Deutsche Parkettgeschichte. Walter Pitt
Aufträge wurde also auch schon damals gerungen, und dass man noch höflicher mit seinen Kunden umgehen konnte, zeigt ein in perfekter Sütterlin-Handschrift erstelltes Rechnungsanschreiben der Fa. Bembé aus dem Jahre 1899 für eine umfangreiche Parkett- und Einrichtungsarbeit bei einem belgischen Industriellen in Düsseldorf-Oberbilk.
Hochwohlgeboren Herrn Paul Piedboeuf GmbH in Fa. Jaques Piedboeuf
Mit ihrem sehr geehrten geschäftlichen Schreiben von vorgestern gütigst angemeldeten M. (Mark) 21724, 04 Pfg. habe ich durch dortigen Herrn B. Simonis richtig empfangen. Wie von Ihnen aufgegeben, schreibe ich Ihnen davon M. 20 000 auf Rechnung v. 31. 12. 98 gut, während restliche M. 1724,04 meine Rechnungen vom 30. 09. 98 M 1627,99 21. 10. 98 96,05 M. 1724,04 ausgleichen.
Ich danke ihnen recht sehr für diese gütige Zahlung und erlaube mir nur der Ordnung halber die ergebendste Bemerkung, dass das Pöstchen vom 29. 11. 98 mit M. 27.- noch offen steht.
Ich empfehle mich Ihnen stets mit ganz besonderem Vergnügen Ihren Diensten gewidmet Hochachtungsvoll ganz ergebenst
A. Bembé
Die Entwicklung in der Parkettindustrie ist bis zum Ersten Weltkrieg von einem leichten, aber kontinuierlichem Produktions- und Verbrauchswachstum gekennzeichnet. In dieser Zeit gibt es auch die ersten Versuche, Berufsorganisationen der Produzenten zu gründen u. a. mit dem Ziel, einheitliche Lieferbedingungen zu erarbeiten. Der Krieg sorgt aber dafür, dass derartige Bemühungen gänzlich abgebrochen werden, und wegen der großen Not zwangsläufig für einen massiven Einbruch der Nachfrage, sodass nicht nur manche Produktion, sondern auch viele der neu entstandenen Handwerksbetriebe völlig zum Erliegen kommen.
Rechnungsschreiben der Fa. Bembé, Lieferort damals Mainz, aus dem Jahr 1899.
Archiv: Bembé
Blick in eine historische Tafelfertigung (aus Wagner „Parkett im Wandel der Zeiten“).
Ein 100 Jahre alter Meisterbrief für Tischlermeister Georg Hufnagel aus dem Jahre 1912.
Foto: Pitt
Gefunden unter einer Tafel: Hinweis auf die Herkunft aus dem Bezirk Danzig, Bromberg, Königsberg, wobei damals das ostpreussische „Parkett aus Pillkallen“ einen ganz besonderen Klang hatte.
Foto: Pitt
Aus der Fußbodenpraxis des 19. Jahrhunderts
Anstriche auf hölzernen Fußböden
Leinöl (womöglich recht abgelagertes) wird so lange gekocht, bis ein hineingeworfenes Stückchen Brod (½ Zoll dick) hart gebraten ist. Beim letzten Kochen des Öles in einem kupfernen oder eisernem Topfe wird auf ca. 4 Quart ¼ Pfund feingeriebene Bleiglätte mit eingerührt. Nun wird das Öl kochend aufgetragen und nach 24 Stunden etwaige Lücken und eingeschlagene Stellen verstrichen. Ist der erste Anstrich ganz trocken (was drei Tage dauern kann), so daß er nicht mehr klebt, so wird der zweite Anstrich kochend aufgetragen und wieder gehörig ausgestrichen. Der dritte Anstrich wird ebenfalls mit kochendem Öl ausgeführt, doch muß hierbei das Öl ganz dünnflüssig sein, darf also nicht solange gekocht werden. Den Fußboden läßt man dann wenigstens 14 Tage austrocknen und wäscht ihn, wenn er noch klebrig sein sollte, mit lauem Seifenwasser ab. Er erhält durch diese Anstriche große Dauerhaftigkeit und kann beliebig mit Wasser gereinigt werden. Sollte der Fußboden wieder abgenutzt sein, so bedarf es nur eines einzigen Anstriches mit heißem Leinölfirniß. Die Kosten der Ausführung betragen etwa 3 Pfennige pro Quadratfuß.
