      »Die ranghöchsten ihrer Art.«

      Er grunzte etwas.

      »Sie können sich ruhig erkundigen.« Ich nickte in Richtung der großen Fensterfront. Über das Flugfeld der provinziellen Anlage hinweg sah man die Hangars und Kasernen der Union. Rogers hatte eine starke Garnison errichtet.

      Jennifer stieß mich hinter der Schranke an, aber der Laya ging mit keiner Regung darauf ein.

      »Was wollen Sie hier?«, fragte er, als er unsere Viten ausgiebig studiert hatte.

      »Gar nichts«, sagte ich freundlich. »Um ehrlich zu sein, wir wollen so schnell wie möglich wieder von hier weg.«

      Jennifer trat mir auf den Fuß.

      »Das wird auch das beste sein«, zischte der Beamte. »Auf Leute wie Sie haben wir hier gerade gewartet.«

      »Alles, was es hier zu sehen gibt, haben wir bereits gesehen.«

      »Sie waren schon einmal hier?«

      »Vor vielen Jahren.« Ich blinzelte ihn an. »Wir haben unsere Flitterwochen hier verbracht.«

      Jetzt wurde er doch neugierig. Er fing von vorne damit an, sich durch unsere Daten zu scrollen.

      Jennifer stöhnte genervt.

      »Und dann noch einmal vor nicht allzu langer Zeit. Aber davon wird nichts in den Papieren stehen.« Ich zwinkerte.

      »Sie waren bei dem verbrecherischen Kommando, das uns besetzt hat!«

      »Sagen wir so: wir haben uns damals über die Einreisebestimmungen hinweggesetzt.«

      »Das war ein völkerrechtswidriger Akt«, knirschte er mit tödlicher Verachtung in der Stimme.

      »Es dauert einfach alles zu lange hier«, sagte ich noch.

      Er spuckte aus und zog unsere ID aus seinem vorsintflutlichen Lesegerät.

      »Dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten.« Er drückte uns die Chips in die Hand. »Wo soll es hingehen?«, fragte er mit ätzender Freundlichkeit.

      »Das können Sie unseren Papieren entnehmen«, antwortete ich.

      »Es ist gefährlich.« Er bohrte seinen gelben Blick in mich.

      »Nichts, womit wir nicht fertig werden würden.«

      »Ihr denkt, Ihr habt uns unter Kontrolle. Aber das habt Ihr nicht. Ebenso wenig wie diese Welt.«

      »Wir wollen uns einfach nur ein bisschen erholen. Die letzten Wochen waren sehr anstrengend, wissen Sie!«

      »Fahrt zur Hölle!«

      »Ich hoffe doch, so schlimm wird es nicht werden.«

      »Hat das sein müssen«, zischte Jennifer, als wir in die Wartehalle gingen.

      »Mir hat es Spaß gemacht.«

      »Ich wollte mich hier eigentlich entspannen.«

      »Ich bin total relaxed.«

      »Frank Norton, du bist ein Idiot.«

      »Jennifer Ash, du bist die hinreißendste Frau, die mir je begegnet ist.«

      Sie schüttelte den Kopf und ging an die Theke des kleinen Bistros, um sich einen Tee zu holen. Dann saßen wir in der Halle und warteten auf den Weiterflug. Es war ein gemächliches Reisen, wie zu Zeiten der ersten Passagierflüge. Aber wir genossen es. Man hatte so viel Zeit!

      Schließlich wurden wir aufgerufen. Ein kleiner Pendler mit acht Sitzplätzen brachte uns in einer guten Stunde bei konventionellem Antrieb zu Sin Purs Zwillingsplaneten. Auch dort gab es nur einen einzigen Raumhafen. Wir kannten ihn von früher. Er war noch winziger und provinzieller als sein Pendant in Pura City. Immerhin schlug uns hier nicht die gereizte Feindseligkeit der Laya entgegen.

