Tod auf der Massagebank. Joachim Bräunig

Tod auf der Massagebank - Joachim Bräunig


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mich wenig.“

      „Sei nicht böse, aber ich fürchte, deine Überraschung leidet darunter.“

      Nach Verlassen des Siedlungsgeländes kam die Gemeinschaft zügig voran. Ihr Weg führte sie am Leuchtturm vorbei, welcher ein Wahrzeichen des Erholungsparks war, und sie erreichten ohne weitere Hindernisse den Hafen. Hier hatte die Gaststätte bereits geöffnet und viele Gäste hatten auf der Terrasse Platz genommen – es war kein freier Tisch mehr verfügbar. Die Gaststätte war nicht besonders groß und bot im Inneren für circa fünfzig Personen Platz, während auf der Freiterrasse lediglich acht Tische zur Verfügung standen. Auf Grund des schönen Wetters und der bereits zu dieser frühen Stunde herrschenden hohen Temperatur, versuchten alle Gäste im Freien Platz zu bekommen, was jedoch nicht möglich war, sodass einige mit dem Innenraum vorliebnehmen mussten.

      Am Ufer vor der Gaststätte ankerten drei Hausboote, die in einen sehr guten Eindruck machten und mit dem Nötigsten, was an Sicherheitsforderungen gefordert wurde, ausgestattet war. Der Eigentümer der Boote verhandelte bereits mit mehreren Urlaubern und Gästen, welche eines für den heutigen Tag nutzen wollten. Prinzipiell war der Preis für ein Boot für eine tägliche Nutzung bis in die Abendstunden festgelegt, aber einige Personen versuchten durch zusätzlichen finanziellen Anreiz ein Boot zu erwerben, obwohl alle bereits vergeben waren, was den Eigentümer in Verlegenheit brachte. Zwei Boote waren bereits fest vergeben, doch beim dritten kam es zu Problemen, da sich ein Mann absolut nicht damit abfinden wollte, dass das Boot schon einem anderen versprochen war, und dem Eigentümer eine noch größere Summe anbot. Schließlich musste der Eigentümer Konsequenzen ziehen und verwies den aufdringlichen Mann des Bootssteges, was von den Umstehenden, welche das Auftreten des Mannes beobachtet und widerlich empfanden, mit Beifall beklatscht wurde.

      Die Geburtstagsgemeinde ging weiter in Richtung der gegenüberliegenden Anlegestelle der Jacht der Familie Geisler. Die Jacht trug den Namen „Isabell“. Eigentlich wollte Werner die Jacht auf den Namen seiner Frau taufen, aber sie war dagegen, sodass sie sich nach Absprache in der Familie auf den Namen ihrer ältesten Tochter verständigten. Die Jacht war schneeweiß, hatte einen erhöhten Kapitänsaufbau und konnte komplett mittels Segelplanen überdacht werden. Sie bot Platz für mindestens zehn Personen, aber die Familie Geisler hatte bei manchen Ausflügen bereits mehr Personen an Bord gehabt. Die Sitzplätze an den Bordwänden waren mit weißem Leder bezogen und das Geländer der Reling war verchromt, sodass die Jacht einen sehr luxuriösen Eindruck erweckte. Sie bot Übernachtungsmöglichkeiten für vier Personen, wobei sich diese durch verstellbare Wände unterteilen ließen. Die Küche war vollständig und hochwertig ausgestattet. Im hinteren Raum auf der Heckseite war eine kleine Nasszelle eingebaut, welche Möglichkeiten zum Waschen, der kosmetischen Pflege und zur Toilette bot. Sie konnten Jacht damals aufgrund ihres sparsamen Lebensstils von einem Kollegen von Werner erwerben.

      Nachdem alle an Bord waren, sagte Werner: „Es ist ein üblicher Brauch auf unserer Jacht, dass wir vor Ablegen gemeinsam einen Schluck Sekt zu uns nehmen, damit uns Neptun wohlgesonnen ist.“

      Er gab seinen Töchtern ein Zeichen und beide brachten ein volles Tablett mit Gläsern, in denen der eingeschenkte Sekt bereits sprudelte.

      „Lasst uns auf einen schönen Tag anstoßen und besonders auf das Wohl meiner Frau Julia“, sprach Werner Geisler in herzlichen Worten und strahlte seine Frau an.

      Die Gäste stießen wiederholt auf das Wohl von Julia an und prosteten ihr zu. Sie bedankte sich mit einem Lächeln und bat danach ihren Mann: „Sag jetzt endlich, wohin die Reise geht!“

      „Der Tag ist noch lang, aber ich denke, bis zum Abend werden wir unser Ziel erreichen“, erwidert Werner.

      „Aber ein Ziel gibt es?“, fragte Julia.

