Tod auf der Massagebank. Joachim Bräunig
bereits alles vorbereitet war und noch weitere Freunde und Bekannte warteten, eintrafen. Das Hotel war Anfang des Jahres 2000 umgebaut und von Grund auf renoviert worden.
Der Gastraum war für die Feier geschmückt und über der langen Tafel war in goldener Schrift eine 50 befestigt worden. Die Feierlichkeiten zogen sich bis in die späten Nachtstunden, sodass Werner und Julia Geisler, gemeinsam mit ihren Töchtern, erst in den frühen Morgenstunden in ihrem Wohnhaus eintrafen. Eigentlich wollten sie zu Bett gehen, aber alle waren von der Feier sehr aufgewühlt, sodass sie keine Ruhe fanden und beschlossen, einen gemeinsamen Waldspaziergang zu machen.
2
Der nächtliche Regen hatte nach wochenlanger Trockenheit die Straßen sauber gespült und die Stadt Brandenburg wirkte wie aus einem Traum erwacht. Die Blätter der Bäume konnten durch das erfrischende Nass wieder frei atmen und erstrahlenden in einem saftigen Grün. Auch die Vögel schienen den Regen zu begrüßen und schwirrten munter durch die Luft und waren auf Nahrungssuche für ihren geschlüpften Nachwuchs. Die Luft hatte sich leicht abgekühlt, wirkte jedoch immer noch angenehm warm und nicht, wie in den letzten Tagen, drückend schwül. Den Menschen war die erfrischende Abkühlung sehr willkommen, denn sie konnten bei angenehmen sommerlichen Temperaturen leicht bekleidet ihre Einkäufe und sonstige Wege erledigen.
Die Mitarbeiter der Mordkommission Brandenburg hatten sich für diesen Tag festlich gekleidet und es herrschte eine gewisse Anspannung, da der heutige Tag für sie etwas Besonderes bedeutete. An diesem Mittwochvormittag fand die Verabschiedung von Jana Schubert statt, welche auf Grund ihrer bevorstehenden Vermählung mit Philipp Schroeder nach Berlin umzog und damit ihren Dienst in Brandenburg beendete. Alle Mitarbeiter, mit denen Jana Schubert in den letzten Jahren gemeinsam ihren Dienst versehen hatte, waren zu einem kleinen Imbiss und zu ihrer feierlichen Verabschiedung in den Konferenzraum eingeladen worden und waren dieser Einladung gern gefolgt, auch der zukünftige Ehemann war erschienen. In der Mitte des Konferenzraumes war eine Tafel mit kleinen Snacks und Getränken aufgebaut worden und die von Jana eingeladenen Gäste waren bereits alle im Raum versammelt. Hauptkommissar Klaus Ullmann bat die Versammelten um Aufmerksamkeit und wollte mit einer kleinen von ihm vorbereiteten Rede ansetzen, als sich die Tür zum Konferenzraum öffnete und zur allgemeinen Überraschung der Anwesenden der Polizeipräsident von Brandenburg den Raum betrat. Die Anwesenden, einschließlich Jana Schubert, waren überrascht und schauten verwundert zum Präsidenten, der nicht lange zögerte und sofort das Wort ergriff.
„Liebe Frau Schubert“, begann er seine Ausführungen und schaute lächelnd in die Runde, „ich möchte heute diese Zusammenkunft nutzen und Ihnen für Ihre langjährige gute Arbeit meinen Dank aussprechen und Ihnen für ihre weitere berufliche Laufbahn alles Gute wünschen. Ich musste Ihrer Entscheidung zur Versetzung nach Berlin schweren Herzens zustimmen, habe aber vollstes Verständnis dafür. Leider verlieren wir mit Ihnen eine sehr gute Mitarbeiterin, welche sich im zurückliegenden Zeitraum zu einer hervorragenden Kriminalistin entwickelt hat. Unsere Berliner Kollegen können sich über Ihren Zugang freuen und nach meiner Recherche sowie Rücksprache mit Ihren zukünftigen Vorgesetzten, wartet ein umfangreiches Aufgabengebiet auf Sie. Ich möchte mich nochmals bei Ihnen bedanken und Ihnen diesen kleinen Blumengruß, verbunden mit einer kleinen finanziellen Aufmerksamkeit, überreichen und hoffe, dass Sie Ihre Aufgaben in Berlin mit der gleichen Intensität wie bei uns bearbeiten.“
Er trat auf Jana Schubert zu, die über diese Überraschung sehr bewegt war und ihre Tränen unterdrücken musste. Nachdem sie die Blumen und das Kuvert unter dem Beifall der Anwesenden entgegengenommen hatte, sagte sie mit leicht brüchiger Stimme: „Ich bedanke mich herzlich und verspreche meine zukünftigen Aufgaben mit aller Konsequenz und meiner fachlichen Kompetenz zu erledigen. Mir persönlich fällt der Abschied nicht leicht, denn es waren sehr schöne Jahre und ich konnte, besonders unter der fachlich fundamentierten Anleitung meines einstigen Mentors, Herrn Hauptkommissar Ullmann, sehr viel lernen. Ihm verdanke ich meine Entwicklung und es fällt mir nicht leicht, meinen Dank in entsprechende Worte zu fassen. Ich werde die Zeit hier in Brandenburg niemals vergessen und mein Dank gilt gleichfalls allen Kollegen mit denen ich hier zusammenarbeiten durfte, wobei ich, außer Hauptkommissar Ullmann, niemand persönlich nennen möchte, damit ich keinen vergesse. Ich bitte Sie, den kleinen vorbereiteten Imbiss als Abschiedsgruß meinerseits zu verstehen, und bitte Sie herzhaft zuzugreifen.“
Ihre ehemaligen Kollegen bedankten sich bei Jana Schubert für den Imbiss und wollten zur Tafel schreiten, als der Polizeipräsident nochmals um Aufmerksamkeit bat.
