Leben wir in einer Illusion?. Lutz Gaudig

Leben wir in einer Illusion? - Lutz Gaudig


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war einfach.

      Er konnte sich aber gut in Szene setzen, konnte sich darstellen und seinen Mythos stärken.

      Es war ein grandioses Schauspiel an einem bildschönen Tag.

      Eine Menge Volk war gekommen.

      Natürlich fehlten auch die nicht, die sich für wichtig hielten, die Reichen und Schönen.

      Hieron selbst saß auf einer eigens für ihn errichteten Tribüne.

      Händler aller Couleur säumten den Platz, den die ansässigen Gastwirte mit einfachen Bänken vollgestellt hatten.

      Alle Plätze waren besetzt, viele standen.

      Der Wein floss zur Zufriedenheit der Anbieter.

      Braten oder Brot mit Ziegenkäse und Oliven wurden dazu gereicht.

      Archimedes liebte dieses Duftgemisch, das zu ihm her über wehte.

      Eine Glocke aus vielstimmigem Lärm lag über dem Hafen, als sich Hieron erhob.

      Ein lautes Hornsignal gebot Ruhe.

      „Beginne, Archimedes!“

      Der Herrscher winkte ihm huldvoll zu.

      Er sah es genau vor sich, das Admiralsschiff.

      Es lag voll beladen am Pier.

      Die Besatzung stand auf Deck.

      Genau 14 Tage hatte es gebraucht.

      Dann waren alle Flaschenzüge und Seilwinden am Schiff angebracht.

      Archimedes hatte alles selbst vermessen, jedes Seil über prüft, vor allem die Rollen.

      Er gab das Zeichen.

      Sein Mann setzte sich in Bewegung, stemmte sich kräftig in die Seile.

      Knisternde Stille!

      Das Schiff begann, sich zu bewegen, langsam erst, dann schneller.

      Der tosende Jubelschrei fuhr ihm heute noch in die Glieder.

      Jemand rüttelte ihn an seiner rechten Schulter.

      „Der Herrscher er wartet dich!“

      Der Audienzraum war nicht unbedingt prachtvoll, aber sehr praktisch eingerichtet.

      „Ich grüße dich Hieron!

      Du hast mich rufen lassen?“

      Der Herrscher stand hinter dem großen Tisch, Archimedes den Rücken zugekehrt.

      Er schien etwas zu betrachten, et was in s einen Händen.

      „Ach du, Archimedes, sei gegrüßt.

      Komm hier her über, und setz dich.“

      Hieron kam gemessenen Schrittes um den Tisch herum und wies auf zwei Bänke, die im rechten Winkel zueinanderstanden.

      In seinen Händen hielt er einen goldenen Gegenstand.

      „Dies, Archimedes ist die Krone, die ich zur letzten

      Sommersonnenwende Zeus weihte.

      Möglicher weise hat der Goldschmied mich betrogen.

      Ich werde den Verdacht nicht los.

      Sieh genau hin.

      Ich denke, das Gold hat nicht den üblichen weichen Schimmer.

      Hier im Licht glänzt sie härter.“

      „Und was soll ich tun, Hieron?“

      „Finde heraus, ob sie aus reinem Gold besteht oder ob der

      Goldschmied Silber untergemischt hat!

      Aber du darfst sie nicht beschädigen, sie ist geweiht.“

      Tage später, bei sich zu Hause, untersuchte er sie mittels seines Archimedischen Prinzips, dem von ihm entdeckten Auftriebsgesetz.

      Er tauchte zunächst die Krone in einen vollen Wasserb ehälter und dann in Reihenfolge einen Goldbarren und einen Silberbarren.

      Die Barren wogen jeder genauso viel wie die Krone.

      Er maß die Menge des jeweils ausgelaufenen Wassers.

      Die Krone verdrängte mehr Wass er als der Goldbarren.

      Damit war bewiesen, dass die Krone ein kleineres spezifisches Gewicht hatte als reines Gold.

      Das bedeutete im Umkehrschluss, sie hatte ein größeres Volumen.

      Also hatte Hieron recht mit seinem Verdacht.

      Die Krone war nicht aus purem Gold.

      Der Goldschmied hatte Silber untergemischt.

      Ob die Geschichte, die uns Vitruv überliefert hat, wahr ist, darf heute durchaus angezweifelt werden.

      Aber sie ist genauso unterhaltsam wie das Bewegen eines ganzen Kriegsschiffes durch einen einzelnen Mann, was uns Plutarch versichert.

      Archimedes lebte in Syrakus auf Sizilien.

      Er gilt als einer der bedeutendsten Physiker und Mathematiker der Antike.

      Neben dem nach ihm benannten „Archimedischen Prinzip“ entdeckte er auch das „Prinzip der kommunizierenden Gefäße“.

      Nebenbei erfand er die sogenannte „Archimedische Schraube“, die heute noch bei der Förderung großer Wassermengen Anwendung findet.

      In seiner Schrift „Über das Gleichgewicht ebener Flächen“ beschrieb er das Hebelgesetz.

      Damit schuf er die theoretische Grundlage für die spätere Entwicklung der Mechanik.

      Seine mathematischen Werke waren noch im 16. und 17. Jahrhundert bei der Entwicklung der Analysis von herausragender Bedeutung.

      Er bewies, dass die Zahl des Verhältnisses aus Umfang eines Kreises zu seinem Durchmesser die gleiche ist, wie die für das Verhältnis der Fläche des Kreises zum Quadrat seines Radius.

      Für diese Zahl, die wir heute Pi nennen, gab er eine Rechenanleitung an, wie man sie mit beliebig hoher Genauigkeit bestimmen kann.

      Mit seinen Arbeiten zu Flächen- und Volumenberechnungen, zum Beispiel mit der genauen Quadratur der Parabel, benutzte Archimedes die Ideen unserer heutigen Integralrechnung.

      Archimedes war nicht nur einer der bedeutendsten Gelehrten der Antike, sondern auch einer der letzten.

      Das Römische Reich setzte im Lauf der Zeit andere Prioritäten.

      Nur einmal noch, nach 300 Jahren, zeigte sich eine außergewöhnliche Persönlichkeit der antiken Wissenschaft:

      Ptolemäus.

      Ptolemäus ist umstritten wie kein zweiter.

      Plagiat, nicht von ihm, abgeschrieben.

      Alles wird hinterfragt, als wäre nichts von ihm.

      Möglich, dass er vieles aufgeschrieben hat, wovon er Kenntnis erlangte.

      Schließlich war er Bibliothekar der weltberühmtesten Bibliothek des Altertums, der „Bibliothek von Alexandria“.

      Alles, was das Wissen der damals bekannten Welt ausmachte, lag hier in unzähligen Schriften hinterlegt.

      Unsere heutigen Maßstäbe greifen nicht.

      Vervielfältigung war erwünscht (Kopierer von Canon oder Toshiba gab es nicht!).

      Quellenangaben wegzulassen war üblich.

      Wichtig war die Weiterentwicklung und Weitergabe des Wissens.

      Und so fasste er das bekannte und herrschende Wissen seiner Zeit zusammen.

      Vor allem seine Werke zur Astronomie, Astrologie und Geografie galten in Europa bis in die Neuzeit als wichtige Standardwerke und Datensammlungen.

      Die


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