Leben wir in einer Illusion?. Lutz Gaudig

Leben wir in einer Illusion? - Lutz Gaudig


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Materialien.

      Dabei stellte er fest, dass die Beschleunigung etwas von der Geschwindigkeit völlig Verschiedenes ist.

      Gleichzeitig konnte er beweisen, dass alle Körper gleich schnell fallen.

      Bis dahin galt die griechische Lehrmeinung, dass leichte Körper langsamer und schwere Körper schneller fallen.

      Nun brauchen Sie nicht unbedingt eine schiefe Ebene wie Galilei, um diese Gesetzmäßigkeit nachzuweisen.

      Nehmen Sie sich ein Blatt Papier und ein dickes Buch.

      Beschneiden Sie das Blatt Papier in der Größe des Buches.

      Jetzt nehmen Sie beide in die Hand.

      Das Blatt Papier in die linke und das dicke Buch in die rechte Hand oder umgekehrt.

      Lassen Sie beide fallen, und Sie sehen: Die Griechen hatten recht.

      Vollziehen Sie jetzt das Experiment noch einmal.

      Legen Sie das Blatt Papier auf das Buch und nehmen beides in eine Hand; rechts oder links überlasse ich Ihnen.

      Lassen Sie beide fallen.

      Beide kommen zusammen auf dem Boden an.

      Sie sehen:

      Galilei hat recht, wenn man den Widerstand der Luft ausschließt.

      Galilei war einer der genialsten Naturwissenschaftler aller Zeiten.

      Er erkannte, dass die Gesetze der Natur in mathematischer Sprache geschrieben sind.

      Er führte das Experiment als Prüfstein für die Theorie ein.

      Er legte den Grundstein für die modernen Naturwissenschaften.

      Am 2. November 1992 wurde Galileo Galilei von der römisch-katholischen Kirche formal rehabilitiert.

      Die Welt wird wissenschaftlich – und infrage gestellt

      „Nature and Nature’s Laws lay hid in Night:

      God said, Let Newton be! and all was Light.”

       Inschrift an Newtons Grab in Westminster Abbey

      Sehr viele Menschen besuchen jährlich London.

      Nein, halt, das ist nicht ganz richtig.

      Sehr viel ist relativ.

      Wir werden in diesem Kapitel zum ersten Mal die Bekanntschaft mit der Relativität machen. Und bei acht Milliarden Menschen muss man relativieren.

      Eine große Anzahl Menschen besuchen jährlich London.

      Wenn man sie fragt, was ihnen zu London zuerst einfällt, nennen die meisten „Big Ben“.

      Das ist auch vernünftig, finden wir ihn doch auf dem Einband vieler unserer Englischlehrbücher.

      Nun, da sind wir nur unweit von dem Platz, auf den ich Sie jetzt entführen will.

      Wenn Sie von Westen aus Big Ben besuchen wollen – und ich denke, da wohnen die meisten Touristen – müssen Sie an ihr vorbei.

      Westminster Abbey!

      Hier wurden und werden die Könige Englands gekrönt.

      Wenn Sie also von Westen kommen, erwartet Sie ein gewaltiger Eindruck, so etwa wie Notre-Dame in Paris.

      Vor Ihnen wachsen zwei riesige Türme aus dem Boden.

      Architektonisch gestreckt, durch Säulenverzierungen gen Himmel strebend.

      Rechts und links neben dem riesigen Eingang scheinen sie ein monumentales bleiverglastes Fenster zu halten.

      Das ist der Westeingang zu Westminster Abbey.

      Rechts davon ragt eine riesige Mauer mit Zinnen auf, die im Häusergewirr entschwindet.

      Aber das ist nicht der Haupteingang.

      Sie gehen weiter, links vorbei Richtung Nordosten.

      Kurz darauf stehen Sie vor einem ganz anderen Portal.

      Breit gefächert empfängt Sie orientalisches Flair.

      Vier Türme, scheinbar schwerelos in den Himmel ragend, halten in der Mitte eine riesige Bleiglasrosette.

      Darunter beherrschen sie drei Eingänge.

      Der Haupteingang wird gesäumt von zwei kleineren.

      Das Portal vermittelt eine ungeheure räumliche Tiefe, die magisch hineinzieht.

      Wir befinden uns am sogenannten „Great North Door“, dem Nordeingang.

      Egal wie Sie hineingelangen, Sie werden binnen Kurzem von zwei Eindrücken überwältigt.

      Sie tauchen ein in ein Meer aus buntem Licht und aus höllisch teurem Stein.

      Westminster Abbey ist seit Jahrhunderten die Krönungskirche der Könige von England.

      Dieses allein würde die Kathedrale ähnlich großen Gotteshäusern in Europa gleichsetzen.

      Aber Westminster Abbey ist weit mehr.

      Westminster Abbey ist auch die Grabeskirche für englische Könige, Künstler, Wissenschaftler und Politiker.

      Wenn Sie hier eintreten, egal ob durch das West-Tor oder das Nord-Tor, befinden Sie sich auf einem Friedhof, einem sehr teuren Friedhof.

      Die Gräber sind im Fußboden eingelassen oder in aufwendigen Grabmalen in der Kirche verteilt.

      Es gibt 102 königliche Gräber.

      Meist von Königen, die vergessen sind, weil sie die Geschichte nicht geschrieben haben.

      Nun gehen Sie schnell daran vorbei, und verschwenden Sie keine Zeit.

      In dieser Kirche sind auch Menschen bestattet, die unserer Zivilisation Sprungkräfte verliehen haben.

      Bewegen wir uns aufmerksam durch Westminster Abbey, lesen wir Namen, die uns tief ergreifen – ergreifen vor Ehrfurcht.

      Charles Dickens

      Georg Friedrich Händel

      Charles Darwin

      Lord Kelvin

      Ernest Rutherford

      Isaac Newton

      „Hier ruht Newton, der eifrige, treue Forscher der Natur. Die Größe des erhabenen Gottes hat er mit seiner Weisheit bewiesen, die Einfachheit des Evangeliums mit seinem Leben an den Tag gelegt!“ – so lautet seine Grabinschrift.

      Der Sarkophag ist Teil eines monumentalen Marmorgrabmals.

      Es symbolisiert, in einer großartigen künstlerischen Arbeit, die Allegorien auf seine Entdeckungen.

      Isaac Newton, präzise: Sir Isaac Newton!

      Am 4. Januar 1643 in Woolsthorpe-by-Colsterworth in Lincolnshire geboren, wurde er 1705 von Königin Anne, nicht wegen seiner Verdienste um die Wissenschaft, sondern für seine politische Betätigung zum Ritter geschlagen; eben SIR Isaac Newton.

      Wenn ich heute frage, wer Newton war, werden viele spontan antworten: der mit den mechanischen Grundgesetzen.

      Okay, toll! Da haben Sie gut aufgepasst im Physikunterricht.

      Einige werden noch draufsetzen: Na ja, auch die Infinitesimalrechnung ist von ihm.

      Noch besser!

      Daumen hoch!

      Man kann Ihnen nicht viel vormachen.

      Obwohl, bei der Infinitesimalrechnung sollte wohl auch Gottfried Wilhelm Leibnitz als der zweite Vater nicht unerwähnt bleiben.

      Richtig ist, dass mit dem Namen Newton viele Fortschritte auf den Gebieten Physik, Mathematik und Philosophie verbunden sind.

      Er wird heute zu Recht als einer der größten Naturwissenschaftler


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