Beutewelt VII: Weltenbrand. Alexander Merow

Beutewelt VII: Weltenbrand - Alexander Merow


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sie sagte nichts und starrte ihn nur mit ausdrucksloser Miene an.

      „Es ist nicht meine Schuld, oder?“, schluchzte Matsumoto und griff nach ihrer verdreckten, kleinen Hand. „Sag mir doch bitte, dass ich nicht daran schuld bin!“

      „Es ist gut, Haruto! Komm jetzt und lass sie in Ruhe“, sagte Akira Mori traurig.

      In nächsten Augenblick lief die Kleine davon und ließ den weinenden Präsidenten zurück in dem endlosen Ruinenmeer, das von Tokio übrig geblieben war.

      Mit Erleichterung blickte Frank auf den sich nähernden Zug, der ihn nach Osten bringen sollte. Das Oberkommando hatte ihm einen zwei Wochen langen Fronturlaub gewährt und er war überglücklich, endlich für ein paar Tage verschwinden zu können. Indes gingen die Kämpfe im Osten Deutschlands und an vielen anderen Fronten weiter. Doch seine Waräger würden auch ohne ihn auskommen, hoffte der General.

      Der Zug hielt mit einem leisen Brummen an und eine Gruppe laut schwatzender Soldaten stieg ein. Frank folgte den Männern wortlos und ließ sich in einem der hinteren Abteile nieder, nachdem er sein Gepäck verstaut hatte.

      Es ging zurück durch Polen in Richtung Weißrussland, dann weiter nach Litauen. Kohlhaas sinnierte kurz über die Frage, ob noch alle Gleise intakt waren, um sich daraufhin mit einem gequälten Stöhnen zurückfallen zu lassen und die Augen zu schließen. Er fühlte sich ausgelaugt und war vollkommen erschöpft.

      Nachdem er für einen kurzen Moment eingenickt war, ließ ihn plötzlich das Piepen seines Handys aufschrecken. Mit einem leisen Fluchen kramte er es aus dem Seesack.

      „Ja?“

      „Ich bin es, Frank!“, sagte Julia. „Bist du schon unterwegs?“

      „Bin eben eingestiegen. Jetzt geht es endlich wieder zurück nach Ivas. Mein Gott, bin ich fertig.“

      „Bald kannst du dich wenigstens ein wenig ausruhen“, versuchte ihn seine Frau aufzuheitern.

      „Was?“

      „Ich sagte, bald kannst du dich ausruhen!“

      „Ja! Das werde ich auch tun. Ich verstehe dich schlecht, dieser Zug ist ganz schön laut.“

      „Kein Problem, ist ja nicht schlimm.“

      „Jedenfalls habe ich erst mal zwei Wochen Ruhe.“

      „Das mit Japan hast du sicherlich schon gehört, oder?“

      „Wie?“

      „Das mit Japan!“

      „Was ist damit?“

      „Mit den Atombomben!“

      „Ja, ich weiß, Julia!“

      „Und was kommt nun?“ Die junge Frau klang besorgt.

      „Keine Ahnung! Vermutlich der Gegenschlag …“

      „Ich habe solche Angst, Frank.“

      „Wir reden darüber, wenn ich zu Hause bin.“

      „Worüber?“

      „Wir reden darüber – zu Hause!“

      „In Ordnung!“

      „Bis dann, mein Schatz.“

      „Ich freue mich total auf dich, Frank!“

      „Wie?“

      „Ja, bis dann! Tschüß!“

      Kohlhaas ließ das Handy in seiner Tasche verschwinden und legte sich schließlich lang auf den Sitz, den Kopf auf seinen Rucksack gestützt. Er wollte nur noch schlafen, hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich wegen Japan oder dem Rest der Welt Sorgen zu machen. Sollte doch die ganze Menschheit zum Teufel gehen. Hauptsache, er hatte endlich einmal seine Ruhe.

      Ratternd raste der Zug durch das trostlose Polen in Richtung Weißrussland und brachte Frank schließlich immer weiter nach Osten. Der General verschlief einen großen Teil der eintönigen Fahrt, jedes Geräusch und Gerede um sich herum ignorierend. Zwei Wochen! Ganze vierzehn Tage ohne Krieg! Das war großartig!

