Tod auf der Massagebank. Joachim Bräunig

Tod auf der Massagebank - Joachim Bräunig


Скачать книгу
Diese Seebrücke war gleichzeitig als Gaststättenbereich ausgebaut worden. Im vorderen Bereich der Seebrücke waren zwölf Sitzbereiche mittels sternförmiger stoffbezogener Überdachung geschaffen worden, welche Platz für circa vierzig Personen boten. Daneben befand sich ein Pavillon mit Ankermöglichkeiten für Boote, wobei diese nur nach vorheriger Absprache anlegen durften und im Normalfall nach dem Aussteigen der Gäste den Ankerplatz wieder verlassen mussten und im entfernteren Bereich des Sees ankern durften. Die Gaststätte des Pavillons und auch des vorderen Bereiches der Seebrücke wurde von einem privaten Unternehmen betreut und die Speisen wurden meist vor Ort angerichtet, wobei im wesentlichen Fischgerichte im Angebot waren. Die Bedienung ging sehr elegant gekleidet, die Herren bei entsprechenden Anlässen mit Frack und die Frauen in hellen Kostümen. Die Badeanlage zählte in der Umgebung zu den exklusiven Ausflugsmöglichkeiten und dementsprechend war die preisliche Gestaltung, denn bereits der Eintritt befand sich im gehobenen Segment.

      Werner Geisler hatte sich mit seinen Gästen bei den Eigentümern und den Betreibern der Badeanlage bereits vor längerer Zeit angemeldet und die Pavillonanlage für vier Stunden gemietet. Längere Zeit wollte Werner nicht am Schwielowsee verweilen, denn er hatte für die späten Abendstunden, nach der Rückfahrt vom See nach Wendisch Rietz eine weitere Überraschung geplant. Ihre Jacht legte zur vereinbarten Zeit am Steg der Seebrücke an und sie wurden in aller Form vom Personal begrüßt. Nachdem alle Geburtstagsgäste von der Jacht gestiegen waren, kam der Chef auf Werner zu und sprach: „Ich begrüße sie und ihre Gäste auf das Herzlichste.“

      „Danke, wir haben uns bemüht, zur vereinbarten Zeit anzulegen“, erwiderte Werner.

      „Was auf das Vorzüglichste geklappt hat, aber lassen sie mich zunächst der Jubilarin meine herzlichsten Glückwünsche überbringen“, sagte der Betreiber und schritt auf die überrascht wirkende Julia zu. „Ich möchte ihnen, sowohl in meinen eigenen Namen als auch im Namen meiner Mitarbeiter, zu ihren heutigen Ehrentag meine Glückwünsche überbringen und ihnen für ihre weitere Zukunft alles Gute und vor allem beste Gesundheit wünschen. Gleichzeitig hoffe ich, dass wir ihnen in den nächsten Stunden einen angenehmen Aufenthalt in unserer Anlage bieten. Wir werden uns bemühen, Ihnen all ihre Wünsche zu erfüllen“, sprach er mit würdevollem Gesichtsausdruck. Er nahm die von einem seiner Angestellten übergebenen Blumen und überreichte sie mit strahlendem Blick der Jubilarin.

      Julia Geisler war noch immer beeindruckt von der Überraschung ihres Mannes, denn mit einem Essen auf der mondänen Seebrücke im Sommerbad von Caputh hatte sie in keiner Sekunde gerechnet. Sie hatte schon oft von dieser wunderbaren Anlage gehört, aber niemals einen Besuch geplant. Julia war von der Anlage und der Gestaltung des Geburtstagstisches sowie dem Auftreten des Personals tief beeindruckt.

      „Ich hoffe, dass sie mit der besonderen Herstellung des Menüs einverstanden sind.“

      „Ich lasse mich überraschen“, sagte die angesprochene Julia.

      „Ihr Mann hatte einen besonderen Wunsch, welchen wir ihm gern erfüllen werden, denn ihr Mann hofft und ist sich fast sicher, damit ihren Geschmack zu treffen.“

      „Wenn ich mich umschaue, bekomme ich das Gefühl, die Überraschung zu ahnen.“

      „Wir haben uns größte Mühe gegeben, aber solch eine Überraschung lässt sich nicht verheimlichen. Allerdings entnehme ich ihren Blicken, dass ihr Mann die richtige Wahl getroffen hat.“

      Julia Geisler wandte ihren Blick Richtung Anlegestelle und sah dicken Rauch aufsteigen und sie wusste sofort, dass es sich um einen Räucherofen handelte. Sie war begeisterter Freund von Räucherwaren, wobei ihr am besten geräucherter Aal oder Zander mundete und beide Fischarten belebten den Schwielowsee, sodass der Betreiber erst gegen Mittag die Fische einholen ließ und somit völlig fangfrisch in den Räucherofen hängte, was er gegenüber Julia auch zum Ausdruck brachte. „Sie können sicher sein, dass die geräucherte Ware frisch ist“, betonte er.