Quelle: Illustriertes Baulexikon, Oscar Mothes, Verlagsbuchhandlung Otto Spamer, Leipzig und Berlin, 1863.
Querschnitt durch einen Stab für die Heißasphalt-Verklebung (aus Großkopf, Parkettboden – seine Herstellung …).
So arbeitete man damals
Trocknungstechnik
Daher verfährt man mit dem grün geschnittenen harten Holze am füglichsten, dass, sobald es von der Schneidemühle gebracht worden, alle Rinden oder Schalen sehr sorgfältig davon abgesondert werden und wird an einem freien Orte, wo es einen ungehinderten Luftzug hat, aufgesetzt und mit Unterlagen gehörig unterlegt. Der Ort, den man zum Austrocknen des Holzes gewählt hat, darf erstlich nicht der starken Sonnenhitze ausgesetzt, muß aber auch von oben vor Wetter und Nässe gesichert sein und einen freien Luftzug haben. Hat man das Holz soweit aufgestellt, dann werden die Kanten auf beiden Seiten über Hörn mit starkem kochendheißen Leim überstrichen und wenn dieser erste Leimanstrich ganz getrocknet, giebt man noch einen, wodurch das Aufreißen des Holzes gänzlich verhindert wird. Wenn diese Hölzer 3 - 4 Monate in dieser Lage gestanden haben, dann werden solche erst auf eine andere Seite hingebracht und zur weiteren Austrocknung aufbewahrt.
Quelle: „Die Tischlerkunst, Ilmenau 1823“
Wortweiser
Knüfchenleger
Niemals ganz zu vermeidende (Über-)„Zähne“ (norddeutscher Begriff) bzw. „Knüfchen“ (süddeutscher Sprachgebrauch) von Stab zu Stab beim Verlegen in Heißasphalt wurden zum Anlass genommen, unter Berufskollegen über das handwerkliche Können der Parkettleger zu spötteln. Speziell die Putzer, also jene Handwerker, welche die roh verlegten Böden mit ihren Ziehklingen für die Oberflächenbehandlung vorbereiteten, qualifizierten ihre Vorarbeiter als „Knüfchen-“ bzw. „Zähnleger“ ab, wenn sie auf Parkettböden trafen, die ihnen allzu große Mühen bei ihrer schweißtreibenden Arbeit des Abziehens abverlangten.
Kesselhaus mit Heizungsanlagen für die Trockenkammern und Magazine (aus „Parkett im Wandel der Zeiten“, Wagner 1929)
III. Mit den Zähnen zermahlen lassen
Die Stundenlöhne gingen in die Milliarden und Parkettleger kauten Teerasphalt, um dessen Druckfestigkeit zu überprüfen. Die Bohner und Parkettleger grenzten sich von den Tischlern ab und gründeten eigene Fachgruppen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts standen massive Neuerungen im Sozialwesen auf dem Programm. Die Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung und der Rentenpflichtversicherung dominierten die Innenpolitik. In diesem Umfeld leitete eine Novelle zur Gewerbeordnung die Verbesserung der Lage im Handwerk ein.
Parallel dazu entwickelten sich die ersten Initiativen zur Gründung gemeinsamer berufsständischer Interessenorganisationen. Viele Betriebe mit mehr oder weniger großem Schwergewicht auf Parkettverlegung waren entstanden. Berufspolitisch fanden sie zunächst bei benachbarten Handwerksberufen ihr Zuhause, häufig bei den Tischlern, denen sie besonders nahe standen. Dass alles noch recht mühsam war, zeigte ein Protokoll aus einer Veranstaltung im Jahre 1904. Dort wurde festgehalten, „dass der Versammlungsbesuch relativ schlecht“ war und nur etwa zehn Prozent der Mitglieder den Einladungen folgten. Besonders bedauert wurde die sehr mangelhafte Bereitschaft zur Zahlung der Beiträge. Der Jahresbeitrag betrug „drei Mark, zwei Mark für Alleinmeister, zusätzlich für jeden Gehilfen fünf Pfennig und jede maschinelle Einrichtung zehn Pfennig“, heißt es in einem handwerksgeschichtlichen