Tod auf der Massagebank. Joachim Bräunig
unseren Kindern, eine gute Idee.“
„Eine Geburtstagsüberraschung kennst du noch nicht“, warf ihr Ehemann ein.
„Du hast mir schon genug geschenkt“, gab Julia zurück.
„Die Überraschung kommt gleich nach dem Verzehr des Imbisses“, schmunzelte Werner.
„Muss ich was Besonderes anziehen?“, fragte Julia.
„Nein, du bist stets perfekt gekleidet, was ich schon immer an dir bewundert habe.“
„Das hast du mir noch nie gesagt“, entgegnete Julia.
„Das gehört mit zu der Überraschung“, lächelte Werner seine Frau an.
„Du bringst mich immer wieder zum Staunen.“
„Deshalb ergänzen wir uns großartig.“
„Ich hoffe, dass diese Überraschungen niemals enden.“
„Das kann ich dir ruhigen Gewissens versprechen.“
„Sag jetzt bitte, welche Überraschung du für uns bereit hältst.“
„Wenn wir mit dem Imbiss fertig sind, gehen wir zu unserem Boot.“
„Und wie geht es weiter?“, fragte Julia gespannt.
„Das ist die Überraschung.“
„Sag wenigstens, wohin die Reise gehen soll“, bat Julia.
„Wenn ich das Ziel verrate, ist es keine Überraschung mehr“, blieb Werner hart.
„Kennt ihr das Ziel?“, fragte Julia ihre Kinder.
„Ja, aber du musst dich gedulden.“
„Ihr habt euch wieder einmal mit eurem Vater verbündet.“
„An deiner Stelle würde ich einfach die Überraschung auf mich zukommen lassen“, sagte Silke, die ältere Tochter.
„Ich freue mich ja, aber wüsste gern, was heute noch geschieht.“
„Da kommt wieder deine Ungeduld zum Ausdruck“, ergänzte die jüngere Tochter ihre Schwester.
„Wir wissen auch nichts vom Fortgang des Tages“, warf Erhard Lutter ein.
„Vielleicht sind wir mit zu dieser Überraschung eingeladen“, fragte lächelnd Lucy Weiland.
„Selbstverständlich bleibt ihr unsere Gäste“, sprach Julia.
„Sind wir für den Anlass entsprechend gekleidet?“, fragte Christa Lutter.
„Du siehst immer toll aus“, erwiderte Werner.
„Danke für das Kompliment, aber ich wüsste auch gern wie es weitergeht.“
„Alles zu seiner Zeit“, schmunzelte Werner.
„Nun spann uns nicht weiter auf die Folter“, sagte energisch Julia.
„Also gut. Ich verrate aber noch nicht die eigentliche Überraschung.“
„Ich bin trotzdem gespannt“, sagte Julia.
„Wir begeben uns jetzt zu unserer Jacht und werden einen kleinen Ausflug unternehmen“, sprach Werner Geisler und schaute fröhlich in die Runde.
„Ich habe es geahnt und gehofft“, strahlte Julia.
„Wohin soll die Reise gehen?“, fragte Erhard.
„Das ist ein Teil der Überraschung.“
„Eigentlich bin ich von Julias Imbiss gesättigt und wir könnten von mir aus starten“, sprach Richard Weiland, welcher im Allgemeinen ruhig und zurückhaltend war.
„Du sagst nicht viel, aber triffst dennoch meist den Nagel auf den Kopf“, sprach Lucy und schaute mit einem verliebten Blick ihren Mann an.
„Ich stimme dir völlig zu“, ergänzte Erhard und schaute zu Richard.
„Also gut, wenn ihr alle gesättigt seid, können wir uns zu unserer Jacht begeben und in See stechen, wobei ich ergänze, dass für Notfälle, betreffs der Verköstigung, an Bord gesorgt ist“, sprach Werner.
Die Gratulanten halfen Julia noch beim Abräumen des Imbisses, der nicht komplett verzehrt worden war.
„Eigentlich könnten wir den Imbiss mit auf die Jacht nehmen“, schlug Lucy vor.
„Das kommt nicht in Frage“, sagte Werner mit strenger Stimme.
„Warum eigentlich nicht?“, fragte Christa.