      „Sicher und ich hoffe, dass mir die Überraschung gelingt, aber nun freie Fahrt“, sagte Werner und gab seinem Schwiegersohn auf dem Kapitänssitz ein Zeichen, den Motor anzustellen, während er gemeinsam mit seinen Töchtern die Leinen der Jacht aus den Halterungen an der Anlegestelle löste. Die Jacht verließ den Hafen und fuhr nicht wie von einigen erwartet Richtung Bad Saarow, sondern wendete bei Erreichen des offenen Gewässers Richtung Großer Storkower See. Die Fahrt führte direkt Richtung Storkow. Die Stadt Storkow, ungefähr im Jahre 1200 gegründet, liegt am Ende des Sees. Sie ist eine der ältesten Städte Brandenburgs und ist sehr stolz auf den sehr schön angelegten historischen Stadtkern. Der Storkower See ist mit dem Scharmützelsee verbunden und bildet mit ihm eine V-förmige Figur. Die Umgebung von Storkow bietet ein reichhaltiges Angebot an Ausflugsmöglichkeiten, sowohl zu Wasser wie zu Land. Eine Besonderheit bildet die Burg Storkow, welche sich unmittelbar im Herzen der Stadt befindet und den Besuchern viele Reliquien aus vergangener Zeit zeigt. Ein weiteres besonderes Wahrzeichen ist der Wasserturm der Stadt. Die umliegenden Orte von Storkow haben zum Teil untypische Ortsnamen, wie beispielsweise Philadelphia oder Neu Boston. Diese Namen sind auf die historischen Kolonistendörfer zurückzuführen, die aus der Zeit der Auswandererbewegung um 1748 stammen, als Friedrich II den Bürgern Land zuteilte, damit sie nicht nach Amerika gingen. Es war auch derselbe König, der den neun Kilometer langen Storkower Kanal anlegen ließ, um für die Flößer eine Wasserverbindung über die Dahme nach Berlin zu schaffen.

      Auf dem Wasser dieses Kanals befand sich zurzeit die Feiergemeinde um die Jubilarin Julia Geisler. Um die Durchfahrt des Kanals zu erreichen, mussten sie mit ihrer Jacht vor der Seilzugbrücke, die zur gleichen Zeit wie die Erbauung des Kanals erfolgte, abwarten bis diese sich nach oben bewegte. Diese Seilzugbrücke bildete die Hauptstraße des Ortes und musste bei der Durchfahrt von Booten, ab einer bestimmten Größe, angehoben werden. Dafür wurde die Straße mittels Schrankenbetrieb für die Zeit der Öffnung gesperrt. Die Anmeldung zur Durchfahrt erfolgte mittels Funkkontakt der Schiffseigner mit der Aufnahmestelle. Nachdem die Brücke passiert war, musste die Geschwindigkeit der Boote gesenkt werden, um den Aufbau von starken Wellen zu vermeiden, da nah an den Ufern des Kanals zahlreiche wunderschöne Häuser, sowohl für Urlauber als auch für Einheimische, errichtet worden waren. Dieses Absenken der Geschwindigkeit im Kanal hatte Werner bei der Berechnung der erforderlichen Fahrzeit bis zum Endziel berücksichtig, wobei er nicht die mögliche Wartezeit an der Seilzugbrücke kalkulieren konnte. Nach einem Blick auf seine Uhr sagte er zu der Gesellschaft: „Wir liegen gut in der Zeit.“

      „Jetzt wird es allmählich spannend“, sinnierte Julia.

      „Es ist jetzt kurz vor elf Uhr und ich denke, in zwei Stunden haben wir unser Ziel erreicht“, verriet nun Werner.

      Durch verschiedene Kanalverbindungen war es allen Bootsfahrern möglich, jedes Gewässer der Berliner Seen rund um die Müritz zu erreichen, was besonders an den Wochenenden von zahlreichen Ausflüglern genutzt wurde. Auf den Seen waren die unterschiedlichsten Bootstypen zu sehen, sowohl was Segelboote als auch Jachten betrafen. Viele Urlauber oder Wochenendausflügler waren auch mit kleineren Kanus oder Paddelbooten unterwegs.

      Die Gesellschaft verbrachte ihre Zeit bis zum Eintreffen am Zielort mit Erzählungen von gemeinsamen Erlebnissen oder Anekdoten verschiedener Bekannten, wobei sich die jungen Leute unter Deck in den Schlafraum zurückgezogen hatten, um Karten zu spielen. Die Stimmung war sehr gut und alle rätselten über das Endziel, wobei die Männer, auf Grund der von Werner mitgeteilten Fahrzeit, eine eventuelle Zielortbestimmung durchführten, sich jedoch nicht festlegen wollten, bis ihre Jacht in den Schwielowsee einfuhr. Bis zum Schwielowsee mussten sie mehrere Seen durchfahren, was einige Zeit in Anspruch nahm, aber Werner hatte gut geplant. Die Jacht fuhr zur vorgesehenen Zeit in den Schwielowsee ein und fuhr Richtung der Anlegestelle des Sommerbades „Schwielowsee“. Das Sommerbad war sowohl vom Wasser als auch von Land über die Seilfähre von Caputh erreichbar und von der Anlegestelle der Seilbahn auf der Seite von Geltow war das Bad in circa zehn Minuten Fußweg zu erreichen. Dieses Bad sollte die Atmosphäre einer Karibischen Insel darstellen, was prinzipiell gut gelungen ist.

      Der Eingangsbereich ist mit Natursteinmaterial gestaltet worden. Im unmittelbaren Eingangsbereich zu der Badeanlage befand sich ein kleiner Imbiss, welcher mit ortsüblichen Preisen handelte. Der Badestrand ist mit originalem feinstem Ostseestrand aufgeschüttet worden und war zwanzig Meter breit. Für die Badegäste waren mehrere Liegeplätze gestaltet worden, die entweder mit Stoffschirmen oder mit Strohdach versehen waren, sodass sich


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