„Ich möchte die Gelegenheit auch nutzen und gleichzeitig die neuen Mitarbeiter der Mordkommission vorstellen. Juliane Weber kennen einige der Anwesenden bereits, denn sie sie hat vor einigen Wochen bereits ihr Praktikum in der Mordkommission begonnen. Ich möchte erwähnen, dass Hauptkommissar Ullmann Frau Weber schon bei der Lösung eines Verbrechens in ihrer Tätigkeit beobachten konnte und von ihrer Auffassungsgabe beeindruckt war. Die entstandene Lücke durch das Ausscheiden von Frau Schubert wird nicht leicht zu schließen sein, aber sie hat bei uns auch als Praktikantin begonnen und eine hervorragende Entwicklung genommen, was wir auch von Frau Weber erwarten. Außerdem ist es mir gelungen, für die Mordkommission eine zusätzliche Planstelle zu schaffen und ich habe gemeinsam mit Herrn Ullmann die Gespräche der Anwärter geführt. Im Ergebnis der Gespräche haben wir uns für Herrn Kommissar Rainer Siegel entschieden, welchen ich hier zu unserer Zusammenkunft begrüßen möchte.“
Die Anwesenden schauten sich um und erkannten schnell das neue Gesicht der Mordkommission. Er erweckte bei allen sofort einen guten Eindruck und blickte freudig in die Runde.
„Herr Kommissar Siegel kommt aus Sachsen und war zuletzt in der Mordkommission Leipzig tätig. Seine Umsetzung war nicht einfach, denn es musste ein äquivalenter Austausch eines gleichrangigen Kollegen erfolgen, was uns mit Unterstützung anderer Präsidien gelungen ist. Kommissar Siegel wird mit sofortiger Wirkung seine Tätigkeit aufnehmen und ich erwarte, dass er von allen die notwendige Unterstützung zur Einarbeitung bekommt“, sagte der Präsident und schaute hoffnungsvoll in die Runde.
Die Anwesenden nickten dem Neuen freundlich zu und der Präsident verließ den Raum.
Hauptkommissar Ullmann ergriff das Wort: „Nachdem dieses, auch für mich überraschende Auftreten unseres Präsidenten hinter uns liegt, möchte ich noch einige persönliche Worte an dich, liebe Jana, richten. Du hast dich während unserer gemeinsamen Zeit zu einer reifen Persönlichkeit entwickelt und ich wünsche dir für deinen weiteren beruflichen Werdegang alles Gute, wobei ich mir sicher bin, dass du die dir übertragenen Aufgaben lösen wirst. Es hat richtig Spaß gemacht, mit dir zusammenzuarbeiten und deinen Reifeprozess zu begleiten. Ich denke, dass ich im Namen aller hier Versammelten spreche, indem ich mich bei dir für die gemeinsame Zeit bedanke und dir auch für dein privates Leben das Beste wünsche. Ich denke, dass du mit Philipp Schroeder, den die meisten von uns aus seinem Praktikum bei uns kennen und schätzen gelernt haben, einen guten Mann und Partner an deiner Seite hast. Wir werden dich vermissen, aber ich hoffe gleichzeitig in unseren neuen Mitarbeitern einen Ersatz für dich gefunden zu haben, wobei ich das Wort Ersatz nicht als Einschätzung verstanden haben möchte. Nochmals alles Gute und nebenbei bemerkt, wäre es uns eine Freude, zu deiner Vermählung persönlich zugegen zu sein.“
Die Verabschiedung von Jana Schubert währte noch einige Zeit und sie ging zu jedem ihrer ehemaligen Kollegen, um sich persönlich zu bedanken, wobei ihr der Abschied von Torsten Fleischer besonders schwer fiel, denn sie waren des Öfteren gemeinsam im Einsatz und hatten sich viel zu erzählen. Der Imbiss war fast aufgegessen, als der Polizeipräsident nochmals im Raum erschien und sagte: „Ich störe die Verabschiedung sehr ungern, aber ich muss Hauptkommissar Ullmann sofort in mein Zimmer bitten. Es gibt einen neuen Fall, welchen ich seiner Mordkommission übergeben muss und dabei auf einen schnelle Lösung hoffe.“
Der Hauptkommissar verabschiedet sich von den Anwesenden, wobei er Jana Schubert nochmals herzhaft drückte, und begab sich mit dem Präsidenten in dessen Dienstzimmer. Die kleine Feier war nach dem Abgang des Kommissars bald zu Ende und Jana Schubert fuhr mit ihrem zukünftigen Ehemann nach Berlin.
Die Mitglieder der Mordkommission gingen in ihre Zimmer und die Sekretärin,