Deutsche Parkettgeschichte. Walter Pitt

Deutsche Parkettgeschichte - Walter Pitt


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      Parkettfabriken wie die Parkettfabrik Theodor Colditz in Saupersdorf kennen heute nur noch die wenigsten.

      Foto: Pitt

      Die Bemühungen um die Schaffung eigener Berufsorganisationen wurden durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen. Jetzt galten andere Prioritäten, die sich auf jeden einzelnen Betrieb niederschlugen. „Infolge des Ersten Weltkrieges wurde Parkett ein immer weniger gefragter Artikel und schließlich kam die Produktion zum Erliegen. Nach dem Krieg wurde die Produktion mit etwa 30 Beschäftigten fortgesetzt“, heißt es beispielsweise in den Annalen der Parkettfabrik Arnstorf in Sachsen.

      Das Bohnern von Parkett wurde allerorts angepriesen.

      Foto: Pitt

      Im Februar 1921 nahm man die berufsständischen Aktivitäten wieder auf und überführte in Eisenach die westdeutsche Parkettvereinigung in den „Reichsschutzverband der Deutschen Parkettgeschäfte“ unter Leitung von Syndikus August Wagner aus Berlin. 255 Mitglieder wurden gezählt.

      Carl August Wagner − 1962

      Carl August Wagner war einer der Pioniere der deutschen Parkettbranche. Er begann seine Laufbahn um die Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert als Berliner Generalvertreter der Kunzendorfer Parkettfabrik. Wagner gründete 1906 den Verband der Berliner und 1909 den der Deutschen Parkettgeschäfte, zu dessen Vorsitzenden er ernannt wurde. Aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt übernahm er die Geschäftsleitung der beiden Verbände „Parkettgeschäfte“ und „Parkettindustrie“ und gründete eine Einkaufsgesellschaft. Er war 1921 auch intensiv an der Gründung des Reichsverbandes der Deutschen Parkettgeschäfte beteiligt und wurde ihr Geschäftsführer bzw. Syndikus. Im Jahr 1935 trat er von diesem Amt zurück und machte sich selbstständig. Er gab in der Folge die Fachzeitschrift „Das Deutsche Parketthandwerk“ heraus, die ab 1941 unter dem Titel „Stab- und Parkettboden“ bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges veröffentlicht wurde. Wagner war auch Autor des Fachbuches „Parkett im Wandel der Zeiten“, das er 1929 mit Unterstützung der Kelheimer Parkettfabrik veröffentlichte. Er baute nach dem Krieg sein eigenes Parkettgeschäft wieder auf und wurde Ehrenvorsitzender des Bundesverbandes des Deutschen Parketthandwerks. Carl August Wagner starb Ende 1961 im Alter von 85 Jahren

       Quelle: aus: Parkett, 1962

      In den Satzungen war zu lesen: Bekämpfung der Submissionsschäden und des unlauteren Wettbewerbs, fachmännische und kaufmännische Gesundung des Parkettgewerbes durch einheitliche Normen. Ausführungsbestimmungen und zwingende Vorschriften von Preisen, welche die sachgemäße Herstellung des Stab- und Parkettfußbodens sicherstellen. Einwirkung auf die Lieferanten zur Erzielung gleichmäßiger Waren und guter Sortierungen unter genügend Garantiebedingungen zu günstigen Preisen.“

      Weiterhin entwickelte sich der Berufsverein der Deutschen Parkettindustrie e. V. Berlin, gegründet 1924 mit damals 25 Mitgliedern. Zweck war u. a. das Anfertigen von Statistiken, die Förderung des Exports und einheitliche Qualitätsbezeichnungen. Darüber hinaus bildete sich 1927 eine Verkaufsgesellschaft südwestdeutscher Parkettfabriken GmbH, die eine Rationalisierung und Typisierung des Ein- und Verkaufs bezweckte.

      Parkett und die Volkswirtschaft

      Die konjunkturelle Entwicklung dieser Jahre beschreibt später Kurt Jucker, Sohn des Erfurter Möbelfabrikanten Emil Jucker, der seit 1925 als neuer Eigentümer der Mainz-Mergentheimer Parkettfabrik GmbH, vormals A. Bembé eingetragen ist, in seinem Aufsatz über „Parkett. Gestern – heute – morgen“.

