Deutsche Parkettgeschichte. Walter Pitt

Deutsche Parkettgeschichte - Walter Pitt


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Stäbe mit diesem unlösbar verbinden und so für die Dauer darin festhalten, ohne ein Aufnageln nötig zu machen.

      Schwammbildung und Fäulnis kann bei einer solchen Dielung niemals eintreten, denn jede Grundfeuchtigkeit wird durch die Asphalt-Isolierungsschicht von dem Holzwerke abgehalten, die mittelst Wasser zu bewirkende Reinigung dieser Fußböden ist leicht zu bewerkstelligen, auch findet darauf das Trockenen sehr schnell statt. Schlupfwinkel für Ungeziefer sind nicht vorhanden, sowie auch die ungesunde Ausdünstung der Erde abgehalten ist durchzudringen und die Wohnzimmer zu inficiren. … Da bei diesen Böden eine volle Auflage des Parketts stattfindet, so wird auch das Geräusch beim Betreten derselben vermieden, wie dies sonst wohl immer sich bemerklich macht. Trocknen die Holzstäbe zusammen, so entstehen dennoch keine durchgehenden Fugen, mithin ist auch das Durchdringen des Staubes nach oben nicht möglich“, zitiert M. Großkopf eine noch ältere Quelle in „Parkettboden: seine Herstellung, Behandlung und Eigenschaften“.

      Deutscher Parketttüftler erhält 1883 US-Patent

       Transportabel wie ein Teppichboden

      Ein Parkett, bestehend aus Holzplatten, die zusammengesetzt ein beliebiges Muster ergeben und die durch besonderen Zement auf grobes Tuch gekittet sind, meldete 1883 der 32 Jahre zuvor in Hannover geborene Emile Berliner in den USA als Patent an. Die Holzstreifen sind dabei aus verschiedenfarbigem Holz, abgeschliffen und so zusammengesetzt wie ein gewöhnlicher Parkettboden. Die Oberfläche kann gescheuert, gewaschen und geölt werden, hat aber wie ein Teppich den Vorteil, dass er transportabel ist und bei Veränderung der Wohnung in einem anderen Zimmer verlegt werden kann. Patentnr. 284268 vom 4. Sept. 1883 von Emile Berliner eingereicht und von W. C. Tomkins und Geo. Willis Pierce vom US. Amerikanischen Patentamt beglaubigt.

      Diese Art der Verlegung sollte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Betonunterböden auch in Deutschland Fuß fassen und in der Folge das Verlegen maßgeblich bestimmen. Ein Offenbacher Asphaltgeschäft soll der hiesige Pionier dieser Verlegeweise gewesen sein.

      Parkett erobert das Bürgertum

      Parkett hielt mehr und mehr Einzug in die Wohnungen wohlhabender Bürger, hier allerdings zumeist noch auf teuren und höhebenötigenden Holzunterkonstruktionen. Statt der Einzelfertigung der Stäbe in den Tischlereien übernahmen jetzt Maschinen die Bearbeitung der Rohfriese. So wurde eine rationelle Herstellung des Parketts ermöglicht, die die Materialpreise senkte und die Deckung des Bedarfs für den gehobenen Mittelstand gewährleistete. Repräsentative Häuser, Banken, Staatsbauten und Kaufhäuser werden zunehmend mit Parkett ausgestattet. In diesen zumeist nichtunterkellerten Bereichen setzte man vornehmlich auf die Vorzüge des Teer-Heißasphalts.

      Wie schon bei der Verlegung des Tafelparketts durch verdecktes Nageln, war Frankreich auch beim Verkleben des Parketts in Asphalt das große Vorbild. So stellte die Bembé-Parkettfabrik im Jahre 1840 in der Dependance Köln-Elberfeld mit Direktor Francois-Antoine Lachapelle eigens einen französischen Parkettexperten zur Ausbildung seiner Handwerker ein.

      Die Fa. Bembé entwickelte sich zu den bedeutendsten Parkettfabrikanten überhaupt und das nicht nur in Deutschland. Nachdem man das Unternehmen nach Mainz verlagert hatte, um dort Möbel und Parkett herzustellen, wurden die beiden Erwerbszweige getrennt. Man kaufte im Jahre 1877 in Bad Mergentheim nahe am waldreichen Spessart das Gelände eines ehemaligen Stuttgarter Hofebenisten namens Friedrich Wirth, der dort bereits seit etwa 30 Jahren Parkett gefertigt hatte. Alsbald wurden weitere Investitionen getätigt. „Aus Mainz kamen ein Direktor und ein Stamm von Facharbeitern und 35 Waggons Maschinen, Geräte und Holz,“ heißt es in einer Bembé-Chronik in dem Fachblatt – Parkett, Heft 1 aus dem Jahre 1962. Man entwickelte sich rasch zu einem sehr bedeutenden Parkettunternehmen und lieferte Holzfußböden „für Schlösser regierender Fürsten und für Palais der Geburt- und Geldaristokratie.“ Bembé wurde Hoflieferant des Großherzogs von Hessen, des Königs von Preußen oder des Herzogs von Nassau. Auch in Holland, Belgien, Luxemburg und sogar in Nord- oder Südamerika waren Bad Mergentheimer Parkettböden gefragt. Preise und Auszeichnungen gab es schon damals. Bembé gewann Goldmedaillen auf den Weltausstellungen in London, Paris, Amsterdam und Chicago.