      Musan war die Welt der Prana Bindu. Man kannte diese Leute nicht anders als heiter und lachend. Dabei war ihr Leben vermutlich das entbehrungsreichste, das heutzutage noch im Einflussbereich der Union möglich war. Musan war ein Gebirgsplanet. Es gab kaum ebene Flächen. Die landwirtschaftlich nutzbaren Gebiete waren verschwindend gering, bezogen auf die Welt als ganze. Industrie gab es nicht. Früher hatte Musan von den Pilgern gelebt, die anlässlich der verschiedenen Feste des Ordens zu den Bergklöstern kamen. Durch die Besatzung war das Aufkommen an Reisenden völlig zusammengebrochen. Sin Pur hatte die Nachbarwelt in einem kurzen Feldzug ohne nennenswerte Gegenwehr oder Verluste erobert. Dann war die Union gelandet und hatte die Laya wieder hinausgeworfen. Jetzt ruhten alle Hoffnungen auf dem Wiederaufleben der Pilgerströme. Aber der lokale Winter stand vor der Tür. Eine Saison hatte man in jedem Fall verloren. Die Einnahmen eines Jahres. Das war für eine bettelarme Gesellschaft schlimm genug.

      Auch hier lag eine Einheit von einigen tausend Mann unweit des Raumhafens in Garnison. Die Union zeigte Präsenz. Für die Bewohner der nahe gelegenen Stadt Feba City mochte das sogar gut sein. Die Truppe brachte Geld ins Land. So kam man über die kalte Jahreszeit. Und im Frühjahr würde sich die Lage hoffentlich normalisiert haben.

      Wir hatten Wert darauf gelegt, dass kein großer Bahnhof stattfand. Die lokale Kaserne schickte einen jungen Stabsoffizier, der uns gelangweilt in Empfang nahm. Er geleitete uns durch die Kontrollen und brachte uns nach draußen. Dort reichte er uns an einen einheimischen Zivilangestellten weiter. Es war ein junger Bursche von achtzehn oder neunzehn Jahren. Sein Name war Tashi. Er steuerte einen viersitzigen Scooter, in dem wir mit unserem bescheidenen Gepäck bequem Platz fanden. Dann brausten wir auch schon nach Norden.

      »Ich weiß nicht, was Sie vorhaben«, rief er, als wir die letzten Einrichtungen des Raumhafens hinter uns gelassen hatten. »Aber Sie müssen auf alle Fälle vorsichtig sein.«

      Es war ein diesiger Tag. Der Himmel war grau und verhangen. Von den mächtigen Bergen, für die Musan berühmt war, war nichts zu erkennen.

      »Wir wollen nur ein bisschen wandern«, sagte ich nach vorne.

      Eine mittelalterliche Kraftfeldkuppel hielt den Fahrtwind ab. Dafür knatterte der Feldgenerator ohrenbetäubend.

      »Nach ...«

      Jennifer verpasste mir einen Boxhieb. Ich biss mir auf die Zunge.

      »Wir waren schon öfter hier«, sagte ich ausweichend. »Wir kennen uns hier aus.«

      Ich sah keinen Grund, weshalb ich dem Jungen nicht trauen sollte. Aber es waren schwierige Zeiten. Manch einer verkaufte seine Seele, um seiner Familie zu einem warmen Abendessen zu verhelfen.

      »Seien Sie vorsichtig«, wiederholte er. »Die Union hat nicht alle Laya vertrieben!«

      »Was heißt das?«

      »Einige der Besatzungssoldaten, die Sin Pur auf unsere Welt gebracht hat, haben sich in die Berge geschlagen, ehe Ihre Leute kamen.«

      Er nahm den Blick für einen Moment von der unbefestigten Piste, auf der wir mit viel Getöse und unter Aufwirbelung enormer Staubmassen dahinrumpelten, und sah über die Schulter.

      »Diese Leute haben ihre Computer zerstört, damit niemand mehr die Daten abgleichen kann, und ihre Uniformen ausgezogen. Aber sie sind noch da.«

      »Wie viele können das sein?«, dachte ich laut nach. Die ganze Besatzungsmacht hatte ja höchstens einige hundert Mann betragen.

      »Wenn


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