      Schaut man auf die Preisentwicklungen, dargestellt anhand der Eiche I. und II. Klasse, dümpeln die Preise bis Anfang der 30er Jahre mit nur ganz geringen Steigerungen vor sich hin. Das Konkurrenzprodukt des Parketts ist in dieser Zeit ganz eindeutig der Linoleumboden. Ein Vergleich aus dem Jahre 1913 mit dem konkurrierenden Walton-Linoleumböden zeigt, dass Eichenparkett über Linoleum liegt, Buche oder Kiefer knapp darunter. Die Argumente gegenüber dem Wettbewerbsbelag haben sich bis heute kaum geändert: „Will man sich über die Wirtschaftlichkeit eines Fußbodens Klarheit verschaffen, so darf man beim Vergleich mit anderen Fußböden nicht nur die Anschaffungskosten in Betracht ziehen, sondern auch die Dauerhaftigkeit und die Unterhaltungskosten. Die Dauerhaftigkeit der Stabfußböden ergibt sich ohne weiteres aus dem Material, dem Eichen- oder Buchenholz, aus dem sie gefertigt sind. Sie sind – wie man zu sagen pflegt – unverwüstlich. Ist ein solcher durch langen Gebrauch auffrischungsbedürftig oder durch Vernachlässigung und verkehrte Behandlung unansehnlich geworden, so wird er einfach mit einer Ziehklinge abgezogen, danach wird er wieder ebenso schön wie ein neuverlegter … abgelaufenes und durchtretenes Linoleum kann weder abgezogen noch abgehobelt, sondern muss, wie viele Linoleumbesitzer schon zu ihrem Bedauern feststellen konnten, entfernt und durch neues ersetzt werden“, schreibt Wagner in „Parkett im Wandel der Zeiten“.

      Den volkswirtschaftlichen Nutzen der Holzgewinnung und gleichzeitig die Verwendung von Holzprodukten wie Parkett zu dokumentieren und zu festigen, ist zu jener Zeit ein vornehmliches staatliches Anliegen. „ … unter Berücksichtigung der heutigen Preise kann man den Wert der forstlichen Jahreserzeugung auf 900 Millionen Mark ansetzen. Das ist der Betrag, der viermal höher ist als der Wert der deutschen Braunkohlen-, Erz- und Salzerzeugung. 900 Millionen Mark sind ein großer Anteil der Volkswirtschaft. Ihr Wert steigt, wenn man berücksichtigt, dass das Holz seinen Gebrauchswert erst durch mannigfache Bearbeitung zu verschiedensten Gütern erhält, da es die Grundlage vieler Industrien bildet“, schreibt Forstmeister Dr. J. H. von Monrey in einem Standardwerk jener Zeit „Der deutsche Wald. Sein Leben und seine Schönheit“. Dass allerdings reine Zahlen im Zusammenhang mit Geld nur bedingt aussagekräftig sind, musste man in jenen Zeiten schmerzhaft erfahren. So sollen Tischler bzw. Zimmerer Ende 1923 auf dem Höhepunkt der damaligen inflationären Geldentwertung 700 bzw. 768 Milliarden Mark in der Stunde verdient haben. Eine Rechnung der Fa. Bembé aus dieser Zeit zu Beginn des gleichen Jahres mit einem Betrag von 3,7 Mio. Mark für eine Handwerksarbeit scheint dagegen fast noch begreifbar.

      Die Inflation der beginnenden 20er Jahre ließ das Geld rasant wertlos werden.

      Foto: Bembé

      Unglaubliche Klebemethoden

      Die Parkettbranche entwickelte sich in dieser Zeit aber auch technisch weiter. Die heiß einzubringende Parkettklebemasse, der sogenannte Parkett-Heißasphalt, stand im Vordergrund. Das Material wurde in Blöcken von den Herstellern geliefert, in großen Kochern auf der Baustelle erhitzt und dann von der Kochstelle sehr zügig zum Verlegeort transportiert. Dort wurde es ausgegossen. In dieses „heiße Klebebett“ hatte der Parkettleger seine Parkettstäbe in schneller Folge einzulegen. Die Kunst bestand darin, möglichst wenige Überzähne zu verursachen, denn sie mussten mit der Hand mittels Ziehklinge abgezogen werden.

      Die Verklebung in Heißasphalt war damals Standard der Technik (aus Wagner „Parkett im Wandel der Zeiten“).

      Verlegehinweis aus dem Jahr 1930

       Die Stöße müssen scharf aufeinanderpassen

      Verlegehinweise aus dem Jahr 1930 (über die Verlegung von Buchen- und Föhrenlangriemen, welche genau einzuhalten sind):

      Die Riemen sind nach der Farbe etwas zusammenzusortieren und sauber zu verlegen.


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