Tod auf der Massagebank. Joachim Bräunig

Tod auf der Massagebank - Joachim Bräunig


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achtete. Er übte dieses Amt bereits seit vielen Jahren aus und war bei den letzten Wahlen, die alle zwei Jahre stattfanden, immer wieder gewählt worden. Bei der Wahl im vergangenen Jahr hatte es jedoch nur zu einer knappen Mehrheit für seine Wiederwahl gereicht, da einige Clubmitglieder in letzter Zeit mit seinem Auftreten nicht einverstanden waren. Bezüglich der geschäftlichen und finanziellen Leitung gab es von den Mitgliedern an seiner Person nichts auszusetzen und es wurde allgemein anerkannt, in welcher Form er den Club geleitet hatte. Er hatte in den letzten Jahren Gewinn erzielen können, was zum großen Teil auch in der Durchführung von Benefizveranstaltungen begründet war. Wilfried Schutz war es gelungen, zahlreiche Prominente dafür zu gewinnen und er konnte diese Veranstaltungen auch medial wirksam vermarkten. Die Erlöse wurden zum überwiegenden Teilen für den ausgeschriebenen Zweck der Veranstaltung verwendet, aber eine gewisse Summe hielt Wilfried Schutz für eventuell kurzfristige Maßnahmen zurück, sodass sich der Club immer im finanziellen Plus bewegte. Er wurde als Persönlichkeit für den Club positiv eingeschätzt und niemand zweifelte an seiner Führungskompetenz. Sein Stimmenverlust bei der letzten Vorstandwahl war auf seine in letzter Zeit verstärkt auftretende Arroganz gegenüber neuen Gästen oder Besuchern zurückzuführen. Zudem kursierten Gerüchte über Affären mit Frauen von Mitgliedern, welche aber nicht bewiesen waren. Allerdings hielt seine Frau stets zu ihm und vertraute ihm ohne jeden Zweifel. Und so ahnte niemand in seinem Umfeld etwas von seinem heimlichen Begehren auf Julia Geisler, was ihn bereits einige Zeit beschäftigte, aber Julia hatte seine zunehmenden Annäherungsversuche stets mit kalter Schulter abgewiesen.

      Vor drei Jahren hatten sich, auch zur Freude ihrer Töchter, Werner und Julia Geisler eine Bootsjacht zugelegt, welche im Hafen von Wendisch Rietz vor Anker lag. Dieser Entschluss war ziemlich kurzfristig gefasst worden, nachdem auch ihre kleine Tochter das elterliche Haus verlassen hatte. Die Eheleute und ihre Schwiegersöhne hatten gemeinsam den Bootsführerschein erworben, sodass alle die Jacht benutzen konnten. Der Schlüssel dafür war im Haus der Familie an einem festgelegten Ort hinterlegt, wobei sie sich ständig abstimmten, wer sie an welchem Tag nutzen konnte. Auf Grund der unterschiedlichen Arbeitszeiten waren gemeinsame Ausflüge in letzter Zeit selten geworden, aber sie waren bemüht, oft gemeinsame Ausflüge zu unternehmen. Die Eheleute waren sehr stolz auf ihre Töchter, die eine gute berufliche Entwicklung genommen hatten und sich ihr Leben selbstständig aufgebaut hatten. Ihre Ehemänner waren gleichfalls gut ausgebildet und in sicheren Berufen tätig.

      An diesem Samstagvormittag, zur Geburtstagsfeier von Julia Geisler, waren die Kinder bereits am frühen Morgen im elterlichen Haus erschienen und freuten sich auf die Feier und waren gespannt , wie ihre Mutter auf die Überraschung ihres Mannes reagieren würde. In der Wohnstube waren die überreichten Geschenke der Kinder und ihres Ehemannes bereits aufgestellt und Julia hatte sich drüber sehr gefreut, wobei ihr ein Gutschein für einen Urlaub nach ihrer Wahl die größte Freude bereitete.

      Julia hatte einen kleinen Imbiss vorbereitet, welcher auf der Terrasse mit einigen Getränken aufgebaut worden war. Es war bereits zehn Uhr und Werner Geisler wartete ungeduldig auf das Eintreffen der Familien Lutter und Weiland. Erhard Lutter hatte die Familie Geisler während der Bauphase ihres Hauses kennengelernt. Er war Versicherungsvertreter und beruflich während dieser Bauphase mehrmals mit der Familie Geisler zur Klärung von Sachverhalten zusammengetroffen. Sie hatten ihn als sehr kompetenten und zugänglichen Bearbeiter in Fragen der Klärung von Problemen in Versicherungsangelegenheiten kennen und schätzen gelernt, wobei sich daraus im Laufe der Zeit eine Freundschaft entwickelte. Julia Geisler und Lucy Weiland verstanden sich vom ersten Augenblick an gut, was maßgeblich zur Entwicklung der Freundschaft beigetragen hatte. Die Familie Weiland hatten Werner und Julia im Golfclub kennengelernt. Beide hatten sich im gleichen Zeitraum für die Aufnahme in den erlesenen Kreis beworben und schnell Kontakt zueinander gewonnen. Der glückliche Umstand, dass die Familie Weiland ebenfalls in der neu geschaffenen Siedlung, nur vier Häuser vom Grundstück der Familie Geisler entfernt, wohnte, führte die beiden Familien schnell zu einer Freundschaft zusammen. Die beiden Frauen waren nicht die hochkarätig begeisterten Golfer, aber ihren Männern schien dieser Sport etwas zu bedeuten, weshalb sie nach einer gewissen Anlaufphase gleichfalls Begeisterung dafür entwickelten, auch wenn ihr Ehrgeiz sich zu profilieren in Grenzen hielt. Die Männer entwickelten großen Ehrgeiz für diesen Sport, auch wenn er von vielen ihren Bekannten belächelt wurde, und sie versuchten ständig, ihr Können zu verbessern, wobei beide, nach ihrer eigenen Ansicht, die dafür erforderliche Zeit zu gering war.