      Während Frank seinen Fronturlaub antrat, versuchten Artur Tschistokjow und seine Berater irgendwie mit dem erneuten Atombombenangriff der Weltregierung umzugehen. Wilden, der den Atombunker am Fuße des Uralgebirges nunmehr seit Wochen nicht verlassen hatte, hatte heute Morgen Herrn Taishi, seinen alten Freund aus Japan, angerufen. Es ginge ihnen allen gut, hatte ihm der frühere Geschäftsmann berichtet. Das hatte Wildens Laune für einige Stunden merklich verbessert, auch wenn Herr Taishi mit „gut“ lediglich meinte, dass sie nicht im atomaren Feuersturm verbrannt waren.

      Glücklicherweise hatte sich der in die Jahre gekommene Asiate mit seiner Frau und seiner Tochter bereits vor drei Wochen nach Aomori im Norden des Landes zurückgezogen. Hier, so hatte er gehofft, würden keine Atombomben einschlagen. Und er hatte Recht behalten, zumindest bisher. Allerdings hatte der massive Angriff des Weltverbundes deutlich gemacht, dass nun kaum noch ein Japaner vor Atomschlägen sicher war – auch nicht in Aomori oder an irgendeinem anderen Ort auf den Inseln.

      Masaru Taishi, der bereits seinen Sohn im japanischen Krieg verloren hatte, war dennoch ebenso panisch und verunsichert wie seine Landsleute, denn es konnte jeden Tag so weit sein, dass erneut Atomraketen vom Himmel fielen. An den Taishis, so dachte sich Wilden, konnte man, so zynisch es auch war, eindrucksvoll sehen, wie wirksam dieser Terrorangriff gewesen war.

      „Ganz Japan lebt nur noch in Angst!“, hatte der Japaner am Telefon gewimmert, während Wilden versucht hatte, ihn irgendwie zu beruhigen.

      Derweil diskutierten Artur Tschistokjow und seine engsten Berater schon den halben Tag darüber, wie sie reagieren sollten. Der russische Staatschef, so entsetzt er auch im ersten Moment gewesen war, als er die Nachricht vom Atombombenangriff auf Japan gehört hatte, war schnell wieder zu seiner harten Linie zurückgekehrt. Das bedeutete für ihn, erneut mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen.

      „Auge um Auge!“, war wieder einmal seine Losung. Wilden, Verteidigungsminister Lossov und der größte Teil der anwesenden Generäle und Führungsköpfe der Freiheitsbewegung waren hingegen zutiefst verunsichert und wussten nicht, was sie Tschistokjow raten sollten.

      Der EMP-Schutzschild war noch keineswegs technisch ausgereift und würde kaum in der Lage sein, einen flächendeckenden Atomwaffenangriff des Weltverbundes abzuhalten. Das wusste auch der Anführer der Rus, der trotz allem die Ansicht vertrat, dass man Gewalt mit Gewalt brechen müsse.

      Letztendlich hatte man ihm auch die alleinige Entscheidungsgewalt übertragen, was allerdings nicht bedeutete, dass Tschistokjow die Einwände seiner Berater ignorierte. Am Ende blieb er jedoch erneut hart und erklärte, dass er nun von Matsumoto ein „entschlossenes Vorgehen“ erwartete. Das hieß nichts anderes, als dem Feind wiederum mit dem gleichen nuklearen Terror zu antworten, den er zuvor über Japan gebracht hatte.

      Eine laute Fanfare schmetterte aus dem Fernseher und eine wehende Drachenkopffahne erfüllte den Bildschirm. Dann ertönte eine markige Stimme: „Gestern ist es den tapferen Soldaten der Volksarmee gelungen, den Feind südöstlich von Donezk mehrere Kilometer weit zurückzudrängen und durch die gegnerische Front zu stoßen. Dabei konnte eine große Anzahl von Geschützen erbeutet werden. Dieses heldenhafte Beispiel zeigt einmal mehr, dass die GCF trotz zahlenmäßiger Überlegenheit den Kampfgeist und den Opfermut unserer Soldaten nicht brechen kann.

      Der junge Rekrut Nikolai Zhukov wird uns jetzt berichten, wie er im Zuge der Gegenoffensive ganz allein zwei feindliche Panzer durch seinen selbstlosen Einsatz ausgeschaltet hat!“

      Daraufhin zeigte die Kamera einen kaum 20 Jahre alten Burschen, der den Zuschauern von seinem heroischen Einsatz berichtete und betonte, dass ihn selbst in Momenten größter Gefahr der Glaube an Artur Tschistokjow und die Liebe zum russischen Vaterland beflügelt hätten. Dann grinste er verlegen und grüßte noch seine Eltern.

      „Derweil sind auch die Kämpfe um die Frontstadt Orsk an der Grenze zu Kasachstan mit unverminderter Härte weitergegangen!“,


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