      Internationalität kennzeichnete auch andere Hersteller. Dem Inhaber der Ilfelder Parkettfabrik, ein honoriger Mann mit Namen Schulze, wurde im Jahre 1869 aus dem hannoverschen Kammerkapitalfonds zur Erweiterung des Betriebes ein Kredit von 2.200 Reichstalern gewährt. In den Jahren 1871/​72 beschäftigte er 80 Arbeitskräfte und die produzierten Waren konnten sehr erfolgreich verkauft werden. Sie gingen an Kunden aus Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Leipzig oder, man höre und staune, gar in die uruguayische Haupt- und Hafenstadt Montevideo. Der Absatz erfolgte über 20 Agenten, wobei die Verlegung nicht von werkseigenen Kräften vorgenommen wurde. Leider besiegelte ein verheerender Brand das Schicksal des aufstrebenden Unternehmens, heißt es in einem Rückblick aus dem Jahre 1984 auf die Geschichte des Firmengebäudes, das über die Jahre neben der Parkettfabrik einer Brauerei, einem Dampfsägewerk, einem Kurhaus und einem FDGB-Erholungsheim ein Dach geboten hat.

      Besonders nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 stieg die Nachfrage nach Holzfußböden. So wurde zum Beispiel die 1896 in Freilassing gegründete Parkettfabrik Wrede innerhalb weniger Jahre zur größten im Lande und stellte etwa um das Jahr 1900 mit über 200 Mitarbeitern bereits jährlich 300.000 Quadratmeter Parkett her. Die direkte Lage zur Bahn mit Gleisanschluss förderte auch internationale Kontakte. Die hatte auch die Parkettbodenfabrikation Clemens Söller aus Stadtprotzelten am Main. Sie musste ihren „Export“ aus dem bayerischen Unterfranken in die freie Reichsstadt Frankfurt auf eigenen Schiffen bewerkstelligen. Auf dem Leinpfad, der auf der gegenüberliegenden Seite des Mains verlief, schleppten die „Leinreiter“ mit vier Pferden die leeren hölzernen Kähne flußaufwärts. Schwer beladen ließ man sie dann von der Strömung wieder nach Frankfurt treiben.

      Es entstanden viele Fertigungen, in Hamburg-Altona zum Beispiel die Fa. Holzverarbeitungs-, Kehlleisten- und Parkettfabrik Paul Marcus & Frank, die sogar auf einer Münze verewigt ist, die heute noch existierende Fa. Gunreben in Strullendorf, die Parkettfabrik Metzdorf oder diejenige von Emil Grössler in Arnsdorf, deren Folgeunternehmen heute noch im sächsischen Pirna existiert. Die Ravensburger Parkettfabrik Karl Sterkel oder das Sägewerk Krauth & Co. in Höfen/​Enz sollen nicht unerwähnt bleiben. Es soll um die damalige Jahrhundertwende etwa 700 (!) Parkettfabriken in Deutschland gegeben haben. Das ist im Vergleich zu heute eine unglaubliche Anzahl, die, wenn auch weit überwiegend regional agierend, natürlich Wettbewerb erzeugte.

      Patentfußboden, aus Illustriertes Bau-Lexikon, Praktisches Hülfs- und Nachschlagebuch, herausgegeben von Dr. Oscar Mothes, Vierter Band, 1877

      Foto: Pitt

      Dieser Brief der Parkettfabrik Langenargen, einer der ältesten Fabriken überhaupt, stammt aus dem Jahr 1909.

      Foto: Pitt

      In einem Angebotsschreiben der Parkettfabrik Langenargen (gegründet 1852 am Bodensee) an eine damalige Baumaterialienhandlung ist der Druck, den die Unternehmen auch zu jener Zeit schon hatten, zu spüren:

       Langenargen, 20. 8. 1909

       „Mit Gegenwärtigem gestatten wir uns ihre Aufmerksamkeit zur Deckung Ihres Bedarfs in Parkettfußboden auf unsere Firma zu lenken.

       Dieselbe, eine der ältesten Parkettfabriken Deutschlands, ist infolge Ihrer vorzüglichen maschinellen Einrichtung und Ihres, in langjähriger Praxis fachmännisch ausgebildeten Arbeitsstammes in der Lage, eine unbedingt erstklassige Ware zu verhältnismäßig billigem Preise zu liefern, zumal wir fortlaufend Abschlüsse mit slavonischen Sägewerken haben. Wir bitten sie deshalb, vorkommendenfalls gütigst Offerte von uns einfordern zu wollen und sichern Ihnen bei Erteilung Ihrer geschätzten Aufträge im voraus sorgfältigste Ausführung der selben zu.


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