„An Bord gibt es nichts Gebrauchtes. Wir brauchen nichts mitzunehmen. Ich habe an Bord alles für mögliche Eventualitäten vorbereitet.“
„Davon bin ich überzeugt. Werner überlässt nichts dem Zufall“, sagte Julia.
„Du musst es ja wissen“, schmunzele Christa.
„Schließlich sind die beiden lange genug verheiratet, um sich genau zu kennen“, warf Richard ein.
„Ich hoffe, dass kannst du von uns auch sagen“, lächelte Lucy ihren Mann an.
„Sicher, du bist für mich wie ein offenes Buch.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob du alle Seiten gelesen hast“, schmunzelte Lucy Richard an.
Die Anwesenden mussten über den Dialog der Eheleute Weiland lächeln und waren sich bewusst, dass beide ein perfekt harmonisierendes Paar bildeten.
Lucy Weiland war der aktivere und treibende Partner, während Richard eher den zurückhaltenden Part spielte. Beide hatten vor zwei Jahren ihre Silberhochzeit gefeiert und niemand hegte Zweifel an der tiefen Verbundenheit des Paares. Sie hatten in vielen Angelegenheiten die gleichen Ansichten und jeder ließ dem anderen bezüglich seiner Hobbys den erforderlichen Freiraum, sodass sie sich bestens ergänzten und sich keiner eingeengt fühlte. Richard Weiland war Ingenieur und als Technischer Leiter in einer großen Firma tätig. Er hatte einen durchtrainierten Körper, was im Wesentlichen auf seine sportliche Aktivitäten zurückzuführen war. Er hatte kräftiges dunkles Haar, strahlend weiße Zähne und fast blaue Augen sowie eine makellose Haut, die er ständig pflegte und mehrmals im Monat besuchte er eine Kosmetikerin zu einer Hautbehandlung. Auf Fremde machte er einen eitlen Eindruck, was jedoch nicht stimmte, sondern in seinem zurückhaltenden Auftreten begründet war. Seine Frau liebte besonders an ihm, dass er sich nie in den Vordergrund drängte und sich geschickt zurückhielt. Er sprach wenig, aber seine Bemerkungen waren stets zutreffend und von einer gewissen Leichtigkeit und einem eigenen Humor getragen. Lucy Weiland trug ihr blondes Haar wie immer streng anliegend nach hinten gekämmt und formte das lange Haar zu einem Pferdeschwanz, was sie nach ihrer Auffassung jünger wirken ließ. Sie war nicht auffallend schlank, sondern hatte für ihr Alter eine angemessene gute weibliche Figur und ging gut gekleidet, ohne besonderen Wert auf Schmuck zu legen, was ihr Mann ihr gelegentlich empfahl und ihr wiederholt Schmuckstücke gekauft hatte, die sie jedoch nur zu besonderen Anlässen trug. Sie war eine sehr umgängliche Frau und hatte keine Schwierigkeiten mit ihren Mitmenschen in Kontakt zu kommen. Die Familien Lutter und Weiland hatten nach ihrem ersten gemeinsamen Treffen im Golfclub schnell guten Kontakt zur Familie Geisler aufgenommen und seit diesem Treffen hatte sich eine Freundschaft zwischen den drei Familien entwickelt, was sie in der Vergangenheit zu mehreren gemeinsamen Unternehmungen nutzten, bei denen stets die Belange aller berücksichtigt wurden.
Die Geburtstagsgesellschaft begab sich, nachdem alles im Haus und im Vorgarten aufgeräumt war, in Richtung Hafen. Ihr Weg führte durch die Siedlung, wobei es von den Anwohnern der Nachbarhäuser wiederholt Glückwünsche für Julia Geisler gab, denn ihr rundes Jubiläum war in der Siedlung nicht unbekannt geblieben. Durch diese ständigen Glückwünsche verzögerte sich das Vorankommen zur Jacht erheblich, weshalb Werner nach einiger Zeit bemerkte: „Wenn wir weiter im gleichen Tempo vorankommen, können wir gleich hierbleiben.“
„Ich freue mich über die Glückwünsche, das könntest du auch tun“, erwiderte Julia leicht gereizt.