      Julia Geisler war soeben mit Getränken auf dem Weg zur Terrasse, als sie die Familien Lutter und Weiland auf dem Weg zu ihrem Haus erblickte. Die beiden Familien hatten vereinbart, dass sie gemeinsam zur Feier erscheinen wollten. Julia hatte mit dem frühen Erscheinen der Gäste nicht gerechnet, da sie nichts von der geplanten Überraschung wusste. Werner hatte die Freunde gebeten, bereits gegen zehn Uhr bei ihnen zu erscheinen.

      Sie gingen auf Julia zu, die ihnen freudig entgegenlief. „Das ist eine tolle Überraschung, euch schon jetzt zu sehen“, sprach sie.

      „Einen solchen Tag soll man mit Freunden begehen“, sagte Lucy

      „Wir möchten dir ganz herzlich gratulieren“, ergänzte Christa Lutter.

      „Kommt rein und nehmt auf der Terrasse Platz“, bat Julia und zeigte auf den bereits von ihr liebevoll vorbereiteten Imbiss.

      „Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen“, stellte Lucy mit einem Blick auf den Imbiss fest.

      „Erwartest du noch viele Gäste?“, fragte mit einem Lächeln Erhard Lutter.

      „Wie kommst du darauf?“

      „Wenn ich das Büfett sehe, rechne ich mit hundert Leuten.“

      „Das ist nur eine kleine Verkostung“, erwiderte Julia.

      Sie ging mit ihren eingetroffenen Gästen zum Haus, wo bereits die Kinder und Werner auf sie warteten. Sie alle strahlten und freuten sich mit der Jubilarin auf das Fest. Julia bat ihre Gäste Platz zu nehmen und Werner setzte sich zu ihnen, während die Kinder die Gläser der Anwesenden mit Sekt als Begrüßungstrunk füllten. Werner bat um Aufmerksamkeit.

      „Zuerst möchte ich meiner Gattin zu ihrem heutigen Ehrentag alles Gute und für die weitere Zukunft beste Gesundheit wünschen“, begann er seine Ausführungen und fuhr fort: „Liebe Julia. Wir kennen uns jetzt runde dreißig Jahre und wir haben viele schöne und auch schwere Stunden miteinander verbracht. Wir hatten es anfangs nicht leicht und mussten auf einige Annehmlichkeiten verzichten, aber wir hatten immer ein festes Ziel vor Augen und konnten uns aufeinander verlassen. Ich möchte den heutigen Tag zum Anlass nehmen, mich bei dir für deine Liebe und Treue von ganzem Herzen zu danken. Wir haben gemeinsam zwei tolle Kinder großgezogen, an deren Erziehung du den größeren Anteil hast. Du warst mir stets ein zuverlässiger und treuer Partner und ich konnte mir deiner Zuverlässigkeit immer sicher sein. Ich hoffe, dass ich dir in unserer gemeinsamen Zeit einige schöne Augenblicke bereiten konnte. Der heutige Tag wird noch einige Überraschungen für dich bereithalten, welche ich dir jedoch erst später verraten werde und hoffe, dass ich dir eine kleine Freude bereiten kann. Ich hoffe, dass ich dir mit der Einladung unserer Freunde recht getan habe, denn solch einen Tag soll man im Kreis seiner Freunde verbringen. Die Überraschung beginnt in ungefähr einer Stunde und führt uns vom Haus weg, mehr möchte ich noch nicht verraten. Lasst euch den kleinen Imbiss gut schmecken und jetzt bitte ich euch gemeinsam mit mir auf das Wohl von Julia anzustoßen.“

      Alle Anwesenden erhoben sich von ihren Sitzen. Die sichtlich beeindruckte Julia blieb nach den ersten Schlucken Sekt, nachdem alle wieder Platz genommen hatten, stehen und wandte sich mit erhobenem Glas an ihren Mann.

      „Mein lieber Werner“, begann sie ihre Dankesrede, „vielen herzlichen Dank für deine mich beeindruckenden Worte. Wie du bereits gesagt hast, haben wir in unseren gemeinsamen Jahren viele Höhen und Tiefen erlebt, wobei die Höhen in der Überzahl waren Aber wir wussten beide, dass sich jeder auf den anderen verlassen konnte. Wir haben viele schöne gemeinsame Stunden erlebt und dafür möchte ich mich herzlich bei dir bedanken. Es war, bedingt durch unsere beiderseitige berufliche Tätigkeit, nicht immer einfach, alle Probleme ohne Hindernisse zu bewältigen, aber wir haben stets einen gemeinsamen Weg gefunden. Es ist uns gelungen, auch mit Unterstützung unserer Eltern,


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