      „Mein lieber Werner, diese Überraschung ist dir gelungen“, sagte Julia begeistert.

      „Ich weiß, wie gern du geräucherten Fisch geniest.“

      „Wie bist du auf diesen Ort gekommen?“, fragte Julia.

      „Auf Empfehlung meines Chefarztes.“

      „Wie kommt der zu diesem Ort?“

      „Er hat vergangenes Jahr an diesem wunderschönen Ort die silberne Hochzeit gefeiert.“

      „Du hast alles gut organisiert“, lobte Julia.

      „Ich muss gestehen, dass mir unsere Töchter bei der Organisation geholfen haben“, erwiderte Werner.

      Julia schaute mit strahlenden Augen zu ihren Töchtern und sprach: „Ich möchte mich auch bei euch herzlich bedanken.“

      Die Töchter lächelten zurück und die große Tochter sagte: „Wir sind glücklich dir eine Freude bereiten zu können, denn du hast uns stets, wie natürlich auch Vati, unterstützt und uns den rechten Weg gewiesen. Wir beide sind sehr stolz auf euch und wünschen euch für eure weitere gemeinsame Zukunft alles Gute und beste Gesundheit.“

      Die Geburtstagsgäste hatten alle an dem runden Tisch Platz genommen und der Eigentümer der Anlage servierte zu Beginn der Feier einen kleinen Willkommenstrunk. Er zeigte zum Räucherofen, aus dem bereits der Duft der Räucherware aufstieg und sagte: „Ich denke, in ungefähr dreißig Minuten ist der Fisch zum Verzehr fertig. Unser Servicepersonal wird ihnen bei der Auswahl behilflich sein, wobei jeder von ihnen seine Wünsche äußern kann und den ausgewählten Fisch an seinem Platz serviert bekommt.“

      Der Eigentümer zog sich zurück und im Kreis der Gäste entwickelten sich Gespräche. Nach einigen Minuten fragte Erhard die Jubilarin: „Wie habt ihr euch kennengelernt?“

      „Unser Kennenlernen erstreckte sich über einen längeren Zeitraum“, erwiderte Julia.

      „Das verstehe ich nicht.“

      „Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, sprang nicht gleich der Funke über“, lächelte Julia.

      „Bei dir nicht“, warf Werner ein.

      „Ich war zum damaligen Zeitpunkt bereits anderweitig liiert.“

      „Du hast Julia also einem anderen Mann ausgespannt?“, fragte Erhard.

      „Ich wusste nichts von ihrer Beziehung.“

      „Aber du wolltest Julia unbedingt?“, beharrte Erhard weiter auf einer konkreten Antwort des Paares.

      „Ja, ich war vom ersten Augenblick von ihr begeistert.“

      „War es bei dir Liebe auf den ersten Blick?“

      „Könnte man so sagen“, gab Werner zurück.

      „Es dauerte ungefähr zwei Monate bis wir uns zum ersten Mal allein getroffen haben“, nahm Julia die begonnene Erzählung wieder auf. „Werner war damals noch Student und in einem Wohnheim untergebracht. Er wohnte mit zwei Kommilitonen in einer WG und wir mussten uns auswärts treffen, denn ich wohnte noch bei meinen leider viel zu früh verstorbenen Eltern.“

      „Ihr habt es euch nicht einfach gemacht“, meldete sich nun Christa zu Wort.

      „Das ist richtig, aber es war gut so, denn so konnte sich unsere Liebe allmählich entwickeln und ich glaube, dass ist der Grund für unsere gute Ehe“, schloss Julia den Bericht.

      „So, nun aber gut mit den alten Geschichten“, wollte Werner das Gespräch in eine neue Richtung lenken.

      „Könnt ihr euch an unseren Urlaub in Zypern erinnern?“, fragte Lucy Weiland.

      „Das war ein herrliches Erlebnis“, riefen die drei befreundeten Familien.

      „Besonders der Sonnenbrand“, sagte Richard und alle mussten lächeln.

      „Dich hat es besonders getroffen.“ Julia schaute Christa Lutter an.

      „Daran erinnere mich gar nicht mehr.“

      „Dennoch war es


Скачать книгу